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Geschrieben von Waldfee am 28.01.2017 um 21:38:

Heyne Band 5209: Varney, der Vampir von James Malcolm Rymer




Varney, der Vampir

oder das Fest des Blutes

Der erste Vampir-Roman - von James Malcolm Rymer und Thomas Peckett Prest

Originaltitel: Varney the Vampire, 1847 (das Impressum gibt als OT "Varneys Vampir" an - das ist aber wohl eher ein Fehler)

Aus dem Englischen von Günther Hehemann

Titelfoto von Manfred Schmatz

332 Seiten

Erschienen 1976

Heyne Taschenbuch Bd. 5209

Wilhelm Heyne Verlag

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"Rosebud" C.F.Kane


Geschrieben von Olivaro am 28.01.2017 um 22:23:

Über die Urheberschaft dieses ersten großen Vampirromans aus dem Jahre 1847 herrschte lange Zeit Unklarheit, selbst Fachleute wie Tymer und Bleiler waren gegensätzlicher Meinung; miittlerweile hat sich allerdings James Malcolm Rymer als Verfasser "durchgesetzt". Tatsache ist jedoch, dass mit diesem Buch eine neue Behandlung des Vampirs in der Literatur einsetzte. War bis dato die Gier nach dem menschlichen Lebenssaft in den meisten Fällen mehr oder minder nur effektvolles Accessoire, das den meisten 'Geschöpfen von Polidori bis Gautier ein noch verruchteres Erscheinen gab, so war Varney der erste vampir, der von Kopf bis Fuß aus Durst bestand und selten Platz für eine Charakterbildung und Persönlichkeitsdarstellung ließ. Was aber auch nicht in den den Absichten des Verfassers lag, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Gruselromane in großer Anzahl, mit viel Handlung, aber wenig Tiefgang, zu produzieren. Die Seitenzahl dieser penny dreadfuls bewegte sich meist um die Tausendergrenze; dass angesichts der kurzen Zeit, in der die Romane entstanden, die Qualität auf der Strecke bleiben musste, ist somit einleuchtend.

Der Umfang der zuletzt bei den 'Wordsworth Edition' erschienenen Ausgabe beträgt 1160 Seiten, die für die vorliegende deutsche auf 327 Seiten reduziert wurden; die Vollständigkeit dieser sich ohnehin im Kreise bewegenden Handlung wurde jedoch gewahrt, indem man weniger wichtige Kapitel (von den 220, aus denen der Originalroman bestand) in kursiver Schrift zusammenfassend wiedergab. Ein kurzes erläuterndes Nachwort von Manfred Kluge schließt den Band ab.

Der trotz seiner Blutgier sympathisch bleibende und harmlos wirkende Vampir zeigt zum Schluss doch noch seine während der gesamten Handlung, die oft mehr erheiternd denn erschreckend wirkt, meist verborgene Persönlichkeit: in der Seele müde, seines Daseins überdrüssig geworden, stürzt er sich in die Lava des Vesuv und ist somit einer der wenigen Vampire, die nicht durch den Pfahl oder das Sonnenlicht, sondern durch Selbstmord ihre Existenz beenden.

Hohe literarische Ansprüche zu erfüllen ist nicht das Ansinnen dieses Romans, aber um des Leseabenteuers und der Vollständigkeit einer phantastischen Bibliothek willen ist dieses Werk um den so ganz und gar nicht der Norm entsprechenden Varney von hohem Gebrauchswert.

Hier noch der Leseziegel aus dem Jahr 2010:

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene

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