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Band 1117: Familiengeheimnisse
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Wenn die Süße des geringen Preises verflogen ist, die Bitterkeit minderer Qualität wird bleiben.
Ein weiterer Roman von Stephanie Seidel. Und wieder auf ihre ganz eigene Art erzählt. Eine Art, die mir total missfällt. Gerade für eine Serie wie PZ. Mir passiert einfach viel zu wenig spannendes. Konfrontationen mit Monstern, Kämpfe, Action. Das gehört für mich dazu und ist mir auch wichtig. Ich habe das Gefühl, für die Autorin ist das aber unwichtig oder sogar störend.
Mit dem Dschinn Rhannoud und seinem „Besitzer“ Willem beginnt das Heft. Alte Bekannte, Stephanies wiederkehrende Figuren. Auf den Kern zusammengefasst hängt der Dämon seitenlang seinen Gedanken nach. Über seine Besitzer, über die aktuelle Flüchtlingsthematik (ich will einfach keine politische Themen in irgendeiner Heftromanserie), über Lokalhistorie, über seine Kindheit, über eine große Liebe. Ungefähr zehn Seiten dauert das, dann belauscht er zufällig einige Dschinnkinder und man könnte meinen, jetzt geht es richtig los. Denn da er zwei mächtige böse Dschinn erfolgreich vernichten konnte, will man Willem jetzt töten. Ein grausamer Mörderdschinn soll aus seinem Lampen-Gefängnis befreit werden, damit er sich der Sache annimmt.
Weiter geht es aber erstmal damit, dass Rhannoud wieder lange für sich allein überlegt und grübelt. Was soll man jetzt am besten machen? Wer kann am besten helfen? Letztendlich kommt er auf den Dämonenjäger Ibrahim Choukri, den er aufsucht. Nach sehr langen und ausführlich beschriebenen Gedankengängen folgen lange und ausführlich beschriebene Dialoge zwischen den beiden. Da ist ein Drittel der Geschichte auch schon vorbei und ich wurde von der Handlung noch immer nicht mitgenommen. Bis jetzt kennt der Leser nur die Motivation, die Handlungsbasis, den Plan der Gegenseite.
Der zweite, eigentlich komplett andere, Plot dreht sich um das Zamorra-Team. Der möchte das Geistermädchen, das er im Liebchen-Abenteuer kennen gelernt hat, endlich erlösen. Das erzählt er Willem in einem Skypegespräch. Danach sucht er den Rektor der Sorbonne auf, um mit ihm einen Plan zu besprechen.
Indes wird bei Willem der Name des verbannten Dschinns gefunden und Rhannoud begibt sich auf die Suche nach ihm. Kommt es jetzt zum ersten Zusammentreffen mit der Gegenseite und mal etwas Spannung in die Handlung? Eher nicht, dann Stephanie schaltet wieder zum anderen Schauplatz.
Dort besuchen Zamorra und Nicole die Vorführung eines Scharlatans, der vor Publikum den Geist des namenlosen Mädchens beschwören will. Normalerweise nur Hokuspokus. Seit Wochen oder Monaten hat der Kerl regelmäßig seine Auftritte und nichts passiert. Aber gerade heute, wo zufällig das Heldenduo anwesend ist, zeichnet er aus irgendeinem nicht erklärten Zufall mal ein richtiges Beschwörungssymbol und beschwört die Erscheinung tatsächlich. Die Hälfte des Romans ist hier schon verstrichen und endlich wird es interessant. Das könnte gefährlich werden. Stephanie entscheidet sich aber für ihre Lieblingsmethode. Gespräche. Zamorra redet kurz auf den Geist ein und der verschwindet, ohne jemandem etwas zu tun. Daraufhin begibt sich der Meister des Übersinnlichen auf eine Reise durch Raum und Zeit, um die Hintergründe des Spuks aufzuklären.
Zurück zum Dschinn-Plot. Rhannouds Suche war umsonst, denn man folgte einer falschen Fährte. Nach Paris geht die Reise, wo die Lampe nun aber sicher ist. Die Spur führt zum Louvre, aber wohin genau? Wie könnten Willem und sein magischer Freund das nur herausfinden? Die Antwort: Gespräche. Man plaudert mit dem Wächtergeist des Museums, übt etwas Druck auf ihn aus. Findet so den Standort der Lampe, die allerdings schon entwendet wurde. Also auf zur Verfolgung des Feindes, bevor der schlimme Dschinnkiller befreit wird und es Willem an den Kragen geht. Hilfe bekommen sie dabei von Gargoyle-Freunden des Louvre-Bewachers. 5 Seiten vor Schluss endlich die erste Konfrontation. Zum Finale erst. Diese paar Seiten muss sich der Plot aber mit dem Finale der Zamorra-Handlung teilen. Die letzten 5 Seiten sind spannend und haben mir Freude bereitet. Auch wenn Zamorra bei der Lösung des Geistermysteriums nur Beobachter ist und nicht kämpfen muss ist das gut geschrieben. Und - man ist Stephanie fast dankbar - bei Rhannoud ganz in der Nähe gibt es tatsächlich einen echten Kampf.
Ich habe die Handlung dieses mal wieder sehr ausführlich beschrieben. Damit man meine Wertung nachvollziehen kann. Mir ist die ganze Zeit ein Gedanke durch den Kopf geschwirrt und der könnte vielleicht als fieser Kommentar missverstanden werden. Aber – Die Autorin sollte vielleicht besser leichten Liebesroman-Stoff schreiben. Ewig viel Gelaber, aber auf hohem Niveau. Das liegt Stephanie und macht ihr Freude. Ewig viele ruhige Momente, Beschreibungen und Gedankengänge. Das liegt ihr ebenso. Dazu die tragische Geschichte um das Geistermädchen. Liebe, Intrigen, Mord. Vielleicht ist „Liebesromane“ doch etwas hart, aber zu einem dieser „seichten romantischen Schauerromane“ hätte es perfekt gepasst. In der Sparte muss es doch auch hochqualitativen Stoff wie PZ geben. Da hätte sich der Roman eine tolle Bewertung verdient. Ich habe den Eindruck, dass Gewalt-Szenen nicht so das Ding von Stephanie sind, sie diese vielleicht sogar bewusst vermeidet. Ohne Gewaltverherrlichend sein zu wollen, ich schreibe hier nicht von blutigem Schädelzermatschen oder sadistischen Folterszenen. Aber ich finde Kämpfe und nonverbale Auseinandersetzungen wichtig, elementar, für PZ. Und wenn da einfach so gar nichts passiert fällt der Roman für mich unten durch. Er war schriftstellerisch auf hohem Niveau verfasst, aber total öde. Wie schon einige andere Hefte der Autorin, das ist eben ihr Stil. Nur ist es mir dieses mal extrem aufgefallen.
(3,5 von 10 Amulette)
Und weil ich so schön dabei bin, allgemeine Kritik zur Serie. Wiederhole ich alle paar Wochen, aber egal. Wenn jeder Autor seine eigenen Baustellen und abgekapselten Handlungen hat, passiert bei einer 14tägigen Erscheinungsweise nie was. Maddrax hat zwar auch ein Autorenkollektiv und erscheint nicht wöchentlich, aber dort wird konsequent die Haupthandlung nach vorn getrieben. Erst letztens eine Trilogie um Rom, jetzt die Dschinngeschichte. Leute, gerade wurde der Übergang zur Hölle erfolgreich geschaffen. Wie lange muss ich warten, bis es dort weiter geht? Die Haupthandlungen sind immer sehr spannend und genial, da muss man sich nicht wundern wenn ich hibbelig bin. Nun kommt wieder eine Einzelhandlung von Adrian?
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Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
Vielleicht liegt es daran, dass wir beide total andere Prioritäten haben. Du willst unbedingt schnell in die Höllenhandlung rein, während bei mir die Hölle bis jetzt für mich die schwächste Story war. Vielleicht liegt es daran, dass ich NOCH nicht aktuell bin und somit immer noch ein PZ zum Lesen habe. Da fällt mir es noch nicht auf, dass es eventuell Ewigkeiten dauert, bis es irgendwo weiter geht.
Auch wurden die Dschinies (oder wie immer sie heißen) immer mehr in die Handlung eingeführt. Ich finde so etwas interessant. Ebenfalls ist mir die Abwesenheit von Konfrontationen nicht so aufgefallen. Klar, es muss auch Mal "gehobelt" werden, aber ich fand es auch so im Rahmen.
Ich fand es sehr spannend, wie das Rätsel des Liebchens langsam gelöst wurde und war von der Lösung überrascht. Für mich ist das ein super Abschluss gewesen. Deswegen möchte ich auch dem Roman ein 8/10 geben.
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JS: 1.022 Tage hinter der aktuellen Handlung
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