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Geschrieben von Waldfee am 11.09.2016 um 16:44:

Die Unheimlichen Bücher Bd. 27: 13 mal Halloween - Asimov, Rössel Waugh, Greenberg (Hg.)




13 mal Halloween

13 Gruselgeschichten aus der unheimlichsten Zeit des Jahres - aus der Halloween-Nacht!


herausgegeben von Isaac Asimov, Carol-Lynn Rössel Waugh, Martin H. Greenberg

Originaltitel: 13 Horrors of Halloween, 1983

Aus dem Amerikanischen von Bernd Lenz und Sonja Hauser

250 Seiten

Die Unheimlichen Bücher Bd. 27

Wilhelm Heyne Verlag

Erschienen 1985


Inhalt:

Isaac Asimov: Halloween (Originaltitel: Halloween, 1975)

William Bankier: Gottlose Hybride (Originaltitel: Unholy Hybrid, 1963)

Anthony Boucher: Mord an Halloween (Originaltitel: Trick-or-Treat, 1945)

Ray Bradbury: Ein herbstliches Spiel (Originaltitel: The October Game, 1948 )

Robert Grant: Halloween Girl (Originaltitel: Halloween Girl, 1982)

Edward D. Hoch: Der Tag des Vampirs (Originaltitel: Day of the Vampire, 1972)

Talmage Powell: Die Nacht des Kobolds (Originaltitel: Night of the Goblin, 1981)

Ellery Queen [= Frederic Dannay & Manfred Bennington Lee]: Das Abenteuer der toten Katze (Originaltitel: The Adventure of the Dead Cat, 1946)

Al Sarrantonio: Kürbiskopf (Originaltitel: Pumpkin Head, 1982)

Lewis Shine: Der Kreis (Originaltitel: The Circle, 1982)

Edith Wharton: Allerseelen (Originaltitel: All Souls', 1937)

Gahan Wilson: Kindheitshexe (Originaltitel: Yesterday's Witch, 1973)

Robert F. Young: Opfer des Jahres (Originaltitel: Victim of the Year, 1962)

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"Rosebud" C.F.Kane


Geschrieben von Olivaro am 12.09.2016 um 22:42:

Eine Anthologie zum Thema Halloween, die eine bunte Mischung von Erzählungen präsentiert - eine vielleicht zu bunte Mischung. Obwohl Isaac Asimov in seinem Vorwort indirekt schon davor warnt, hätte der rote Faden gerne etwas ausgeprägter sein dürfen. Da gibt es leider zu viel Banales und nur wenige wirklich überzeugende Geschichten. Gahan Wilson's Erzählung ist so ein gelunges Beispiel, und Edith Wharton's Allerseelen gehört zu den anspruchsvollsten und beklemmensten Gespenstergeschichten überhaupt.

Unbedingt warnen muss man jedoch vor der Erzählung Ein herbstliches Spiel von Ray Bradbury. Ausgerechnet vom Romantiker und Träumer der Phantastik stammt die Geschichte einer furchtbaren Rache, die den Leser bis ins Mark erschüttert. Für mich persönlich ist dies die grausamste Geschichte, die ich je gelesen habe.

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Waldfee am 15.09.2016 um 18:02:

Dem Urteil meines Vorredners kann ich mich fast zu 100 % anschließen - allerdings mit einer gewissen Verlegenheit: Denn das letzte Mal, dass ich den Band zur Hand nahm, ist sicherlich schon über 20 Jahre her. Das hat seinen guten Grund, denn tatsächlich konnte so gut wie nichts nachhaltigen Eindruck hinterlassen und ist daher bei mir vermutlich zu recht in Vergessenheit geraten.
Die beiden von Olivaro angesprochenen Geschichten liegen auch in anderen Ausgaben vor und sind daher durchaus öfter gesehene Gäste.
Ein herbstliches Spiel ist in der Tat harter Tobak und vermag einen selbst nach wiederholter Lektüre immer noch in Erschauern zu versetzten. Es spricht dabei für Bradburys schriftstellerische Brillianz, dass er auf drastische Szenen eigentlich gänzlich verzichtet. Dennoch: der Leser ahnt um das grauenhafte Geschehen und befindet sich gleichsam den Protagonisten noch in einem unberuhigenden Zustand der Ungewissheit. Und dann kommt dieser letzte Satz, der für sich genommen harmlos ist, mit dem Bradbury aber den Schleier lüftet und damit den Leser zutiefst entsetzt: Ohne jegliche Schilderung weiterer Details, keinerlei Reaktion mehr der handelnden Personen, wird dennoch das Grauen zur Gewissheit.
Und Allerseelen ist ohnehin eine meiner liebsten Gruselgeschichten überhaupt: Ein einsames Haus in einer verschneiten Winterlandschaft - das ist doch schon mal die halbe Miete! Den Rest besorgt Edith Whartons Souveränität, denn wie bei fast allen ihren Geschichten fehlt hier jegliche Plumpheit. Sehr subtil schafft sie es, dass vor allem die Stille in dem (scheint's) menschenleeren Haus zunächst die Hauptfigur und dann Schritt für Schritt auch den Leser in Beklemmung versetzt. Gemeinsam mit anderen Meisterstücken, wie Danach oder Granatapfelkerne, sei die Lektüre dieser Geschichte uneingeschränkt empfohlen (hm, da ist eigentlich mal eine Besprechung der Suhrkamp-Sammlung Gespenstergeschichten von Edith Wharton fällig...)

Und wie's aussieht, werde ich wohl Gahan Wilsons Kindheitshexe demnächst doch noch mal lesen müssen - ist ja zum Glück nicht mehr so lang bis Halloween...

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"Rosebud" C.F.Kane


Geschrieben von Olivaro am 15.09.2016 um 18:24:

Zitat:
Original von Waldfee

Und dann kommt dieser letzte Satz, der für sich genommen harmlos ist, mit dem Bradbury aber den Schleier lüftet und damit den Leser zutiefst entsetzt: Ohne jegliche Schilderung weiterer Details, keinerlei Reaktion mehr der handelnden Personen, wird dennoch das Grauen zur Gewissheit.

Im Prinzip kann man die grauenhafte Pointe auf ein einziges Wort reduzieren. Und wenngleich die Übersetzerin Sonja Hauser den denkbar ungeeigneten Ausdruck gewählt hat, ist der von Bradbury verwendete genau getroffen: "Idiot". Dieses eine Wort löst das Entsetzen beim Leser aus; und warum dieses "Idiot" aus einer mit "schriftstellerischer Brillianz" (Waldfee) verfassten Erzählung die grausamste machen kann, sollte jeder für sich herausfinden.


Zitat:
Original von Waldfee

...da ist eigentlich mal eine Besprechung der Suhrkamp-Sammlung Gespenstergeschichten von Edith Wharton fällig...

Ja...?

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene

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