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Geschrieben von Talis am 31.05.2020 um 18:47:

Dorian Hunter - Dämonenkiller Nr. 46 - Mörder der Lüfte



Coco erwachte schweißgebadet. Sie musste befürchten, dass Olivaro ihren Geist überwachte, und deshalb durfte sie nicht einmal an Dorian denken – und noch viel weniger an sein Kind, das in ihr heranwuchs.
Die Hütte, in der sie sich befand, klebte wie ein Adlerhorst am Fels. Es führte nur ein schmaler Pfad von ihr zu zwei anderen Häusern. Als Coco ihn betrat, stieß ein mächtiger Schatten auf sie herab. Über sich erkannte sie den Schädel des Raubvogels, aus dem ein langer, stark nach unten gebogener Schnabel ragte – ein grässliches Mordinstrument. Der Adler schloss seine riesigen Krallen um ihren Unterleib. Er brauchte jetzt nur noch zuzudrücken ...

Mörder der Lüfte

von Ernst Vlcek

Titelbild: Mark Freier

65 Seiten

02.06.2020

Erschienen in Dorian Hunter-TB (Zaubermond) 10 »Der Teufelseid«.


Ein Blick zurück...




Geschrieben von Talis am 31.05.2020 um 19:07:

RE: Dorian Hunter - Dämonenkiller Nr. 46 - Mörder der Lüfte

Von meiner Seite aus wieder ein Blick ins Exposé:

DER WEISSE ADLER
DER TODESVOGEL
MÖRDER DER LÜFTE

Der Dämonenkiller 45
Schauplatz: Mexiko
Zeit: Mitte Juni (im Anschluß an Band 44)
Autor: Dönges
Titelbild:
Weißer Adler in den Lüften hält Baby in den Krallen; schön wäre ein Raubvogelschnabel im Vordergrund.
(Anmerkung dazu: der Exposé-Schreiber wird sich augenblicklich wieder mal als Titelbildzeichner versuchen und den Adler seinen Vorstellungen entsprechend zu Papier bannen)

Allgemeines:
Es ist unumgänglich, daß die Autoren alle Exposés aufmerksam lesen und die Daten berücksichtigen, denn die Handlung aller Bände bis 50 greift ineinander. Die Autoren werden aber andererseits gebeten, jeden Roman wie ein Einzelabenteuer zu schreiben, was den Aufbau der Handlung betrifft, denn von der Unart des Fortsetzungsromans wollen wir uns doch distanzieren. Der Leser soll mit jedem Band ein abgeschlossenes Abenteuer bekommen, selbst wenn er nur Teil eines Ganzen ist.

Situation:
Dorian weiß jetzt, wie Coco wirklich zu ihm steht. Sie trägt ein Kind von ihm unter dem Herzen, das sie behalten möchte, egal was Olivaro von ihr verlangt. Dorian wiederum wird alles unternehmen, um Coco und sein Kind für sich zu retten. Er nimmt den Kampf gegen Olivaro ohne Rücksicht auf Verluste auf.
Dorian wird sich deshalb sogar mit den Dämonen verbünden, die ihm dieses Angebot gemacht haben, weil sie Olivaro nicht als ihren Fürst der Finsternis anerkennen wollen (Damit führen wir nur logisch fort, was schon in Band 18 ausgesagt wurde).
Dorian denkt nicht über die Konsequenzen seiner Handlungsweise nach, zumindest macht er sich keine Gedanken, was danach kommen wird: er will Coco zurück haben. Natürlich ist Dorian nicht blind vor Emotionen und liefert sich seinen vorübergehenden Verbündeten (den Oppositions-Dämonen) nicht gänzlich aus. Er geht ein kalkuliertes Risiko ein.
Olivaros Standpunkt ist auch klar. Er kann Coco natürlich nicht als Gefährtin nehmen, wenn sie ein Kind von einem Sterblichen bekommt - überhaupt vom Dämonenkiller. Andererseits will er sie nicht freigeben, zu stark begehrt er sie. Und Perversion spielt für ihn eine große Rolle. Also hat er keine andere Wahl, als ihr die Dämonenkiller-Frucht aus dem Leib reißen zu lassen.
Das könnte die Voraussetzung für einen spannenden Roman im Thriller-Stil sein.

Anfangsepisode:
Ein Mann, offensichtlich Dämon, verschmilzt geistig mit einem Adler. Diesen Vorgang darf der Autor aber nicht schildern, sondern er soll so beginnen, daß der Mann alles mit den Augen des Adlers sieht, fühlt wie der Adler, mit ihm auf metapsychische Art und Weise eins wird.
Der Mann steigt mit dem Adler in die Lüfte empor, ringsum sind die Viertausender des zerklüfteten mexikanischen Berglandes, die mittlere Sierra Madre, irgendwo nördlich von Zacatecas. Der Adler wendet sich nach Süden, seine scharfen Augen erspähen einige Opfer - Kleintiere - aber er ignoriert sie. Dann kommt er zu einer alten Grubenstadt, wo vor hundert Jahren noch Gold gewonnen wurde. Real de Contrabandistra. Es leben noch an die fünfzig Menschen dort. Die Eisenbahnlinie wurde während der Revolution zerstört, jetzt führt nur noch ein Eselspfad hinauf.
Die Menschen dort unten - das sind Opfer für den Adler. Der Mann, der geistig in diesem majestätischen Tier aufgegangen ist, spürt die Erregung des Raubvogels. Er wittert ein ganz besonderes Opfer - ein neugeborenes Menschenkind. Darauf ist der Adler spezialisiert. Der weiße Adler geht tiefer.
Nun aus der Warte des Jimenez Ortuga schildern. Er sieht mit großen Erwartungen der Geburt seines Kindes entgegen. Er leidet mit seiner Frau. Und dann taucht ein weißer Schatten auf. Jimenez hört die Schreie der Bewohner des puebloartigen Dorfes. Der weiße Schatten verschwindet in seinem Haus. Jimenez eilt hinzu. Als er hineinkommt, ist alles vorüber. Das Wochenbett in Blut getaucht. Jimenez ahnt mehr als daß er weiß, was hier geschehen ist. Er hat seine Frau, die mit geöffnetem Körper daliegt, und sein Kind verloren.

Haupthandlung:
Schwarze Messen und ähnliche Dämonentreffen passen nicht in diese Story, deshalb kann es sich der Autor ersparen, ein solches Ritual zu schildern, als Dorian sich mit den Oppositions-Dämonen verbündet.
Der Autor kann aber unterschwelligen Horror schildern, indem er den Ort des Geschehens beschreibt: er ist in Blut getaucht (Tierblut, denn der DK hat sich Menschenopfer verbeten), das ekstatische Gewinsel der Dämonen ist zu hören. Finsternis. Dorian ist angeekelt, aber er muß gute Miene zum Bösen Spiel machen. Er schreckt fast vor nichts zurück, um sein Ziel zu erreichen. Er will Coco und sein Kind retten. Vorbei ist das Spießbürgerdasein. Olivaros Rechnung, ihn an der Seite seiner Frau Lilian vegetieren zu lassen, ist nicht aufgegangen. Daß Coco ein Kind von Dorian bekommt, hat alles ganz anders kommen lassen, als es sich der Fürst der Finsternis von eigenen Gnaden erhoffte.

Achtung! In diesem Zusammenhang ist etwas sehr wichtig. Der Leser könnte ja argumentieren, daß die Dämonen viel mächtiger sind als Dorian und mit ihren magischen Fähigkeiten Olivaro auch ohne seine Hilfe bezwingen könnten. Doch dem ist nicht ganz so. Die Schwarze Magie kennt unzählig viele Formeln, man kann nicht nur mit dem Finger schnippen, um etwa in die Zukunft zu sehen. Wie man ohne Feuer nicht kochen kann, kann man auch nicht ohne das dazu nötige Ritual eine Transmutation vornehmen. Die Dämonen brauchen Dorian, weil er zu Olivaro in einer bestimmten Konstellation steht und im Augenblick auch den Haß mitbringt, der nötig ist, den Fürst der Finsternis zu stürzen.
Olivaro wiederum ist es seinem Rang schuldig, Dorian besonders raffiniert und teuflisch zu bekämpfen. Zu ihm hingehen und ihm einfach mit einem Blitz den Schädel spalten, das ist seiner nicht würdig.
Glaube, die Autoren verstehen schon, worauf ich hinaus will. Olivaro kann Coco auch nicht einfach das Ungeborene aus dem Leib reißen und einem Ghoul vorwerfen. Auch er muß sich an die Regeln halten.
Wir haben in vorangegangenen Exposés ausgesagt, daß Jerome Hewitt als Vermittler zwischen Dorian und den Dämonen fungiert hat.
Auch das gehört zu dem Ritual: Hewitt will sterben, um das Fegefeuer der Schmerzen nicht mehr ertragen zu müssen. Er kann aber nur durch die Hand seines "Bruders" Dorian sterben und nur dann, wenn sich Dorian mit den Oppositions-Dämonen verbündet hat. Hewitt hat sich deshalb so sehr darum bemüht, daß der Pakt zustande kommt.
Und nun soll er von Dorian den Gnadenstoß erhalten. Doch Dorian bringt es nicht über sich, ihn zu köpfen. Er weiß, daß nur der Tod Hewitt Erlösung bringen kann - aber er kann den Wehrlosen nicht töten. Das Henkersschwert entfällt seiner Hand, Hewitt verflucht ihn. Die Dämonen sind von Dorian enttäuscht. sagen, die Bedingungen sind erst erfüllt, wenn Dorian Hewitt umbringt. Doch Dorian tut es nicht. Das soll aufzeigen, daß Dorian trotz des Paktes nicht entmenscht ist. Den Dämonen bleibt keine andere Wahl, als Dorians Haltung zu akzeptieren. Er wird entlassen. Er soll gehen, zu gegebener Zeit wird er Informationen bekommen.

Ende des Auszugs von DK-Exposé Nr. 45.

Scheinbar hatte Günter Dönges nicht die Zeit diesen Roman zu schreiben, und deshalb sprang Ernst Vlcek als Autor ein.


Geschrieben von Olivaro am 31.05.2020 um 19:12:

Dieser Roman hat bei mir leider nie einen anderen Status als den eines Lückenfüllers erfüllt, und es macht für mich auch qualitätsmäßig keinen Unterschied, dass statt Dönges Vlcek selbst zur Feder greifen musste.

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Wolf55 am 01.06.2020 um 04:24:

"Titelbild:
Weißer Adler in den Lüften hält Baby in den Krallen; schön wäre ein Raubvogelschnabel im Vordergrund.
(Anmerkung dazu: der Exposé-Schreiber wird sich augenblicklich wieder mal als Titelbildzeichner versuchen und den Adler seinen Vorstellungen entsprechend zu Papier bannen)"

Da sieht man wieder sehr schön, dass nicht mal Ernst Vlcek seine eigenen Exposé-Vorgaben umsetzt … großes Grinsen


Geschrieben von Talis am 01.06.2020 um 07:49:

Zitat:
Original von Wolf55
"Titelbild:
Weißer Adler in den Lüften hält Baby in den Krallen; schön wäre ein Raubvogelschnabel im Vordergrund.
(Anmerkung dazu: der Exposé-Schreiber wird sich augenblicklich wieder mal als Titelbildzeichner versuchen und den Adler seinen Vorstellungen entsprechend zu Papier bannen)"

Da sieht man wieder sehr schön, dass nicht mal Ernst Vlcek seine eigenen Exposé-Vorgaben umsetzt … großes Grinsen


Das Titelbild ist von Firuz Askin. Ernst Vlcek hatte mehrere Entwürfe gezeichnet, aber nur auf Dämonenkiller Nr. 37 ist ein Bild von ihm erschienen.


Geschrieben von Wolf55 am 01.06.2020 um 08:12:

Zitat:
Original von Talis
Zitat:
Original von Wolf55
"Titelbild:
Weißer Adler in den Lüften hält Baby in den Krallen; schön wäre ein Raubvogelschnabel im Vordergrund.
(Anmerkung dazu: der Exposé-Schreiber wird sich augenblicklich wieder mal als Titelbildzeichner versuchen und den Adler seinen Vorstellungen entsprechend zu Papier bannen)"

Da sieht man wieder sehr schön, dass nicht mal Ernst Vlcek seine eigenen Exposé-Vorgaben umsetzt … großes Grinsen


Das Titelbild ist von Furiz Askin. Ernst Vlcek hatte mehrere Entwürfe gezeichnet, aber nur auf Dämonenkiller Nr. 37 ist ein Bild von ihm erschienen.


Dennoch hatte er (Ernst) die Vorgaben zum Tibi verfasst, die aber dann nicht umgesetzt wurden! Und er hatte dann wohl nicht weiter darauf bestanden …


Geschrieben von Talis am 01.06.2020 um 11:31:

Die endgültige Entscheidung über die Titelbilder lag bei der Dämonenkiller-Redaktion in München.


Geschrieben von Tulimyrsky am 29.06.2020 um 18:03:

Ich habe mich für ein 'gut' entschieden.

Mehr als bei anderen Romanen (und leider auch beim Folgeroman, den ich schon begonnen habe) ist mir aufgefallen, dass fast alle Handlungen nahtlos ineinander übergehen. Zumindest mal eine Leerzeile als Teiler hätte man einfügen können (oder wäre dann das Heft zu dick geworden?). Das hat auf jeden Fall mein Lesevergnügen enorm getrübt.

Die Geschichte an sich war ganz nett. Wohl auch dem damaligen Zeitgeist geschuldet, wurden tausendfach Vögel mit Gift und Chemie literarisch getötet. Allerdings fand ich es merkwürdig, dass Coco vom großen Zampano mit Tod bedroht wurde, obwohl sie von Olivaro doch dort wegen der herrschenden Sicherheit für Coco abgesetzt wurde. Irgendwie für mich nicht stimmig.

Leider hatte der Roman auch einige Längen. Aber immerhin gefiel mir die Idee mit den beiden rivalisierenden Adlern und die diversen Luftkämpfe. großes Grinsen

__________________

Ich bin nicht der Messias - Doch, du bist es. Ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt.


Geschrieben von Wolf55 am 02.09.2020 um 07:39:

RE: Dorian Hunter - Dämonenkiller Nr. 46 - Mörder der Lüfte

Romanbewertung: "Gut"

rWI: 10 statt der üblichen 16 - zum Dritten (kein weiterer Kommentar).

Cover: Wie gewohnt ein sehr atmosphärisches Titelbild, fein!

"mystery-press": Interessanter Auszug (Teil 2) aus einem Interview mit Ernst Vlcek (aus "Autor, Mensch, Terraner") - berufliches und privates von Paul Wolf (alias Ernst Vlcek). Zusätzlich ein paar Bildchen von ihm und Kurt Luif (alias Neal Davenport). Runde Sache!


Nicht alles ist wirklich stimmig, dafür durchgehend spannend erzählt; mehr ein solider Action-Roman denn besonders gruselig.


Geschrieben von Weltenbummler am 25.09.2020 um 11:21:

Daumen hoch! RE: Dorian Hunter - Dämonenkiller Nr. 46 - Mörder der Lüfte

Moinsen,

auch dieser Roman hat Lesefreude bereitet (es war ja auch der Meister :-))!

DWB


Geschrieben von Das Gleichgewicht am 29.10.2020 um 13:50:

Ein Dämon, der in Vogelform in Mexico frisch geborene Säuglinge raubt. Damit beginnt dieses Abenteuer typisch für Dorian Hunter. Dunkel, gut geschrieben und macht Lust auf mehr.

Dorian Hunter trifft sich indessen mit den Oppositionsdämonen. Nach den neusten Entwicklungen hat er einen Grund, mit ihnen gegen Olivaro zusammenzuarbeiten. Seltsam ist nur, dass es plötzlich darum geht, dass Dorian seine Seele den Dämonen verschreibt. “Wenn du nicht bereit bist, einer von uns zu werden, Hunter, uns nicht deine Seele als Pfand gibst, dann müssen wir unsere Anonymität wahren.“ Das war doch früher nie ein Problem. Auch diese Symbolik um Schwarze Magie ist mir zwar bekannt, in diesem Ausmaß aber neu. Es gab durchaus schon Romane, in denen spontan Zauber gewirkt wurden, ohne vorher irgendwelche Rituale durchzuführen. Ernst Vlcek muss nicht versuchen, der Serie einen tiefsinnigen mystischen Stempel aufzudrücken. Es funktioniert doch auch so wunderbar.

Als Ritual, um die Magie zu erlangen, Olivaro zu töten (oder so), soll Dorian seinen verbliebenen Freakbruder töten. Doch er weigert sich. Es wäre Mord. Und ich bin kein Mörder. Da kann ich echt nur noch lachen. Dorian geht einfach davon und die Oppositionsdämonen melden sich auch nicht nochmal. Und jetzt? Ist ihr Deal damit gescheitert? Falls sie und Vlcek nicht gelogen haben, hätte es diesen rituellen Mord unbedingt gebraucht. Das meine ich damit, man muss sowas nicht in die Serie hineinschreiben, wenn es nicht ernsthaft durchgesetzt wird.

In London geht dieses dämliche Beziehungsdrama mit Lilian weiter. Bisher war sie noch ein relativ solider Charakter. Jetzt soll sie dem Leser wohl mit unschönen Gedanken unsympathisch gemacht werden. Warum musste er ausgerechnet solch ein unheimliches Wesen adoptieren? Warum konnte es nicht ein ganz normaler Junge sein. Genau. Wieso muss Dorian sich ausgerechnet um den ekelhaften Zwitter Phillip kümmern? Widerlich! Vielleicht reagiere ich auch nur mit einer Sensibilität, die in den 70ern unangebracht war. Was wohl allgemein mein Problem an dieser Beziehungsproblematik ist. Dann gerät Dorian nochmal mit einem Helfer der Oppositionsdämonen wegen Lilian aneinander. Wenn ich hier meine Gedanken zu jedem einzelnen Punkt niederschreibe, wird das ein langer Text. Überspringen wir das und kommen zurück zum Wesentlichen. Das macht auch wieder mehr Spaß. Die Widerständler stellen sich jedenfalls ziemlich dämlich an, wenn sie so mit ihrer stärksten Waffe gegen Olivaro umgehen. Klar, so gibt es ein paar Prügelein und richtige Männeraction. Aber überlegt ist die Aktion mal wieder nicht von ihnen. Ich ... hatte den Auftrag, Ihnen eine Nachricht zu überbringen, Hunter. Diese Nachricht erfolgt genau so dumm. Aus seiner Lederjacke wirft er einen „riesigen Raubvogel“ (Wie groß muss dann erst die Jacke des Rocker sein?) auf Dorian. Die Harpyie fliegt Amok und Dorian erschießt sie. Tolle Botschaft. Erstens kann Dorian damit absolut nichts anfangen und zweitens hätte ich an seiner Stelle jetzt endgültig die Schnauze voll von den Spielchen der Oppositionsdämonen. Wieder eine Szene, die sich sehr hübsch liest, aber beim Nachdenken keinen Sinn macht. Ernst Vlcek eben. Die Harpyie hat dann zwar irgendwie in all dem Chaos noch mit ihrem Blut eine Botschaft an die Wände geschrieben. Aber naja, kann ich mir körperlich irgendwie nicht vorstellen. Dorian entschlüsselt, dass er in Zacatecas weitere Informationen erhält, was zu tun ist. Ich hätte auch total Lust unter kryptischen Voraussetzungen das Hündchen für irgendwelche Dämonen zu spielen. Egal, nur nicht zu viel den Sinn hinterfragen. Auf nach Mexiko!

Dorthin hat Olivaro auch Coco gebracht. Bewacht von vielen Raubvögeln und dem Vodeldämon Enrique Castuto. Was mit Cocos ungeborenem Kind geschieht, bleibt offen. Dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass es für die Dämonen so schwer wäre, es mittels Magie aus ihrem Körper zu holen und dann zu töten. Sache erledigt, ein Problem weniger. Aber nein, Coco muss es wohl austragen und normal gebären. Dann wird es geopfert. Ah ja. Sie hat also noch ein wenig Aufschub und muss Olivaro nur vorspielen, dass sie mit ihm die Welt regieren will und furchtbar böse ist und so. Wieso durchschaut so ein uralter Dämon ihre recht deutlichen Lügen eigentlich nicht?

In Mexico macht sich Dorian mit dem Dämonendiener Esperno Cortez in einem Sportflieger auf die Jagd nach dem Adlerdämon. Der heißt jetzt auf einmal nicht mehr Castuto, Castillo. Ach, merkt doch eh keiner. Beim ersten Zusammentreffen mit Castillo verhöhnt der Adler des Dämons sie und lockt sie. “Das ist zu riskant, Mr. Hunter“, rief Cortez zurück. „Nicht wir haben ihn in der Falle, sondern er will uns in eine locken.“ „Tun Sie, was ich sage!“ Ach, Dorian. Der Adler beschädigt den Flieger und zwingt sie zur Notlandung. Bei einem weniger erfahrenen Piloten wäre es das wohl direkt für sie gewesen. Der Adlerdämon ist aber nicht besser. Noch im Sinkflug geht er auf eine Provokation des Dämonenkillers ein und bekommt dafür ein paar Gewehrkugeln verpasst.

Sie landen nahe eines Bergdorfes, das von dem Dämon terrorisiert wird. Enrique Castillo holt dort zum Gegenschlag aus. Wenn er Dorian wirklich tot sehen wöllte, könnte er einfach seine „tausenden“ Raubvögel kommandieren. Dagegen hätte der Dämonenkiller keine Chance. Aber dann wäre ja sie Serie zu Ende. Also kommt er allein. Er konnte ihn auf diese Distanz gar nicht verfehlen, er bot ein zu sicheres Ziel. Dorian drückte ab. Da traf etwas den Lauf seiner Winchester, stieß ihn zur Seite. Ah, wie ärgerlich aber auch. Es ist einer der Bewohner, denen Castillo das Neugeborene gestohlen hat. Will er sich persönlich rächen? Glaubt er, sein Kind lebt noch? Welche Gründe hat er, Dorian von seinem Volltreffer abzuhalten? Das wird natürlich erstmal offen gelassen, aber später hoffentlich noch logisch aufgeklärt. Da der Adler über Nacht noch einmal zuschlägt und sich Opfer holt, ist das Dorf am nächsten Tag nicht gerade gut auf die Fremden zu sprechen.

Es scheint, als wäre der gesuchte Bewohner wirklich auf einer Rachetour. Er hat sich einen „Racheadler“ abgerichtet, der Castillos Adler töten soll. Bei dessen Kräften bezweifle ich, dass dieser Plan nur den Hauch einer Chance hat. Aber es ist eine nette Idee. Bis hierin. Den Jungen Pedro als Lockvogel einzusetzen macht auch noch Sinn. Aber dann kommt der Heftromanzufall. Eine unbestimmte Vorahnung riet ihm, dieses eine Mal den Racheadler nicht auf die weiße Feder zu hetzen. Er hatte das Gefühl, dass etwas schief gehen konnte. Weil Pedro gerade von Dorian verfolgt wird, geht ihre tägliche Übung schief und der Junge wird vom Adler angegriffen. Dorian zielt mit dem Gewehr. Sicher wird er den abgerichteten Adler jetzt erschießen, um Pedro zu retten. Der Gringo hatte nicht auf den Adler gezielt, sondern auf die weiße Feder - und sie Pedro vom Kopf geschossen. Na sicher. Mit einer alten Winchester einem Kind die Feder aus dem Haar schießen, wo sie steckt. Dorian ist wohl auch klischeehaft zielsicherer Western-Revolverheld.

Nun arbeiten sie zusammen, um den Weißen Adler und den Dämon dahinter zu erledigen. Als Lockvogel soll das mittlerweile reparierte Flugzeug dienen und nicht mehr der arme Pedro. Castillo schickt als Vorhut seine regulären Vögel aus. Zum Glück wird die Maschine als landwirtschaftliches Sprühflugzeug benutzt und hat sehr schnell tödliches Vogelgift geladen. Vielleicht hätte sich Vlcek auf „dutzende“ statt „tausende“ Raubvögel beschränken sollen. Dass so viele durch die Giftwolke erledigt werden, ist unwahrscheinlich. Aber man kennt es vom Heftroman, Hauptsache mit großen Begriffen um sich werfen, für den Effekt. Ich bin aber schon froh, dass überhaupt noch an das Kanonenfutter gedacht wurde. Castillos Geist vereint sich mit seinem Adler, um die Eindringlinge zu erledigen. Seinen Körper lässt er zurück. Coco nutzt diese Chance, um den Leib zu suchen und mit einer Machete zu zerhäckseln. Doch es war nur eine Attrappe. Castillo ist nochmal umgekehrt und weiß nun, dass Coco gegen ihn agiert, statt brav auf ihre Niederkunft zu warten. Natürlich tötet er sie nicht, sondern will sie lange leiden lassen.

Dorian ändert den Plan und lässt sich absetzen, um das Versteck zu Fuß zu erreichen. Er sorgt sich zurecht um seine Coco. Castillo will ihr gerade ziemlich weh tun. Dorian erkennt, dass er zu spät kommt. In allerletzter Sekunde erscheint das Flugzeug. Er hätte einen Freudensprung tun können. Denn der weiße Adler schwenkte knapp vor Coco ab und stieg in die Höhe, wandte sich dem mechanischen Gegner zu, der da so unvermittelt auftauchte. Der Bösewicht ist abgelenkt und Dorian will Coco helfen. Doch sie verlangt, dass er zuerst den Körper des Dämons vernichtet. Der genau dort liegt, wo zuvor die Attrappe lag. Ganz schlau von Castillo, echt. Naja, für ein glückliches Finale muss man doch nochmal auf Heftroman-Erzählmittel zurückgreifen. Dass die restlichen verbliebenen Raubvögel das Flugzeug zum Absturz bringen und sich über die Insassen hermachen, hätte ich aber nicht erwartet. So liebe ich den DK, wenn es seine Sachen gnadenlos durchzieht. Castillo ist im Körper seines Vogels gefangen und will sich an Dorian rächen, der gerade Coco befreit. Dorian stieß Coco zur Seite und stellte sich dem Adler zum Kampf. Er riss die Winchester hoch. Doch als er abdrückte, gab es nur ein Klicken. Er hatte vergessen nachzuladen! Dorian schloss mit dem Leben ab. Statt einer wundersamen Rettung durch riesiges Glück in letzter Sekunde folgt eine logische Erklärung, warum Dorian in diesem Augenblick nicht stirbt. Castillo ist sein Auftrag dann doch wichtiger als seine Rache. Er ignoriert Dorian und holt sich Coco, um mit ihr wegzufliegen. Gute Erklärung!. Aber gleich danach folgt eine Szene, in der Castillo weiß, dass er es noch mit dem abgerichteten Racheadler zu tun bekommen wird. Er ist siegessicher. Kümmert sich aber nicht um ihn, sondern holt eben Coco. Durch die ist er nun so belastet, dass der andere Adler leichtes Spiel mit ihm hat und ihn tötet. Daran hat er nicht gedacht? Kann ich mir nicht vorstellen. Im Endeffekt dient das alles nur dazu, dass Dorian seine Coco nicht befreit und jetzt schon zurück hat. Eine schnelle Lösung muss her. Castillo hat sie bei seiner Vernichtung in den Klauen. Die Hexe stürzt aber nicht in den Tod, sondern...verschwindet. Entweder hat Coco sich selbst gerettet oder Olivaro. Tja. Toll. Mit einem Autoren-Fingerschnippen steht der Dämonenkiller jetzt wieder am Anfang. Obwohl es Dorian nicht gelungen war, Coco zu sich zurückzuholen, empfand er es doch nicht als Niederlage. Es war kein persönlicher Sieg für ihn gewesen. Aber ein Sieg des Guten über das Böse. Na immerhin.


Puh. Schön. Das war doch mal ein nettes Abenteuer mit den Stärken der Serie. Das Konzept passt einfach und macht Spaß. Enrique Castillo ist ein toller Gegner. Der Handlungsschauplatz ist nett. Das Abenteuer bietet interessante Ideen und überraschende Entwicklungen. Man erkennt dahinter aber deutlich den Vlcek und damit auch, in welchem Jahrzehnt der Roman erschienen ist. An Dialogen und dem Umgang mit Frauen. Aber auch den kernigen Sprüchen und klischeehaften Figuren. Das ist Heftromanliteratur für Kerle! Gewisse moderne Feinheiten (oder Dinge, die Kollege Davenport damals schon berücksichtigte) braucht es da nicht, an sowas stößt sich die Zielgruppe eh nicht. Lieber Coco nackig herumlaufen lassen und den Dämonen Anspielungen in den Mund legen. Geil!

Meine konkreteren Kritikpunkte habe ich schon fast alle in der Handlungszusammenfassung untergebracht. Nur eine Sache noch. Wie genau funktioniert das jetzt mit Castillo und seinem Adler? Ist der Adler normal und einfach nur stark? Oder hat er für sich schon leicht übernatürliche Kräfte? Anfangs liest es sich ein wenig so, als könne sich Castillo selbst in den Adler verwandeln. Dann geht er eine Geistverbindung mit ihm ein und sein Körper bleibt zurück. Was am Ende auch als endgültige Erklärung verwendet wird. Ich sage also nicht, dass der Autor keinen Plan hatte und sich widerspricht. Er hätte einige Dinge nur deutlicher schreiben können oder ein wenig verwirrende Zwischensätze dazu weglassen.

Meine Wertung ist ziemlich klar, das freut mich. Da muss ich nicht lange überlegen und stehe auch dahinter. Ein rundum GUTer Roman von Ernst Vlcek. großes Grinsen großes Grinsen großes Grinsen großes Grinsen großes Grinsen großes Grinsen großes Grinsen Baff Baff Baff (7 von 10 Freaks) Ich freue mich trotzdem schon auf den kommenden Davenport.

__________________
Aktuelle Lesefavoriten:

1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller


Geschrieben von Wynn am 22.11.2020 um 17:28:

Lecko! Da dachte ich doch glatt, Coco wäre endlich gerettet und dann ... verpufft die Dame einfach in den Fängen des verreckten Adlers!

Der Roman hat alles, was damals an Abenteuergeschichten so interessant war, die standen schließlich hoch im Kurs. Ringt mir also ein "gut" ab, aber Mensch, Dorian, jetzt mach doch mal endlich mit der Coco hin! Schwangere sollen sich doch schonen!


Geschrieben von Shadow am 17.03.2021 um 20:52:

Wer sagt's denn? Hier hat sich Ernst Vlcek schon erheblich gesteigert, obwohl ich meine, auch in diesem Roman gibt es noch Luft nach oben. Die Szenen mit dem weißen Adler sind schon recht deftig, vor allem zu Beginn, wo er sich gleich das Neugeborene holt, das wahrscheinlich noch nicht einmal die Nabelschnur abgetrennt bekommen hatte ...

Auch sonst sind die Szenen, die in Mexiko spielen, recht gut geworden, obwohl es da doch ein paar kleine Kritikpunkte gibt, die einem als junger Leser vielleicht gar nicht so aufgefallen sind. Speziell dass sich in diesem Canyon Tausende von Raubvögeln tummeln. Wie sollen die sich denn alle ernähren? Von den paar Menschen, die in dem kleinen Dorf leben? Nie und nimmer. Wieso gibt es da eine Harpyie, wenn die dann gar nicht zum Einsatz kommt? Ich dachte immer, die wären auch ziemlich gefährlich. Weshalb musste sich Jimenez Ortuga zum Schluss ins Flugzeug setzen anstelle von Dorian Hunter? Nur dass er darin umkommt? Aber im Großen und Ganzen ist das Kritisieren auf recht hohem Niveau.

Fazit: Die Handlung hat mich doch gepackt, und Dorian wirkt nun wie Dorian, seit er sich wieder mehr von Lilian Hunter löst und diese ihrem Gspusi, Marvin Cohen, überlässt. Gut so! Der Dämonenkiller sollte wohl doch nicht zum Romantic-Thriller verkommen ... großes Grinsen

Ich gebe dem Roman 4 von 5 Luftmördern. Entspricht in der Bewertungsskala einem Sehr gut.

Das Titelbild der Erstauflage zeigt schön den großen weißen Adler, wenn auch diese Szene so nicht im Roman vorkommt (siehe 1. Absatz oben). Aber das wäre wohl etwas zu deftig gewesen für ein Heftroman-Titelbild. Was das aber mit dem Windelzipfel im Schnabel des Adlers soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Adler selbst ist sehr gut getroffen, auch seine Gefährlichkeit kommt gut rüber.

Ich gebe dem Titelbild 3,5 von 5 Luftmördern.


Das Titelbild der Bastei-Neuauflage 3.0 ist recht gut gezeichnet, aber ein großer fliegender Adler über einer tief unten angesiedelten Landschaft erzeugt bei mir noch kein Gruselfeeling. Ebenfalls ergeben für mich Grautöne allein noch kein Gruselroman-Titelbild, schon gar nicht für einen Horrorroman, der hier aber ohnehin nicht vorliegt. Immerhin gehört dieses Titelbild von der Konzeption her für mich zu den besseren Bildern.

Ich gebe dem Titelbild der Neuauflage 2,5 von 5 Luftmördern.

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Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.

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