Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 149: Die Nacht des Cargyro
Die Menschen im Raum erstarrten. Etwas Ungeheures ging vor sich. Die Leute ahnten es mehr, als dass sie es sahen. Ein Brummen und Grollen erfüllte den Raum, brachte die Luft und den Boden zum Vibrieren, als arbeiteten gewaltige Kräfte.
„Er kommt!“, stieß einer der Anwesenden hervor. „Cargyro kommt! Wehe uns, und wehe dieser Welt!“
Ein schauriges Gelächter gellte auf. Eiskalt lief es den Zuhörern den Rücken hinunter. Plötzlich bewegte sich etwas in der Ecke des Raumes, schwärzer noch als Finsternis …
Autor: Brian Elliot (= Walter Appel)
Titelbild von Roman Kybus
(Künstler ermittelt von Shadow)
Erscheinungstag: 22.06.2024
Besonderheit: Dieser Roman erschien erstmalig 1975 als Gespenster-Krimi Band 75 mit dem Titel "Das Monster aus dem Jenseits"
(Info ermittelt von Shadow)
__________________ Wenn die Süße des geringen Preises verflogen ist, die Bitterkeit minderer Qualität wird bleiben.
Geschrieben von Das Gleichgewicht am 21.10.2024 um 19:36:
Eine Seance, bei der verschiedene Jenseitswesen beschwören werden. Es fängt harmlos an, unter anderem mit einem frechen kleinen Kobold, der anzügliche Witze macht und die anwesenden jungen Frauen ekelhaft anflirtet. Ganz toll. Zum Glück verschwindet der Kobold dann wieder, denn er spürt die Anwesenheit des gar schrecklichen Cargyro. Ein übertriebenes Monster, das alles hat, was es braucht. Tentakel, Fledermauslügel, Hackschnabel, Klauenhände und er ist natürlich riesengroß. Da ist die Seance gelaufen und die Teilnehmer fliehen geschockt in alle Himmelsrichtungen.
Diese Einleitungsszene reicht schon und ich vermute, dass das hier ein ganz „klassischer“ Gespenster-Krimi wird. Klischeehaft erzählt und altmodisch geschrieben.
Reporter Connor McDowall soll sich die Geschichte mal anschauen. Ein sportlicher Typ, der immer einen flotten aber leider veralteten Spruch auf den Lippen hat. Echt dufte, ein ganz steiler Zahn. Zufällig war seine Freundin Susan Anderson bei der Seance dabei und ist jetzt verschwunden. Die Polizei lässt den Reporter natürlich am Tatort herumlatschen und beantwortet brav alle seine Fragen, logisch. Von Susan fehlt jede Spur, offenbar hat der böse Cargyro sie verschleppt.
So richtig macht Connor das Verschwinden seiner Freundin aber keine Sorgen. Er ist mehr daran interessiert, einen reißerischen Artikel zu schreiben. Susan taucht dann von allein wieder auf, kann sich aber an nichts mehr erinnern. Schön, dass Susan wohlbehalten wieder da ist. Aber so geht Connor eine spannende Story flöten, die er sonst hätte auf mehrere Seiten ausschlachten können. Tja, man muss Prioritäten setzen, eine neue Freundin bekommt man an jeder Straßenecke.
Zum Glück für Connors Reporterkarriere ist der Cargyro noch da draußen und holt sich frische Opfer. Er killt erst Susans Mitbewohnerin und taucht dann bei einer Sexorgien-Trashfilm-Party auf. Wo die Schauspieler von einem lustigen Gag ausgehen und den Kollege in seinem sehr realistischen Kostüm begrüßen wollen. Wieder eine Gruselszene mit Humor, die bei mir nicht so richtig ankommt.
Während die Polizei in der zweiten Hefthälfte verzweifelt, hat Connor endlich wieder Futter für seine Monsterstory. Beide arbeiten zusammen und hängen sich an Susan ran, weil sie der Schlüssel zu Allem sein muss. Als Cargyro bei Susan auftaucht und davonfliegt, ist die Frau plötzlich verschwunden. Komisch. Was könnte das wohl bedeuten, mh? Die Protagonisten stehen auf dem Schlauch, während für mich die Sache sehr klar ist.
Cargyro schnappt sich in einer Jagdhütte ein paar Typen und junge Mädchen, die Flaschendrehen mit Striptease spielen. Andernorts ist die Polizei schon abgezogen, Connor wartet aber immer noch auf Susan. Die kommt nicht zurück, dafür taucht Cargyro auf und greift Connor an. Ihm gelingt als Hauptprotagonist natürlich die Flucht, wo die Statisten keine Chance gegen das Monstrum hatten. Er ruft die Polizei, doch als die die Wohnung stürmt, ist vom Monster keine Spur zu finden. Dafür liegt Susan Anderson ganz unschuldig im Bett und schläft fest. Na, klingelts jetzt endlich? Nein, immer noch nicht. Herrje!
Da Susan auch noch Erinnerungslücken hat – genau zu der Zeit wo der Cargyro herumspukt – wird sie in eine Anstalt eingeliefert. Die Experten können vielleicht herausfinden, woran das liegt. Sind denn hier alle total begriffsstutzig? Naja, Connor kommt langsam ein Verdacht. Da Susan aber nicht auf Silberkreuz und Weihwasser reagiert, muss er sich irren.
Der Völkerkundler Dr. Norman Whitecraft hat sich mit dem Cargyro beschäftigt und von den Vorfällen gehört. Er will helfen. Das Monster der Woche bekommt einen schicken babylonischen Hintergrund verpasst und wird einer ganzen Monstergattung der Cargyronen zugeordnet. Außerdem ist der Doktor sich sicher, dass Susan von diesem Cargyro besessen ist. Ach nee!
Als in der Anstalt wieder das Monster in Susan erwacht, erwartet man es mit Panzerfäusten und Flammenwerfern. Natürlich helfen die üblichen schweren Geschütze nicht. Da muss schon eine paranormale Lösung her. Außerdem ist Cargyro so stark geworden, dass er irgendwie neue Monster aus dem Nichts erschaffen kann, die die Polizisten angreifen. In Washington mobilisiert man die Armee und sperrt den Ort ab. Cargyro ruft noch die Toten aus ihren Gräbern. Da wird zum Finale aber einige Action aufgefahren. Höllendämonen und Zombies gegen die Armee. Zum Glück hört der Spuk bei Sonnenaufgang auf und auch der Gargyro verwandelt sich zurück in Susan. Jetzt müssen sie schnell machen, bevor es in der Nacht wieder los geht. Auf der letzten Seite führt Norman Whitecraft deshalb fix einen Exorzismus an Susan durch. Der Cargyro will aber nicht so einfach aufgeben und seine Vettern beschwören. Hätte er das mal eher gemacht, Dr. Whitecraft ist schneller und vernichtet ihn. Susan überlebt das Ritual, dann ist ja nochmal alles gut gegangen.
Die 156 mit dem Wolfmenschen war für mich ein Klassiker, wie für den modernen GK gemacht. Halt wirklich ein Klassiker, der sich nicht frisch liest, aber schön nostalgisch als altmodischer Grusel. Diese Geschichte ist eher ein Beispiel dafür, was man besser begraben hätte lassen sollen. Handwerklich in der Schreibe angestaubt und als Geschichte hoffnungslos veraltet. Wer auf sowas steht kann sich besser den originalen Gespenster-Krimi irgendwo gebraucht organisieren. Nach kurzer Recherche erschien das Heft erstmalig als GK 75 „Das Monster aus dem Jenseits“ und ich bin mir sicher, das war auch in den 70ern nur ein solider Monstergrusler der Woche und keine Offenbarung.
(4 von 10 Totenköpfen) und ein SCHLECHT. Durch diese damals üblichen Sammelpseudonyme kann ich nicht einmal die anderen GKs von Brian Elliot auslassen, weil vielleicht ein anderer Autor dahinter steckt. Naja, das sind halt so meine eigenen Probleme…
__________________ Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
Geschrieben von Olivaro am 21.10.2024 um 20:16:
Um solche Recherchen zu erleichtern, gibt es diese Seite:
Der Frank deLorca bei der Geschichte um den Wolfsmenschen ist Holger Friedrichs, der wiederum der Roy Palmer vom Dämonen-Killer ist.
Bei Brian Elliot von Cargyro/Das Monster aus dem Jenseits hingegen handelt es sich um Walter Appel (dem Earl Warren ebenfalls aus dem Dämonen-Killer)
Ist halt immer ein Stück weit verwirrend mit den Sammelpseudonymen beim Gespenster-Krimi, das kommt immer auf den einzelnen Roman an.
__________________ Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Geschrieben von Das Gleichgewicht am 22.10.2024 um 16:28:
Wow, danke.
Da ist das Forum leider ein klein wenig unübersichtlich, was da an tollen Infos überall verteilt ist.
Aber für die Wiki sind das tolle Daten, die man ergänzen kann.
Walter Appel als Autor dieses GK passt total.
__________________ Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller