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Geschrieben von Habibi am 06.10.2009 um 12:13:

Band 71: Panik in der Geisterhöhle



Wie von Furien gehetzt hastete Bill Fleming durch die karstige Felslandschaft. Furien! Durchaus möglich, daß es wirklich die Rachegöttinnen waren, die sich an seine Fersen geheftet hatten. Wenn er für Verfolger auch noch nicht ausmachen konnte, so zweifelte er doch keine Sekunde daran, daß man hinter ihm her war. Zuviel hatte er gesehen, zuviel hatte er gehört. Mit seinem Wissen konnte man ihn ganz einfach nicht laufen lassen.
Er war in Schweiß gebadet, und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Mörderische Seitenstiche und eine brennende Sonne machten ihm schwer zu schaffen. Schwäche breitete sich in seinem Körper aus, ließ die Glieder schwer wie Blei erscheinen. Am liebsten hätte er sich irgendwo zu Boden geworfen, um zu verschnaufen, um ein bißchen auszuruhen. Aber er gab dem Drängen seines Körpers nicht nach. Der Selbsterhaltungstrieb jagte ihn vorwärts. Unerbittlich und hart gegen sich selbst floh er weiter, auch wenn die Grenze seines physischen Leistungsvermögens schon fast erreicht war. Weiter, weiter!
Er kam jetzt an einen Felsvorsprung. Jäh war der natürliche Pfad zu Ende, den der Regen der Jahrtausende in das Kalkgestein gewaschen hatte. Rechter Hand ragte eine schroffe Felswand in die Höhe, und links gähnte der Abgrund. Und auch vor ihm war das Nichts. Die Rinne, der er bisher gefolgt war, setzte sich erst rund zehn Meter tiefer fort, war nur durch einen gewaltigen, tollkühnen Sprung zu erreichen.
Zehn Meter! Wahnsinn, dachte Bill Fleming, heller Wahnsinn. Er war ein begeisterter Schwimmer und hatte schon oft auf dem Zehn-Meter-Turm gestanden. Er wußte, was ein Sprung aus zehn Metern Höhe bedeutete. Angenehmer Nervenkitzel, wenn sich unten eine Wasserfläche ausbreitete. Gefährliches Wagnis, wenn man auf eine weiche Rasenfläche sprang. Halber Selbstmord, wenn eine harte Felsenplatte den Springer erwartete ...

Erscheinungsdatum: 08.03.1977

Autor: Hans-Wolf Sommer




Diesen Roman bewerten Die aktuelle Top50


Geschrieben von Olivaro am 17.07.2019 um 12:08:

Obwohl einiges an griechischer Götter- und Sagenwelt verwendet wurde und sogar Zeus persönlich grollt, ist der Roman nicht ganz so großartig geworden. Vor allem aber die Widersprüchlichkeiten drücken den Gesamteindruck des Romans. Schon die Eingangsszene, als Zamorra sich Sorgen um Bill Fleming macht, der "seit einer Woche überfällig ist" und er Nicole bittet, doch mal im griechischen Hotel anzurufen. Nach einer Woche - da kann die Sorge dann doch nicht so groß gewesen sein. Oder die Szene an der Bar, als Zamorra den griechischen Keeper auf Französisch radebrechen lässt, während er sich wenige Seiten später mit einem Gastwirt "in nahezu perfektem Griechisch" unterhält. Oder die Tatsache, dass Zamorra erstaunt ist, "dass die Insel doch nicht menschenleer ist", obwohl er bereits eine Seite zuvor erfahren hat, dass es auf der Insel ein Dorf gibt, das von Fischern, Obstbauern und Schafzüchtern bewohnt ist; sogar ein Gasthaus gibt es. Eigentlich war Hans-Wolf Sommer, besonders bei Zamorra, immer ein sehr guter Zulieferer der Serie, aber hier hat das Lektorat ziemlich versagt. Eine recht nette Szene gibt es allerdings am Anfang, als Nicole den geistesabwesenden Zamorra fragt: "Mein Gott!...Wo bist du denn? Bei Astabaal, dem Herrn des fließenden Blutes?" und liefert damit einen der seltenen Querverweise in den frühen Jahren der Serie (hier eine Anspielung auf die Ereignisse im Roman "Der Hexenberg", der als Band 61 ebenfalls von Hans-Wolf Sommer verfasst wurde).

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Shadow am 18.10.2019 um 11:55:

Dieses Titelbild stammt von Vicente Ballestar.

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