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Geschrieben von Habibi am 06.10.2009 um 13:25:
Band 88: Der Guru aus dem Totenreich
Dumpf und monoton wummerte die Trommel der Erkenntnis. Schrill mischte sich das Schellen der Messingglöckchen in den hohlen Klang. Die kahlen Wände der Katakombe warfen das Echo vielfältig zurück.
Rayanagu bearbeitete das Fell mit den Armstrünken. Er hatte keine Hände mehr. Sie waren ihm vor Jahren abgehackt worden, als man ihn bei einem Diebstahl ertappte. Rayanagu hatte auch keine Stimme mehr. Weil er nicht öffentlich bereute, hatte der Herrscher von Gawilor verfügt, daß man ihm mit einem silbernen Messer die Zunge spaltete.
Die Reue kam erst später. Und dann hatte Reyanagu sich einem Sadhu angeschlossen. Einem heiligen Mann. Shandri war der Guru und Rayanagu sein Diener, der durch die Aufgabe eigener Wünsche den Weg ins Nirwana buchte.
Der Guru wiegte seinen abgemagerten, knochigen Körper im Rhythmus der Trommelschläge. Die skelettartigen Beine im Lotos-Sitz verschränkt, murmelte er die verbotenen Mantras, die seit Jahrtausenden nicht mehr gesprochen werden durften. Shandri wußte nicht daß die Formeln verboten waren. Auch wußte der heilige Mann nicht, daß er als Mittel zum Zweck mißbraucht wurde. Er diente dem Bösen.
Ein greller Blitz schoß durch sein Bewußtsein, als er die letzte Formel gesprochen hatte. Dann hielt das Grauen Einkehr in diesem Keller unter der Altstadt der Millionenstadt New Delhi. Sadhu Shandri versank in tiefe Trance. Dumpf und monoton wummerte die Trommel der Erkenntnis weiter, obwohl Rayanagu, der Krüppel, aufgehört hatte, sie zu schlagen. Wie festgefroren hingen seine Armstrünke über dem vibrierenden Fell.
Erscheinungsdatum: 01.11.1977
Autor: Frank Helgath
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