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Geschrieben von Olivaro am 25.05.2014 um 21:42:

Band 22: Ein Landhaus für den Satan



Die Clochards, die Penner von Paris, suchten sich Schlafplätze unter den Seine-Brücken, nahmen noch einen kräftigen Schluck aus den mitgebrachten Flaschen und deckten sich dann mit zerlumpten Mänteln oder Zeitungen zu. Die letzten Gespräche verstummten, bis auf das Brausen des Autoverkehrs auf der am Fluß entlangführenden Schnellstraße und das leichte Plätschern der Wellen kehrte Stille ein. Von der nahe gelegenen Notre Dame erklangen hell die ersten Schläge der vollen Stunde - Mitternacht. Die Turmuhr tönte nicht anders als in Tausenden Nächten zuvor, und doch hoben einige der Clochards die Köpfe und lauschten beunruhigt auf die Schläge. Keiner von ihnen sah die dunkle, vermummte Gestalt, die sich im Schatten der feuchten Kaimauer langsam heranschob, aber es war, als fühlten sie den stechenden Blick des brennenden Augenpaares auf sich gerichtet. Ohne ein Wort miteinander zu sprechen, rafften die Penner hastig ihre wenigen Habseligkeiten zusammen. Eine Schnapsflasche kippte um, rollte laut scheppernd und klirrend über die Steinplatten unterhalb der Brücke und fiel platschend ins Wasser. Der so plötzlich um seinen Alkoholvorrat gebrachte Clochard warf der Flasche trotzdem keinen Blick nach. Ebenso wie seine Gefährten kannte er nur noch einen Gedanken: er wollte so schnell wie möglich von dem Ort verschwinden, der ihm oftmals zuvor als Zuflucht für die Nacht gedient hatte und auf unerklärliche Weise unheimlich und beängstigend geworden war.


Verfasst von M.R. Richards (= Richard Wunderer)

Titelbild von Van Vindt (= Olof Feindt)

Erschienen am 23.06.1975

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Olivaro am 03.11.2019 um 14:39:

Die Dämonen von Richard Wunderer sind ein Ausbund an besonderer Grausamkeit und Gnadenlosigkeit. Da gibt es keine vermenschlichten Angehörigen der Schattenwelt, mit denen man sich seitenlang unterhalten kann oder die weittragende Pläne verfolgen oder irgendwelche Hierarchien besitzen würden. Die Serie wird weitgehend von bösen Wesenheiten bevölkert, die nur der reinen Grausamkeit und dämonischen Freude wegen und Gefallen an Leid und Tod über die Menschen herfallen.

Die Schattenwesen, die John Halstead zu beherrschen glaubt, zeigen plötzlich ihr wahres Gesicht, und Halstead muss erkennen, dass er selbst zur Marionette geworden ist. Ohne Mitleid lassen die Dämonen ihn Morde begehen, die er bei vollem Bewusstsein ausführen muss und dabei sogar Leute tötet, die ihm zuneigt sind und er ihnen. Die Gefahr wird auf originelle Weise gebannt, und nachdem die Wesen ihres Katalysator beraubt wurden, verschwanden sie im Nichts. Wie so oft bei "Monstrula" gibt es auch in diesem Roman am Ende nur Verlierer, weil niemand gerettet werden konnte und Jack Callum einmal mehr ein Opfer seines Fluches wird, den seine verstorbene Verlobte über ihn ausgesprochen hat und er nur hilflos dem Treiben zusehen kann.

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene

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