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Geschrieben von Wynn am 10.03.2017 um 09:38:

Band 02: Frank Festa (Hrsg.) - Die Saat des Cthulhu



„Seit mehr als siebzig Jahren brüten Bewunderer H. P. Lovecrafts neue Geschichten zu dessen literarischer Schöpfung vom bösen, außerirdischen Cthulhu aus. In diesem Buch präsentiert der Herausgeber meisterhafte Cthulhu-Mythos-Erzählungen aus den USA, England und Deutschland.“

Inhalt:

Ramsey Campbell: Schriftlich

Christian von Aster: Yamasai

Kim Newman: Der große Fisch

Thomas Ligotti: Harlekins letzte Feier

Jens Schumacher: Der Hügel von Yhth

F. Paul Wilson: Hinter dem Schleier

Brian McNaughton: Das Verderben, das über Innsmouth kam


Geschrieben von Wynn am 10.03.2017 um 09:50:

Hier könnte man dasselbe sagen wie zu Band 1 der Reihe, was Sammlerwert und Teuerung betrifft. Es gibt hier eine (unwesentlich) günstigere Taschenbuchausgabe, die noch im Blitz-Verlag erschien, denn dort hatte Frank Festa sein Konzept zur "Bibliothek des Schreckens" einst gelegt. Wer nachsieht, wird bemerken, dass der Blitz-Verlag es auch nicht aufgegeben hat, den Reihen-Titel irgendwie im Programm zu halten. Das Original stammt allerdings, wie gesagt von Festa, und die Ausgaben beziehen sich ausschließlich auf die im dortigen Verlag erschienenen Bücher.

Wesentlich an dieser Sammlung ist, dass es hier moderne Autoren wie der alles überragende Thomas Ligotti oder auch Ramsey Campbell geschafft haben, die spezielle Lovecraft-Atmosphäre aufzugreifen. Campbell begann ja seinerzeit als Epigone, bevor er seine eigenen (für meine Begriffe nie wirklich zündenden) eigenen Wege ging.
Ligottis Erzählung "Harlekins letzte Feier" gilt unter Fachleuten als die wohl beste Hommage an Lovecraft, die je geschrieben wurde. Denn sie ist eindeutig von H.P. inspiriert, bleibt dabei aber ganz und gar Ligotti, wie man ihn kennt und schätzt.

Kim Newman darf man hier nicht unterschlagen. Seine Geschichte "Der große Fisch" ist ein reichlich abgedrehter Mix aus alter Detektivgeschichte und Cthulu-Mythos.

Alles in allem gibt dieser Band einen unterhaltsamen Rundumblick über den Einfluss, den Lovecraft gerade auf die modernen Schriftsteller von Phantastika hat. Und mehr davon sollte ja folgen.


Geschrieben von Waldfee am 11.03.2017 um 17:51:

Zitat:
Original von Wynn
Wesentlich an dieser Sammlung ist, dass es hier moderne Autoren wie der alles überragende Thomas Ligotti oder auch Ramsey Campbell geschafft haben, die spezielle Lovecraft-Atmosphäre aufzugreifen. Campbell begann ja seinerzeit als Epigone, bevor er seine eigenen (für meine Begriffe nie wirklich zündenden) eigenen Wege ging.
Ligottis Erzählung "Harlekins letzte Feier" gilt unter Fachleuten als die wohl beste Hommage an Lovecraft, die je geschrieben wurde. Denn sie ist eindeutig von H.P. inspiriert, bleibt dabei aber ganz und gar Ligotti, wie man ihn kennt und schätzt.


Zu dieser Kollektion selbst kann ich mich nicht äußern, da sie sich nicht in meinem Besitz befindet. Allerdings möchte ich dann doch verhaltenen Widerspruch zu den beiden zitierten Anmerkungen anmelden:
In meinen Augen ist Ramsey Campbell einer der beeindruckendsten zeitgenössischen Horror-Autoren, der eben doch weitaus mehr zu bieten hat, als bloßes Lovecraft-Epigonentum. Das hat er zweifellos auch drauf, nachzulesen in der Sammlung Cold Print (wenn ich richtig unterrichtet bin, hat Festa dieses Material inzwischen in zwei Bänden ebenfalls auf Deutsch herausgebracht). Campbell pflegt eine psychologisch grundierte Herangehensweise an Horror und grade darin hat er es zur echten Meisterschaft gebracht. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob sich der Horror ausschließlich in den Köpfen seiner Protagonisten abspielt (z.B. Besessen) oder ob die Bedrohung sich letztlich als durchaus handfester darstellt (Alptraumwelten). Für mich kann Campbell dabei sowohl in Romanen, als auch in der kurzen Form überzeugen (nachzulesen im Bastei-Band Späte Gäste). Ich persönlich finde es daher sehr schade, dass der Brite in Deutschland nie wirklich Fuß fassen konnte und mehr oder weniger nur als Lovecraft-Epigone wahrgenomen wird.
Ich kenne von Ligotti leider bisher nur die Sammlung Die Sekte des Idioten (wenngleich ich zu Weihnachten noch Das Alptraum-Netzwerk geschenkt bekam, auf den ich mich schon sehr freue). Die Begeisterung für den Autor kann ich aber trotzdem nachvollziehen, denn auch ich fand seine Geschichten recht beeindruckend: Originell und eigenständig, gespickt mit bizarren Ideen und sprachlich souverän sucht Ligotti tatsächlich seinesgleichen. Witzigerweise gab es in diesem Band nur eine einzige Geschichte, die bei mir überhaupt nicht verfing und das war ausgerechnet die vielgerühmte Harlekins letzte Feier. In meinen Augen eine absolut nichtssagende und langweilige Geschichte, die sich in keiner Zeile mit den anderen Stories Ligottis messen kann.

__________________
"Rosebud" C.F.Kane


Geschrieben von Wynn am 11.03.2017 um 17:59:

Oh, ich werfe Campbell keineswegs Epigonentum vor. Er hat nur ebenso begonnen. Aber da ist er ja nicht alleine. Ich selbst wurde mit ihm (persönlich) nie warm. Was den psychologischen Horror betrifft, ist meines Erachtens gegen Peter Straub kein Kraut gewachsen, aber das ist eine völlig andere Geschichte.
Gerade die "Späten Gäste" haben mich, nach mehrmaligem Versuch, Campbell vergessen lassen


Nun, zu Ligotti gäbe es ebenfalls viel zu sagen, was nicht recht hier hin passen will, außer: Teatro Grottesco. DAS solltest du - eigentlich jeder, der sich für den Höhepunkt moderner Horrorliteratur interessiert - besorgen. Ist leider nur noch antiquarisch zu machen, aber das stellt den absoluten Höhepunkt in Ligottis Schaffen dar, bevor er - wie gegenwärtig - nur noch philosophische Essays schrieb.
Oh, aber vielleicht kommst du an die Sammlung "Horror vom Feinsten" ran. Da ist Ligottis Story "Alices letztes Abenteuer" drin. Sonst nirgends in deutsch zu finden.


Geschrieben von Olivaro am 14.03.2017 um 19:41:

So unterschiedlich können Lesevorlieben sein - was natürlich nur zu begrüßen ist ...

Für mich sind die Erzählungen von John Ramsey Campbell die logische Fortsetzung der englischen 'ghost story', und er schafft es als einziger zeitgenössischer Schriftsteller, den Gespenstern der vergangenen Epochen in der Gegenwart ein passendes und vor allem furchteinflößendes Umfeld zu verleihen. Und der Faden, der le Fanus Grüner Tee und Campbells Napier Court verbindet, ist kürzer als man meint.

Um den Kreis zu schließen, sei noch erwähnt, dass der ehemalige Lovecraft-Schüler (großes Grinsen) im Jahr 1980 eine Anthologie moderner Cthulhu-Erzählungen herausgegeben hat:




Das Titelbild stammt von Jason Van Hollander, der Band enthält folgende Erzählungen:

1. Stephen King: Crouch End

2. Alfred Angelo Attanasio: The Star Pools

3. Brian Lumley: The Second Wish

4. Frank Belknap Long: Dark Awakening

5. Basil Copper: Shaft Number 247

6. Theodore Eibon Donald Klein: Black Man with a Horn

7. Howard Phillips Lovecraft & Martin S. Warnes: The Black Tome of Alsophocus

8. David Drake: Than Curse the Darkness

9. John Ramsey Campbell: The Faces at Pine Dunes

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Wynn am 14.03.2017 um 19:55:

Welche von Festa in Band 33 u. 36 der "Bibliothek" gewürdigt wird. So weit ich weiß, enthalten diese beiden Bände die vollständigen Arbeiten Campbells zum Cthulhu-Mytos.


Geschrieben von Olivaro am 14.03.2017 um 20:45:

Ist natürlich raffiniert von Festa, aus einem englischen Cold Print in Deutschland zwei Bände zu zaubern, die zusammen immerhin mit € 58,-- zu Buche schlagen (für 21 Erzählungen). Aber das wäre jetzt Tentakelzählerei und hieße Shoggothen mit Großen Alten vergleichen. Teufel

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene

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