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Geschrieben von Wynn am 19.03.2017 um 23:05:

Band 35: Algernon Blackwood - Der Zentaur


Ein mystischer Roman

Europa Anfang des 20. Jahrhunderts. Auf einer Reise in das geheimnisvolle Bergland der Karpaten sichtet der britische Naturphilosoph O’Malley e1ne Schar mythischer Geschöpfe. Dies und seine Begegnung mit dem schweigenden Fremden bestätigt ihn in seiner Überzeugung, dass unser Planet ein lebendiges, beseeltes Wesen ist. Unsere Welt ließe sich von der Krankheit des modernen Lebens heilen, so O’Malley, würde die Menschheit zu einem einfachen Leben am Herzen der Mutter Erde zurückkehren ...


Der Zentaur ist ein poetischer Ideenroman und enthält die Kernideen einer Naturphilosphie. Usch Kiausch hat den Roman in eine moderne Sprache übersetzt, die nicht vor Überschwänglichkeiten strotzt, die aber dennoch möglichst werkgetreu ist. 


Geschrieben von Olivaro am 19.03.2017 um 23:26:

Bei Blackwood fällt es mir schwer, Material nicht zu beachten, und wenn es dann noch den Weg nach Deutschland findet, ist es umso erfreulicher. In den Bänden der "Bibliothek des Hauses Usher" ist der Hang zur mystisch-esoterischen Schwärmerei nicht so ausgeprägt, aber bereits in den späten Suhrkamp-Ausgaben "Rächendes Feuer" und "Die gefiederte Seele" war man durchaus geneigt, diverse Textstellen einfach zu übergehen. Wie gesagt: Im Bereich der Spukgeschichte liege ich bereitwillig zu Blackwoods Füßen, aber seine weitschweifigen und zähen literarischen "Seelenwanderungen" schrecken mich eher ab.

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Wynn am 19.03.2017 um 23:37:

Der Zentaur ist genau das: ein esoterisches Gedöns, das ich unerträglich fand. Leider unnötig in dieser Reihe, wenn man bedenkt, dass John Silence noch nicht mal komplett in Deutsch vorliegt...


Geschrieben von Olivaro am 20.03.2017 um 00:15:

...und weckt durch die Aufnahme in eine Reihe mit dem Titel "H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens" ganz falsche Erwartungen, die der Roman in keiner Weise erfüllen kann.

In Deutsch liegt John Silence durchaus vor, allerdings scheint es unmöglich, diese sechs Erzählungen in einem Band zusammenzufassen. Apropos: Wir fassen also zusammen:


1. A Physical Invasion ("Griff nach der Seele" in: Besuch von Drüben, Insel/Suhrkamp)

2. Ancient Sorceries ("...à cause du sommeil et à cause des chats" in: Das leere Haus, Insel/Suhrkamp)

3. The Nemesis of Fire ("Rächendes Feuer" in: Rächendes Feuer, Suhrkamp)

4. Secret Worship ("Schwarze Riten" in: Seltsame Labyrinthe, Suhrkamp)

5. A Victim of Higher Space ("Ein Opfer der Vierten Dimenion" in: Der Tanz in den Tod, Suhrkamp)

6. The Camp of the Dog ("Der Hund im Camp" in: Aileen - Zwielicht Sonderband)


Meine liebste John-Silence-Geschichte ist Anicent Sorceries wegen der hypnotischen Kraft, die davon ausgeht und man sich selbst ertappt bei dem Wunsch, nach der Salbe zu greifen und mit den Hexen zu fliegen. Böse

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Wynn am 20.03.2017 um 12:50:

Ja, John Silence ist verstreut, so stimmt es. Manchmal sogar unfassbar, dass um Lovecraft jeder Fliegendreck kreist, während andere - und stilistisch bessere Autoren nur in einer Zweitverwertung auftauchen. Ich mag Lovecraft auch, natürlich - aber was da im Moment abgeht ist doch eher Augenwischerei, die einiges im Genre arg verzerrt.


Geschrieben von Waldfee am 20.03.2017 um 15:51:

Zitat:
Original von Olivaro
In Deutsch liegt John Silence durchaus vor, allerdings scheint es unmöglich, diese sechs Erzählungen in einem Band zusammenzufassen. Apropos: Wir fassen also zusammen:

6. The Camp of the Dog ("Der Hund im Camp" in: Zwielicht 8 )


Das erinnert mich daran, dass ich The Camp of the Dog noch immer nicht gelesen habe...

Dabei zeigt uns Festa doch am Beispiel von William Hope Hodgsons Carnacki-Erzählungen, dass das durchaus möglich ist, denn diese sollen im Mai - schön alle in einem Band gesammelt - in eben jener Blibliothek des Schreckens erscheinen. Man darf also einmal mehr eine vorbildliche Ausgabe erwarten. Wäre doch für John Silence auch mal ganz nett....

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"Rosebud" C.F.Kane


Geschrieben von Olivaro am 20.03.2017 um 22:30:

Wir folgen der Gedankenkette einfach weiter bis zu der Frage, warum Frank Festa einen so schwerverdaulichen Roman anbietet statt sich der in Deutschland bislang unveröffentlichen unheimlichen Erzählungen Blackwoods anzunehmen. Zwar nur meine persönliche Meinung, aber ich denke, dieses Material würde sich weitaus besser verkaufen als Der Zentaur.

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Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Estrangain am 21.03.2017 um 10:36:

Hm, die Gedankengänge des Verlegers sind eben manchmal labyrinthisch.
Ein Beispiel ist die Veröffentlichung von Das Ding aus einer anderen Welt zusammen mit Parasite Deep . Passt überhaupt nicht zusammen...

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Geschrieben von Wynn am 21.03.2017 um 10:40:

Genau! Oder man denke an die Sonderausgaben der Reihe: "Der Besudler auf der Schwelle." u.a.
Bedenkt man, dass sich Festa eh zu einem ekelhaften Gewalt-Porno-Verlag entwickelt hat, ist das alles schon recht unsäglich,


Geschrieben von Olivaro am 21.03.2017 um 13:38:

Zitat:
Original von Wynn
Bedenkt man, dass sich Festa eh zu einem ekelhaften Gewalt-Porno-Verlag entwickelt hat, ist das alles schon recht unsäglich,


Stimmt absolut! Persönlich bin ich der Meinung, dass diese ganzen Abscheulichkeiten und der schon manisch erscheinende Zwang, diese immer noch um eine weitere Grausamkeit und Abartigkeit steigern zu müssen, einfach nur literarisches Unvermögen darstellen. Wenn ein Schriftsteller talentiert ist, kann er seine Geschichten auch ohne diese Blutsudeleien glaubhaft, spannend und unterhaltsam erzählen. Gerade bei Gruselgeschichten will die eigene Imagination gefordert werden, während beim erwähnten Stoff jegliche Fantasie buchstäblich abgemurkst wird, und wenn ein Roman, eine Erzählung zum Besuch in der Autopsie oder im Schlachthof degeneriert, dann bleibe ich da außen vor. Jawoll!

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Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Estrangain am 21.03.2017 um 14:22:

Man hat ja gottseidank die Wahl das Zeug zu kaufen oder es zu ignorieren.
Festa hat sich aber in den letzten Jahren immer mehr zu einer Art Gemischtwarenhandlung entwickelt.
Man findet Crime neben klassischem Horror, Extrem neben Fantasy, und in Kürze auch eine Dark Erotic-Reihe...

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Geschrieben von Olivaro am 21.03.2017 um 15:28:

Zitat:
Original von Estrangain
Man hat ja gottseidank die Wahl das Zeug zu kaufen oder es zu ignorieren.

Das natürlich, aber darum geht es mir gar nicht. Es geht einfach um diese Spirale, in der man meint, immer mehr Abscheulichkeiten bieten zu müssen, um literarisch Gehör zu finden. Ich will mich nicht durch Grausamkeiten, Verstümmelungen, sexuelle Misshandlungen, Blut und Gedärme und Körperausscheidungen lesen müssen, nur um unterhalten zu werden. Natürlich kann und soll jeder lesen was er mag, aber für mich sind diese Sachen, die ohnehin in der Realität die Medien füllen, mit Sicherheit nichts. Meine Gänsehaut lasse mir nach wie vor von den Gespenstern und Shoggoten meines Vertrauens liefern - da weiß man, was man hat! Augenzwinkern

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Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Estrangain am 21.03.2017 um 15:41:

Ich geb´Dir da völlig recht.
Meins ist das auch nicht.

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Geschrieben von Wynn am 21.03.2017 um 15:43:

Der ganze Sektor ist wirklich runtergekommen. Dabei geht es beim echten Horror um existentielle Fragen, die unterhaltsam und stimmungsvoll dargestellt werden. Und nicht zuletzt um die Fantasie.
Ich stimme dir zu, Olivaro, dass die Gewaltexzesse nur das Unvermögen kaschieren sollen. es gibt keinen: ich wiederhole: keinen - nennenswerten Autor, der diesen heruntergekommenen Dreck schreibt.
Und ich bin nicht etwa zart besaitet. Ich mag meinen Horror durchaus mit Schmackes. Aber ich mag ihn von Künstlern und Könnern vorgetragen bekommen und nicht von pathologischen Idioten, die sich am liebsten in de Gaskammern von Auschwitz einen runterholen. Tut mir leid für die krasse Darstellung. Aber da werde ich wirklich verdammt wütend.


Geschrieben von Shadow am 21.03.2017 um 15:50:

@ Wynn:

Krass, aber gut gesprochen ... Daumen_hoch

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Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.


Geschrieben von Shadow am 21.03.2017 um 15:53:

@ Olivaro,
@ Estrangain,

ihr habt vollkommen recht mit eurer Einstellung. Daumen_hoch

Ist auch meine ...

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Geschrieben von Estrangain am 21.03.2017 um 16:34:

Zitat:
Original von Wynn
es gibt keinen: ich wiederhole: keinen - nennenswerten Autor, der diesen heruntergekommenen Dreck schreibt.


Nun, Tim Curran mag da wohl die Ausnahme sein.
Wenn er mag, kann er verdammt gut schreiben.
Wenn er nicht mag, schreibt er Makulatur. Aber er ist dann immer noch um Welten besser als beispielsweise ein Edward Lee, den ich zutiefst verabscheue.
Am besten ist Curran wenn er seine Stories in historische Kulissen verlegt.

Beispiele:

- Skull Moon
- Der Leichenkönig

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Geschrieben von woodstock am 21.03.2017 um 17:19:

Also ich finde auch bei diesem Thema sollte etwas mehr Toleranz herrschen.
In der Kunst, und dazu zähle ich auch das schreiben, hat es immer etwas gegeben was Menschen vor den Kopf gestoßen hat. Trotzdem fanden sich immer welchen die es mochten.
Wer kann sagen was in 25 Jahren über solche Bücher gesagt wird?

Es zwingt keiner einen das zu lesen

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Ein Meister ist nicht derjenige, der etwas lehrt, sondern jemand, der seinen Sch�ler dazu anregt, sein Bestes zu geben, um ein Wissen zu entdecken, das er bereits in seiner Seele tr�gt.
Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."


Geschrieben von Wynn am 21.03.2017 um 19:03:

Naja @woodstock: Toleranz gegenüber Gewaltverherrlichung, Frauenfeindlichkeit und Rassismus unter dem Deckmantel der Kunst zu begreifen ist doch etwas gefährlich. Es geht hier nicht darum, ob etwas gefällt. Es ist eine Frage der Ethik. Ich glaube, im Nahen Osten finden manche das Steinigen von Menschen unterhaltsam. Meinen Mund deswegen halten? Nein. Gerade weil es uns allen heute so völlig am Hintern vorbei geht, haben wir die Welt, in der wir leben.
Wenn sich ein Verlag damit brüstet, dass sein neuestes Werk an Abartigkeit nicht zu überbieten ist, dass es von Händlern boykottiert wird, dann können wir nicht mehr von Toleranz oder Intoleranz sprechen, sondern dann müssen wir darüber reden und nicht so tun, als wäre das eben eine ganz normale Entwicklung.


Geschrieben von Wynn am 21.03.2017 um 19:05:

P.S. allerdings gehört das beileibe nicht unter das Buch von Blackwood.

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