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Geschrieben von bierelli am 24.04.2018 um 19:00:

Für mich ein sehr guter Roman.

Eine tolle Grundidee mit sehr gelungener Umsetzung. Und auch stilistisch sehr gut. Manchmal kam mir ein Schmunzler aus wenn John in Kleinkindsprache die Ereignisse wiedergab. Das Schmunzeln verging mir aber dann auch gleich wieder wenn man sich der Dramatik die dahinter steckt bewusst wird.

Sehr gut fand ich auch dass Glenda und Jane wichtige Rollen einnahmen. Vor allem von Glenda würde ich gerne wieder etwas mehr lesen.
Einen besonderen Bonuspunkt gibts noch für die Erwähnung eines Audi mit ÖSTEREICHISCHEM KENNZEICHEN! großes Grinsen

Zu diesem Roman, bzw. eigentlich zur ganzen Serie wie sie sich derzeit darstellt möcht eich noch zwei Dinge erwähnen.

1. Was ist denn aus der neuen "Oberschefin" geworden die Sir Powell das Leben ein paar mal ziemlch schwer machte? Gibts die noch, und sie wird einfach nicht mehr erwähnte oder ist ihr Abgang an mir vorbeigegangen?

2. Mir fällt auf dass jeder Autor derzeit seinen "eigenen John" entwickelt hat. Manchmal, wie in diesem Roman, wirkt er sehr soft und empathisch. Das ihm das Ableben eines Menschen, auch wenn er ihn vermeintlich selbst getötet hat, so nahe geht habe ich so als Charaktereigenschaft nicht in Erinnerung. Und dass er dann in ein Pub geht um dort Trost im Alkohol zu suchen schon gar nicht.
In anderen Romanen kommen reihenweise und in großer Zahl Mensch, meist Unbeteiligte zu Tode und eine Seite weiter sind John und Suko schon wieder am Scherzen. Dasselbe ist mir bei Beschreibungen bzgl. "Sex" und anderen Dingen aufgefallen.
Irgendwie ergibt das kein ganz stimmiges Gesamtbild. Vielleicht kann man sich da zwischen den Autoren austauschen welchen Grundcharakter man dem Helden gibt. Mir persönlich ist da der von Jason Dark entwickelte eher softe, fast asexuelle, brave JS am liebsten. Mag vielleicht auch daran liegen dass ich mit dem groß geworden bin.
Oder man lässt jedem Autor seinen Freiraum und nimmt eben diverse Unstimmigkeiten in Kauf. Würde mich interessieren wie das die Autoren die hier mitlesen bzw. kommentieren das sehen.

Grüsse aus dem Land mit ÖSTERREICHISCHEN AUTOKENNZEICHEN

großes Grinsen Winke

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Grüße aus Österreich Winke


Geschrieben von dark side am 24.04.2018 um 23:20:

Zitat:
Original von bierelli
1. Was ist denn aus der neuen "Oberschefin" geworden die Sir Powell das Leben ein paar mal ziemlch schwer machte? Gibts die noch, und sie wird einfach nicht mehr erwähnte oder ist ihr Abgang an mir vorbeigegangen?

Noch lebt sie Nägel. Bisher hatte sich noch keiner Deiner Lieblingsdämonen (Werwölfe/Wertiger/Werpanther/Werviecher großes Grinsen etc. ) für sie erbarmt. Was nicht ist kann ja noch werden Nägel. Ihre Tage (vermute ich mal) sind bereits gezählt Nägel großes Grinsen .


Geschrieben von Mr. Benjamin am 29.04.2018 um 09:03:

Die vielen Top-Wertungen teile ich leider nicht. Von mir gibt es bloß ein "gut".

Positiv: Der Roman bietet recht viel Komik und erinnert mit Johns Problem ein bisschen an die wenigen lustigen Stellen aus der eher infantilen Sinclair-Comedy-CD aus der Döring-Ära. Schon der Titel wirkt ja leicht gewitzt und erinnerte mich vage an 40er Jahre US-Komödien.

Negativ: Das war zwar der Komik dienlich, aber diese vielen, vielen Erinnerungsprobleme, die immer wieder sehr pointiert dargelegte werden, wirkten auf mich recht schnell etwas selbstzweckhaft in ihrer Häufung. Wirklich spannend fand ich den Roman leider nicht. (Vielleicht auch, weil vor allem John bedroht war, dem ja in dieser Reihe vermutlich nie oder zumindest nicht in naher Zeit ein Ende bevorsteht. Und selbst eine Phase über mehrere Hefte mit einem kindlichen John Sinclair wäre nicht unbedingt ein herber Einschnitt gewesen, ging ja Suko auch schon einmal so.)
Dann ist da noch die Form des Vergessens. Das jemand immer mehr vergisst, kann ich mir noch gut vorstellen. Dass er jedoch vor allem die jeweils jungen Erinnerungen vergisst und allmählich ins Jugend-/Kinderalter zurückversetzt wird, war mir dann etwas zu... albern/unglaubwürdig? Das läuft ja auch bei stark demenzkranken, die zugegebenermaßen wieder mehr in ihrer Vergangenheit leben, nicht so ab wie hier. Klar, die Ursache war Magie - aber mir war das irgendwie zu unnötig konstruiert.
Hinzu kommt, dass JS irgendwann mit den Bommeln einer Jacke spielen will und fast zu weinen anfängt. Welches sprachbegabte Kleinkind spielt denn noch mit Bommeln? Seiner Ausdruckfähigkeit und dem sprachlichen Reflexionsvermögen zufolge müsste John eigentlich noch bis zur rettenden Aktion mindestens drei/vier Jahre alt sein...

Aber originell war der Roman schon. Aber konventioneller oldschool-Grusel wäre mir ohnehin lieber... großes Grinsen

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"Ich komme nur mit Studenten zusammen und das ist so ihre Redensweise."


Geschrieben von Isaak S. am 29.04.2018 um 23:20:

Zitat:
Original von Mr. Benjamin

Negativ: Das war zwar der Komik dienlich, aber diese vielen, vielen Erinnerungsprobleme, die immer wieder sehr pointiert dargelegte werden, wirkten auf mich recht schnell etwas selbstzweckhaft in ihrer Häufung. Wirklich spannend fand ich den Roman leider nicht.


Ich bin offen gestanden überrascht, dass die Meinungen hier so weit auseinander gehen. Für mich lag in der zunehmenden "Komik" der Grusel. Wie auch jetzt wieder in Bd. 2076 (Ich bringen den Tod) packt es mich emotional, wenn John der Lächerlichkeit preis gegeben wird. Und genau das war es für mich dann auch, was in dieser Geschichte vergessen ließ, dass am Ende schon alles gut wird. Es war also mitnichten Klamauk, sondern eine Art Wahnsinn.

Und noch eine Frage an Mr. Benjamin: Gibt es den konventionellen oldschool-Grusel überhaupt noch in der Sinclair-Serie? Und wenn ja, welche guten Beispiele funktionieren?

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Am Anfang war... - Was war nochmal am Anfang?


Geschrieben von Mr. Benjamin am 30.04.2018 um 10:40:

Zitat:
Original von Isaak S.Ich bin offen gestanden überrascht, dass die Meinungen hier so weit auseinander gehen. Für mich lag in der zunehmenden "Komik" der Grusel. Wie auch jetzt wieder in Bd. 2076 (Ich bringen den Tod) packt es mich emotional, wenn John der Lächerlichkeit preis gegeben wird. Und genau das war es für mich dann auch, was in dieser Geschichte vergessen ließ, dass am Ende schon alles gut wird. Es war also mitnichten Klamauk, sondern eine Art Wahnsinn.

Und noch eine Frage an Mr. Benjamin: Gibt es den konventionellen oldschool-Grusel überhaupt noch in der Sinclair-Serie? Und wenn ja, welche guten Beispiele funktionieren?

Mich packen die Sinclair-Hefte eigentlich nie richtig emotional. (Bei den Hörspielen ist es nochmals ein bisschen was anderes.) Bloß der (vermeintliche) Tod von zentralen Figuren geht manchmal nahe, weil das aber eben auch Auswirkungen für einen hat: man wird bei künftigen Lektüren einfach nicht mehr diesen Figuren wiederbegegnen (wenn nicht Wunder geschehen). (Ist quasi die kleine Form des Einstellens solch einer Reihe.)
Florian Hilleberg war manchmal dicht dran, aber seine "Tränenschleier"-Wendungen ziehen es dann mitunter doch wieder ins Triviale. (Ein Drama wird durch den Satz "er weinte" nicht trauriger wie auch eine Horrorstory durch "das Haus sah unheimlich aus" nicht unheimlicher wird.)

Natürlich kann unangebrachter Humor, unangebrachtes Gelächter etc. beunruhigend oder tragisch wirken. Aber innerhalb von Heftromanserien, in denen tiefe Gefühle eher als Klischee anwesend sind (und in denen die Bindung an Leser/innen über die regelmäßige, kontinuierliche, jahrelange Lektüre erfolgt), ist es für mich bloß ein untypisches Bonuy-Quäntchen Komik. großes Grinsen


Und zum oldschool-Grusel: Auch wenn schon John Sinclair als Hauptfigur grundsätzlich von traditionellen Klassikern der phantastischen Literatur abweicht und eher modernere Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts weiterverfolgt, so sind doch innerhalb der Reihe in jüngster Zeit etwa die Werwolf- oder Pantherfrauengeschichten recht oldschool gewesen. Vielleicht auch der erste Inugami-Teil. Wenn man solche Vrytha-Sachen oder die fantasylastigeren Handlungen, die Jason Dark ja auch erst nach mehreren hundert Bänden zögerlich eingeführt hat, damit vergleicht, wird der Unterschied vielleicht deutlich.

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"Ich komme nur mit Studenten zusammen und das ist so ihre Redensweise."


Geschrieben von Isaak S. am 01.05.2018 um 01:59:

Ich danke für die interessanten Antworten!

Zitat:
Original von Mr. Benjamin
Mich packen die Sinclair-Hefte eigentlich nie richtig emotional.


Ja genau! Das war für mich der Punkt! Sieht bei mir ähnlich aus. Aber dieser Band hatte es dann bei mir geschafft und ich hatte mich darüber gewundert. Seitdem frage mich, woran das lag.

Zitat:
Original von Mr. Benjamin
Natürlich kann unangebrachter Humor, unangebrachtes Gelächter etc. beunruhigend oder tragisch wirken. Aber innerhalb von Heftromanserien, in denen tiefe Gefühle eher als Klischee anwesend sind (und in denen die Bindung an Leser/innen über die regelmäßige, kontinuierliche, jahrelange Lektüre erfolgt), ist es für mich bloß ein untypisches Bonuy-Quäntchen Komik. großes Grinsen


Ich bin erst Ende letzten Jahres nach fünfundzwanzig Jahren Pause wieder eingestiegen. Für mich stellt sich seitdem die Frage des Genre. Ist die John-Sinclair-Reihe Trash (was ich nicht so sehen will) oder ist es Pulp Fiction (im besten Sinn) oder ist das eh ein und dasselbe? Oder ist es etwas anderes? Und da bin ich über die Frage des Humor gestolpert. Und ich meine hier den Humor des Lesers. Wenn es Trash wäre, würde das Ganze nur auf das Wiedererkennen des Lesers abzielen und wäre gelinde gesagt so eine Art literarisches Recycling. Hier aber, in diesem Band, schien mir etwas progressives vorhanden zu sein. Insofern gebe ich dir vollkommen Recht, etwas "untypisches". Letzten Endes vielleicht eine Frage, wohin sich die Serie in den kommenden Jahren weiterentwickeln will.

Zitat:
Original von Mr. Benjamin
Und zum oldschool-Grusel: (...) Vielleicht auch der erste Inugami-Teil. Wenn man solche Vrytha-Sachen oder die fantasylastigeren Handlungen, die Jason Dark ja auch erst nach mehreren hundert Bänden zögerlich eingeführt hat, damit vergleicht, wird der Unterschied vielleicht deutlich.


Ja! Ich glaube, ich verstehe, was du meinst! (Vrytha kenne ich noch nicht.) Bei den Inugami-Sachen (und insgesamt bei Florian Hilleberg) war ich immer wieder positiv überrascht, wie viel ich mit diesem oldschool-Grusel anfangen kann.

Noch einmal Danke für die interessante Antwort!

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Geschrieben von Germon am 04.07.2022 um 14:22:

Die Tage aus meinem JS Stapel gezogen und nicht bereut. Eine unterhaltsame Geschichte.
John Sinclair wird immer unbeholfener und man fühlt die Sorge von Suko richtig mit. Schön gemacht waren die Perspektivwechsel, zudem auch mit unterschiedlicher Zeitform geschrieben, mit hat das sehr gut gefallen.

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Maddrax - 373 382 Hefte hinter der aktuellen Handlung.
Buch
Meine Aufholjagd gleicht einem Schneckenrennen.

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