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Geschrieben von Wynn am 17.03.2018 um 11:41:

Band 47 - Clark Ashton Smith - Der doppelte Schatten




Clark Ashton Smith (1893-1961) ist H. P. Lovecrafts vergessener literarischer Gefährte aus den Tagen des Weird Tales Magazine. Seine Dark Fantasy ist von halluzinatorischer Intensität. Viele Fans halten Smiths Werk sogar für bedeutsamer als das von H. P. Lovecraft.

Im Festa Verlag erscheinen Die gesammelten Erzählungen von Clark Ashton Smith in sechs Bänden. Geordnet nach Zyklen, jeder Zyklus mit einer Einführung des amerikanischen Fantastikexperten Will Murray. Dazu weitere Texte über Smiths Leben und Werk. Circa 120 Geschichten in neuer Übersetzung – von den ersten Schreibanfängen 1910 bis zur letzten zu Lebzeiten veröffentlichten Story 1958. Mehr als 60 deutsche Erstveröffentlichungen.


Inhalt:

Die letzte Beschwörung
Eine Reise nach Sfanomoë
Der doppelte Schatten
Der Tod des Malygris
Der Kuss der Zoraida
Das dunkle Zeitalter
Die Phantome des Feuers
Der Mahut
Die ewige Welt
Der Geist des Mohammed Din
Gestrandet auf Andromeda
Gefangen im Sternbild der Schlange
Landschaft mit Weiden
Der in den Staub tritt Phönix
Der Dämon der Blume
Die unsichtbare Stadt
Die Gerechtigkeit des Elefanten
Das Königreich des Wurms (Die Geschichte des Sir John Maundeville)
Die urweltliche Stadt
Dreizehn Phantasmen
Der Abschied der Aphrodite
Das Symposium der Gorgone
Scott Connors und Ron Hilgers: Anmerkungen zu den Erzählungen


Geschrieben von Wynn am 17.03.2018 um 11:48:

Mit diesem Band liegt nun das Gesamtwerk in 6 Bänden vor. Ob man nun wirklich Lovecrafrt oder Smith für den besseren Erzähler hält - diese Bücher gehören in jeden Sammlung eines echten Horror/Dark Fantasy - Fans. Tatsächlich hat Lovecraft aus ganz anderen Gründen seine enorme Popularität erreicht. Smith ist selbstverständlich der bessere Stilist, aber wie so oft list das am Ende eine Geschmacksfrage, die nie eindeutig geklärt werden kann. Vielleicht so: Der "kosmische Horror" ist bei Smith völlig anderer und phantastischer Natur. Seine Stories wirken oft wie ein abartiger Drogenrausch. Michael Siefener - in unserer Phantastik-Szene ebenfalls kein Unbekannter, hat mit seiner Übersetzung hervorragende Arbeit geleistet


Geschrieben von Olivaro am 17.03.2018 um 21:46:

Eigentlich kann man Lovecraft und Smith nicht vergleichen, denn zumindest bei der Gewichtung der Themen haben die beiden verschiedene Schwerpunkte. Lovecrafts Fantasy kann man in einem Band zusammenfassen (was auch geschehen ist), während seine unheimlichen Erzählungen mehrere Bücher füllen; diese Geschichten passieren in der realen Welt. Natürlich könnte man dagegenhalten, dass es Arkham oder Innsmouth "nicht wirklich" gebe, aber man kann diese fiktiven Städte jederzeit gegen real existierende austauschen - das Ergebnis wäre das gleiche. Smith wiederum siedelt seine Geschichten in imaginären Welten an, ist auch dem Märchen näher, während jene, die in der Realität handeln, weit in der Unterzahl sind. Persönlich ziehe ich Lovecraft vor, weil ich mit Fantasy generell nicht allzu viel anfangen kann, aber Smith' Teichlandschaft mit Erlen und Weide/Genius Loci ist schon extrem unheimlich und gehört zu meinen Top 50-Gruselgeschichten.

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Wynn am 17.03.2018 um 21:52:

Im Grunde stimme ich dir schon zu. Man darf aber nicht vergessen, dass sich "Fantasy" längst nicht auf die Tolkien-Klone festmachen lässt. Da hat sich viel getan und der Begriff selbst ist etwas schwierig geworden.
Smith schrieb das, was ich als eigentliche Fantasy sehe. Moorcock hat ähnliches geleistet (wenn auch nicht so poetisch). Ich mag meine Fantasy auch lieber "weird" oder Horrorlastig, oder sagen wir besser: atmosphärisch.


Geschrieben von Olivaro am 17.03.2018 um 22:23:

"Fantasy" habe ich für mich so definiert, dass es sich um Erlebnisse/Ereignisse handelt, die sich in nicht existierenden Örtlichkeiten (Ländern, Reichen - wie auch immer) abspielen. Hyperborea, Atlantis oder Sarnath sind und waren eben "erfundene Welten" mit keinerlei Bezug zur Realität. "Phantastische Literatur" ist für mich gleichbedeutend mit dem bereits zitierten "Riss in der Wirklichkeit" (Roger Caillois), in der das Unwirkliche/Unheimliche in das Leben das wir führen, die Welt, in der wir leben, eintritt. Was mit Prinzessin Almeena passiert, interessiert mich also weitaus weniger als die Erlebnisse von Mr. Murray an einem ganz bestimmten Teich. Augenzwinkern

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Estrangain am 17.03.2018 um 22:57:

Jemand hat den Clark mal eine Ein-Mann-Literaturbewegung genannt.
Das beschreibt ihn sehr gut.

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https://www.facebook.com/Ringos-Buch-und-Kunstecke-1242141035869037/


Geschrieben von Wynn am 18.03.2018 um 10:31:

@ Olivaro

Der angebliche "Riss" ist längst schon veraltet, weil er nicht haltbar ist. Philosophisch gesehen gibt es diesen Riss, in den das Phantastische einbricht, nicht. Es ist immer schon da. Die anglizistische Literatur kennt unseren Phantastik-Begriff nicht, da gehört auch Lovecraft zur Fantasy, die ja nichts anderes ist als Fiktion. Aber im Grunde geht es um Realität (siehe den Riss), die ja an sich schon nicht haltbar ist. Oder besser: nicht mehr. Man dachte ja durchaus lange genug, dass es eine Realität gäbe. Wirklichkeiten sind indes ja ohnehin etwas anderes.


Geschrieben von Olivaro am 18.03.2018 um 11:01:

Veralteter Riss? Nicht für mich, denn mehrere Realitäten kann ich mir a) schon finanziell nicht leisten und habe b) schon mit der einen genug zu tun.

Und ein kleines Widerwort zur These der nicht-existenten "phantastischen Literatur" im anglizistischen Bereich: dort firmiert sie unter dem Begriff 'Weird fiction' - auch der Lovecraft. Jawoll! Augenzwinkern

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Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Wynn am 18.03.2018 um 11:37:

Oh nein... Weird Fiction ist nicht mit Phantastik gleichzusetzen, mein Lieber. Sicher, technisch betrachtet sind unter dem Schirm der Phantastik Science Fiction, Horror und Fantasy vereint. Das sind alles auch Eckpfeiler der Weird Fiction, aber letztere hat noch andere Spezifika. Aber lassen wir diese Korinthen mal beiseite, weiss ich freilich, was du meinst. Was die Fantasy betrifft: gerade die Urban Fantasy und die Dark Fantasy sind ja der Horrorliteratur am nächsten. Da gibt es meistens keine "Prinzessinnen" (auf die ich, ehrlich gesagt, auch keine Lust habe).


Geschrieben von Olivaro am 18.03.2018 um 12:03:

Eine Korinthe habe ich aber noch: die oben erwähnte "phantastische Literatur" sollte natürlich im Kontext mit der 'weird fiction' von Lovecraft zu verstehen sein, unter Hinzunahme der hübschen Teichlandschaft, die Smith so liebvoll mit Erlen und Weide gestaltet hat.

Weil ich SF und Sword & Sorcery-Fantasy nicht lese, bezieht sich meine Definintion der "Phantastik/phantastischen Literatur" immer auf der Grundlage des Einbruchs in die Realität (meiner!), und das bezieht dann neben der klassischen 'ghost story' natürlich auch den "Magischen Realismus" mit ein, und eine besondere Vorliebe hege ich für die "psychologische Phantastik". Oft kann eine Erzählung, ein Roman gänzlich ohne den "Riss" oder "Einbruch" auskommen, aber von so intensiver Atmosphäre sein, dass sie auch ohne die gängigen Zutaten ganz und gar "phantastisch" sein kann - siehe zum Beispiel Bradburys "Löwenzahnwein" oder die Erzählungen von Fanny Morweiser. Es hat eben auch viel mit persönlichen Empfindungen und Ängsten zu tun; während sich einer schon beim Anblick eines verrufenen Hauses fürchtet, bekommt der andere erst seinen "Zustand", wenn er darin einem Gast aus dem Jenseits in die Arme läuft.

Aber Du hast es schon richtig geschrieben: Wir wissen auch ohne großartige Deutungsversuche, was der jeweils andere meint. smile

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