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Geschrieben von Michael am 05.10.2008 um 09:00:

Band 1123 : Der Terror beginnt

Der Terror beginnt

Es war ein monströser Schatten, der durch den Nebel wanderte. Etwas Formloses, das mit dem Grau der Umgebung verschwamm. Dichter Nebel umwaberte die einsame Gestalt. Sie schritt jetzt über Bohlen hinweg. Jedes Aufsetzen der Füße verursachte einen dumpfen Klang, den auch der Nebel nicht verschlucken konnte. Es war kein normaler Belag, über den der Einsame ging. Holz verschwand im Nebel. Hin und wieder war auch ein leises Plätschern zu hören, weil Wasser in der nähe war. In diesem Wasser ragte der Steg hinein. Und auf dem Wasser lag der Nebel dick wie ein Schwamm. Ein verschwommenes graues Licht lag über dem Land, und die einsame Gestalt steuerte unbeirrt auf ihr Ziel am Ende des Steges zu.

Cover: Koveck

Erscheinungsdatum: 17.1.2000

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Wenn die Süße des geringen Preises verflogen ist, die Bitterkeit minderer Qualität wird bleiben.


Geschrieben von Marvin Mondo am 03.01.2023 um 23:09:

Worum gehts im Roman? Sinclair wird mehrere Nächte hintereinander immer vom gleichen Alptraum geplagt: Ein mit Kettensäge bewaffneter Killer latscht in eine an einem See gelegene Hütte und ermordet dort scheinbar Menschen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, trägt der Killer auch noch das Gesicht von Horace F. Sinclair. Dieser ist allerdings seit mehr als einem Jahr schon tot und begraben.
Sinclair reist - mal wieder auf dem Egotrip unterwegs - nach Lauder, wobei er einzig James Powell einweiht. Unterwegs lernt er in einem Hotel Nora Thorn kennen. Die geheimnisvolle Frau stellt sich als Scoutin einer Modefirma vor. Beide verleben einen anregenden Abend, der allerdings knapp nicht bis zum Äußersten Führt. In der Nacht ruft der Killer Sinclair an und beide begegnen sich auf dem Hotel-Parkplatz. Der Killer kassiert eine Silberkugel, kann allerdings flüchten, wobei er sich mit der Stimme von Horace F. verabschiedet.
In Lauder angekommen, kommt es zu einer weiteren Begegnung mit dem Killer auf dem Friedhof. Sinclair sucht anschließend Terrence Bull aus, der ihm bestätigt, dass es rund 20 Kilometer von Lauder entfernt tatsächlich einen See gibt, wie ihn Sinclair im Traum sah. Vor drei Wochen wurde dort ein Touristen-Paar von einem unbekannten Killer per Kettensäge abgeschlachtet.
Sinclair scuht die Hütte auf, wo er überraschend die reichlich derangierte Nora Thorn findet. In dem Moment ist mal wieder das Geräusch der Kettensäge zu hören...

Der erste von zwei Teilen birgt - wie so typisch in dieser Serien-Phase - einiges Gutes, aber auch einigen Blödsinn.

Gut, wenn auch nicht ist der Handlungsaufbau mit einem Traum, der sich als Wirklichkeit entpuppt. Das Kettensägen-Motiv hatten wir so schonmal bei Belphegor, aber Dark kupfert ja auch gern mal beim klassischen Horrorfilm - in diesem Fall beim TCM - ab.

Handlung wird straff durcherzählt, die Begegnungen mit dem Killer kommen größenteils auch glaubwürdig rüber. Mit Nora Thorn wird wieder ein neuer Charakter eingeführt, hinter der manches steckt, was hier aber noch nichtmal angedeutet wird.

Weniger bis gar nicht gut sind allerdings auch einige Dinge:

Dass sich Nebel mit dem Blut getöteter Menschen röten kann (S. 4), halte ich persönlich für unmöglich. das soll mir rein bildlich bitte jemand vormachen. Nebel rötet sich vielleicht vom Licht der Bremsleuchten, aber nicht von Blut.

Rein sprachliche Hauer: "...den Zugang hatte er zuvor mit wuchtigen Tritten eingetreten." (S. 5). ARGH, die Dopplung des gleichen Verbs (als Substantiv und als Verb) in dieser unmittelbaren Abfolge rollt einem wieder sämtliche Haare hoch, fürchterlich!

"Der Mantelstoff war feucht. Neblnässe hatte ihn schon beinahe nass werden lassen." (S.33). Gleiche Begründung wie im ersten Beispiel, hier mit der Abfolge von Nässe und nass. Kein guter Sprachstil.

Sinclair als großer, selbst ernannter einsamer Wolf, wenn es um seine Eltern geht (S. 7/7+1) - das kennen wir aus dem Verlauf des Lalibela-Zyklus nur zu genau. Jeder normale Mensch, wenn er in der Hinsicht bereits zwei-, dreimal auf die Schnauze fällt, entwickelt so etwas wie Lernfähigkeit oder Selbstreflexion. Nicht so der in dieser Hinsicht eindimensionale, in dem Fall schon klischeebehaftete Literatur-Charakter Sinclair - er agiert lieber ungerührt dumm und ignorant, weil das alles Privatsache sei. Höchst zweifelhaft und in noch höherem Maße unglaubwürdig. SO dumm kann kein Mensch sein, noch dazu im Wissen, dass er sich in Lebensgefahr begeben könnte.

Und noch eine Stelle fällt extrem ärgerlich auf: Als sich Sinclair den angeschossenen Killer auf dem Parkplatz anschauen will, trifft er folgende intelligente Feststellung: "Es war ein gesicht. Es waren Züge. Es gab eine Nase, einen Mund, es gab Augen, ja, es war alles vorhanden." (S.33). ACH NEIN, die Beschreibung hätte auch ein Vierjähriger abgeben können. Warum zückt Sinclair aber nicht seine Lampe (Jackentasche), um festzustellen, ob der Killer tatsächlich das Gesicht seines toten Vaters trägt? Absolut nicht nachvollziehbares Handeln.

Alles in allem trotz der Abzüge noch ein "guter" Roman.

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