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Geschrieben von Zamorra am 09.06.2011 um 05:47:

VHR Band 57: Das Gespensterschloß von Peter Randa



Der Schnee wird vom Wind zu Haufen verweht. Er wirkt wie eine zusammengepreßte starre Masse - zumal in der Nacht, wenn er bis zu den Trittbrettern der Wagen hinaufreicht. In der Dunkelheit verstärkt der Schnee auch das Gefühl der Einsamkeit und erzeugt Unbehagen, Beklemmung. Jacques Riviere stößt einen leisen Fluch aus. Er kann nichts mehr sehen. Der Scheibenwischer schafft es nicht, die feine Reifschicht zu lösen, die sich allmählich auf der Scheibe bildet. "Ich wage nicht mehr weiterzufahren. Ich weiß nicht einmal, ob ich noch auf der Straße bin."



Verfasst von Peter Randa (= André Duquesne)

Originaltitel: L'Escalier de l'ombre, 1955

Aus dem Französischen von Franz Kolsa

Titelbild von Carolus Adrianus Maria Thole

Erschienen am 12.03.1974


Ein Nachdruck erfolgte als Dämonen-Land Bd. 116


Geschrieben von Olivaro am 28.07.2013 um 21:00:

Die Bezeichnung "Klassiker" wird oft recht leichtfertig vergeben, aber hier ist sie in meinen Augen mehr als gerechtfertigt. Wie anders ist es zu erklären, dass ich diesen Roman seit Jahrzehnten mindestens einmal im Jahr lese, stets mit dem gleichen...hm...Vergnügen. Und obwohl man gerade zum Ende hin merkt, dass es sich hier um einen stark gekürzten Roman handelt (im Original etwa 220 Seiten), erschließt sich das Werk auch in dieser Kurzfassung. Hier reiht sich eine alptraumhafte Szene an die andere, und man kann lange nicht erahnen, wohin das unheimliche Geschehen führen soll. Es gibt kein Blut, keine Morde, keine Vampire, Werwölfe und Ghouls, keine gängigen und hundertmal gelesenen Klischees, und durch die Tatsache, dass der Roman im epischen Präsens verfasst ist, hat der Leser den Eindruck, die Ereignisse würden in diesem Augenblick geschehen. Verfilmen könnte man dieses Werk nicht, denn die Angst und Beklommenheit passieren in der Seele des Lesers und nicht etwa aus der Distanz betrachtet wie bei vielen Filmen beziehungsweise anderen Gruselromanen. Keine coolen Polizisten und Detektive oder wissenschaftliche Koryphäen werden hier präsentiert, sondern Menschen, die mit dem Geschehen nicht umgehen können oder es verstehen und auch außerstande sind, dem Grauen zu entfliehen.

Man möge sich diesen Roman für einen düsteren November- oder Dezemberabend bereitlegen, damit man schon in der richtigen "Grundstimmung" ist für die Lektüre...Ohnmacht

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Wicket am 28.07.2013 um 21:55:

Sehr schöne Rezi, Olivaro! Daumen_hoch

Freue mich auf den Roman - habe ihn als DL-Nachdruck.

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Der Optimist erklärt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Der Pessimist fürchtet, dass dies wahr ist. (J.B. Cabell)


Geschrieben von dark side am 28.07.2013 um 22:02:

@Olivaro
Erstklassige Rezi Daumen_hoch . Muss sich ja wahrlich um einen aussergewöhnlichen Roman handeln, wenn selbst ohne Blut und irgendwelchen Kreaturen das Teil einen in seinen Bann zieht. Dazu kommt noch die Tatsache, dass man ihn jedes Jahr von neuen heraus kramt. Wie gesagt, du hast es geschafft mich neugierig zu machen Augenzwinkern .


Geschrieben von Shadow am 09.11.2014 um 18:21:

Wirklich eine erstklassige Rezi, Olivaro, und ich kann das auch deshalb bestätigen, weil ich den Roman auf Dein Anraten hin auch gelesen habe, leider nicht in nebligen November- oder Dezembernächten, sondern im Oktober. War aber auch so unheimlich. Und das mit besagten Nächten kann ich ja noch nachholen ...

Aber meinst Du wirklich, dieser Stoff wäre nicht verfilmbar?

Da bin ich anderer Meinung. Ich denke da z. B. an den Film The Others mit Nicole Kidman in einer ihrer besten Rollen. Dieser Film behandelt eigentlich auch ein ähnliches Thema – und Blut und Körperstücke spritzen und fliegen da auch nicht herum. Dennoch ist er recht unheimlich gemacht – und der Schluss ist m. E. wirklich gut. Wie auch in diesem Roman der Schluss gut kommt, wenn auch leider zu abrupt, da hast Du auf jeden Fall recht.

Vielleicht solltest Du dem Regisseur von The Others den Roman zukommen lassen, wenn möglich das Originalbuch. Könnte sein, dass Du und wir in 1, 2 Jahren im Kino sitzen und sich bei dem gezeigten Film Das Gespensterschloss ordentlich gruseln ...

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Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.


Geschrieben von Olivaro am 09.11.2014 um 20:08:

@Shadow

Naja, die Handlung könnte man natürlich verfilmen, aber bei den Emotionen, Ängsten und der Unsicherheit und des Nichtverstehens der Situation der Personen, deren Welt im Herrenhaus aus den Fugen gerät, müsste man mindestens jenen Kunstgriff aus dem Film The Haunting/Bis das Blut gefriert aus dem Jahre 1961 anwenden, wo die Gefühlswelt der Hauptperson als Monolog für den Zuschauer verständlich gemacht wird. Denn im Prinzip "passiert" in vorliegendem Roman ja nicht allzu viel, obwohl die vier Schicksale sich in verschiedene Richtungen bewegen nach dem Verlassen der Zimmer. Aus diesem Grunde wäre ein Film zwangsläufig sehr dialoglastig, weil darin erklärt werden müsste, was im Gespensterschloß mit den Bewohnern und den Gästen eigentlich geschieht und zu welchem Zwecke. Und wenn die Personen die ganze Zeit reden und erklären würden, wäre es kein Gespensterschloß mehr, sondern Speaker's Corner oder der Hamburger Fischmarkt.

Zusammenfassend wage ich für mich die Feststellung, dass dieser Roman am besten im Kopf funktioniert, aber ich bin natürlich kompromissbereit: Zumindest bei der Ausstattung einer Verfilmung hätte ich recht konkrete Vorstellungen, die dergestalt sein müsste wie in den Filmen Die Frau in Schwarz oder Malpertuis; hier finde ich persönlich Das Gespensterschloß wieder, das im Roman allerdings noch weitläufiger geschildert ist (die breiten Gänge und Galerien).

Andererseits, Shadow, ist es wahrscheinlich so, dass ich das Filmemachen tatsächlich anderen überlassen sollte... Heul

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Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Horror-Harry am 10.11.2014 um 02:45:

Zitat:
Original von Shadow
Ich denke da z. B. an den Film The Others mit Nicole Kidman in einer ihrer besten Rollen. Dieser Film behandelt eigentlich auch ein ähnliches Thema - und Blut und Körperstücke spritzen und fliegen da auch nicht herum. Dennoch ist er recht unheimlich gemacht - und der Schluss ist m. E. wirklich gut. ...

Klasse, dass der Film nicht nur mir gefällt! Daumen_hoch Derartige Filme sollte es mehr geben.

Zitat:
Original von Olivaro
Naja, die Handlung könnte man natürlich verfilmen, aber bei den Emotionen, Ängsten und der Unsicherheit und des Nichtverstehens der Situation der Personen, ...

Das ist meiner Meinung nach auch die Problematik, weswegen gute King-Verfilmungen eher rar sind. Da geht in den Büchern auch sehr viel in den Köpfen der Figuren vor, das sich so nicht im Film darstellen lässt.


Geschrieben von Shadow am 10.11.2014 um 12:36:

[quote]Original von HorrorHarry

Klasse, dass der Film nicht nur mir gefällt! Daumen_hoch Derartige Filme sollte es mehr geben.

Also ich mag diese Art der Filme weitaus mehr als die Gemetzel-, Abschlacht- und Splatterfilme (ist eh alles dasselbe). Es ist eben wie bei einem guten Grusel- oder Horrorroman: Das meiste Grauen spielt sich im Kopf des Lesers oder eben des Filmschauenden ab. Und so grausig und brutal Splatterfilme auch sind, mit der Zeit ödet es einen nur noch an oder es zieht sich ins Lächerliche. Bei dem Gruseleffekt, den man in sich selber erzeugt, kriegt man es meistens mit seinen eigenen Urängsten zu tun – und das bleibt des Öfteren nachhaltiger haften in den Hirnwindungen.

Wenn ich z. B. an das Kinoerlebnis von "Alien" (der Urfilm, als noch nicht an Fortsetzungen gedacht war) zurückdenke, da saß man als Zuschauer im dunklen Kinosaal mit der Zeit quasi auch im Raumschiff in einer dieser wenig ausgeleuchteten Ecken – und wartete fast darauf, dass dieses Alien einen auf die Schulter saftelt – urrgghh! Ab der Mitte bis zum Ende des Films war es mucksmäuschenstill im Kinosaal, ausgenommen gewisse Angstschnaufer etc.! Ich glaube auch, dass dieser Effekt vom Regisseur eingeplant war. Dieses Erlebnis geht bei jeder Fernseh-, DVD- oder sonstigen Vorführung verloren, weil man einfach das andere Drumherum stets doch wahrnimmt. Im Kino saßen neben dir lauter potenzielle Opfer ... Ohnmacht

Natürlich ist es schwer, Gedanken und Gefühle im Film umzusetzen, aber ich bin der Meinung, dass dies bei The Others recht gut gelungen ist, denn da geht es hauptsächlich um die Gedanken und Gefühle der Frau, die ihre Kinder vor einem undefinierbaren Grauen beschützen will, an denen man/frau mit wachsender Beklemmung teilnimmt.

Das Hauptproblem ist wohl zumeist, dass die Zielgruppe der Zuschauer immer jünger wird. Und die jungen Leute wollen eben noch kein allzu sehr subtiles Grauen erleben, sondern Action. Natürlich gehen ältere Leute seltener ins Kino, andererseits ist das Angebot für ältere Kinobesucher auch recht dürftig geworden. Nudelholz

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Geschrieben von Olivaro am 10.11.2014 um 14:50:

@ Shadow + HorrorHarry

Schaut euch Die Frau in Schwarz mit Daniel Radcliffe aus dem Jahre 2012 an - und fürchtet euch bis ins Innerste (so wie ich das gemacht habe)


Wir drei: Ohnmacht Ohnmacht Ohnmacht

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Geschrieben von Horror-Harry am 12.11.2014 um 03:43:

Die Frau in Schwarz fand ich nicht so dolle. Irgendwie kam da keine Gruselstimmung auf. Es wirkte alles so gestellt und zu verkrampft gewollt. Und Radcliffe fand ich ziemlich schwach. Der Film kommt nicht in meine Sammlung.


Geschrieben von Estrangain am 12.11.2014 um 17:01:

Der Stoff wäre für einen Kurzfilm ausreichend gewesen, nicht aber als abendfüllender Spielfilm. Er war aber gut gemacht und atmosphärisch. Sehr positiv: man war mit CGI zurückhaltend.

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https://www.facebook.com/Ringos-Buch-und-Kunstecke-1242141035869037/


Geschrieben von Olivaro am 06.09.2017 um 07:01:

1. Gebot: Du sollst nicht bei fremden Websites klauen

2. Gebot: Vergiss das 1. Gebot, wenn es dabei um eine so grandiose Auf-den-Punkt-genau-Rezension geht:

http://www.zauberspiegel-online.de/index.php/phantastisches/gedrucktes-mainmenu-147/31696-die-vampire-und-dirk-der-vampir-horror-roman-das-gespensterschloss

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Geschrieben von woodstock am 20.01.2018 um 07:33:

Wie gewünscht habe ich diesen Roman im Dezember gelesen, guter Tipp.
Aber der war so schnell zu Ende. Kaum angefangen hatte man das Gefühl er war auch schon zu Ende gelesen.
Hat mir wirklich sehr gut gefallen da doch alles sehr nebulös gehalten wurde.

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Ein Meister ist nicht derjenige, der etwas lehrt, sondern jemand, der seinen Sch�ler dazu anregt, sein Bestes zu geben, um ein Wissen zu entdecken, das er bereits in seiner Seele tr�gt.
Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."


Geschrieben von Olivaro am 20.01.2018 um 07:48:

@woodstock:

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Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Olivaro am 03.06.2020 um 20:46:

Im Oktober 1973 erschien in der Reihe "Hallucinations" als 30. Band die Comic-Adaption dieses Romans. Leider sind die Zeichnungen nur in Schwarz-Weiß und von sehr mäßiger Qualität. Als Comic wirkt die Geschichte jedenfalls nicht.

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