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Geschrieben von woodstock am 17.10.2011 um 10:04:

Band Nr. 9: Im Turm der lebenden Toten




Der Rauch, der schwer und grau in der herbstlichen Luft hing, roch nach Tod und Unheil. Ein kaum merklicher Wind trieb ihn durch die blattlosen, dicht ineinander verflochtenen Skelettfinger der Bäume zu den beiden Gestalten hin, die droben auf dem Hügelkamm standen, bloße Silhouetten gegen den rotgoldenen Ball der langsam untergehenden Sonne. Eine der beiden Gestalten, ein hagerer alter Mann, stützte sich schwer auf einen handgeschnitzten Knotenstock, dessen Griff er mit gichtigen, greisenhaft dürren Fingern umklammerte. Sein gekrümmter Rücken zeichnete sich unter dem groben Stoff seines grauen Umhangs wie ein Buckel ab. Als er sich mühsam vorbeugte, um mit seiner Habichtsnase die heranwallenden Rauchwolken zu prüfen, meinte man fast, seine Knochen wie abgestorbene alte Äste im Wind knarren zu hören. "Da brennen Menschen", sagte der Alte mit trockener, flüsternder Stimme. "Sprich, Junge. Erzähle mir, was du siehst!" Sein Begleiter - mehr ein Knabe als ein Mann - hob die rechte Hand schützend über die. Augen und gab sich alle Mühe, durch den dicken, fettigen Qualm hindurchzuspähen. "Ein Dorf drunten im Tal", begann er stockend. "Die Häuser stehen in Flammen oder sind nur noch verkohlte Ruinen. Und zwischen den Häusern sehe ich Scheiterhaufen, zu Asche verbrannt." "Lebt da noch wer?" "Das kann ich nicht erkennen, Herr." Die Stimme des Jungen bebte und drohte zu brechen. Seine braunen, freundlichen Augen - die zugleich die Augen seines Herrn waren - hatten in den Jahren ihrer gemeinsamen Wanderschaft viel gesehen: Städte, von Pestilenz entvölkert, Schlachtfelder am Tage nach der Schlacht, Pranger, Schafott und Galgen. Doch nie hatten sie sich an den Anblick des Todes gewöhnt, und das Bild des verheerten Dorfes erschien dem Jungen so schrecklich, als habe er bis jetzt in der behüteten Umgebung eines abgeschiedenen Klosters gelebt, und nie erfahren müssen, was Menschen Menschen zufügen konnten.


von K.U. Burgdorf, erschienen am 25.11.2003

Titelbild: Gonzalez

Besonderheit: Erstveröffentlichung am 23.08.1983 als Gespenster Krimi 519
Nachdruck am 09.01.1996 als Dämonenland 163
(Ermittelt von danjogi)
Dieses Titelbild wurde ursprünglich für das Vampira-Taschenheft Nr. 45 "Die Zusammenkunft", geschrieben von Adrian Doyle (= Manfred Weinland), angefertigt.
(Ermittelt von Shadow)

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Ein Meister ist nicht derjenige, der etwas lehrt, sondern jemand, der seinen Sch�ler dazu anregt, sein Bestes zu geben, um ein Wissen zu entdecken, das er bereits in seiner Seele tr�gt.
Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."


Geschrieben von woodstock am 17.10.2011 um 10:05:

Ein recht brutaler Roman, muss ich mal sagen. Frage mich mal wieder wie der an der FSK vorbeigekommen ist. Aber Klasse war er alle mal. Vor allem die Rückblenden fand ich gut. Und man erfährt nun auch warum gerade Raven immer das vergnügen hat gegen Dämonen zu kämpfen. Also ich hoffe meine Vorfahren waren netter und sind nicht schuld an irgendeinen Fluch.

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Wenn es in einer Ehe keine Meinungsverschiedenheit gibt, dann ist einer ein Trottel
Den Tagen mehr Leben geben nicht dem Leben mehr Tage
"Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

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