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Geschrieben von Habibi am 27.04.2012 um 09:08:

VHR Band 184: Hexen im Leib von Hugh Walker




Ich war auf dem Weg zu Melissas Party, erwartete einen angenehmen Freitagabend und befand mich in bester Stimmung. Die Hitze hatte nachgelassen. Ein frischer Wind kam von den Bergen und fegte über den heißen Beton und Teer der Stadt. Es dämmerte bereits, als ich das Heldenberger Villenviertel erreichte. Der Verkehr war mäßig. Die meisten hatten die Stadt wohl bereits verlassen, um das Wochenende im Grünen zu verbringen. Ich fühlte mich fast wie ein Zeitreisender. Vor zwanzig oder dreißig Jahren mußte es hier immer so still und friedlich gewesen sein. Ich hielt wieder einmal vor einer roten Ampel. Aber selbst rote Ampeln vermochten meiner Laune nichts anzuhaben. Dann sah ich ein Mädchen aus der Querstraße kommen. Es war so hell, daß ich sie gut erkennen konnte. Sie stolperte und suchte an der Hausmauer Halt. Das war es nicht, was mich stutzig machte. Es war die Art, wie sie sich festhielt. Sie trug ein helles Kleid und eine Weste. Da sie den Kopf gesenkt hielt, verdeckte das schulterlange Haar ihr Gesicht. Aber im nächsten Augenblick hob sie es und ich sah die Angst in ihren hübschen Zügen. Hinter mir begann ein Hupkonzert, denn die Ampel war inzwischen grün geworden. Aus dem Augenwinkel sah ich das Mädchen hastig weitergehen. Ich fuhr los, um die Fahrer hinter mir nicht zu reizen. Sie hatten offenbar nichts bemerkt. Ich schüttelte den Kopf. Möglich, daß ich mich geirrt hatte. In der Dämmerung sah man die Dinge nicht mehr so deutlich. Aber es ließ mir keine Ruhe, obwohl mich die Sache nichts anging. Ich fuhr rechts an den Gehsteig und wartete, bis die Straße frei war. Dann gab ich mir einen Ruck und wendete. Als ich zur Kreuzung gelangte, war wiederum rot. Diesmal fluchte ich.



Verfasst von Hugh Walker (= Hubert Straßl)

Titelbild von Carolus Adrianus Maria Thole

Erschienen am 17.08.1976


Ein Nachdruck erfolgte als Dämonen-Land Bd. 184 sowie in der Werkausgabe des Autors bei Emmerich


Geschrieben von Olivaro am 18.12.2020 um 18:29:

Und hier das Originalbild von Karel Thole:

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene

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