VHR Band 441: Für ewig im Totenreich von Olsh Trenton
Wolfram Pfaff war der erste, der nach so vielen Jahrhunderten diesem Gemäuer wieder zum Opfer fallen sollte. Aber davon ahnte er natürlich nichts, als er durch die Fischabteilung von Robson's Kaufhaus schritt und die prachtvolle Dekoration bewunderte, in der Dutzende von maritimen Delikatessen zum Verkauf angeboten wurden. So viele Fische auf einem Haufen hatte Wolfram Pfaff noch nie gesehen. Überhaupt war seine Welt recht klein. Er arbeitete als Kreditberater mit kleinem Gehalt in einem deutschen Sparkassenunternehmen. Er zahlte noch emsig an den Raten der Kredite, mit denen er selbst bei seiner Hochzeit vor vier Jahren ihre Drei-Zimmer-Wohnung eingerichtet hatte, unterhielt ein Verhältnis mit der Ehefrau seines direkten Vorgesetzten, weil er sich dadurch ein paar Vorteile in seinem Beruf ausrechnete, und hätte sich diesen Kurzurlaub in London nie leisten können, wenn er nicht einen Versicherungsdreh mit seinem uralten Auto, einem verrosteten K-70 begangen hätte. Der Wagen hatte nur noch Schrottwert, doch nach einem kleinen Unfall mit Blechschaden konnte er die gegnerische Partei täuschen und fast eintausend deutsche Mark kassieren, die er in diesen Urlaub investiert hatte.
Verfasst von Olsh Trenton (= Uwe Anton)
Titelbild von Oliviero Berni
Erschienen am 28.07.1981
Daniel O'Shea, Bd. 3
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene