Kennt ihr das Gefühl, wenn man einen spannenden Roman fast in einem Zug durchliest und dann kurz vor dem Ende pausieren muss? Wenn man unbedingt weiter lesen will aber tagelang nicht die Zeit oder Muse hat? Denn einen guten Roman muss man genießen, man muss in der Stimmung dafür sein. Und deswegen braucht man manchmal eine Woche für eine Geschichte, die man gern in einem Tag durchlesen will. __________________
Nevermore ist so eine Geschichte. Beileibe kein Bestseller-Meisterstück, aber für ein Zamorra Hardcover ein mysteriöser und fesselnder Roman. Eigentlich geht Zamorra in den USA nur der Spur eines paranormalen Sternenkonstellation nach. Es entpuppt sich als nichts besonderes, aber auf dem Rückweg in den weiten Wäldern Marylands verfährt er sich. Und das Schicksal selbst lenkt ihn zum kleinen Dörfchen Nevermore. Natürlich ist dort nichts wie es scheint. Die altbekannte Geschichte mit dem beschaulichen Museumsdörflein, seinen archetypischen Bewohnern – vom Dorfsäufer bis zum Millonär in seiner Villa der die Fäden zieht – und einem dunklen Geheimnis, das den Weltuntergang bedeuten könnte, wenn Zamorra es nicht verhindert. Kommt bei mir immer wieder gut an. Der Poe-Bezug ist eine nette Dreingabe, aber man muss sich nicht mit dem Schriftsteller befasst haben, um der Handlung zu folgen.
Eigentlich habe ich nur den üblichen Kritikpunkt am Roman. Da bin ich vielleicht zu überempfindlich, aber ich mag keine zufälligen Zufälle. Genau zeitgleich sind zwei andere Fremde in Nevermore, die beide nötig sind um den Fall aufzudecken und zu lösen. Oder der Polizist der auf Zamorra zielt und ihn abknallen will, aber in genau dem Moment von „etwas“ angegriffen wird. Zamorra rettet ihn und der freundliche Beamte steht nun auf der Seite der Guten.
Auch das mit dem Amulett ist ein wenig seltsam. Diese Dramatik ist vergebene Mühe. Es zehrt an dem Professor, lässt ihn wahlweise schwach oder bewusstlos werden. Aber erstens erholt Zamorra sich extrem schnell wieder und zweitens wissen wir ja, dass er die kraftraubende Benutzung des Amuletts eh immer übersteht. Da ist in all den Jahren noch nie was passiert.
Davon abgesehen eine wirklich rundum gelungene Geschichte und ein guter Abschluss der Serie. Schade, dass es vorbei ist. Ich hätte gern weitere Hardcover gelesen. Andererseits waren jetzt ziemlich viele Einzelabenteuer dabei, wie auch dieses. Dabei hatte die Serie Anfangs einen anderen Zweck, Ergänzungen und Charaktervertiefungen zu bestehenden Themen sind immer seltener geworden.
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