In einer einsamen Gasse nahe der Themse wird ein Mann aufgefunden – erhängt an einem Laternenpfahl.
Die Augen der Leiche sind herausgebrannt ...
Gleichzeitig erreichen den Yard Gerüchte um einen Hexenclub, der angeblich über Beziehungen bis in höchste Regierungskreise verfügt ...
Ein Fall für John Sinclair!
* * *
(ACHTUNG: SPOILERS)
Gleich zu Anfang gibt es schon ein schönes kleines Zwiegespräch zwischen dem betrunkenen Fred Wagoner und unserer Erzählerin Alexandra Lange.
Ist mal eine andere Art des Einstiegs und ich finde sie echt nicht verkehrt!
Peter Weis bringt den scheinheiligen, schleimigen, hinterlistigen Boss Paul Robinson wirklich gut rüber, zumindest konnte ich ihn mir sehr gut vorstellen.
Genauso gut kommt als krasses Gegenteil dazu der schüchtern wirkende "Untergebene" Dean Hayle rüber, passend gesprochen von Jacob Weigert. Auch dessen innere Zerrissenheit, ab dem Zeitpunkt, als er der Hexe Lukretia untersteht, kommt gut zur Geltung (besonders als er sich seiner Freundin entledigen soll).
Die Szene im U-Bahn-Tunnel wird durch das unterschwellige Dröhnen, das Knistern der Flamme und der bestimmenden "Echo-Stimme" Lukretias nett dargestellt und suggerierte tatsächlich ein wenig von der Beeinflussung auf Dean Hayle durch die heimischen Lautsprecher.
Lukretia, 5 weitere Kerle, Robinson als rechte Hand und Hayle als Lückenfüller ... der Hexenclub.
Später, während eines abgehackten Telefonats von John mit Sir James, taucht Lukretias hallendes Lachen in der gähnenden dunklen Leere des inzwischen unbelebten U-Bahn-Tunnels auf. In entsprechender Atmosphäre, quasi nachts im Dunkeln, zum Einschlafen, kommt das echt gut!
Es erinnert an die typischen Gruselfilme, in denen ein einsames Opfer durch die Gegend schleicht und von unsichtbarem, fiesen Gelächter verfolgt wird ...
Wie John schließlich an den Fall kommt, wirkt anfangs etwas konstruiert, denn er ist eigentlich der Meinung, dass diese Angelegenheit nicht in sein Resort fällt, doch Sir James ist da anderer Meinung (erst später erfährt man den wahren, nämlich eingefädelten Grund dafür).
Allerdings verbietet El Cheffe John auch, die Presse einzuschalten ... insbesondere einen gewissen Reporter namens Bill Conolly.
Lustig ist dann der Schwenk direkt zum Telefongespräch mit selbiger Person ...
Die "Agentenmusik" passt auch richtig nett zu Johns Verfolgung des Motorradfahrers ...
Nach einem Besuch bei dem Kerl hat unser Geisterjäger anschließend vier Leichen rumliegen und steht noch immer am Anfang.
Cui bono ... die berühmte Frage des Cicero ... wird auch passend mit eingeflochten: sogar Allgemeinbildung ist zugegen, als John mit Robinson telefoniert, der wiederum dem Geisterjäger Dean Hayle nahezu auf dem Silbertablett serviert.
Bill hat in der Zeit seine Hausaufgaben gemacht und wird kurzzeitig zum "Drecksack", um sich auf Augenhöhe mit Robinsons Angestellten Brixton unterhalten zu können, den er um ein paar Infos erleichtern will. Als Zuhörer erfährt man von diesen Infos allerdings erstmal nichts ... was aber später auch einen Überraschungseffekt hat! Auch sehr gelungen und sorgt eben für das besagte, runde Finale.
Die Szene mit Dean im Bad, der sich im Kopf wieder von Lukretia bequatschen lässt, während gleichzeitig auch noch seine Freundin Ruth zu hören ist, die vor der Tür in Sorge nach ihm ruft, ist auch richtig nett gemacht und kommt durch diese drei gleichzeitigen Stimmen, die aber trotzdem noch alle für sich zu verstehen sind, authentisch rüber.
Schließlich und endlich, nachdem John Dean gerettet und ein paar hilfreiche Infos von ihm erfahren hat, geht unser Geisterjäger auf die Suche nach dem Unterschlumpf des Hexenclubs ... wo Robinson schon auf ihn wartet und durchblicken lässt, dass das alles geplant war.
Man wartete quasi schon auf ihn.
Asmodis ist mit von der Partie ... denn Lukretia will sich durch Johns Tod beim Höllenfürsten einschleimen, um in der Höllen-Hierarchie aufzusteigen ...
Als Lukretia John beeinflusst, wird das von mystisch anmutender Musik untermalt, was auch sehr passend wirkt.
Und dann taucht natürlich auch Professor Snape ... äh ... Asmodis himself auf und stattet dem Hexenclub flammentechnisch einen Kurzbesuch ab. Immer wieder nett, Bernd Rumpf in der Rolle zu hören!
Plötzlich Schüsse aus den Reihen der Kapuzenmänner ... tadaaaaa .... Billy-Boy ist einer von ihnen, Brixton und Drecksackmodus sei Dank!
Bill erledigt Robinson, Robinson killt mit vollem Körpereinsatz die Flamme und das alles zusammen holt John aus Lukretias Bann. Dafür will die jetzt Bill beeinflussen, damit der John nun endlich erschießt.
Doch John ist schneller und verpasst der Hexe zuerst ein paar Silberkugeln, bevor Bill überhaupt abdrücken kann. Dadurch wird auch Bill wieder klar ... Asmodis holt Lukretia und unser Reporter kann auch endlich mal das Polizei-Sprüchlein aufsagen ...
John benachrichtigt Sir James und erklärt ihm, was passiert ist. El Cheffe ist dann echt der Brüller am Telefon! Ich hab mich sowas von schlapp gelacht ... so ein Fuchs! (gibt's davon verpatzte Szenen??) Nummernanzeige von Bills Handy oder reine Intuition?
... von wegen keine Presse, kein Bill, sich selbst retten, Loyalität usw. usf.^^
Aber dann kriegt John doch noch die passende Quittung ...
Zum Abschluss der "lebensrettenden Maßnahmen" gehen Bill und John endlich auch mal wieder einen Trinken ... mit interessanten kleinen Dialogen ...
Dietmar Wunder und Detlef Bierstedt in Topform, würde ich das mal nennen
Fazit:
Ich fand dieses Hörspiel sehr gelungen und es wurde sich auch relativ nah an die Roman-Vorlage gehalten. Ein paar verwirrende Begebenheiten weniger, dafür mehr Bill - nämlich auch in natura, statt nur am Telefon!
Da hab ich natürlich nichts gegen einzuwenden ... Charaktere einer Story hinzuzufügen find ich generell besser, als auf Kosten von Figuren zu dezimieren ... soviel Kompromissbereitschaft gegenüber Modernisierungen oder freieren Interpretationen des Originals kann ich aufbringen!
Außerdem ist Johns Rettung dadurch auch plausibler und runder dargestellt worden.
Sehr schön, hat Spaß gemacht, zu hören .... und kann man durchaus auch öfter hören!
__________________
"Man sieht es, man hört es und man riecht es ... !"
"Also ... das musst du uns erklären, Sheila ... !"
"Man sieht, dass die Whiskyflasche leer ist und hört, dass du voll bist ... und man riecht deine Fahne!"