Märchen einmal ganz anders - diese hervorragend zusammengestellte Anthologie bietet eine Auswahl an deutschsprachigen Testen des Expressionismus (etwa 1910-1925). "Märchen" werden diese Stücke vom Herausgeber genannt, jedoch wird man vergeblich nach den Kulissen und Requisiten, wie sie zum Beispiel den Grimm'schen Geschichten eigen sind, suchen. Romantische Zutaten, wie böse Hexen, edle Ritter und prachtvolle Königsschlösser werden hier nicht verwendet oder nur zweckentfremdet, verwirrend oder extrem übersteigert. Während die Märchen in ihrer urspünglichen Form in traumhaften, erfundenen Reichen und Landschaften passieren, geschehen die an Symbolismus und Aussagekraft gesättigten Texte des Expressionismus in der realen Welt, wie man sie kennt. Oder zu kennen glaubt. Denn wer hätte gedacht, dass sich auch in einem Sarglager ein Märchen zutragen kann, wie die Erzählung von Georg Heym zeigt. Manche Texte nähern sich auch dem Surrealismus, der ebenso mit dem Expressionismus verwandt ist wie auch die Dekadenz und das fin de siécle. Alle diese Kunstrichtungen kann der Leser hier finden. Diesem hohen literarischen Ansinnen tragen Namen wie Oskar Panizza und Gustav Meyrink, Franz Kafka und Oskar Maria Graf Rechnung. Die Märchen des Expressionismus zeigen eine höchst eigenwillige Variants der phantastischen Literatur auf und sind eine interessante Bereicherung für den heimischen Bücherschrank.

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene