Für die 150 habe ich ein besonderes Hörspiel erwartet. Stattdessen gibt es nur eine solide Lovecraft-Kurzgeschichte ohne Überraschungen oder Wow-Szenen, wie regelmäßig in früheren Hörspielen der Reihe. Deshalb mache ich die Inhaltswiedergabe auch kurz, in meiner leichten Enttäuschung habe ich einfach nicht die Muse für mehr.


Der ehrgeizige Medizinstudent Herbert West will unbedingt beweisen, dass man kürzlich Verstorbene wieder ins Leben zurück holen kann. Dabei assistiert ihm sein vernünftigerer Freund Clyde Simcox. Zu Beginn des Hörspiels hat West bereits ein Serum hergestellt, Erfolge bleiben aber aus. Deshalb verweigert Dekan Halsey den beiden auch jegliche weitere Unterstützung und verbietet ihnen sogar ihre Experimente.

Simcox würde sich daran halten, aber bei West stößt er auf taube Ohren und da er die treibende Kraft des Duos ist, geht es eben heimlich weiter. Tatsächlich gelingt es ihnen bald darauf, einen Leichnam zu beleben. Der ist aber wahnsinnig und macht die Biege. Spätestens jetzt sollte Herbert West einsehen, dass die Sache nur Ärger bringt. Aber nein, das Serum ist Schuld. Er muss es nur perfektionieren.

Bis zum Finale folgen dann mehrere unheimliche Szenen, in denen die beiden Studenten durch Zufälle an neue Leichen kommen. Die Ergebnisse bleiben im Grunde gleich. Entweder die Erweckten sind nach kurzen Augenblicken wieder tot oder sie bleiben am Leben, sind aber wahnsinnig und laufen Amok. Natürlich spitzt sich über die folgenden Jahre die Lage immer mehr zu. West lernt einfach nicht, fokussiert sich immer verbissener auf seine Experimente und entfremdet sich immer weiter von seinem Freund.

Es gibt Hörspiele (früher das Gruselkabinett oder einige Gabriel Burns Folgen) die mich tief in ihren Bann ziehen und die mir extrem viel schaurige Freude bereiten. Und dann gibt es Hörspiele (Sinclair Edition 2000 oder Dorian Hunter) die spaßig sind und bei denen ich nebenher Hausarbeit oder Home Office mache. Diese Folge war eindeutig letzteres. Als erfahrener Gruselkenner kann man die Geschehnisse vorausahnen. Herbert West ist der klassische Archetyp eines wahnsinnigen Wissenschaftlers am Anfang seines Weges. Und ganz logisch kann das nicht gut ausgehen. Vor allem da immer mehr Zombie-Versuchskaninchen abhauen und in der Weltgeschichte rumrennen. Trozdem ist das Hörspiel ganz nett, eine angenehme Geisterbahnfahrt.

Bis zum Finale. Puh. Ich verstehe es nicht, das hätte ich mir vor drei Jahren nie gedacht. Aber ich muss ausgerechnet beim Gruselkabinett das Wort „Trash“ in den Mund nehmen. Passt auch irgendwie nicht zu Lovecraft, was passiert. Die über die Jahre herumstreunenden Untoten schließen sich wie eine Westernbande irgendwie zusammen, um sich zu rächen. Während sie so nett sind und Simcox am Leben lassen zerfleischen sie den Körper von West. Seinen Kopf nehmen die Zombies aber mit und erwecken ihn irgendwie selbst, um ihn zu quälen. Sind wir hier beim Geisterschocker der Romantruhe?



Da würde ich mich nicht beschweren, weil es passt. Aber das Gruselkabinett hat ein gewisses Label. Zumindest für mich. Schauergeschichten, oftmals tragisch-romantisch. Es sind keine Schocker oder übersinnlichen Actionkracher wie die erwähnten John Sinclair oder Dorian Hunter Vertonungen.

Die Geschichte war also schonmal nicht mein Fall. Solide und wenig überraschend. Normalerweise lobe ich an der Stelle den Audioteil. Kann ich dieses mal aber auch nicht. Die ewig gleichen Soundeffekte, mittlerweile regt mich der zu oft genutzte Kaminfeuersound schon auf. Die Hintergrundmusikstücke kennt man mittlerweile auch, da darf gern mal was neues her.


Vielleicht bin ich hier wieder ein überkritischer Nörgler. Aber ich gehöre zu dem Lager der Fans, die ein stetiges Absinken der Hörspielqualität sieht. Aus diversen Gründen ist gerade bei der 150 eine Grenze für mich erreicht. Früher war sowas mal ein Lowlight. Nicht schlecht, aber mittelmäßig. Und das Ende passt überhaupt nicht.

(4 von 10 Punkten). Als Gespenster Krimi Hörspiel hätte ich dafür noch locker 6 Punkte gegeben.

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1. John Sinclair
2. Maddrax