Endlich mal ein Gruselkabinett-Hörspiel ohne übermäßig beanspruchtes Kaminfeuer im Hintergrund. Dafür aber leider auch ein Hörspiel ohne richtigen Spannungsbogen und ohne gute Handlungsentwicklung. Der Teasertext spricht von einer Kettenreaktion. Daher ging ich davon aus, dass alles ganz harmlos beginnt und damit endet, dass die Seeschlange am Ende angreift. Aber nein, die macht schon ab der ersten Minute Ärger. Tom Thompson und der junge Matrose Joky können sich vor dem Ungeheuer retten und verstecken sich. Sie beobachten erstmal eine Weile, wie das Vieh sich einen Seemann nach dem anderen holt. Erst zur Halbzeit der Geschichte gibt es eine ganz kurze Ruhepause, die schnell unterbrochen wird, als die Seeschlange sich Joky holt und von Tom mit einer Axt verletzt wird. Der wird dann ohnmächtig. __________________
In den letzten 15 Minuten findet man das schwer beschädigte Schiff, wie es als Geisterschiff auf dem Meer herum treibt. Man begibt sich an Bord, findet Kampfspuren und rätselt. Der Hörer hat die betreffende Szene aber selbst miterlebt und weiß ganz genau, was im Detail passiert ist. Das nimmt der Szene viel von ihrem Potential. Schließlich stößt man auf Tom und redet mit ihm. Er schreibt nach seiner Rettung seiner Erlebnisse nieder.
Das war es dann auch schon. Ich habe mich auf das Hörspiel gefreut, solche exotischen Monstergeschichten, vielleicht noch mit einer Spur Abenteuerroman-Reise-Flair, sind mir viel lieber als irgendwelche urigen Lokallegenden. Aber ich habe etwas völlig anderes erwartet. Von Anfang an den Großteil der Laufzeit das vorhersehbaren Treiben des Seeungeheuers zu verfolgen, hat mich nicht in seinen Bann gezogen. Er frisst halt einen Matrosen nach dem anderen und lässt erst vom Schiff ab, als ihm mit der Axt zugesetzt wird. Davor macht ihm aber auch Kanonenbeschuss wenig aus.
Obwohl im letzten Drittel die Sache schon gegessen ist und wir nur aus der Sicht anderer Figuren nochmal erzählt bekommen, was wir eigentlich schon wissen, hat mir das besser gefallen. Eine schöne bedrückende Stimmung.
Man muss dem Hörspiel zugute halten, dass die Action nicht billig ist. Sondern einfach zu viel. Der Angriff des Seemonsters ist schon grausig-packend vertont. Gute Effekte, gewohnt tolle Sprecher. Die übliche Epilogmusik nach der Handlung ist mir jetzt irgendwie am besten in Erinnerung geblieben, richtig brachial.
So würde ich nicht sagen, dass diese Folge der Reihe schlecht war. Sondern einfach schwach.
(wohlwollende 4,5 von 10 Punkten)
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