Johnny und Cathy werden entführt, eine alte Bekannte taucht auf, über die ich mich seeeehr gefreut habe und es gibt mal wieder Bezug zu Twilight City.
Daraus ergaben sich sehr interessante Handlungsstränge. Einmal um Cathys Gefangenschaft bei Cruciata, dann der Strang um Doktor John Conolly, wohl ein Vorfahre Bills, und schließlich die Suche nach John und Cathy mit Bill, Sheila, John, Suko, Marisa und Emma, Cathys Schwester. Die beiden haben dazu ja auch noch ihre Verbindung und Gabe, die nicht unpraktisch war. Außerdem fand ichs gut, dass die mal wieder wichtig war und somit ausgebaut wurde.
Die Vergangenheitspassagen um den Doktor John Conolly las sich, durch den Brief auf der ersten Seite, etwas befremdlich. Als es dann aber die ganze Zeit so weiterging, Sprache, bzw. Ausdrucksweise der Zeit um 1839 so schön angepasst, hab ich mich gleich reinversetzt gefühlt, als wäre ich live dabei gewesen. Manchmal sogar SEHR live …
Die Titulierung "Irrenanstalt" war durchaus der Zeit entsprechend, der Umbruch zur Verwahr-/ Heil- oder Pflegeanstalt kam erst später.
Als Johnny nach dem Avril Lavigne Konzert die Klamotten holt und Cathy noch eben zum Lokus will, hab ich mich total beömmelt, als zwei Mädels mit Duftwolke vom Klo kommen. Das ist echt hart … also ja, Mädels gehen zusammen zum Klo, aber höchstens zum Pinkeln oder eben getrennte Schüsseln^^ Die zwei scheinen da schon ein besonderes Kaliber gewesen zu sein
Cathys Verfolgungsjagd in dem Taxi las sich genau der Situation entsprechend: sehr rasant!
Als sie während der Fahrt sinniert, warum Johnny so plötzlich abgehauen sein könnte und sie die Geschehnisse um Glamis Castle und deren Wirkung auf Bill und Johnny anbringt, hatte ich mal wieder nen fetten Kloß im Hals. Das ist wohl noch immer sehr präsent …
Auch ein bisschen Eifersucht ist im Spiel, weil sie dann an Abby Baldwin denkt. Ich "kenne" Abby und ihre Beziehung zu Johnny jetzt nur flüchtig … und finde, dass Cathy schon echt gut zu ihm passt. Daher würd ich mir wünschen, dass es bei ihr bleibt, selbst wenn er Abby tatsächlich mal wiedersehen sollte.
Als Cathy dann am Krankenhaus ankommt, Johnnys Handy und Roller findet, der Blick in den Baum … brrr… und das im Dunkeln … sehr unheimlich. Vor allem, weil dann erstmal nix kam, was mit ihr ist und so.
Die Wechsel generell zwischen Gegenwart und Vergangenheit fand ich sehr eindrucksvoll geschrieben und ich hab mich gefragt, wie man das macht, um das so hinzukriegen und die Zeiten nicht zu verwechseln. Wird sowas nacheinander geschrieben oder tatsächlich abwechselnd? Oder klappte das so, sich "zwischendurch" immer wieder drauf einzustellen?
John Conolly fängt jedenfalls als Arzt im Middlesex County Asylum an. Es wurden auch die wahren Hintergründe Conollys eingebracht, inkl. der Freundschaft zu Charles Hasting und John Forbes und der Absicht der Verbesserung der medizinischen Versorgung u.a. vornehmlich in Irrenanstalten.
Leider ist sein Vorgänger und Freund Doktor William Charles Ellis krank … und zwar nicht (nur) im rein medizinischen Sinne. Er hat Anfälle …
Emma fühlt des nachts mittels Traum oder Vision, das was mit Cathy nicht stimmt und Marisa ruft bei den Conollys an.
Und die Szene fand ich auch zum Beömmeln, aber cool: als Bill und Sheila sich Agentenpärchen-like auf den Weg machen, werden noch ein paar Formalitäten geklärt:
"Knarre?"
"Japp!"
"Mini?"
"Jo!"
Und dann ab dafür …
Durch den Verkehr wurschteln, Nachrichtendienste mittel Presszugang checken, Sicherheitsdienst ausfragen, den besten Mann von Scotland Yard wecken … herrlich!
Als dann alle bei Scotland Yard im Büro hocken, hat Emma wieder eine Vision.
Die diensthabenden Wachmänner erscheinen und sehen nach dem rechten … man kriegt den Eindruck, als würden sie John und Co nicht für voll nehmen. Der Spruch "Keine Ahnung, warum die Dick diese Knallchargen ständig in Schutz nimmt." trägt ebenfalls dazu bei.
Andererseits wirft ebendieser Satz auch ein gänzlich anderes Licht auf die Chefin, die ich bis dahin noch für total unfreundlich und ätzend befunden hatte.
SIE "beschützt" die Geisterjäger-Truppe?? Hammer, ich werde sie beim nächsten Auftritt mal mit milderen Augen betrachten …
Cathys Erlebnisse in Gefangenschaft waren auch sehr genial beschrieben.
Erst ihre Befreiungsaktion, die halben Panikattacken und dass sie sich zur Ruhe bringen muss, um nicht durchzudrehen, wie es ist, da in völliger Dunkelheit mit den Geräuschen und dem Umfeld klarkommen zu müssen. Dazu die vage Erkenntnis, dass da noch mehrere Leichen um sie herum von der Decke baumeln.
Als Cruciata dann herself auftaucht, wird’s etwas heller. Aber nicht nur das. Sie beeinflusst Cathy auch. Einmal zu deren Gunsten, dass ihre Angst sich auflöst, dann aber wieder zu Gunsten der Spinnenfrau, damit das Mädel nicht abhaut. Sie sagt Cathy auch nur, dass eigentlich Johnny wichtig ist und nicht sie.
Diese Suggestion, die Cruciata dann mit Cathy veranstaltet, fand ich in der Tat beängstigend, also vor allem deren Wirkung.
Bewegungsunfähig, allein im Dunkeln mit dem Wissen, von Leichen in Kokons und hunderten von Ratten umgeben zu sein, bleibt Cathy mit ihrer Angst zurück.
Ich finde diese Figur, also Cruciata, mega genial und interessant. Erstens, weil sie ne Spinne ist, Spinnen sind sowieso cool, zweitens, weil sie nicht grundsätzlich böse ist, z.B. die Sache im Theater, drittens, weil sie eine Suggesta ist und Leute beeinflussen kann.
Alles Dinge, auf die ich in Gruselromanen total stehe!!
Auch wenn Emma durch Cathys Augen sehen konnte, bringt das dem Team nicht allzu viel. Cathy konnte ja selbst kaum was erkennen, wie soll das dann jemand anderem möglich sein?
Aber dass Cruciata anwesend ist, bzw. damit zu tun hat, das werden sie gewahr. Nur wo müssen sie hin? Marisa und Sheila kriegen sich zeitweise kurz in die Haare. Fand ich sehr menschlich, sorgen sie sich doch beide sehr um die Vermissten. Bill mit samt seinem Spruch war da etwas nüchterner, was auch bestens zu ihm passte.
Da man bei Scotland Yard also nicht wirklich weiterkommt, fahren Marisa und Emma mit den Conollys erstmal nach Hause.
Dazwischen gab es dann immer wieder die beängstigenden Veränderungen von Doktor John Conolly, er hört Stimmen, sieht alle gegen sich … und über dem schwebt unheilvoll die Aussage von Ellis im Raum, dass das Böse Einzug gehalten hätte.
Der stirbt dann auch zu Hause im Beisein seiner Frau Mildred und John Conolly … und für John beginnt eine Zeit des Horrors. Anfänglich weiß er selbst noch, dass etwas mit ihm nicht stimmt, aber das nimmt immer weiter ab und die Wahnvorstellungen oder der dämonische Einfluss immer weiter zu. Auch vor seiner eigenen Familie macht er in seinem Wahn nicht Halt, sie kann das, was sich in seinem Hirn abspielt, nicht zurückdrängen.
Es gipfelt darin, dass Doktor Conolly völlig ausrastet, sich von allen verfolgt fühlt, in allem und jedem übles sieht … und sich letztendlich während einer Verstecksuche auf Problem-Patientin Margret stürzt, die er dann auch für die Wurzel allen Übels hält …
Ich hatte schon ernsthaft die Befürchtung, dass der Fluch der Conollys auf den Wahnsinn ihres Urahns John Conollys zurückzuführen ist, was ungünstig wäre, da sowas ja auch vererbbar sein kann.
Aber der Brief vom Anfang hat mich hoffen lassen, dass dem nicht so ist. Er ist ja auf 1856 datiert, also muss Conolly ja da auf jeden Fall noch recht klar im Kopf und am Leben gewesen sein.
Erst ganz am Schluss bekam man einen Einblick, was mit Johnny geschehen ist.
Er wacht auf, gefesselt auf einer Art Liege.
Ein Arzt, Doktor Turpin, kommt rein und quatscht Johnny voll, er sei Wynn Blakeston und befände sich als Patient im Dead End Asylum von Twilight City.
Boom, das hat gesessen! Faszinierend fand ich, dass Johnny trotz der Ansagen nicht den Kopf verliert oder das, was Turpin sagt, gleich für bare Münze nimmt.
Ist das Cruciatas Werk? Will sie ihm das Glauben machen? Nachdem, wie sie Cathy erst von der Angst befreit, sie ihr nachher aber wieder so sehr suggeriert, dass das Mädchen sich kaum bewegen kann, trau ich der alles zu! Aber warum? Für einen Weg zurück?
Es bleibt echt spannend und ich war froh, gleich weiterlesen zu können.
Für diesen Roman, den ich total fesselnd fand, viele gut gelittene Leutz mit dabei sind und auf Grund der Suggestionen "heute", sowie der Vorkommnisse von 1839, gibt's schon mal ein top
Eine Sache wäre da noch …
Doc Conolly dreht 1839 langsam durch, sein Brief vom Anfang ist von 1856, was passierte also in der Zwischenzeit? Da könnte und müsste es dann ja im zweiten Teil noch eine Antwort drauf geben
Dann noch Marisa, von deren Wesen man hier auch wieder etwas mehr erfährt.
Sie ist frech, frei Schnauze, hat offensichtlich Probleme mit der Obrigkeit, aber handelt auch direkt. Passt total und kam auch sehr cool. Wäre schon irgendwie langweilig, wenn alle immer einer Meinung wären und zu allem Ja und Amen sagen.
Außerdem find ich ihre Beziehung mit Emma irgendwie cool. Gerade auch, weil die zwei so unterschiedliche Charaktere sind. Ich hoffe, das hält
Außerdem fand ich, dass Bill und Sheila sich "gemacht" haben. Sie sind relativ ruhig und gefasst, obgleich Johnnys verschwinden und denken auch gleichermaßen an Cathy.
Sie wirken beide, als hätten sie geschnallt, dass Johnny durch die Zeit in Twilight City gereift ist und auf sich selbst aufpassen kann. Er ist halt nicht mehr der kleine Junge, aber immer noch ihr Sohn.
Also sehr schön "gereifte" und angemessene Reaktionen
Das Cover fand ich vom Bild her natürlich cool, Spinne und so
Zum Roman hat's inhaltlich weniger gepasst, es sei denn, man guckt auf das weißlich verklärte Auge und nimmt die Dame als Margret. Wenn sie wirklich so wahnsinnig ist, wie man es erlebt hat, dann würde sie wahrscheinlich auch nix gegen die übers Gesicht laufende Spinne sagen, die wiederum ein bisschen Bezug auf Cathys Entführerin nimmt …
In den Briefen aus der Gruft gibt’s die Kurzgeschichte "Der Schutzengel" von Michael Blihall.
Ich musste mich zwingen, sie noch im Anschluss zu lesen. Nicht, weil ich keinen Bock drauf gehabt hätte, sondern eher, weil ich gleich den zweiten Teil des Romans weiterlesen wollte
Es geht hier also um einen Schutzengel, ja … der aber auf Grund von echt fiesen Vorkommnissen erst zu einem solchen wird. Ein Hund, der von einem Vater angefahren wird, der säuft, seine Tochter missbraucht und seine Frau schlägt. Allerdings kamen mir beide Elternteile nicht wirklich toll vor, so wie sie mit Clarissa gesprochen haben und umgegangen sind.
Weil der Hund aber noch nicht tot ist, wurde er kurzer Hand totgetreten. Das macht ihn wohl zum Rachegeist, der dem Vater mächtig auf den Sack geht und ihn an seinen üblen Vorhaben der Tochter gegenüber hindert. Nach dem Tod des Vaters bleibt der Hundeschutzengel aber … ich schätze, weil er gemerkt hat, dass das Mädchen wirklich Schutz braucht und sie sich auch bei der Beerdigung des Vaters bei ihrem Schutzengel bedankt hat.
Auch wenn es weniger Grusel als reale üble Dinge gab, fand ich die Story gut und auch spannend zu lesen
Natürlich hab ich auch andere Rezis gelesen, sehr interessant … und da scheinen die Meinungen stellenweise ja doch zu den unterschiedlichsten Dingen sehr weit auseinander zu gehen.
Was die Schreibweise in dem Brief angeht … klar, hört sich komisch an, liest sich auch komisch, kommt aber wohl so auch heute vor:
z.B. Auszug aus den Schulsatzungen zur Wahl der Schülersprecher:innen
"Jeder Schüler und jede Schülerin kann sich zur Wahl stellen, muss sich aber vorher in einem Gespräch durch die vorherigen Schülersprecher und die Verbindungslehrer über die Aufgaben und Anforderungen, die dieses Amt mit sich bringen, informieren und beraten lassen."
Conollys Brief vom Anfang lässt mich aber auch an sich noch eine Augenbraue heben … aber nur mittelhoch. Es müsste zum Glück augenscheinlich eine Vorschau darauf sein, dass er seine Tätigkeit im Middlesex County Asylum wohl überlebt haben muss … zumindest nach dem, was im Brief steht und wie er datiert ist. Ein Blick darauf, wann er real verstorben ist, nämlich 1866, lässt ebenfalls darauf hoffen.
Ach ja, wenn man sich schon die Mühe macht und recherchiert, dass die Erscheinung eines Buches (1872) nicht mit dem Leben und Wirken des Menschen übereinstimmt, der es gelesen hab will (1794-1866), dann könnte man auch drauf kommen, mal nachzugucken, wie sich das mit der Bezeichnung "Irrenanstalt" und "Irre" als Insassen verhält … denn diese Bezeichnungen waren damals noch sehr wohl an der Tagesordnung und danach erst im Umbruch
Erst um 1803-1807 rum wurde die ältere Bezeichnung "Narrenanstalt/Tollhaus/Verwahranstalt" zu "Irrenanstalt" geändert und noch später, erst Ende des 19. Jahrhunderts, in den 1870er Jahren, wurde daraus dann die weniger despektierliche Bezeichnung Heil- und Pflegeanstalt.
Etwas unglücklich ist in der Tat die Erwähnung von Le Fanus Werk "Carmilla", wo er doch generell als Autor des Übernatürlichen galt und somit ordentlich Schauerliteratur rausgehauen hatte, so auch die Purcell Papers. Und das zwischen 1838-1840. Da wären dann zum Zeitpunkt, als John Conolly den Autor und seine Storys in Bezug auf Mildreds Aussehen erwähnt, bereits mindestens 8-10 von im Dublin University Magazine erschienen. Da Conolly irischer Abstammung ist, wäre es also durchaus möglich, dass er sich darauf hätte beziehen können, selbst wenn Le Fanus Kurzgeschichten schon früher in irgendwelchen Zeitungen erschienen wären … nur halt nicht explizit auf "Carmilla", weil die Novelle definitiv im Rahmen der Kollektion "In A Glass Darkly" erschienen ist.
Allerdings hat mich dieser Umstand, selbst nach meiner Rumgoogelei, die ich bei Namen, Autoren, Städten, etc., die bei JS auftauchen, immer zu tun pflege, überhaupt nicht gestört. Aber gut, dafür gibt’s ja verschiedene Meinungen … wäre ja langweilig, wenn nicht^^
Was die Fahrradkette angeht … irgendwie hätte ich da sowas wie "Woulda, shoulda, coulda" oder "And if the queen had balls, she'd be king" oder auch "If ifs and ands were pots and pans, there'd be no work for tinkers' hands" blöd gefunden. Der Roman ist in Deutsch geschrieben und nicht in Englisch, da dürfen's in meinen Augen auch deutsche Redewendungen sein. Bei filmischen Übersetzungen/Synchronisationen hat man's schließlich schon oft genug versaut, weil die englischen Redewendungen nicht oder nur selten mit den deutschen gleichzusetzen sind.
Und Saufnase John ... tja ... er ist ja kein Kind von Traurigkeit, hat also ne gewisse "Übung". Vielleicht baut er da den Fusel schneller ab?! Und die Hiobs-Botschaft hat sicherlich auch noch ihr Übriges zu seiner spontanen Ausnüchterung dazu getan ...
Aber gut, Ansichtssache ... oder eher ... Johns Sache Mir isses jedenfalls nicht großartig negativ aufgefallen ... vielleicht hab ich auch gleich angenommen, dass er bei seiner Schätzung nur die Mindestmenge von 5 Guinness intus hatte ... in kleinen Gläsern und keine Pints^^
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"Man sieht es, man hört es und man riecht es ... !"
"Also ... das musst du uns erklären, Sheila ... !"
"Man sieht, dass die Whiskyflasche leer ist und hört, dass du voll bist ... und man riecht deine Fahne!"