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Dorian Hunter - Dämonenkiller Nr. 120: Der Zauberspiegel
Die wallende, fühlbare, elektrisierende Kraft verschlang mich.
Goro, der Januskopf, den ich als James Lynam kennengelernt hatte, hatte mich in eine Falle gelockt. Zu spät hatte ich gemerkt, was er mit mir vorgehabt hatte.
Ich war sicher, dass ich mich in einem der Dimensionstore befand, die zur Januswelt führten. Undurchdringliche Schwärze war um mich. Es war, als würde ich durch Zeit und Raum stürzen. Das Gefühl war ähnlich dem, wenn ich mithilfe des Magnetstabes von einem Punkt der Erde zu einem anderen sprang. Aber es war nur ähnlich; vergleichbar war es mit nichts, was ich bis jetzt erlebt hatte ...
In dem irischen Dorf Cranasloe hat Dorian erkennen müssen, dass kraft des Ys-Spiegels die Fantasiegestalten einiger Horrorautoren Realität geworden sind. Was das in letzter, schrecklicher Konsequenz bedeutet, begreift Dorian jedoch erst, als er selbst durch das Tor der Janusköpfte in die Januswelt geschleudert wird ...
Der Zauberspiegel
Neal Davenport (= Kurt Luif)
Titelbild: Mark Freier
65 Seiten
04.04.2023
Erschienen in Dorian Hunter-TB (Zaubermond) 25 »Der Bucklige von Doolin Castle«.
Sheila Pearson begibt sich in ein altes Haus, um sich einen besonderen Spiegel anzuschauen. Niemand ist da, aber es ist auch nicht abgeschlossen. Also spaziert sie einfach mal so rein und schaut sich um. Klassische Horrorfilm-Dummheiten. Sie wird vom Besitzer Jason Brown eingesperrt und von einem Zauberspiegel erwischt. Danach erwacht sie in ihrer Kommune wieder und hat keine Ahnung, wie sie hierher gelangt ist. Jedenfalls wird sie direkt von einem Typen angegrabbelt, muss ja. Als eine Lieferung von 115 Spiegeln ankommt, erinnert sie sich plötzlich wieder, welche wichtige Aufgabe sie hat. Der Leser hingegen bleibt im Dunkeln. Die Bewohner der sozialistischen Kommune freuen sich jedenfalls über Gratisspiegel, die sie aufhängen können. Und die restlichen macht man zu Geld. Ein bisschen Kapitalismus ist dann wohl doch in Ordnung.
Nacheinander hat es Coco, Olivaro und nun Dorian auf den Planeten der Janusköpfe verschlagen. Dorian durchstreift diese Welt auf der Suche nach seinen Freunden. Ein paar fantastische Beschreibungen hier, ein paar fantastische Beschreibungen da. Man kennt das von anderen Gruselreihen. Dann trifft er auf eine bunte Truppe verschiedener entführter Menschen. Zum Beispiel die aus Indien. Wieso sie auf diesen Planeten geholt wurden, deutet sich immer noch nicht an. Als Serienheld wird Dorian natürlich sofort Anführer der Gruppe, auch wenn er erst seit wenigen Minuten mit ihnen redet. Jetzt wo man ein paar Nebenfiguren als Kanonenfutter hat, kann man auch die ersten Monsterangriffe schreiben. Soweit, so normal. Hier sticht der DK wirklich nicht aus der Masse heraus, das packt mich nicht. Damit die Handlung voran kommt stolpert der Trupp dann über einen Januskopf, den Dorian mit dem Ys-Spiegel hypnotisiert, um ihn auszufragen. Der Kerl führt sie schließlich zu der gefangenen Coco, die Dorian ohne Probleme befreien kann. Die Janusköpfe rechnen wohl nicht damit, dass es jemanden auf ihren Planeten verschlägt, der kein wehrloser verängstigter Nebencharakter ist.
In der Kommune sehen die Bewohner ihre Reflektion in den Spiegeln als grausige Monster. Sie erschrecken sich ziemlich, sonst passiert aber nichts. Sheila versucht alle zu beruhigen und sie davon zu überzeugen, dass sie es sich nur einbilden. Schließlich verfolgt sie ihren mysteriösen Plan. Zur Hälfte des Bandes verwandeln sich die ersten Menschen in die Ungeheuer, die sie im Spiegel gesehen haben. Hoffentlich wird die Geschichte jetzt endlich mal spannender. Außer Cocos Befreiung hat mich nicht wirklich etwas an diesem Abenteuer interessiert. Weder die Streiterin und Gedanken der Kommunenbewohner, noch das Schicksal des entführten Kanonenfutters auf dem Janusplanet. Wenn ich zu breitgetretene Nebenplots und klischeehafte Gruselfantasy haben möchte, kann ich auch Tony Ballard lesen. DK spielte für mich lange Zeit in einer anderen Liga und daran möchte ich die Reihe trotz des Qualitätsabsturzes seit Hekates Vernichtung messen.
Leider folgen dann weitere beliebige Beschreibungen. Ein Mann verwandelt sich in einem Warenhaus in ein Monster und greift die Besucher an. Ein Antiquitätenhändler verwandelt sich in ein Monster und greift seine Kunden an. Ein Mieter verwandelt sich in ein Monster und greift seinen Nachbarn an. In New York bekommen die Freaks mit, was da abgeht und sind alarmiert. Leider ist Dorian gerade verhindert und kann nicht helfen. Also ermitteln sie selbst, unterstützt von Tim Morton, der zur Anfangszeit der Reihe noch regelmäßig mitspielen durfte und eine Charakterentwicklung durchgemacht hat, aber inzwischen nur ab und an aus der Schublade geholt wird, damit kein Leser behaupten kann, die Autoren hätten ihn vergessen.
Endlich springt die Handlung dann wieder auf den Janusplaneten. Die Spiegel sind natürlich eine Aktion der Janusköpfe. Und es wird wieder philosophisch. Die monströsen Psycho-Ichs der Traumschöpfer-Menschen sind eine Bedrohung für die Januswelt. Also versucht man die Psycho-Ichs schon auf der Erde loszulassen und nicht erst in der Januswelt, wo sie normalerweise als Monster erscheinen. Schön und gut, das erklärt einiges. Aber was ist jetzt mit Olivaro, den muss man auch noch befreien. Wieder muss der Ys-Spiegel herhalten. Ich freue mich echt, wenn Dorian die übermächtigen Artefakte und Kräfte des Hermes Trismegistos irgendwie verlieren würde. Über den Spiegel kann Dorian die Janusköpfe belauschen. Und nicht irgendwelche Janusköpfe, sondern irgendwie genau die, die gerade über Olivaros Aufenthaltsort reden. Zufällig wird er ganz in der Nähe festgehalten, nur hundert Meter entfernt. Hätte auch auf der anderen Seite des Planeten sein können.
Aber erstmal schwenkt die Handlung zurück zu den Ermittlungen in New York. Man kommt Sheila auf die Schliche und platzt in ein Treffen mit Jason Brown, dem Januskopf hinter dem Spiegel-Experiment, das ja durchaus ein Erfolg ist. Jason Brown lähmt Tim Morton und den Anführer der Freaks nur, statt sie direkt zu killen. Sheila soll das übernehmen. Damit unsere Helden noch eingreifen können.
Aber Moment, Dorian und Coco wissen doch gar nichts von Jason Brown und sie sitzen hier auf dem Janusplaneten fest? „Der Ys-Spiegel“, sag ich nur. Als würde man Johns Kreuz mit den Flammenden Steinen und dem Stab des Buddha kreuzen. Die langweilige Überwaffe überhaupt. Ich muss ganz klar sagen, der Fantasyeinschlag hat dem DK aus meiner Sicht enorm geschadet. Dorian und Coco landen natürlich auch zum perfekten Zeitpunkt bei Tim Morton, um einzugreifen. Danach werden fix alle Spiegelflächen gleichzeitig mit einem Zauberspruch zum Platzen gebracht und die Psy-Ich-Monster sind keine Gefahr mehr. Bis die Janusköpfe einfach neue Zauberspiegel herstellen und auf der Erde verteilen, was für sie kein Problem sein sollte. Aber das würde den geplanten Plot nur stören, also werden sie es vermutlich sein lassen, obwohl das Experiment ein voller Erfolg war und man jetzt die „Massenproduktion“ beginnen könnte.
Ich hatte ja doch ein wenig Hoffnung, dass mein Autorenfavorit Neal Davenport dem Plot noch den nötigen Schwung geben könnte. Die Schreibe ist auch modern und flott, wie gewohnt. Bringt nur leider nichts, wenn die Handlung öde ist. Wirklich, da kann ich auch Tony Ballard lesen. Die komplette erste Hälfte passiert kaum was. Weder Action noch wird eine echte unheimliche Spannung aufgebaut. Was für den (frühen) DK unüblich ist. Einer der Pluspunkte der Reihe war, dass sehr schnell eine Spannung oder unheimliche Bedrohung aufgebaut wurde. In der zweiten Hälfte gibt es einige Entwicklungen und neue Erkenntnisse. Aber nur wegen dem Ys-Spiegel, der mir schon lange zum Hals heraushängt. Ebenso wie Dorians Tarngestalten und sein Herumteleportiere, was hier zum Glück nicht genutzt wird, das hätte noch gefehlt. Ich hätte auch erwartet, dass die Helden jetzt einige Bände auf dem Planeten festsitzen, nachdem es so ein Riesending war, sie dorthin zu bringen. Aber direkt im Band von Dorians Ankunft geht es zurück auf die Erde.
Schlecht ist der Roman nicht. Doch der DK sticht nicht mehr aus der Gruselmasse heraus. Vielleicht ist es zu früh, was zum Plot zu schreiben. Aber bis jetzt gefällt er mir besser als der Luguri-Vierteiler in Bayern, aber schlechter als die Japan-Abenteuer. Mal schauen, ob man der neuen Linie treu bleibt, weil man unbedingt etwas ausprobieren muss, oder das Ruder noch rumreißt. Die (für mich) Stärken der Reihe lassen sich mit der aktuellen Fantasy und „Ausweitung“ des Serienkosmos einfach nicht vereinbaren, bzw. den Autoren gelingt das nicht. (6 von 10 Freaks) und MITTEL. Echt Schade um Neal Davenports Schreibe.
__________________ Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller