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Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 131: Die Klauenhände von Milchester
Ein gespenstisches Ungeheuer versetzt London in Angst und Schrecken. Aus dem Hinterhalt fällt es Menschen an, schlachtet einige buchstäblich ab und verletzt andere lebensgefährlich. Das Monster hat eine ungewöhnlich große Gestalt, mit scharfen Messern versehene Klauen, eine wie aus Pappmachee modellierte Fratze mit einer spitzen, schnabelartigen Nase, einen schmalen Mund, aus dem Flammen schießen, und es besitzt die Fähigkeit, mit riesigen Sprüngen über Dächer zu entkommen.
Einiges an dieser Kreatur erinnert die geschockte Bevölkerung an Spring Heeled Jack, der von 1836 an mehr als sechzig Jahre lang sein Unwesen trieb. Wer auch immer dieses Monster ist, es wird immer aggressiver und metzelt immer mehr Menschen nieder ...
Die Klauenhände von Milchester
Verfasst von Morgan D. Crow
Erscheinungsdatum: 14.10.2023
N E U
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*** Eintracht Braunschweig *** *** Tradition seit 1895 ***
*** Deutscher Meister 1967 ***
Liest gerade: irgendwas, was mit Grusel zu tun hat!
Hier und da hätte man gerne noch etwas mehr über die Kreatur erfahren können, aber sonst fand ich den Roman wieder top. Wir sind wieder so um das Jahr 1926, und es kommt so eine Art X-Akten-Spezialeinheit, die "Jacks" zum Vorschein. Das ist eine interessante Entwicklung, aber ich denke, es ist da mittlerweile auch nicht mehr so einfach, ein Gleichgewicht zwischen den vielen Figuren zu finden. Die eine oder andere, z.B. Dillinger, wirkt etwas vernachlässigt.
Das Titelbild wurde bereits 1981 für Gespenster-Krimi 409 und 1984 erneut für Gespenster-Krimi 545 verwendet.
__________________ Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Lady Eliza ist wohl auf den Geschmack der Geisterjagd gekommen. Sie durchstöbert jeden Tag die Lokalblätter nach seltsamen Ereignissen. Da kommen ihr die Überfälle durch eine rätselhafte Gestalt gerade Recht. Zufällig ruft sie beim Sichten des Artikels gerade jetzt noch ein alter Bekannter an. Tobias Graham möchte, dass sie sich das mal anschaut, weil sie Erfahrungen mit derlei Dingen gesammelt hat. Das war auch der Aufhänger zu ihrem letzten Gruselabenteuer, sie erzählt das offenbar überall herum? Und weil es sich zusammen besser geisterjagen lässt, muss Harker natürlich mitmachen.
In ihren ersten Fall ist Lady Eliza noch zufällig hineingestolpert. Er fand in ihrem Ort statt, sie musste sich also damit auseinandersetzen. Mit fehlt bei dieser Figur die Motivation, bewusst auf Geisterjagd zu gehen. John Sinclair ist übersinnlicher Polizist, es ist sein Job. Dorian Hunter ist durch seine Beziehung zu Coco und seine früheren Leben an dieses Schicksal gebunden. Professor Zamorra durch das Erbe seines Schlosses und sein Amulett. Lady Eliza mag zwar abenteuerlustig sein, aber ansonsten….gerade hier hätte sich ein anderer Kniff als bei den üblichen Gruselhelden extrem angeboten und wäre meiner Meinung nach sogar nötig gewesen. Und Harker, der ist nur hier, weil er die zweite Hauptfigur ist. Hier haben wir es mit einem (unheimlichen) Killer zu tun. Erstmal einem ganz normalen Fall für die Polizei. Da sollte die Lady sich besser nicht einmischen. Es sei denn es ist wieder rein zufällig der gleiche Inspektor wie immer mit dem Fall betraut. Ich bin inzwischen ziemlich skeptisch. Ein besonderer Stil allein kann für mich keinen GK retten.
Wie im letzten Fall haben sie einen einflussreichen „Auftraggeber“, der irgendwie genauestens im Bilde ist und sogar an polizeiliche Unterlagen gelangt. Gefällt mir auch nicht, wie simpel den Ermittlern so die Hinweise zugespielt werden. Und wie sollte es anders sein, sie sind gerade zu Tobias Graham gefahren und unterhalten sich über die Sache, als Graham die Kunde eines neuen Vorfalles erreicht und sie ihre erste Spur haben.
Lady Eliza erinnert sich dann noch an die alte Schauergeschichte des Spring Heeled Jack und erkennt Zusammenhänge. Da können sie ansetzen. Der viktorianische Anti-Batman bietet eine perfekte Vorlage. Hier punktet Morgan D. Crow wieder mit einer tollen Idee. Während Lady Eliza in der Wunderbibliothek ihres Anwesens (da wird man schon was finden) recherchiert, ermittelt Harker vor Ort. Er mag vielleicht ein schlaues Kerlchen sein, aber er ist Archäologe und kein Privatdetektiv oder Gassenschurke mit besonderen Verbindungen. Das passt für mich alles nicht so richtig. Die beiden sind keine Experten, Auserwählte oder Koryphäen des Übersinnlichen. Was zeichnet sie aus? Wieso sollte man sich gerade an sie wenden? Wieso sollten sie mehr Erfolg haben als die normale Polizei? Was die Behörden unternehmen, das wird irgendwie verschwiegen.
Erst in der zweiten Hefthälfte wird die Polizei ein Thema. Leider wie befürchtet nur durch den altbekannten Inspektor Pringle. Sie bekommen also keinen Ärger, wieso sie ungefragt in Polizeiangelegenheiten herumschnüffeln oder geraten sogar als potentielle Verdächtige ins Visier. Sie sollen dem Inspektor jetzt offiziell weiterhelfen. Wie in den anderen Geschichten. Er offenbart ihnen hier, dass er einer Spezialeinheit angehört, die seltsame Fälle untersucht. Was immerhin erklärt, wieso er immer der ermittelnde Inspektor ist und auf die Helden trifft. Aber wenn es eine Spezialabteilung mit Erfahrung und Fachwissen ist, wieso hat die bis jetzt in jedem Heft nichts gebacken bekommen und musste die Hilfe von zwei Normalos annehmen?
Durch die Rückendeckung der Polizei kommen Eliza und Harker endlich voran. Bis jetzt klappern sie zwar fleißig Tatorte ab und wälzen sich durch Bücher, aber genau genommen haben sie zu dem Zeitpunkt außer ein paar Vermutungen nichts Verwertbares. Alles sehr schön geschrieben, aber es gibt keinerlei Handlungsfortschritt. Der Autor geht nur die „realen“ Vorkommnisse um den Spring Heeled Jack durch. Es ist eher eine Geschichtsstunde um einen bereits existierenden Gruselfall. Weil Morgan D. Crow aber so eine fesselnde Schreibe hat, fällt das kaum auf. Dafür hätte ich auch Google oder eine Wikipedia bemühen können. Ok, dort hätte ich es vermutlich nur staubtrocken bekommen und nicht so schön vergepackt wie hier.
Zurück zur eigentlichen Geschichte. Im letzten Viertel passiert endlich wieder was. Anhand einer Karte der Tatorte und Sichtungen hat man eine alte Krypta als potentielles Versteck des Killers ausgemacht. Dort greift der Gegenspieler sie an und flieht anschließend. Gegen Kugeln und Stichwaffen scheint der Kerl immun zu sein, es muss härteres Geschütz her. Flammenwerfer und Granaten. Aber schnell jetzt, das muss auf den letzten 5 Seiten rasch erledigt werden. Tja, hätte der Autor sich nicht so sehr in einer Geschichtsstunde vertieft, wäre jetzt mehr Platz für seine eigene Gruselnovelle.
Also haben die Ermittler bei dem nächsten eventuellen Versteck ebenfalls Glück und sind dieses Mal besser vorbereitet. Armes Monster, es hat keine Chance.
Ich denke meine „kommentierte Lesereise“ im Spoiler sollte genug Beispiele und Erklärungen zu dem Eindruck geben, den ich von diesem Heft habe. Etwas, das mit jedem neuen Heft des Duos Eliza und Harker deutlicher wird. Also eher ein Eindruck von Morgan D. Crows Subserie allgemein.
Ideen: Top
Schaueratmosphäre: Top
Schreibstil: Sagen wir „positiv besonders“
Trockene Handlung: Unterdurchschnittlich
Glaubhaftigkeit: Mangelhaft
Auch diese Geschichte ist wahnsinnig toll geschrieben. Allein die paar Angriffe des Monsters auf unbescholtene Bürger und die Serienhelden. Eine für mich perfekte Mischung aus packender Action und wohligem Grusel. Die Geschichtsstunden zu Spring Heeled Jack (den ich schon vorher kannte), gut recherchiert und lebendig auf Papier gebracht. Das packt mich. Sonst wäre ich mit meinen Lesepräferenzen vermutlich schon ausgestiegen.
Auf der anderen Seite funktioniert Eliza und Harker für mich als Ermittlerduo nicht so gut. Genau so wenig wie Inspektor Pringle und die Enthüllung um ihn. Oder der eigentliche Fall. Sehr wenig eigene Handlung, durch sehr viel „Geschichtsstunde“ aufgebauscht. Als es dann zum Ende kommen muss, werden zwei Verstecke des Killers abgeklappert und im zweiten wird er dann mit voller Feuerkraft niedergemäht, der arme. Außerdem wiederholen sich Schlüsselmomente und Kernpunkte zu oft. Hier haben mich viele der „Plotmittel“ an gleiche aus dem letzten Roman des Autors um die Talamh-Sekte erinnert.
Ich könnte weiter nörgeln und das tue ich innerlich auch. Aber wenn mich als Logikspießer und überkritischem Meckersack ein Autor fast allein durch seine Schreibe und die Gruselstimmung überzeugen kann, dann ist das schon was. GUTe (6 von 10 Totenköpfen)