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Wenn die Süße des geringen Preises verflogen ist, die Bitterkeit minderer Qualität wird bleiben.
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Zitat:
Original von Loxagon
Mittel.
War recht zäh...
Ich bin kein Zamorra-Leser, schaue aber gern in die Rezensionen. Ich kann mir leider unter War recht zäh nichts konkretes vorstellen.
Was war denn zäh? Der Schreibstil? Die Story? Dialoge?
Ich bin nicht der Messias - Doch, du bist es. Ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt.
Handlung: Zamorra erhält einen unerwarteten Anruf von Andy Sipowicz aus New York. Ein mit Andy befreundeter Kollege, auf Long Island, fragte ihn um Rat. Auf der Insel starben zuletzt mehrere Menschen an Altersschwäche, obwohl keine Person älter als fünfzig Jahre alt war. Besonders auffällig war das Schicksal des bislang letzten Opfers. Rebecca Sanders war nur zwanzig Jahre alt gewesen. Am Flughafen auf Long Island werden die Dämonenjäger von Ben Henderson abgeholt und über den aktuellen Stand der seltsamen Todesfälle informiert. Die Besichtigung der Leiche von Rebecca in der Rechtsmedizin erzeugt neue Rätsel, weil das Amulett sich leicht erwärmt und den Schatten der Leiche angreift. Davon abgesehen bringt sie auch das Aktenstudium sämtlicher Todesfälle nicht weiter und auf keine verwertbare Spur. Es ändert sich erst etwas als Pascal Zamorra das Ergebnis seiner Recherchen sendet. Vor 120 Jahren gab es schon einmal eine identische Todesserie. Damals wurde der Verdacht geäußert, dass es mit Teslas Experimenten im Wardenclyffe Tower zusammenhing. Die Dämonenjäger suchen daraufhin das Gelände auf, wo der markante Turm einst stand und das heute ein Museum ist. Werden sie dort tatsächlich das Rätsel lösen können? __________________
Meinung: Viele Jahre lang hatte Oliver Fröhlich leider keinen Zamorra-Roman mehr geschrieben, was ich sehr bedauerte. Lediglich mit einigen hervorragenden Sinclair-Romanen hatte er noch hin und wieder auf sich aufmerksam gemacht, bevor auch dort eine längere Pause eintrat. Nun meldete sich Oliver endlich auch wieder bei Zamorra zurück. Noch dazu mit einem Zweiteiler, was gleich doppelte Vorfreude bei mir erzeugte.
Der Titel sagte mir zunächst nichts. Eine kleine Recherche im Internet ergab aber, dass es den Wardenclyffe Tower wirklich gegeben hatte. Ein experimentieller nicht vollendeter Funkturm aus Holz, der in den Jahren 1901-1902 von Nikola Tesla errichtet und später wieder abgerissen wurde. Dieser Turm zierte dann auch, als echter Hingucker, das tolle Titelbild von Dirk Berger zum Roman.
Vor dem Roman ließ mich zunächst „Merlins Stern“ rätseln und schmunzeln. Da wünschte die Redaktion den Lesern doch tatsächlich ein friedvolles neues Jahr 2015. Diese Jahreszahl passte nun gar nicht. Erst recht nicht zum anstehenden 50 jährigen Serienjubiläum. Es hätte natürlich 2024 heißen müssen. Nur wenige Zeilen später wurde Adrian Doyle als Michael Weiland, statt Manfred Weinland bezeichnet. Ob der Verfasser wohl ein wenig zu viel an der Silvesterbowle, oder dem Neujahrssekt, vorab naschte als er diese Zeilen schrieb?
Damit zum eigentlich Roman. Die erste große Überraschung war der unerwartete Auftritt von Andy Sipowicz. Ich hatte diesen Charakter von der New Yorker Polizei immer gemocht. Er erinnerte mich immer ein wenig an Jim Gordon, aus der Serie „Gotham“, der Vorgeschichte von Batman. Nach dem Ende der Handlungsstränge um Finn Cranston schien auch Andys Seriengeschichte beendet zu sein. Zumal die letzten Fälle in New York ohne Andys Beteiligung abliefen. Es blieb dann auch hier nur bei einem kleinen Nebenauftritt. Aktiv beteiligte Andy sich nicht am weiteren Geschehen. Dafür fügte Oliver eine gelungene Anspielung auf Donald Trump in das Telefongespräch zwischen Andy und Zamorra ein.
Die Kapitel über die Erlebnisse von Jericho King, beginnend mit dem Jahr 1903, waren etwas schwierig zu lesen. Der Grund dafür war, dass Oliver sehr geschickt die Sprache und die Einfältigkeit des Charakters liebevoll übernahm. Dadurch konnte er die Ereignisse aus Jerichos Perspektive sehr authentisch wiedergeben. Oliver streute auch bewusst Fehler in den Text ein, die zum Charakter passten. Da wurde der Uterus einer Frau beispielsweise zum Uhrtorus. Bis sich alles änderte und Jericho plötzlich durch den winzigen Teil eines unbekannten Wesens erleuchtet wurde. Auch darauf reagierte Oliver sofort mit einem erneut veränderten und angepassten Schreibstil. Insgesamt also ganz großes Kino im Kopf.
Von nun an wurde Jericho nicht nur intelligenter, sondern auch gefährlich. Er wurde der langlebige Helfer des sogenannten Weltenknechters und lernte es, sein Schattenfragment als gefährliche und tödliche Waffe gegen andere Menschen einzusetzen. Auch über 120 Jahre später lebte er noch und begann erneut den Willen seines Meisters zu erfüllen.
Oliver ging an passenden Stellen immer wieder auf frühere Fälle des Professors ein, die er durch entsprechende Fußnoten kennzeichnete, was mir gut gefiel. Für diesen Roman am passendsten wurden die Gefühle die Zamorra erfüllten, als er damals alterte, weil die Quelle des Lebens in Gefahr geriet und ihn nur eine Verbindung mit dem Erbfolger Rhett retten konnte. Ähnliche Gefühle löste nun Jericho King in Zamorra aus.
Oliver hatte alles sehr packend geschrieben. Sein Roman bot richtig gute kurzweilige, spannende und rätselhafte Unterhaltung. Bei meiner Gesamtbewertung entschied ich mich dann auch für die Note 1 = Sehr gut. Das entsprach 5 von 5 Amuletten für einen Roman, indem ich keine Schwächen erkannte und alles fundiert geschildert wurde. Nach der im Forum üblichen Wertung stimmte ich mit Top ab.
Nordsee oder Ostsee? - Hauptsache Meer !
Lieblingsfußballvereine: FC Schalke 04, Holstein Kiel, SV Meppen, FC Hansa Rostock, VfB Oldenburg, VfB Lübeck, Kickers Emden
Sympathien für VfL Osnabrück und FC Erzgebirge Aue.