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Werner Kurt Giesa, der dieser Tage 71 Jahre alt geworden wäre, hat als Mike Shadow den Damona King Roman Nr. 12, "Das Druiden-Schloß" (sic) geschrieben.
Mike und Damona werden mit Spukerscheinungen auf King's Castle konfrontiert: eine Rüstung schmilzt, Zierfische werden zu Krokodilen, Kugelblitze tanzen um den Südturm, grausame Augen erscheinen über dem Schloss und verschießen Blitze!
der Gemischtwarenhändler im Dorf erzählt Mike die Legende vom Zauberer Cynoor, der einst von einem Druiden samt seinem Dämonenschloss in den Berg verbannt wurde, und sich nun wieder befreien will. dazu braucht er einen mächtigen Dämon, und für dessen Beschwörung wiederum ein außergewöhnliches Opfer - und wer passte da besser, als unser weißes Hexlein.
prompt wird sie auf der Fahrt zu einem benachbarten Schlossherren in den im Berg gebannten Kristallpalast entführt, ihr Hexenstein bleibt dabei zurück. mit dessen Hilfe kann auch Mike in den Berg gelangen, in die Beschwörung platzen, und so Damona ihre Handlungsfähigkeit zurückverleihen. für Cynoor geht letztlich alles schief, und dieser "Zauberlehrling" wird vom gerufenen "Geist" (hier der Dämon Terrae) zur Strafe gefrühstückt.
Giesa gibt wieder Gas, die Geschichte wird actionreich von der ersten bis zur letzten Seite vorangetrieben. der Stil ist großteils flapsig, Gruselstimmung kommt da bei mir keine auf. gefallen haben mir die Kenntnisse des Autoren; die Beschreibungen, wie sich der Magus auf das Ritual vorbereitet, und wie er sich vor dem zu beschwörenden Dämon schützen will, und wie auch das (natürlich nackte) Opfer Damona durch Aufmalen von Sigillen und Zeichen vorbereitet wird. klingt alles authentisch und nachvollziehbar. auch wie Cynoor seine Kristalle magisch nutzt, und seine dämonischen Handlanger einsetzt und gleichzeitig als minderwertig verachtet, rundet das Bild eines skrupellosen Magus der linken Hand schön ab.
dass der Kerl von dem versunkenen Kontinent Lemuria kommt, kann ich schlucken, gebraucht hätte ich diesen Fantasy-Anstrich nicht. und dass der Alte offenbar ein Zamorra'scher Meegh ist, hätte auch nicht sein müssen.
à propos. Giesa baut hier gleich drei Zamorra-Parallelen ein.
- in einem Nebensatz verflucht der Alte im Berge den "Druiden Gryf", der ihn und sein Schloss mit seiner Druidenmagie in den Berg versenkte. dabei handelt es sich wohl um den 8000 Jahre alten Silbermonddruiden Gryf ap Llandrysgryf (Lieblingsbeschäftigungen: Jagd nach Vampiren und hübschen Mädchen), der u.a. den "zeitlosen Sprung", also Teleportation durch Zeit und Raum beherrscht.
- dann wird Damona von einem schrulligen Nachbarn auf dessen Schloss geladen: Lord Bryont Saris ap Llewellyn, Adliger aus Schottland, dessen Vorfahren aus Wales stammen, will die neue Herrin auf King Castle kennenlernen. Jeder Llewellyn besaß die Gabe, immer ein Jahr älter zu werden als sein Vorfahre, seit mindestens 312.000 Jahren, da seine Seele nach der Geburt in den Körper seines Sohnes schlüpft. Rhett, die 250ste und letzte Inkarnation, lebte mit seiner Mutter Lady Patricia bis zu deren Tod im Château Montagne und seitdem wieder im Stammschloss der Saris in Schottland. ihre Funktion: als Führer zur Quelle des Lebens dienen, aus der ja auch Professor Zamorra getrunken hat und damit relativ unsterblich wurde.
- und eben Cynoor, der Alte aus'm Berg, stammt von Lemuria, von wo er wohl magiebetriebene Raumschiffe kennt, irdische Autos und Helikopter sind ihm aber fremd.
was mir sonst noch auffiel:
- die Handlung spielt um den 13. Oktober 1979, also damals de facto in der Gegenwart;
- Hunter nennt Damona ein paar mal Mo, fürchterlich;
- der durchaus lustige Tippfehler "Dömonenschloß" ist dem Lektor trotz Mehrfachvorkommen nicht aufgefallen.
in Summe eine flott erzählte Geschichte, die mir gut gefallen hat, und damit 4 Punkte kriegt.
achja, und das Tibi. die Augen über dem Schloss kommen in der Geschichte vor, die Meute mit den Fackeln im Wind aber nicht. trotzdem stimmungsvoll, und schön gruselheftig, *like*!