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"Die Frage ist nicht, ob du paranoid bist, die Frage ist: Bist du paranoid genug!?!" (aus dem Film Strange Days)
Spoilergefahr, habe zum Einstieg sehr grob etwas zum Inhalt geschrieben. __________________
Da ich die ersten paar Romane ewig bei mir rumliegen habe musste Coco auch mal dran glauben. Die erste Geschichte reicht noch nicht, um einen ersten Eindruck zu vermitteln.
Hexensabbat
Denn Coco ist hier teilweise ein junger Teenager in der Hexenausbildung und bei Kindern und Gewalt muss man ja aufpassen. Es erinnert an eine Mischung aus Harry Potter und The Monsters. Aus irgendeinem nicht näher erläuterten Grund ist die junge Frau nicht so böse wie der Rest ihrer Hexerfamilie und erlernt die dunklen Künste nur, um sich ihrer fiesen Schwester erwehren zu können. Nebenher verliebt sie sich in einen Dorfjungen, mit dem sie nicht zusammen sein darf. Man ahnt es, es bahnt sich eine Romeo und Julia Geschichte an. Das wird nicht gut ausgehen.
Denn Cocos magische Kräfte sind sehr stark und rufen Asmodis auf den Plan. Der hält sie für würdig, ein Kind mit ihr zu zeugen. Sie ist inzwischen 16 und der Romanheft-Welpenschutz hört auf. Es kommt wie es kommen muss, die naive Coco will lieber mit ihrem Geliebten zusammen sein und denkt ernsthaft, Asmodis hintergehen zu können. Tatsächlich gelingt den beiden die Flucht und eigentlich wäre es für den Höllenfürsten doch kein Problem, die beiden auszuschalten. Der kümmert sich scheinbar aber gar nicht um solche Belange, ihre Familie soll sie zurück holen, um zumindest ein wenig ihrer gerade verlohrenen Ehre zurück zu erlangen. Selbstverständlich gelingt dem jungen Paar eine längere Flucht nicht, sie werden nach einigen Tagen gefasst. Doch wo bleibt die Tragik, wir wissen ja wie Shakespeares Werk ausgegangen ist. Coco wird getäuscht, hält ihren Geliebten für einen betrügerischen Arsch und willigt nun ein, ihn zu "bestrafen". Doch er wird nicht einfach nur getötet, sondern in eine kleine Wächterkreatur verwandelt, die auf Coco aufpasst. Zum Schluss darf die Auflösung der Finte nicht fehlen, damit Coco sich richtig beschissen fühlt, im doppelten Wortsinn.
Und damit endet der erste Roman auch schon. Lust auf mehr macht er, auch wenn diese Liebesgeschichte aus heutiger Sicht ziemlich klischeehaft und vorhersehbar erzählt wird. Dafür ist das Setting recht interessant und die Ideen herrlich böse und fies. Wider Erwarten schafft Coco es nicht schon in Band 1, sich von ihrer Familie zu lösen. Das war eine meiner Befürchtungen nach dem Teasertext. Wäre auch unglaubwürdig gewesen, wenn sie es erfolgreich geschafft hätte, sich Asmodis zu verweigern.
Einige der Elemente bei CZ gefallen mir nicht wirklich, Hexen verlieren ihre Kräfte, wenn sie sich ehrlich in einen Mensch verlieben und erhalten sie wieder, sobald diese Liebe gebrochen ist. Hoffentlich bleibt sowas die Ausnahme, ich will düstere Fantasy lesen und keine Märchen.
Es bleibt abzuwarten, wie die anderen 3 Romane des ersten Bandes sind.
(7 von 10 Punkten), wenn man bedenkt, dass die Geschichte 1999 erschienen ist und sich nicht mehr ganz frisch ließt.
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Aktuelle Lesereihenfolge:
1. John Sinclair
2. Maddrax
Die Sachen sind sogar noch älter: Die beiden Heftromane erschienen ursprünglich im Jahr 1975, die zwei Taschenbücher im Mai und Juli 1977. Die Geschichten hatten also viel Zeit zum Reifen... __________________
Und einen Lacher bietet Hexensabbat auch noch. Auf Seite 14 nämlich sagt eine Dämonin zur anderen: Gnade dir GOTT, wenn du irgend jemandem etwas sagst!"
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Wieder Spoilergefahr __________________
Die Stunde der Ameisen
Vergeben und vergessen? Ein Jahr nachdem Coco von ihrer Familie betrogen wurde und durch sie ihre große Liebe verloren hat ist von Trauer oder Zorn nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, als einer ihrer Brüder in Gefahr ist eilt sie als erstes zur Rettung. Kein wehmütiger Gedanke mehr an Rupert Schwinger, der jetzt zu einem Dasein als entstellter Hausdämon bei den Zamis' verdammt ist. Da fehlt mir bereits auf den ersten Seiten etwas, auch wenn einige Zeit zwischen den Geschichten liegt.
Die Stunde der Ameisen - ein völlig irreführender Titel, die Tierchen werden am Ende nur einmal kurz erwähnt – führt den Leser tiefer ins Zamis-Setting ein. Nachdem die Familie beim Höllenfürsten Asmodi erst einmal verkackt hat, will eines der anderen starken Häuser Wiens die Macht an sich reißen. Es gilt herauszufinden, welches es ist, bevor der Kampf aufgenommen werden kann. Jedoch wurde Coco verhext und arbeitet als Spionin für den Feind, ohne ihrer Familie davon erzählen zu können.
An sich eine spannende und flotte Geschichte, aber einige Elemente stören mich beim Lesefluss dann doch. Sämtliche Dämonen, von Hexenfamilie über Werwolf bis Ghoul oder ausgefalleneres, haben eine Art Doppelgestalt wie bei der Serie Grimm. Bei einer Gala der Dämonenfamilien Wiens fühlt man sich an eine Soap erinnert, bis sich dann alle in ihre Dämonengestalt verwandeln. Da sind mir Darks Kreaturen der Finsternis lieber, die haben nämlich auch in ihrer Menschgestalt etwas dunkles an sich. Des weiteren wird hier wie bei den Ballard-GKs ziemlich krass mit Magie umgegangen und richtige Regeln dafür gibt es auch nicht. Erst ist Coco schwach genug, um verhext zu werden und die feindliche Familie stark genug, um den Zauber aufrecht zu erhalten, damit er nicht von Cocos Familie entdeckt und gebannt wird. Als sie dann zufällig von dem Fluch befreit wird, stürmt sie allein die Basis der feindlichen Familie und bringt alle gleichzeitig unter ihren hypnotischen Bann, ohne dass die auch nur ein mal misstrauisch werden oder etwas dagegen unternehmen können. Gut, Coco ist eine mächtige Junghexe, aber die andere Famlie hat ihr Oberhaupt bei sich, das doch wohl stärker als sie sein müsste.
Und dann sind da so Kleinigkeiten. Wenn eine Familie angegriffen wird, dann muss nicht nur der Teil in der betreffenden Stadt vernichtet werden, sondern auch die Wurzeln des Stammbaums in der ursprünglichen Heimat. Deshalb können die Zamis' sich nach Italien zurück ziehen und haben Heimvorteil. Als die Zamis' aber ihrerseits damals die Lexas in Wien „abgelöst“ haben, sind sie wohl nicht nach Südamerika gereist, um den Rest zu töten.
Einige Details fehlen für eine Romanreihe, die mich begeistern würde. Dafür sind die beiden gelesenen Geschichten aber ganz in Ordnung, der Hintergrund gefällt mir sehr, wie auch die Titelheldin.
(7 von 10 Punkten) schon wieder, da geht doch noch mehr hoffe ich. Auf jeden Fall eine erwachsene und düstere Serie. Bis jetzt auch noch keine Spur von dem #Aufschrei einer perversen Vergewaltigungsserie, wie im "anderen Forum" einige Damen meinten.
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Der Hexenschüler __________________
Bei der dritten Geschichte funkt es dann halbwegs. Der Übergang ist gut, die Geschichte wendungsreich und die Charaktere interessant. Die Zamis' haben den Angriff einer der Wiener Familien abgewehrt, aber es gibt noch andere, die sie stürzen wollen, solange Asmodis einen Groll gegen sie hegt. Boris Zamis passt perfekt in die Geschichte und Anselm bringt den nötigen Humor mit. Weiterhin wird mit Magie sehr locker und bunt umgegangen, aber das kann ich verschmerzen, wenn wie hier der Rest stimmt. Gut, einen Kritikpunkt gibt es noch und das ist Gutmensch-Coco, die dreist versucht immer und überall Menschen zu retten. Damit kommt sie als Hauptfigur natürlich durch, realistischer wäre ihre Hinrichtung oder Exil.
Insgesamt kann ich hier aber ohne Einschränkungen sagen, dass es eine „gute Geschichte“ ist. Mal schauen wie die letzte Story das Buch abschließt.
(8 von 10 Punkten)
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Der Magier __________________
Nachdem die dritte Zamis-Geschichte für den Anfang richtig gut war ist die vierte leider das Gegenteil. Dieses mal stören mich elementare Punkte bei der Umsetzung einer netten Idee. Nun will man nicht Cocos Familie an den Kragen, sondern Asmodis höchstpersönlich. Die Schwester der schwarzhaarigen Hexe wird als Druckmittel entführt, damit die Zamis' einem mysteriösen Dämon dabei helfen, Asmodis zu stürzten. Bis hierhin alles prima. Wird man auf das Angebot eingehen? Ist es vielleicht sogar im Sinne des Wiener Clans das Oberhaupt der Dämonen aus dem Weg zu schaffen, da es auf sie aktuell eh nicht gut zu sprechen ist? Was, wenn Asmodis von der Sache erfährt?
Diese Fragen werden schon früh beantwortet. Die Zamis' stehen zu Asmodis, informieren ihn und werden nur zum Schein auf das Angebot eingehen. Auch wenn das nicht mehr ganz so spannend ist, kann daraus eine gute Geschichte werden. Allerdings sind die Zamis' nicht die einzigen, überall in Europa wurden Zöglinge der Dämonenclans entführt, um sie dazu zu bewegen, sich gegen Asmodis zu stellen. Aber niemand kommt auf die Idee, sich gegen den dreisten Entführer zu verbünden. Auch Asmodis denkt gar nicht daran, einfach selbst einzugreifen. Jemand entführt die Kinder duzender europäischer Familien und niemand begehrt wirklich auf?
Stattdessen kommen alle zum vereinbarten Termin und es zeigt sich, dass der Erpresser tatsächlich stärker als Asmodis zu sein scheint. Warum braucht er dann überhaupt Hilfe der Familien bzw. warum bringt er sie mit diesem Schachzug lieber bewusst gegen sich auf?
Ok, die Zamis' sind die stärkste der Dämonenfamilie in Wien. Akzeptiert, aber sicher nicht die allermächtigsten in ganz Europa. Natürlich schaffen nur sie allein es den Aufenthaltsort der Entführten zu ermitteln und auch herauszufinden, wer der Erpresser ist. Selbst Asmodis muss immer mal wieder von der Familie, die er eigentlich am wenigsten mag, über neue Details unterrichtet werden. Und selbstverständlich ist es beim Showdown Coco, die Asmodis und die ganze Geschichte rettet. Positiv anzumerken ist die Auflösung, wer der Gegenspieler ist und dass es jetzt für Buch zwei eine neue Ausgangslage gibt. Zähneknirschend muss sich Asmodis eingestehen, dass die Zamis' ihm geholfen haben und sie wieder etabliert sind.
Dennoch ist hier etwas passiert, was mir sonst nur bei Sinclair ab und an passiert...ich habe lustlos und augenrollend die Seiten überflogen, bis es für mich wieder erträglich wurde.
Für meinen persönlichen Geschmack gibt es auch hier wieder einige störende Dinge. Wenn ein Vampir einen Menschen beißt dann stirbt der nicht oder wird selbst ein Blutsauger. Er verwandelt sich in eine kleine Fledermaus. Typisches Beispiel dafür, wie extrem mit Magie und Dämonendingen hier umgegangen wird. Schlimmer sind da nur die fliegenden Werwolfsblumentopfköpfe bei Ballard. Die Idee, das jede stärkere Dämonenfamilie ihr Spezialmagiegebiet hat, finde ich ausgesprochen interessant. Die Zamis' sollten also die Zeit manipulieren können, aber irgendwie sind sie auch in zahlreichen anderen Belangen stärker als andere Familien. Und Asmodis? Ich hätte lieber einen richtig starken Teufel als Hauptgegner an der Spitze und keinen schwächer werdenden Dämon, da bin ich altmodisch. Anzumerken ist auch, dass Coco sich in drei von vier Geschichten in jemanden verliebt. Muss das sein? Die sind eine Geschichte später doch eh wieder für sie vergessen. Bevor ich jetzt weitere störende Dinge aufzähle, besser zum Fazit.
(4 von 10 Punkten).
Dabei gibt es wohl 3 Lesergruppen bei Zamis. Ich bin der Neuleser, ich lege nicht den geringsten Wert auf das Gruselfeeling der 70er, weil ich damals noch nicht geboren war und nostalgieren kann. Im Gegenteil, gewisse Punkte von damals stören mich.
Dann gibt es die Puristen. Das vorliegende Buch ist zwar die alte Geschichte, aber mit neuen Passagen versehen, damit es sich „frischer“ lesen lässt. Was manche Leute schlecht bewerten, die gern eine Originalfassung hätten. Am besten wird das wohl bei Lesern ankommen, die gern den alten Flair mögen, aber ohne einige Schwachpunkte der damaligen Hefte. Man merkt, mir geht das noch nicht weit genug.
6,5 Punkte ist der Durchschnitt meiner Wertungen. 6 von 10 würde ich dem Buch an sich geben. Weder bin ich gefesselt noch habe ich jetzt schon die Lust verloren. Für mich ist Potential erkennbar und ich hoffe einfach, dass dieses bei den neu geschrieben Geschichten genutzt wird.
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1. John Sinclair
2. Maddrax
Genau, denn so hat man in den vier ersten Zaubermond-Büchern alle Jugenderlebnisse von Coco Zamis (also ehe sie Dorian Hunter traf) gesammelt, die damals in der Heftserie und in den Taschenbüchern bei Pabel erschienen sind; erst ab Band 5 gab es neues Material.
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene