Die schwarze Flamme
von Catalina Corvo
Ich wusste, dass meine Freude an der Handlung um Francis Zamis sich irgendwann in Ärger umwandelt. Die Autoren haben bisher jeden Plot verhauen, wenn es wichtig wurde. Spätestens wenn es um eine Auflösung geht, man sich die Bedrohung zu krass aufgebaut hat und irgendeine dumme Atombombensuperwaffenerklärung bringt.
Dabei fängt die dritte Geschichte in Hadleigh wieder gut an. 1798 spielen einige Kinder einem Jungen beim Hügelgrab einen fiesen Streich. Dabei erfasst sie ein dämonischer Gesang. Elisabeth Zamis lockt sie zu sich, um von ihnen zu zehren. Für die Haupthandlung nicht von Belang, aber ein netter Einstieg.
Weiter geht es 1828 mit dem nächsten Puzzlestück, das den lückenhafte Plot verbindet. Zakum sucht die inzwischen vergessene Elisabeth auf und nimmt ihr das Kind aus dem Leib. Danach berichtet er Asmodi bei einem indischen Sabbat in einem schwarzen Abbild des Taj Mahal davon. Elisabeth bleibt als vertrocknete Ghoulmumie zurück, ihrer Zauberkräfte beraubt.
1934 endete der letzte Band und wird jetzt weiter erzählt. Carola ist weiterhin Francis verfallen, während sich Thekla mit Matthew Zamis verbündet und von ihm die ganze Geschichte erfährt. Und von dieser Stelle an geht es abwärts. Erst langsam. Thekla wird noch als freundliche und hilfsbereite Hexe beschrieben. Matthew erkennt sogar das gute Licht in ihrer Seele und tötet sie deshalb nicht. Dabei hat sie kürzlich auf dem Schloss ihre gute Seite komplett verloren. Das passt überhaupt nicht und macht dieses einschneidende Erlebnis überflüssig.
Der Bericht von Matthew ist genau so ein Mist. 1850 ist er in Hadleigh und will Francis töten. Er lauert ihm auf, wird aber selbst überrascht. Als Leiter des Darkfireclubs unterzieht er Matthew einigen bösen Hexentests und schleift ihn schließlich zum Hügelgrab. Dort wird ihm offenbart, dass seine Tochter doch noch lebt aber nur ein verfluchter Schatten ihrer selbst ist. Und dass der so verhasste Dämon sein Enkel ist. Matthew ist nun ein gebrochener Mann. Schön und gut, wirklich stimmig geschrieben.
Aber schauen wir mal auf die Ereignisse der ersten Geschichte in Band 30. Laut denen trifft Matthew erst 1855 in Hadleigh ein. Er erhält eine Einladung vom Darkfireclub zum Anwesen von Francis, wo dieser sich ihm zu erkennen gibt. Cliffhanger! Ich habe erwartet, dass hieran angeknüpft wird. Das ist komplett eine andere Geschichte. Hier geht es nicht um Details, die man vergessen oder ignoriert hat. Wie Theklas Plot im Schloss ist diese Passage in Band 30 damit vollkommen nutzlos geworden und widerspricht den Erzählungen hier. „Lustiger“ Weise sind beide Abenteuer von der selben Autorin geschrieben worden. Wie kann so etwas sein? Es ist zum Haareraufen. Ich habe meine Ansprüche schon herunter geschraubt, aber sowas dürfte nicht einmal einem Schüler im Aufsatz passieren, finde ich.
Gut, muss ich eben die erste Variante aus meinem Gedächtnis löschen und die neue als einzige Wahrheit hinnehmen. Immerhin sind beide voneinander getrennt gut geschrieben.
Weiter im Text, 1934. Thekla und Matthew arbeiten also zusammen. Die junge Hexe legt ihre Schwester rein und benutzt sie, um Francis während eines Schwarzen Sabbats zu betäuben. Daraufhin kann Matthew sein Anwesen anzünden und den kompletten Darkfireclub zu Asche verbrennen.
Damit wäre die Sache erledigt gewesen, wenn sich nicht Asmodi persönlich einmischt und die Gruppe wiedererweckt. In einer magischen Starre bringt er sie aber erstmal im weitläufigen Hügelgrab unter, bis er sie wieder braucht. Offenbar hat Asmodi die Gruppe in der Gegenwart wieder erweckt, um die Zamisfamilie hier auszuschalten. Thekla dürfte von nichts wissen und vermuten, dass Francis in der Hölle schmort. Matthew eigentlich auch.
Aber zurück in der Gegenwartsebene sucht Matthew Thekla auf und marschiert mit ihr zum Hügelgrab, um Francis ein für alle mal zu stellen und ihre Töchter zu retten. Dabei sind auch Georg (also Peter in Georgs Körper) und der Freak Michael.
Zuvor ist Coco mit ihrer Begleitung schon im Hügelgrab auf der Suche nach Lydia, läuft aber in eine Falle von Francis und wird gefangen genommen. Das gleiche geschieht mit den Nachzüglern.
Toll, jetzt hat man die Familie wieder in eine Sackgasse gefahren. In magisch gesicherten Käfigen Gefangene des übermächtigen Hölleninquisitors Francis Zamis. Von einem Darkfireclub möchte ich nicht sprechen, denn bis auf Francis bleiben die restlichen Mitglieder farblos wie ein Geist oder werden überhaupt nicht erst erwähnt. Hätte man lassen sollen. Wozu erst Spannung auf den Darkfireclub machen, wenn er sich dann als laues Lüftchen entpuppt? Dagegen ist Francis ein richtiger Gegenspieler, er allein tut es auch völlig.
Also, die Autoren haben mal wieder übertrieben und die Hauptfiguren in ihren eigentlich sicheren Untergang geschickt. Hier können zwei Dinge passieren. Die Gegenspieler sorgen selbst für ihr Ende oder es wird mit einem Fingerschnippen erwähnte Atombombe herbeigezaubert, die jeden noch so unbesiegbaren Antagonisten hinwegfegt.
Dieses mal geschieht beides. Francis spricht ein Todesurteil über die wehrlose Familie aus. Doch halt, Georg ist nicht Georg, erkennt der Dämon. Deshalb vertreibt er Peters Geist aus dem Körper und schickt den rechtmäßigen Zamis wieder hinein. Das ist eine gute Nachricht für den Zamisclan, die hätten das nie gerafft. Aber warum besiegelt Francis damit sein eigenes Schicksal?
Weil der Geist von Peter in den Körper von Matthew fährt und irgendwie, fragt mich nicht wie, zur Dämonenatombombe wird. Ich zitiere hier zum Finale dieses Hauptplots mal.
Alle anderen Mitglieder des Lowpupsclubs in wenigen Sätzen erledigt, toll. Und direkt ohne dass ich etwas überspringe weiter im Text.
Und auch der Anführer und Hauptgegner wird ohne große Spannung einfach getötet. Peter ist dann so entkräftet, dass der auf Rache sinnende Georg ihn in in Matthews uraltem Körper bannt. Diese Lösung ist einfach nur einfallslos, viel zu kurz und ohne Einbindung der Helden, die lediglich passiv zusehen müssen. Unlogisch ist sie obendrein, Peter wurde seit seiner Einführung niemals nie so mächtig beschrieben.
Danke, liebe Autoren. Ihr habt mir den nächsten Plot mit einem beschissenen Ende vermiest. Aber eine Tradition darf man nicht unterbrechen, oder? Wäre undenkbar, wenn man mal Fingerspitzengefühl und Köpfchen beweist, um eine Handlung ordentlich abzuschließen. Das alles wäre nicht nötig gewesen. Das hat man sich selbst zuzuschreiben, indem man den kompletten Zamis-Clan in eine ausweglose Situation schreibt. Das hätte man auch völlig anders beenden können. Sowas ist doch mutwillige Handlungsvergewaltigung. Ich verstehe es einfach nicht.
Das traurige ist, diese Nebenhandlung zur eigentlichen „Der Clan ist auf der Flucht vor Asmodis“-Hauptgeschichte war echt gut geschrieben. Ich hatte Lesespaß und war positiv überrascht. Das zu vermasseln ist eine echte Glanzleistung. Meine Hoffnungen in die Serie sind wieder am Boden. Dafür sehe ich das Ziel vor Augen und kann bald zum Dämonenkiller wechseln.
Ich würde die Geschichte gern emotional abstrafen. Aber bis zum herunterrasselten Finale war sie gut geschrieben.
(knappe 5 von 10 Freaks)
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