Zunächst einmal an alle, die sich durch den Titel eine Fortsetzung des vergangenen Zweiteilers erhoffen: Pustekuchen!
Und auch sonst ist der Roman leider wieder eine ziemliche Enttäuschung ...

Inhalt:

John Sinclair und Harry Stahl müssen hilflos mitansehen, wie Erwin Schwarz von den Kugel unbekannter Killer niedergestreckt wird. Als die Mörder, Mafia-Killer, das Haus untersuchen wollen, werden sie jedoch von John und Harry überwältigt.
Inzwischen haben sich Peter und Paul aus ihrer Gefangenschaft befreit. Dabei werden sie allerdings von der Vampirin Larissa überrascht, die Peter zum Vampir macht und die beiden Zwillinge dazu bringt, ihr zu der Vorhölle, einer heidnischen Kultstelle zu folgen, da sie dort einen Verbündeten finden könnten.
Auch John und Harry finden bald die Spur zur Vorhölle. Doch in ihr verbirgt sich noch eine dritte Partei - ein uraltes, mächtiges Monstrum. Und das ist noch um einiges gefährlicher als die Vampire ...

Meine Meinung:

Zugegeben, in der Zusammenfassung klingt die Geschichte sogar recht spannend, aber was dabei herauskommt ist nichts weiter als heiße Luft. Immerhin ist "Die Vorhölle" besser als sein Vorgänger, was aber auch nicht viel heißen will, denn noch schlimmer hätte es wohl kaum kommen können.
Zunächst einmal zum Positiven: Die Aussaug-Szenen (Larissa an Peter, Peter an Paul) sind wie so oft sehr gut beschrieben, ebenso die Entdeckung der Vorhölle durch John Sinclair; und auch die Vernichtung der Zwillinge durch den Vorhöllen-Dämon (der merkwürdigerweise ständig als "Erdwurm" bezeichnet wird, obwohl er wie auf dem Cover beschrieben wird und nun wirklich keine Ähnlichkeit mit einem Wurm hat) ist wirklich schön schaurig in Szene gesetzt.
Das war es aber auch schon mit den positiven Dingen, denn ansonsten ist dieser Roman wieder teils schaurig schlecht. Die Dialoge, insbesondere zwischen den ziemlich unprofessionell agierenden Mafia-Killern sowie zwischen Peter und Paul, sind mehr als peinlich und fast schon unfreiwillig komisch.
Auch der Anschluss an den ersten Teil geht vollkommen in die Hose: Waren es im ersten Teil noch die Zuhälter, die hinter Larissa her waren, so wird dieser Hintergrund hier mit keiner Silbe mehr erwähnt und die Killer sind Mafia-Abkömmlinge, die Schwarz dafür töten sollen, dass er zuviel absahnen wollte, als er für sie Leichen hat verschwinden lassen.
Zudem hatte John Peter und Paul am Ende des ersten Teils die Handschellen abgenommen, während sie im zweiten Teil immer noch gefesselt sind und die Schellen nicht mal lösen können, als sie schon Vampire sind. Was sind denn das für armselige dämonische Kreaturen, die nicht einmal eine Kunstofffessel lösen können?
Die Krönung aber findet sich auf S. 27, als John und Harry wieder an ihrem Hotel ankommen, dort Andrea wiedertreffen und die allen Ernstes fragt: "Waren Sie bei Erwin Schwarz?" Und Harry darauf: "Warum wollen Sie das wissen?" ... Noch schlimmer gehts nun wirklich nicht mehr. Wer wurde wohl im ersten Teil noch von John Sinclair aus Schwarz' Haus befreit und traf vor dem Anwesen noch Harry Stahl? Als Sahnehäubchen darauf stellt Andrea die Blutabgabe dann noch als gute Tat des Bestatters dar, an der alle freiwillig teilnahmen, während sie im ersten Teil noch dazu gezwungen wurde und Angst vor Schwarz hatte.
Über den tieferen Sinn der Handlung sollte man sich lieber auch keine größeren Gedanken machen. Warum zum Beispiel hockt Larissa wochenlang in einer Hütte und lässt sich Blut frei Haus liefern, wenn sie doch nur ein paar Schritte weiter sich mächtige Verbündete holen könnte? Und warum greift das Vorhöllen-Monster dann auch noch die Vampire an? Dafür findet sich nicht einmal der Ansatz einer Erklärung.
Dementsprechen wirkt der Einbau von Mandragoro am Ende des Roman völlig sinnlos. Da hält er sich jahrhunderte lang zurück, als Menschen in der Vorhölle (die ihm geweiht sein soll, aber wozu braucht ein Umwelt-Dämon eine Opferstätte?) entsorgt werden, aber als John, Harry und ein paar Vampire auftauchen und das Monster erscheint, wird es mal schnell von ihm vernichtet. Die halbseidene Erklärung auf der letzten Seite gibt der ganzen Chose dann noch den Rest.
Auch das Monster (s. Titelbild) hat überhaupt keinen Hintergrund und rennt eigentlich nur ziellos in der Gegend herum. Ascheinend hatte JD mit ihm eigentlich etwas ganz anderes vor, denn als es zum ersten Mal auf S. 44 erscheint, sagt es "Hier bin ich wieder!". Danach aber gibt es keinen Ton mehr von sich.
So bleibt für den Leser schlussendlich nichts weiter zurück als große Ernüchterung und eine gähnende Leere im Hirn. "Ein uraltes Wesen, dass sich hatte befreien können, dazu drei gefährliche Blutsauger und noch Mafia-Killer" sind eben keine richtigen Gegner, wenn sie sich derart dämlich anstellen wie in diesem Roman. Wie gesagt, zumindest ist der zweite Teil besser als der erste, aber mehr als ein wohlwollendes "schlecht" kann ich auch diesmal nicht springen lassen.

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