Warum haben mehrere Hotelgäste in Zimmer Nummer 7 immer Freitags um die gleiche Zeit Selbstmord begangen? Um diese Frage dreht sich das spartanisch ausgestattete Hörspiel. Der Titel und die ersten 5 Minuten verraten gleich eine ganze Menge, auch das Ende der Geschichte. Doch die wichtigsten Fragen bleiben offen. Über eine Stunde darf man dem Leidensweg des Richard Bracquemont in seinem kleinen Hotelzimmerchen verfolgen, den er in einem Tagebuch akribisch festgehalten hat. Ausflüge in den Flur oder ein Restaurant passieren selten und werden zackig abgehandelt. __________________
Viel darf man hier nicht erwarten, die Spinne ist keines der besseren Hörspiele von Gruselkabinett und schon gar kein spannendes Abenteuer. Ich sehe es eher als kleine Episode an, ein Happen für Zwischendurch. Nicht nur für den Hörer, wenn mir das Wortspiel erlaubt ist. Dazu kommt, dass praktisch zwar geklärt wird, wodurch die Selbstmorde ausgelöst wurden, aber Details verschwiegen werden. Nach der Aufklärung ist auch schnell Schluss, normalerweise genehmigt sich die Serie gern einen melodramatischen oder erleichterten Epilog.
Produktionstechnisch wie immer auf den Punkt gebracht, Musik und Sprache passen genau zum nötigen Ambiente und sind hier sehr minimalistisch gehalten. Kein Top-Gruselstück, eher ein Kammerspiel mit depressiver Stimmung und Einblicke in die Gedankenwelt eines jungen Mannes aus dem frühen 20. Jahrhundert. Nicht zu vergessen psychologische Dominanzspielchen, für die damalige Zeit war das vielleicht ein halber Erotikroman ohne Schund zu sein.
(6 von 10 Punkte) für ein Hörspiel, das einfach nur in Ordnung ist. War mir den Preis Wert, aber eher weil ich die tolle Serie damit supporte und nicht weil ich es mir irgendwann unbedingt nochmal anhören will. Mehr will diese Folge wohl auch gar nicht sein, man kann nicht immer nur Grusel-Vollgas geben.
https://gruselroman.fandom.com/de
Aktuelle Lesereihenfolge:
1. John Sinclair
2. Maddrax
@Gleichgewicht: __________________
Erneut eine sehr schöne Rezi von dir.
Mir ging es bei einigen Folgen des Gruselkabinetts oft so, dass mich die wahre Faszination erst beim zweiten oder dritten Durchlauf gepackt hat. Für mich oft ein Indiz (auch bei Musik) von wahrer Größe.
Der Optimist erklärt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Der Pessimist fürchtet, dass dies wahr ist. (J.B. Cabell)