__________________
"Rosebud" C.F.Kane
Ein sehr schönes Beispiel dafür, dass sich eher unscheinbar und in Heynes Allgemeiner Reihe recht gut versteckt, ein durchaus sehr ambitionierter Führer durch über 100 Jahre Gruselgeschichte finden lässt. __________________
Und eine Entdeckung ist dieses vierbändige Kompendium auch 25 Jahre nach seinem Erscheinen immer noch wert. Herausgeber Joachim Körber hat bei der Auswahl der Geschichten ein glückliches Händchen bewiesen, denn die in den vier Büchern vertretenen Stories sind nicht nur exemplarisch für ihre Zeit gewählt, sondern bilden auch verschiedene Strömungen und Entwicklungen innerhalb der Gruselgeschichte ab und sind dabei auch qualitativ auf erstaunlich hohem Niveau.
Körber bringt seine Zusammenstellung als eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit: Er startet im ersten Band mit Geschichten aus den vierziger bis achtziger Jahren und geht dann mit jedem Band einige Jahrzehnte zurück, um schließlich zum Abschluss im vierten Band eine Zusammenstellung aus den Jahren 1870 bis 1900 zu präsentieren.
Sicherlich ließe sich über einige Auswahlkriterien streiten. So ist z.B. schon ein gewisse Amerika-Lastigkeit feststellbar, was aber nicht weiter verwundern sollte, da dieses a) durch die diversen Pulps - und spätestens mit Weird Tales - und b) durch den Horrorboom der 80er Jahre und deren beider zahlreiche Vertreter sehr gut begründbar ist.
Auch über die Auswahl einzelner Geschichten mag man geteilter Meinung sein: Mancher Titel war einfach vorher schon in genügend Anthologien vertreten, so dass eine Aufnahme in diese Sammlungen nicht unbedingt Not getan hätte. Qualitativ gibt es meiner Meinung nach keine großen Ausfälle, wenngleich ich mit Kings Wäschemangler einfach mal so überhaupt nichts anfangen kann und Körber sich Robert Blochs Grauen von den Sternen auch gut hätte sparen können. Da die vier Bände jedoch gleich mit mehreren deutschen Erstveröffentlichungen aufwarten können, sei darüber großzügig hinweggeblickt, speziell wenn es sich dabei um solche Kaliber wie William Hope Hodgson handelt. Und über jegliche - leider in Deutschland sehr seltenen - Veröffentlichung einer Geschichte von Robert W. Chambers kann man sich gleich doppelt freuen. Gefreut hat es mich außerdem, dass gleich vier meiner absoluten Lieblingsgeschichten aus dem Grusel-/Horror-Bereich in diese Anthologien Eingang fanden. Etwas verwundern mag einen die Aufnahme von Charlotte Perkins Gilmans Erzählung Die gelbe Tapete. Wenngleich man Gilmans frühe feministische Psychostudie über einen geistigen Verfall mit einiger Berechtigung als Meisterwerk bezeichnen kann, mutet sie im Kreise der ansonsten hier versammelten Schauerwesen, Rachegeister und kosmischer Schrecken etwas deplatziert an. Lesenswert bleibt die Geschichte natürlich trotzdem.
Jeder Band wird von Joachim Körber mit einem kurzen Vorwort zur jeweiligen Epoche eingeleitet und jeder Geschichte ist ein ca. halbseitiges Portrait des Autors vorangestellt. Zusätzlich gibt Körner am Ende jeden Buches noch weiterführende Lesehinweise.
Dem Leser wurde hier eine Basis-Bibliothek zusammengestellt, die nicht nur stetig zu erneutem Gebrauch einlädt, sondern auch darüber hinaus zum Weiterlesen zu animieren vermag. Die vier Bände sind auch heute noch für kleines Geld zu bekommen, ihre Anschaffung lohnt in jedem Fall.
"Rosebud" C.F.Kane
Dass King hier auftaucht, hatte den gleichen (ärgerlichen) Grund wie bei den Gespensterbüchern bei Bastei: King sells - und ist der Stoff auch noch so alt oder unsinnig. __________________
Ansonsten kann man diesen Vierbänder wirklich nur loben, deren Inhalt mit erfreulich vielen deutschen Erstveröffentlichungen punkten kann.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene