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https://www.facebook.com/Ringos-Buch-und-Kunstecke-1242141035869037/
Der Nikol-Verlag präsentiert uns hier Lovecraft´s Meistererzählung BERGE DES WAHNSINNS als sehr schönes, kleines gebundenes Büchlein in neuer Übersetzung. __________________
Auf ca. 200 Seiten wird die Geschichte einer Antarktis-Expedition erzählt, und was sie dort vorfand.
Lovecraft schildert die Geschehnisse meisterhaft und anschaulich. Was zunächst wie ein simpler Abenteuerroman beginnt, entwickelt sich sehr schnell zu einer wahrhaft phantastischen Erzählung kosmischen Ausmaßes. Gekonnt setzt der Autor hier und da Andeutungen ein, um den Spannungsbogen immer weiter zu spannen.
Wer aber eine simple Gruselgeschichte erwartet, sieht sich aber getäuscht. Lovecraft benützt den Rahmen der Geschichte nämlich dazu, seinen ganzen Mythos des Kosmischen Grauens in eine neue Perspektive zu setzen. Er schildert uns anhand der Darstellungen auf vorzeitlichen Reliefs, wie vor Äonen die Großen Alten von den Sternen auf die Erde herabsickerten und nebenbei das irdische Leben – zum Spaß oder aus Versehen – erschufen. Im weiteren Verlauf dieser Erzählung-in-der-Erzählung geben sich auch Cthulhu und seinesgleichen die Ehre, und es wird klar, welche Rolle sie in diesem kosmischen Puzzle spielen. Lovecraft entmystifiziert seinen kompletten Mythos allerdings weitgehend und nimmt ihm dadurch seine Aura des Übernatürlichen und Unnennbaren. Der Kosmos der Großen Alten wird objektiviert und aufgeräumt. Der Kosmische Schrecken kommt so zu seiner eigentlichen Bedeutung: er ist eben rein kosmisch, wie der Name schon sagt.
Dass Lovecraft ein Bewunderer Edgar Allan Poe´s war, kommt durch das zitierte ULALUME, sowie der Erwähnung des ARTHUR GORDON PYM zum Ausdruck, der gegen Ende ja ebenfalls in der Antarktis spielt (und übrigens auch Jules Verne beeinflusste. Schrieb dieser mit DIE EISSPHINX ja eine Quasi-Fortsetzung)
Kommen wir nun aber zum Büchlein selbst. Wie eingangs bereits erwähnt, ist es sehr schön aufgemacht und mit 6,99€ auch erschwinglich. Die Übersetzerin Dr. Hannelore Eisenhöfer hat auch gute Arbeit geleistet, allerdings hat sie die Sprache des Quelltextes teilweise sehr vereinfacht. Die Ausdrucksweise wirkt eher modern, die Sätze sind wenig ausufernd und kaum verschachtelt. Gekürzt wurde scheinbar nicht, soweit ich dies beurteilen kann. Wenigstens hat sie aber die Größenangaben aber in Fuß beibehalten. Vergleiche ich diese Übersetzung mit der der Suhrkamp-Ausgabe, erscheint mir letztere in all ihrer geschraubten und leicht angestaubten Altertümlichkeit dennoch quirliger und dadurch auch dem Urtext angemessener und somit passender.
Eisenhöfers Version liest sich insgesamt aber sehr flüssig und gibt auch die Atmosphäre sehr gut wieder, allerdings gibt es dann doch einen Wermutstropfen, nämlich das Lektorat.
Das lässt nämlich zu wünschen übrig, denn der Textfluss wird durch einige Setzfehler, falsche Kommasetzung und Das/Dass Verwechslungen gehemmt. Zwar werden Inhalt und Aussage des Textes dadurch nicht entstellt, allerdings stört es das Auge – zumindest meins – beim Lesen.
Aber das ist eigentlich schon Wohlstandsjammern, drücken wir also ruhig ein rudimentäres Auge zu.
Ich vergebe 4 von 5 Sternsteinen (für die Story selbst 5 von 5)
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Vielen Dank für diese umfassende Einschätzung! __________________
Persönlich denke ich, dass es dann wirklich genug ist mit deutschen Lovecraft-Übersetzungen. Auch weil wir festgestellt haben, dass die Insel/Suhrkamp-Übersetzungen auch heute noch ihre Gültigkeit haben.
Von manchen Erzählungen gibt es mittlerweile ausreichend verschiedene deutsche Versionen, und mit den Werkausgaben von Insel/Suhrkamp, Festa, Edition Phantasia und aktuell Nikol sollte es nun auch reichen. So sehr ich Lovecraft auch schätze, so gäbe es noch ausreichend andere Autoren, die sich postum über adäquate deutsche Ausgaben freuen würden. Festa hat immerhin das unheimiche Gesamtwerk von Howard, Lovecraft, James und Smith abgedeckt (wenngleich die thematische Ordnung nicht immer gelungen ist). Wünschenswert wäre eine umfangreiche Würdigung von zum Beispiel William Hope Hodgson, von dem zwar bereits viel interessantes Material in Deutschland erschienen ist, aber wenn man diese fünfbändige Gesamtausgabe von Night Shade durchsieht, gibt es noch viele interessante Erzählungen zu entdecken:
https://www.amazon.de/s/ref=a9_sc_1?rh=i%3Aenglish-books%2Ck%3Athe+collected+fiction+of+william+hope+hodgson+night+shade&keywords=the+collected+fiction+of+william+hope+hodgson+night+shade&ie=UTF8&qid=1511698971O
Wunschdenken...
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Hodgson, ja. __________________
Eine sehr zerrissene (man beachte diesen doppeldeutigen und makabren Wortwitz!) Persönlichkeit, gleichwohl auch arg gebeutelt vom Schicksal.
Sein NACHTLAND bemühe ich mich seit Jahren zu lesen, aber immer und immer wieder lege ich es erneut nach der Hälfte beiseite, da es mir einfach zu schwülstig ist und mich anödet.
Aber: eine Werkausgabe von ihm, das wär´schon was!
Kaufen würde ich sie allemal, man muss sie ja nicht zwingend lesen
Da nickt das Ding in mir....
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Berge des Wahnsinns lese ich tatsächlich gerade. __________________
Muss zu meiner Schande gestehen das es tatsächlich das erste Buch von H.P. Lovecraft ist das ich lese!
Zitat:
Original von iceman76
Berge des Wahnsinns lese ich tatsächlich gerade.
Muss zu meiner Schande gestehen das es tatsächlich das erste Buch von H.P. Lovecraft ist das ich lese!
War auch mein erstes Buch von Lovecraft, in einer alten Suhrkamp-Ausgabe.
Jetzt lese ich die zweisprachige Ausgabe
Deutsch Englisch / Parallel gesetzter Text / Die Klassiker der Horrorliteratur in Original und Übersetzung lesen
H.P. Lovecraft, Die Berge des Wahnsinns / At the Mountains of Madness
Anacondas zweisprachige Bücher (Band 22)
Aus dem Englischen von Florian F. Marzin
Paperback , Broschur, 368 Seiten, 12,2 x 18,7 cm
€ 7,99 [D] inkl. MwSt.
ISBN: 978-3-7306-1259-0
Erschienen am 20. April 2023
Bin aber noch nicht weit gekommen. Ich kann es nicht wirklich sagen, aber ich glaube, von allem, was ich von Lovecraft gelesen habe, war das das Langweiligste, und ich habe mir das Buch eigentlich nur gekauft, weil es erstens billig war, zweitens zweisprachig, und drittens, weil ich die alte Suhrkamp-Ausgabe leider verloren habe.
Es gibt dazu auch eine tolle Hörspiel-Umsetzung von Oliver Döring. In der Reihe "Phantastische Geschichten" von Imaga.
https://www.imaga-shop.de/phantastische-geschichten/phantastische-geschichten-berge-des-wahnsinns-teil-1-1cd
Unter anderem mit der Stimme von Hans-Georg Panczak (Luke Skywalker) in einer der Hauptrollen.
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Zitat:
Original von JohnSinclairFanClub
Es gibt dazu auch eine tolle Hörspiel-Umsetzung von Oliver Döring. In der Reihe "Phantastische Geschichten" von Imaga.
https://www.imaga-shop.de/phantastische-geschichten/phantastische-geschichten-berge-des-wahnsinns-teil-1-1cd
Unter anderem mit der Stimme von Hans-Georg Panczak (Luke Skywalker) in einer der Hauptrollen.
Ich habe mir vorab die Hörspielversion aus der Reihe Gruselkabinett angehört. Von daher bin ich da überhaupt erst drauf gekommen!
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Zitat:
Original von Estrangain
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Lovecraft schildert die Geschehnisse meisterhaft und anschaulich. Was zunächst wie ein simpler Abenteuerroman beginnt, entwickelt sich sehr schnell zu einer wahrhaft phantastischen Erzählung kosmischen Ausmaßes. Gekonnt setzt der Autor hier und da Andeutungen ein, um den Spannungsbogen immer weiter zu spannen.
Wer aber eine simple Gruselgeschichte erwartet, sieht sich aber getäuscht. Lovecraft benützt den Rahmen der Geschichte nämlich dazu, seinen ganzen Mythos des Kosmischen Grauens in eine neue Perspektive zu setzen. Er schildert uns anhand der Darstellungen auf vorzeitlichen Reliefs, wie vor Äonen die Großen Alten von den Sternen auf die Erde herabsickerten und nebenbei das irdische Leben – zum Spaß oder aus Versehen – erschufen. Im weiteren Verlauf dieser Erzählung-in-der-Erzählung geben sich auch Cthulhu und seinesgleichen die Ehre, und es wird klar, welche Rolle sie in diesem kosmischen Puzzle spielen. Lovecraft entmystifiziert seinen kompletten Mythos allerdings weitgehend und nimmt ihm dadurch seine Aura des Übernatürlichen und Unnennbaren. Der Kosmos der Großen Alten wird objektiviert und aufgeräumt. Der Kosmische Schrecken kommt so zu seiner eigentlichen Bedeutung: er ist eben rein kosmisch, wie der Name schon sagt.
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Da wurde eigentlich alles nennenswerte geschrieben ohne zuviel zu verraten!
Fazit: Neben dem Gruselkabinett Hörspiel hat mich die neue Serie von Christian Dörge "APOKRYPHON" tatsächlich dazu gebracht mein erstes Buch von H. P. Lovecraft zu kaufen. Wie Estrangain schon schrieb, es beginnt sehr harmlos mit der Beschreibung einer Expedition. Nach und nach mutiert diese Expedition allerdings zu einer Reise ins Grauen.
Spektakulär fand ich tatsächlich die Beschreibungen der Stadt, die ziemlich ausführlich gestaltet sind!
Das Buch hat mir, genau wie das Hörspiel, ausgezeichnet gefallen. Wobei das Hörspiel dennoch von der Romanvorlage abweicht!
__________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Marvin Mondo am 31.01.2024 21:56.
Zitat:
Original von iceman76
Da wurde eigentlich alles nennenswerte geschrieben ohne zuviel zu verraten!
Das Buch hat mir, genau wie das Hörspiel, ausgezeichnet gefallen. Wobei das Hörspiel dennoch von der Romanvorlage abweicht!
Falls Lovecraft dein "Ding" sein sollte literarisch...2011 ist im Festa Verlag eine zweibändige Ausgabe unter dem Titel "Chronik des Ctulhu-Mythos" erschienen. Darin sind Lovecrafts zentralste Texte rund um den Mythos, zu jedem Text eingeordnet und mit viel Hintergrundwissen eines Experten beschrieben, niederlegt.
Anbei der Link zur weiteren Information:
https://www.festa-verlag.de/chronik-des-cthulhu-mythos-1.html
Talent is a flame. Genius is a fire...