Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Wynn am 07.04.2018 20:37.
Der Werwolf-Mythos ist von allen heute noch fiktional bearbeiteten Themen der älteste. Gegenüber den modernen Vampiren oder Zombies findet dieses Thema jedoch kaum gebührend Beachtung. Es scheint, als wissen die Autoren nicht so recht, was sie alles mit diesem Motiv anfangen könnten. Schlimmer noch: Hollywood hat dem Werwolf-Mythos sogar den Vampirvirus verpasst, der durch einen Biss weitergetragen wird. Der klassische Fall, sozusagen das Werwolfprinzip, beruht jedoch auf einem Fluch. Jim Butcher fährt in seinem zweiten Harry-Dresden-Buch gleich alles auf, was die Sage so hergibt (außer natürlich der ohnehin nicht zum Werwolf gehörigen Vampir-Entlehnung). Und es ist Harrys sprechender Schädel Bob, der dem Magier die verschiedenen Spielarten erklärt.
Harry wird von Karrin Murphy zu einem Fall hinzugezogen, bei dem es um einige grausame Morde geht, die alle bei Vollmond begangen wurden. Das aktuelle Opfer ist ein Mann, der für Johnny Marcone arbeitete, dem Chef der Unterwelt, der im ersten Band eingeführt wurde. Seit dem spektakulären Ende in Sturmfront ist Harrys Verhältnis zu Murphy angespannt. Sie benötigt zwar Harrys Hilfe, aber sie vertraut im nicht. Da die Morde bei Vollmond verübt wurden, deutet alles auf Werwölfe hin. Laut Bob gibt es mehrere unterschiedliche Typen. Typ 1 ist der eher konventionelle Fall, bei dem sich jemand mithilfe von Magie in einen Werwolf verwandelt. Diese treten im Roman dann auch als erste auf, als Harry während seiner Ermittlungen auf eine Bande jugendlicher Werwölfe stößt, die sich Alphas nennen. Diese werden von einer Frau Namens Tera West angeführt, eine Gestaltwandlerin. Später werden wir herausfinden, dass Tera den Spieß umgedreht hat. Sie ist nämlich eine Wölfin, die sich in einen Menschen verwandeln kann.
In diesem Fall mischen auch ein paar FBI-Agenten mit. Einer von ihnen gibt Harry Informationen, die ihn in Konflikt mit einer Motorrad-Gang bringt, den Straßenwölfen. Bei dieser Gruppe handelt es sich um Lykanthropen. Sie verwandeln sich nicht wirklich in Wölfe, zehren aber von ihrer bestialischen Natur. In die Morde verwickelt sind sie nicht, aber sie finden gefallen an der Idee, Harry umzubringen. Der entkommt knapp, um gleich darauf in den nächsten Schlamassel zu schlittern. Marcone unterbreitet ihm ein Angebot (das Harry ausschlägt) und lässt ihm Informationen über Harley MacFinn zukommen. Der wiederum ist ein Loup-Garou. Und hier sind wir bei der klassischen Variante angelangt. Einer von MacFinns Vorfahren wurde verflucht und Harley hat diesen Fluch geerbt. Eine von Harrys Freundinnen, Kim Delaney, versucht MacFinn mithilfe eines Schutzkreises zu bannen, aber ihr Versuch scheitert und sie wird von MacFinn zerfetzt.
Im daraus entstehenden Chaos verhaftet Murphy MacFinn und Harry gleich dazu. Man setzt ihn in ein Polizeiauto, aus dem ihn Tera West befreit. Sie erklärt Harry, dass sie MacFinns Verlobte ist und nur Harry die Bestie aufhalten kann, bevor sie wieder tötet. Bis Harry allerdings in der Polizeistation eintrifft, hat sich MacFinn bereits verwandelt und richtet ein gewaltiges Blutbad an. Harry versucht, den Loup-Garou zu verfolgen, wird aber unterwegs von den Straßenwölfen überwältigt und zu ihrer Lagerhalle gebracht. Dass sie ihn dort nicht töten, liegt an einem Konflikt zwischen Marcones Leuten, den Straßenwölfen und den FBI-Agenten. Unter den drei Grüppchen kommt es zum offenen Kampf und Harry beobachtet, wie sich auch die FBI-Agenten mithilfe eines Gürtels, den sie tragen, in Wölfe verwandeln. Hier sind wir bei Typ 5 angelangt, den sogenannten Hexenwölfen. Wie sich herausstellt, stecken sie hinter den ganzen Morden. Die magischen Gürtel hatten sie sich aus Frustration besorgt, nichts gegen die kriminellen Machenschaften von Marcone ausrichten zu können, aber der magische Gürtel veränderte ihr Wesen derart, dass sie in einen Blutrausch gerieten. Dabei wollten sie die Sache so einrichten, dass MacFinn, der Loup-Garou für all diese Morde verantwortlich gemacht werden würde. Und weil Harry zu viel weiß, muss natürlich auch er dran glauben.
Das Finale spielt sich auf Marcones Anwesen ab, wo es zu einer großen Schlacht kommt. Am Ende erschießt Murphy den FBI-Agenten Denton und Harry benutzt den magischen Gürtel, den er einem anderen Agenten abgenommen hatte, um die übrigen Hexenwölfe selbst als Wolf zu töten, bevor er MacFinn mithilfe seines silbernen Amuletts und seiner Magie erledigen kann.
Das hört sich alles ziemlich verwirrend an, aber Jim Butcher spart nicht mit Erläuterungen. Vielleicht ist diese Notwendigkeit im Grunde eine Schwäche des ganzen Buches. Der Aufwand, den die FBI-Agenten betreiben, um Marcone zur Strecke zu bringen, dient im Grunde nur für Harrys Erkenntnis, dass diese sich die magischen Gürtel nicht selbst besorgt haben können. Wer also ist der Drahtzieher? Harry folgert weiter, dass derjenige, der den Agenten die Gürtel gegeben hat, es auf ihn abgesehen haben muss.
Was man als Leser hier noch nicht ahnt, ist die Wichtigkeit der Alphas, die auch in späteren Bänden auftreten werden und für Harrys Entwicklung von entscheidender Bedeutung sein werden. Nicht weniger steht es um Harrys Beziehung zu der Reporterin Susan. Auch das wird später noch einen tragenden Teil ausmachen. In diesem Band kommt Harry nun auch endlich zu einem angemessenen und coolen Mantel, ein Geschenk Susans. Die Hippie-Klamotten sind sozusagen Vergangenheit. (Denken wir an die Jogginghosen, die Cowboystiefel und den zerschlissenen Linnenmantel in Sturmfront).
Wer bis jetzt der Meinung ist, die Bücher starten noch nicht richtig durch, darf sich freuen. Ab Band 3 nimmt die Serie richtig Fahrt auf. Jim Butcher gelingt es, seine Plots besser auf den Punkt zu bringen, die Einsätze werden höher und Murphy krittelt nicht mehr dauernd an ihm herum. Ab jetzt heißt es: anschnallen. Buch 3 wird heiß.