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Wenn die Süße des geringen Preises verflogen ist, die Bitterkeit minderer Qualität wird bleiben.
Gefiel mir besser als Aibons Hexenwald. Dark scheint das Thema Matthias & Diener auch etwas mehr zu liegen als Carlotta/Maxine. Ich konnte diese Waldgeschichten zumindest irgendwann nicht mehr lesen. Hier also Matze...
Wieder einmal gibt es ein "Gegenkreuz" zu Johns Kreuz. Wieder einmal weiß Matze, dass es Johns Kreuz wohl nicht gewachsen ist und so schickt er natürlich den armen Jackson als Kanonenfutter/Versuchskaninchen damit los. Warum er John mit dem Kreuz nicht selbst gegenübertritt, wird er schon wissen.
Wenigstens werden hier mal keine Glieder verdreht. Auch Spannung und Dialoge sind für meinen Geschmack in Ordnung. Alleine schon der große Anteil von Tanner und seiner Frau Kate haben mich begeistert. Ich liebe Tanner einfach.
Zudem ist Jason in der heutigen Zeit angekommen. Wenn ich da an die Schwulensprüche aus den ersten Romanen denke. "heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr" (S.11)
Das Finale ist leider schnell vorbei. Kreuz gegen Kreuz. Feierabend. Diesmal wird aber sogar an das Schicksal der Nebenpersonen gedacht. Der Leser erfährt, dass Elsa Moore wieder vollkommen genesen wird.
Das Cover ist nicht mein Fall. Ich gebe für einen neuen Dark ein "gut", was bei mir nicht oft der Fall ist.
Es werden fehlende Leserbriefe angesprochen. Dann haut mal rein.
Ich wollte bei Dark ja nicht mehr kleinlich sein. Wenn ich auf die üblichen Dinge schaue, besteht aber guter Grund dazu. __________________
Wie John hinzugezogen wird. Tanner ist immer eine sichere Bank, da die beiden sich gut kennen. Da reicht ein gemaltes Kreuz, das zufällig wie das von John aussieht, nur mit abgerundeten Dreiecken an den Enden. Aber dass 30 Suizide in 3 Monaten im Großraum London so ungewöhnlich und besonders sein, bezweifle ich. Da hätte Dark zu einer größeren Nummer greifen sollen.
Nun steht John wie so oft ohne Hinweis oder auch nur den Hauch einer Spur da. Echte komplizierte Ermittlungsarbeit mit Köpfchen fällt beim Altmeister schonmal raus, das bekommt man nur bei bestimmten Co-Autoren. So erhält John von Tanner einen Tipp, dem er einfach folgt und natürlich goldrichtig liegt. Dieses „ins Schwarze treffen“ ist eine der beiden beliebten Varianten. Die andere setzt Dark ebenso um. Der Gegenspieler meldet sich beim Geisterjäger und nimmt ihm die Suche ab. Hier flattert der Prediger einfach so lange vor dem Fenster herum, bis John auf ihn aufmerksam wird und auf dem Dach des Hauses das obligatorische Pläuschen mit ihm hält. Inklusive der üblichen Drohung, dass John nicht weiter nachforschen soll, was ihn aber gerade neugierig macht. Wenigstens ist es kein Telefonat.
Ein Lichtblick ist Elsa Moores Schicksal. Vielversprechend. Sie ist nur eine unwichtige Nebenfigur, aber ich dachte kurzzeitig, dass Dark sich mal etwas traut. Am Ende stellt sich heraus, dass er das leider nicht durchhält. Es muss für den Leser extra nochmal beruhigend erwähnt werden, dass Elsa keine Lähmung und auch sonst keine dauerhafte Verletzung davonträgt. Sie wird völlig genesen. Hauptsache, die sinclairlesende Hausfrau bekommt in ihrer Badewanne keinen zu schlimmen Schock. Nur ihr Mann bleibt tot. Tja, der war aber schon tot, bevor das Heft überhaupt begonnen hat und ist kein Teil der Story.
Als der Prediger auf dem Weg zu Tanner sich kurz zeigt und dann wieder verschwindet, befürchtete ich direkt Seitenschinderei bis zum Finale. Es bleibt aber bei dieser einen Szene. Danach wird Tanners Frau entführt. Auch daraus hätte man mehr machen können, beziehungsweise die Idee härter umsetzen können. Sie wird nicht direkt spurlos verschleppt. Der Prediger zeigt sich direkt mit ihr als Köder und sagt John sogar, wo ungefähr sein Versteck ist.
Was ich nicht ganz verstanden habe, ich würde direkt in Woolwhich nach einer alten Kirche, die aktuell leer steht, suchen. So viele werden es nicht sein, die Gemeinde hat garantiert Aufzeichnungen darüber. Woolwhich ist kein großes Stadtviertel und John weiß sogar, dass der Ort gewässernah sein muss. Man sollte als Polizeibeamter schnell an eine Antwort kommen.
Der Bezirk liegt an der Themse und es gibt einen einzigen Teich, das war es aber auch schon. Bei anderen Autoren ist es erfreulich zu googeln, bei Dark macht es die Handlung eher noch unlogischer.
Statt also kurz Erkundigungen, basierend auf den Hinweisen, einzuholen, fragt John lieber Anwohner vom Wohnort des Predigers. Kann man machen, ist nicht sinnlos. Aber wäre nicht meine erste Priorität gewesen.
Die Szenen im entweihten Gotteshaus zwischen dem Prediger und Tanners Frau könnte ich schon als Seitenschinderei bezeichnen. Aber der Kerl wartet ja gezielt, bis die Ermittler eintreffen, bevor er aktiv wird. Das ist klar, was leider auch die Spannung heraus nimmt. Er wird Kate erstmal nichts tun. Von Selbstmord kann sowieso keine Rede sein. Er labert zwar ständig davon, aber wenn er Kate zwingt ist das ganz klarer Mord. Naja, er ist sowieso ein ziemlicher Selbstdarsteller und Laberer. Überheblich und arrogant, mit einer überzogenen Selbsteinschätzung. Dass so jemand nicht gegen den Geisterjäger gewinnt ist klar und logisch.
Ich könnte jetzt noch tiefer ins Detail gehen und Mängel ausgraben. Lasse es dann aber.
Man hätte echt mehr aus der Geschichte machen können. Aus dem Gegner, aus Schockmomenten, aus guten Ideen. So ist es nur ein unbedeutender Fall der Woche mit einem schwachen Gegner. Dazu passt das Finale, das ich deshalb echt nicht großartig bemängeln kann. Ein mittelmäßiger Dark. Reicht mir schon.
PS. Manche Stellen sind aber wirklich schlecht geschrieben, was im Endeffekt ja der Job eines Schriftstellers ist. Wenn jemand Sätze formuliert wo etwas „wichtig von der Ladefläche her“ ist, finde ich das einfach nicht geschmeidig. Ich erwarte nun kein hochgestochenes „bezüglich der Ladefläche“ aber ein „wegen der Ladefläche“ sollte schon drin sein. Und das ist nur ein Beispiel direkt von der ersten Seite.
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
Matthias hat dem zweifelnden Prediger Jacob Jackson ein Geschenk der Hölle mitgebracht: ein Kreuz. __________________
Das war natürlich eine Art Hilfsmittel, um Jackson in den Dienst der Hölle zu stellen und damit dann auch, um Seelen für den Teufel zu beschaffen.
Das hat der wohl auch geschafft, wie Tanner weiß, als er John die Suizid-Rate mitteilt.
Ob 30 Selbstmorde jetzt viel oder wenig sind, keene Ahnung. Falls auch Wasserleichen-Suizide, Selbstmordattentäter, etc. auf Tanners Schreibtisch landen vielleicht nicht. Wenn er "nur" die innerstädtischen "normal"-Fälle kriegt, könnten das doch viele sein.
Das "böse" Kreuz ist schließlich die Gemeinsamkeit zwischen den Toten.
Gut fand ich auch, dass nicht John einen Hinweis gesehen hat, sondern Tanner. Und das fand ich auch plausibel, da das Opfer, dessen Witze er dem Geisterjäger ans Herz legt, ein Cop war.
Tanner ist und bleibt ne coole Socke!! Und dass seine Frau Kate auch mal länger dabei war, hatte auch was! Mal wieder mehr Einblick und auch Handlung in/um das Leben der Tanners
Kate scheint aber doch recht tough zu sein. Zumindest gerät sie nicht wirklich in Panik, obwohl sie ja eher weniger mit dem Übersinnlichen zu tun hat. Und auch Tanner kommt authentisch rüber. Zunächst eher still und nachher, als er seiner Gattin und dem Prediger-Knilch immer näher kommt, wird er, sehr zu Johns Missfallen, schon wieder viel zu kibbig!
Was den Showdown angeht, nun, da hätte vielleicht noch ein bisschen mehr kommen können.
Hätte ...
Da der Prediger Jacob Jackson aber sehr eingebildet und überheblich rüberkam, sich selbst gerne in Szene setzte, z.B. mit seiner zur Schaustellung von Kates Entführung oder auch dem versuchten Mord an Elsa Moore ... und der sich wegen dem Geschenk der Hölle anscheinend fast für unbesiegbar hält, war das Ende durch die Kreuz-Gegenüberstellung gar nicht mal schlecht. Hochmut kommt eben vor dem Fall ... und das kann dann halt mal leichter ausfallen, wenn der Gegner damit nicht rechnet: gilt wohl auch für Höllendiener
Schon irgendwie fies von Höllenmatze, seinem Diener nicht zu stecken, dass es einen Gegner gibt, der ebenfalls ein Kreuz besitzt, auch noch ein "gutes" Kreuz ... aber so sind sie halt, die Bösen!
Mir hat die Geschichte Spaß gemacht, gerade auch wegen Tanner und Gattin, dann noch die Idee an sich und Höllenmatze, der diesmal nur Drahtzieher war, ohne selbst einzugreifen.
Die Nummer auf dem Kirchturm fand ich echt fies, gerade für Kate Tanner. Da denkt man, jetzt isses aus und dabei spielt der Bösewicht nur! Gut, man hätte drauf kommen können, weil er ja wollte, dass John und Tanner Kates Tod live miterleben ... aber für Kate war es doch schon ein ziemlich derbes Psychospielchen, wenn ich mal so sinniere und mich in ihre Lage versetze. Fand ich gut!
Dass Elsa Moore sich wieder erholt, okay, das war eben so gewollt. Dafür ist aber eine andere unschuldige Seele vom Kirchturm gestürzt, die das nicht überlebt hat.
Die Unbekannte oder Elsa Moore als Kollateralschaden ... das ist mir in diesem Falle recht egal, denn ich "kannte" beide nicht. Von daher finde ich es auch nicht schlimm, dass sie überlebt.
Das gibt ein fettes gut mit starker Tendenz zum sehr gut!
Ach ja, einen kleinen Fauxpas fand ich irgendwie richtig nett:
Situation: Als John bei Tanner ist und der ihm etwas zu trinken anbietet.
"Kein Bier?"
"Ich bin mit dem Autor da."
Hihi, also saß JD daneben und hat mit Argusaugen aufgepasst, dass John auch artig nüchtern bleibt ... ?!
Das Cover ist diesmal auch nicht ganz so mein Fall.
Irgendwie etwas zu "neumodisch".
Wenn der Körper des Predigers jetzt noch wenigstens rötlich gewesen wäre ... und ein bisschen älter hab ich mir Jacob Jackson schon vorgestellt, so in der beruflichen und persönlichen "Midlife-Crisis" ...
"Man sieht es, man hört es und man riecht es ... !"
"Also ... das musst du uns erklären, Sheila ... !"
"Man sieht, dass die Whiskyflasche leer ist und hört, dass du voll bist ... und man riecht deine Fahne!"
Wo du schon bei lustigen Verschreibern bist. __________________
Zitat:
Original von Sheila Conolly
Und das fand ich auch plausibel, da das Opfer, dessen Witze er dem Geisterjäger ans Herz legt, ein Cop war.
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
Das Kreuz mit dem Kreuz __________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Isaak S. am 14.07.2018 02:05.
Die DNA der Geschichte ist ein einfaches und kompromissloses „Gut gegen Böse. So wie es immer gewesen ist und es auch immer sein wird.“ (S. 37) Weißes Kreuz gegen schwarzes Kreuz. „Beide standen sich gegenüber, beide waren Feinde“ (S. 64). Damit schlägt JD (mal wieder) einen routinierten Bogen zwischen der Serien-Welt des John Sinclair und einem „neuen Roman“, wie mir der Verlag auf dem Heftumschlag ebenso routiniert ankündigt.
Bei Elsa Moore stößt John auf ein Duplikat des schwarzen Kreuzes. Er zeigt ihr sein Kreuz und sie reagiert pflichtschuldigst: „Ein Wunderding, also?“ Ich war an Metatron erinnert (Bd. 2085), wie er zu John sagte:
„Ein wenig mit dem Kreuz herumfuchteln, Hokuspokus rufen, und schon ist alles in Butter“ (S. 44).
Hokuspokus bedurfte es dabei nicht einmal in dieser Geschichte. Rumfuchteln war vollkommen ausreichend. John fuchtelt also und das war es dann. Aber warum fuchtelt er eigentlich erst im Finale in Woolwich? Warum nicht schon vorher beim ersten Treffen mit dem geflügelten Prediger auf dem Dach (S. 25) oder spätestens beim zweiten Treffen mit ihm in der Wohnung der Tanners (S. 43). Der vergessliche Mister Sinclair?
Ungereimtheiten
Nein, es ist nicht Johns Gedächtnis, das ihm einen Strich durch die Rechnung macht. Es sind die vielen, kleinen und größeren Ungereimtheiten, die ihm da im Weg stehen.
Zitat:
Original von Das Gleichgewicht
Ich könnte jetzt noch tiefer ins Detail gehen und Mängel ausgraben. Lasse es dann aber.
Ich möchte ein bisschen graben:
1. Die Ermittlungsarbeit: Tanner gibt John eine Namensliste der Selbstmörder (S. 14). Aber erst nach der Entführung von Kate Tanner kommt John (noch dazu am späten Abend) auf die Idee „noch einmal alle Angehörigen jener Menschen anzurufen, die in letzter Zeit in London Suizid begangen haben“ (S. 48 ).
Ja, sicher. Mal eben 30-40 Leute abtelefonieren und das, obwohl sie sowieso schon wissen, dass sie nach Woolwich müssen. Ist klar. Und das alles nur damit John den Namen des Predigers erfährt. Da hätte der ihn auch eben auf dem Handy anrufen können: „Hallo! Ich habe dir gerade vergessen etwas zu sagen. Das tue ich jetzt. Ich heiße Jacob Jackson.“ Das wäre dann wieder JD-Sinclair-Trash gewesen. Aber eigentlich will ich ja gar keinen Sinclair-Trash. Also weiter.
2. Zuerst wird gesagt, Kate stünde mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen (glaube also nicht an das Übersinnliche) und wäre von der unerklärlichen Erscheinung des Predigers sozusagen geschockt (S. 40). Kurz danach wird zweimal betont, sie habe ja wegen ihres Mannes durchaus einiges über Dämonen und Geister erfahren (S. 46, 47).
3. Warum hat der Prediger diese drachenähnlichen Flügel? Weil das in letzter Zeit modisch geworden ist? Satanos, Aibon, Carlotta, Metatron, Jacob? Wachsen dem Spuk bald auch Flügel? Liegt es daran, dass JD auf sein neues Buch vorbereiten will: Engel? Oder ist es doch ganz anders und der Prediger musste diese Flügel bekommen, nicht weil das mit der Geschichte zu tun hat, sondern weil der Typ auf dem Coverbild diese Flügel hat. Und JD sagt ja, glaube ich, er würde seine Geschichten ohne eigentlichen Plan auf Inspiration der Bilder schreiben, die er bekommt. Dass der Typ auf dem Bild kein Kreuz trägt, muss dann auch egal sein.
4. Wieso hat der Prediger plötzlich eine Pistole? Ja, ja, der Erzähler erzählt ja, dass er sie einem seiner Selbstmord-Leute abgenommen hat. Aber hatte er sie unter seinen Flügeln versteckt? Oder doch nur in seine schwarze Hose gesteckt? Hat denn sein Kreuz gar keine Macht?
5. Nach der Vernichtung des Predigers versichert Kate, sie habe schon den Notarzt für Tanner gerufen. Wie hat sie das gemacht? Schnell zur Telefonzelle gerannt? Die ganze Zeit das Smartphone in der Tasche gehabt? Oder schnell das von Tanner genommen? Tja, wahrscheinlich.
Ich kann mir das alles sicherlich „schön lesen“, beziehungsweise: ich jedenfalls schaffe es nicht, das zu tun. Unsere Sheila hier, die kann das meisterhaft – und das meine ich vollkommen ernst. Ich schaffe das nicht, weil mir dieses routinierte, warme Rellergerd-Gefühl vollkommen abgeht und ich keine jahrzehntelange Leseerfahrung mitbringe. Für mich ist es bei den JD-Geschichten immer das Gleiche. Zum einen gibt es einen Wust von Ungereimtheiten, die ich mir als Leser dann zurechtbiegen soll. Andererseits erzählt mir der Erzähler andauernd so viele Sachen, die ich überflüssig finde und die meine Lektüre unnötig, wie ich finde, erschweren („Er wollte aufstehen. Das tat er auch. Er stand auf.“)
Glanzpunkt
Es gab für mich aber auch - und das möchte ich bei so vielen Lektüre-Problemen nicht vergessen - den einen oder anderen Glanzpunkt:
- Lange nicht gesehen John.
- Und trotzdem noch wiedererkannt. Klar, Kate, du hast dich nicht verändert. Siehst immer noch aus, wie vor zehn Jahren.
- Oh, John. Warum nicht vor zwanzig?
- Sooo alt sind wir doch alle nicht.
Ich grinste. (S. 37)
Da habe ich auch groß gegrinst. Selbstreferentielle Ironie, die wunderschön zu einem 73-jährigen Schriftsteller passt, der im Unterschied zu seinem alter ego nunmal wirklich älter geworden ist. Da kam bei mir ein Gefühl von Sinclair-Wärme auf.
Meine Lektüre
So richtigen Spaß hat mir das Geschenk der Hölle nicht gemacht. Dabei hatte alles mit einem lauten Lachen begonnen: „Was ist schwärzer als Schwarz? Rabenschwarz“ (S. 3). Aber ich möchte Grusel und keinen Trash.
Es war insgesamt wieder einmal nicht mehr als ein Aufguss dessen, was ich von Helmut Rellergerd in den 2000ern leider mittlerweile gewohnt bin: Ein düsterer, geheimnisvoller und bemüht fulminanter Beginn, der dann immer weiter ausgebremst wird, bis es schließlich zu einem belanglosen Finale kommt und die Geschichte wieder einmal irgendwie an ihr Ende gekommen ist. Gut finde ich das nicht.
Gut hätte das vielleicht werden können, wenn es ein Gespenster-Krimi gewesen wäre, ohne John, ohne Tanner. Einfach so. Eine neue Geschichte Gut gegen Böse, so wie es immer gewesen ist.
Aber so ist es dann doch wie immer so irgendwie mittel.
Am Anfang war... - Was war nochmal am Anfang?
Ein Nachtrag __________________ Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Isaak S. am 14.07.2018 11:06.
Hier ist noch eine Passage, die, wie ich finde, einen Glanzpunkt der Geschichte setzt!
Johns Kreuz vernichtet das böse Kreuz und seinen Träger:
"Ich hörte ihn schreien.
Ich sah ihn brennen.
In einen lodernden Mantel gehüllt stolperte er von mir weg. Er taumelte rückwärts auf diesem mörderischen Laufsteg.
In den lodernden Flammen sah ich, wie seine Haut Blasen warf, wegplatzte und das rohe Fleisch darunter zum Vorschein kam, das verschmorte. Seine Augen schienen in der Hitze regelrecht zu verdampfen, das Fleisch löste sich von seinem Gesicht, und der blanke Totenschädel kam zum Vorschein.
Er schrie und kreischte und schien unerträgliche Schmerzen zu leiden."
(S. 64)
Das ist großer Horror. Und bemerkenswert, denn Jacob Jackson ist kein Dämon (wenn ich den unnötigen Unsinn mit den "drachenähnlichen Flügeln" mal ignoriere.) Wir wohnen hier also der brutalen Tötung eines Menschen bei. John hatte probiert, den Prediger wieder auf den Weg des Guten zu bringen, aber umsonst (S. 44). Kein Mitleid, keine Rücksicht, kein Bedauern für Jacob. Was ist "darker than Dark"?
Am Anfang war... - Was war nochmal am Anfang?
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Zitat:
Original von Das Gleichgewicht
Wo du schon bei lustigen Verschreibern bist.
Zitat:
Original von Sheila Conolly
Und das fand ich auch plausibel, da das Opfer, dessen Witze er dem Geisterjäger ans Herz legt, ein Cop war.
Wie ... ernsthaft???
Ups, das ist jetzt aber ... echt peinlich
Ähm ... du, Gleichgewicht, sieh angestrengt und voll konzentriert auf diese weiße Schrift hier: du hast da nix anderes gesehen oder gelesen ... da stand Witwe ... WITWE!!!
Zitat:
Original von Isaak S.
Aber warum fuchtelt er eigentlich erst im Finale in Woolwich? Warum nicht schon vorher beim ersten Treffen mit dem geflügelten Prediger auf dem Dach (S. 25) oder spätestens beim zweiten Treffen mit ihm in der Wohnung der Tanners (S. 43).
Ich schätze mal, weil John beim ersten Treffen auf dem Dach ein paar Antworten wollte und beim zweiten Treffen bei Tanner nicht riskieren wollte, dass der Prediger Kate dann fallen lässt (keine Ahnung, wie hoch die waren, aber er war auf jeden Fall in der Luft mit ihr) ... ?!
Zitat:
Original von Isaak S.
Nach der Vernichtung des Predigers versichert Kate, sie habe schon den Notarzt für Tanner gerufen. Wie hat sie das gemacht? Schnell zur Telefonzelle gerannt? Die ganze Zeit das Smartphone in der Tasche gehabt? Oder schnell das von Tanner genommen? Tja, wahrscheinlich.
Stimmt, das hab ich mich kurzzeitig auch gefragt. Hab dann aber in etwa dasselbe gedacht, nämlich dass sie das Handy in der Hosentasche gehabt hat. Tun ja manche Leute. Und vorher konnte sie es ja nicht brauchen, weshalb es wohl nicht erwähnt wurde ...
Die Version, dass sie es von ihrem Gatten haben könnte, während sie vielleicht nach ihm gesehen hat, als er verletzt wurde, ist aber auch recht plausibel. Eins davon wirds wohl bestimmt gewesen sein
Zitat:
Original von Isaak S.
Ich kann mir das alles sicherlich „schön lesen“, beziehungsweise: ich jedenfalls schaffe es nicht, das zu tun. Unsere Sheila hier, die kann das meisterhaft – und das meine ich vollkommen ernst. Ich schaffe das nicht, weil mir dieses routinierte, warme Rellergerd-Gefühl vollkommen abgeht und ich keine jahrzehntelange Leseerfahrung mitbringe.
Stimmt schon irgendwie. JD genießt bei mir eine Art Bonus-Status, dafür, dass wir dank ihm John Sinclair und Team überhaupt haben und weil ich ihn und seinen Schreibstil, seine Dialoge, etc. halt schon immer mochte
Aber was das "schön lesen" angeht: ich bewerte einen Roman zunächst nach dem Gesamteindruck, den er unmittelbar nach dem Lesen bei mir hinterlassen hat und erst danach widme ich mich den Einzelheiten. Wenn ich einen Roman bei dieser "Erstbewertung" schon für gut befunden habe, fällt es mir in der Tat leichter, über "geringe Mängel" hinwegzulesen, bzw. sind es für mich eben nur das: geringe Mängel.
Aber irgendwie bin ich auch gewillt, generell hauptsächlich das Positive rauszufischen, egal bei welchem Autor. Immerhin gibt sich ja jeder Mühe beim JS-Geschichten-Schreiben und uns Lesern damit gute Unterhaltung zu bescheren. Fehler können immer mal passieren und sind bestimmt nicht absichtlich eingebaut worden. Daher "misst" mein Hirn in Sekundenschnelle, ob etwas gravierend falsch ist oder ob man es eben schön lesen kann, weil der genaue Grund/Situation/Ereignis, etc. nicht genau beschrieben wurde.
Auf jeden Fall versuche ich immer, mindestens die Waage zu halten, was pos. und neg. Punkte angeht, denn von beidem ist in jeder Geschichte mal was zu finden, je nach dem, was man finden/sehen will oder wie es sich eben nach dem Lesen generell so "anfühlte"
Und da "fühlt" halt jeder Leser anders, bzw. achtet er oder sie eben auf andere unterschiedlich Dinge, auf die er oder sie dann Wert legt
"Man sieht es, man hört es und man riecht es ... !"
"Also ... das musst du uns erklären, Sheila ... !"
"Man sieht, dass die Whiskyflasche leer ist und hört, dass du voll bist ... und man riecht deine Fahne!"
Dies war einer der besseren Romane von JD aus der letzten Zeit. Die Idee mit dem bekehrten Prediger, der Seelen für Matthias bzw. die Hölle sammelt, fand ich super. Leider verwendete JD das Titelbild für den Bösewicht. So wurde aus dem Höllenpriester ein geflügelter Dämon mit ungesunder Hautfarbe. Ansonsten war es ein schlichter Monster der Woche Roman. Von mir gibt es ein „mittel“. __________________
Cover: Ein abgemagerter Hulk mit Fledermausflügelchen. Nicht mein Ding.
Ich lese John Sinclair + MADDRAX (Ziel für 2025 = bis Band 470 kommen)
Die Rezis haben ja zur Geschichte schon alles gesagt. Aber zu meiner Überraschung, mir hat der Band gut gefallen, was nach dem letzten nicht so zu erwarten war. __________________
Keine übertriebenen Kreisdialoge, keine Wiederholungen, keine Kreisentwicklungen. Ein runder, schöner Band der Woche. Matthias nur am Rande eingesetzt, ohne alberne Aktionen, schickt nen anderen vor, um die Drecksarbeit zu machen, das war nicht schlecht, zumal er mir mit Matthias sonst nervig umgegangen ist.
Tanners Rolle, auch mit seiner Frau, das hat mir gut gefallen.
Es bleibt aber beim Gut, weil ich mir denke, dass da noch einiges mehr rauszuholen gewesen wäre, sowohl wie das böse Kreuz auf Jackson reagiert und was es mit ihm macht, das hätte man eigentlich schön begleiten können, als auch das Finale. Ein Angriff mit von mir aus dunklem Licht gegen das Kreuz, dass beim Auftreffen auf das Silberkreuz absorbiert und gegenattakiert wird, das hätte er noch etwas ausleben können (sowas hat er ja schon oft sehr gut hinbekommen, früher).
@ Sheila Conolly
Über die Bierangebotsstelle und der Antwort "Bin mit dem Autor hier" brachte mich auch zum Schmunzeln, hab sogar kurz daran gedacht, ob der Fehler nicht sogar bewußt so drinnen war.
Also wie gesagt, da hat er sich ein verdientes Gut abgeholt, so muss man nicht gleich wieder mit Angst in seinen nächsten Band gehen.
LG Lessy
✨LESSYDRAGON✨
Der Weg ist das Ziel!
Gleich auf der allerersten Seite schon ein Flüchtigkeitsfehler: "der Besuchter". __________________
Stimmt ein auf einen "schlechten" Roman, wieder einmal mit einem etwas anderen Kreuz und quasi-Engel-Motiven. Ist einfach ziemlich ausgelutscht. Dazu Dialoge wie aus einer anderen Welt: Wer würde denn einem Polizisten erklären wie rutschig die Dachziegel sein können? Da steigt man doch selber in aller Regel niemals rauf...
Gefallen hat mir allerdings die relativ große Rolle von Tanner... weiß zufällig jemand, wie oft (und wo) Kate bereits ihre Auftritte hatte?
"Ich komme nur mit Studenten zusammen und das ist so ihre Redensweise."