Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Talis am 08.03.2022 11:03.
Der unsinnige Klischee-Titel impliziert fälschlicherweise, dass es sich hierbei um Zombiehorden handelt, und warum man nicht einen den ursprünglichen und vor allem passenderen Vorschläge genommen hat, weiß heute natürlich keiner mehr. Wie viel stimminger wäre doch Das Haus der Uhren gewesen... __________________
Ein sehr gelungener Abschluss des damaligen 80er-Blocks. Hubert Straßl hat alleine schon mit seinen eigenen Stilmitteln diesen unheimlichen Roman geschaffen, unabhängig von der Qualität des Exposés, und Ernst Vlcek wurde in dieser Phase der Serie wohl von einer besonders diensteifrigen Muse geküsst. Dass auf
Der "Original-Taffy" lautet:
Taffy was a Welshman, Taffy was a thief;
Taffy came to my house and stole a piece of beef;
I went to Taffy's house, Taffy wasn't in;
I jumped upon his Sunday hat and poked it with a pin.
Taffy was a Welshman, Taffy was a sham;
Taffy came to my house and stole a piece of lamb;
I went to Taffy's house, Taffy was away,
I stuffed his socks with sawdust and filled his shoes with clay.
Taffy was a Welshman, Taffy was a cheat,
Taffy came to my house, and stole a piece of meat;
I went to Taffy's house, Taffy was not there,
I hung his coat and trousers to roast before a fire.
Doch, an diesem Roman hat fast alles gepasst, vor allem das Haus mit den tickenden Uhren ist sehr unheimlich beschrieben. Und die Existenz von Dorians Lebensuhr verleiht diesem vermeintlichen Einzelroman auch einen dünnen roten Faden, der für die weitere Entwicklung der Serie wichtig ist.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
In einem Internat liest der junge Dorian Hunter verbotene Gruselbücher über den Teufel. Sie werden ihm weggenommen, worüber er nicht gerade begeistert ist. Außerdem gibt es noch eine alte Hexe in ihrem Häuschen, vor der alle Schüler Angst haben. Nicht so Dorian, der sich mit dem Okkulten befasst hat und die Sache analytischer sieht. Als Mutprobe stattet er mit seinem Kameraden Alex der alten Mrs. Ormion einen nächtlichen Besuch ab. Sie entpuppt sich wirklich als alte Buckelhexe. Bei seiner Flucht aus dem Hexenhaus lässt Dorian noch eine seltsame Miniaturstanduhr mitgehen. __________________
Am nächsten Morgen wird er auf die gestohlene Uhr angesprochen. Von Irene, der Nichte der Hexe. Dorian merkt schnell, dass sein Beutestück verflucht ist. Auf irgendeine furchtbare Weise war sein Leben mit dieser Uhr verknüpft. Er musste sie verbergen – an einem sicheren Ort aufbewahren! Wer sie in die Hände nahm, hielt sein Leben in der Hand. Also sucht er Mrs. Ormion auf, damit sie die magische Verbindung von ihm nimmt. Sie bleibt kaltherzig und kündigt an, ihm irgendwann über diese Uhr sämtliche Gefühle zu nehmen. Momentan verspürt der junge Dorian aber nur ein Gefühl. Seine unglaubliche Liebe auf den ersten Blick für Irene. Sie hat ihn nämlich ebenfalls verhext. “Du wirst mich lieb haben, wann immer ich will.“ Lieb haben bedeutet natürlich beim DK auch, dass sie es miteinander treiben. Obwohl diese Szene nur umrissen ist, will ich mir die dunklen Spitzen mädchenhafter Brüste, ihre weißen Schenkel, die Röte in ihrem erregten Gesicht bei einem jungen Mädchen nicht vorstellen. Da war man früher wohl noch nicht so übersensibel. Dorian ist Irene völlig verfallen, bis die Hexe ihrer Beziehung nach einiger Zeit ein Ende setzt. Er soll das Mädchen nie wieder sehen. Als Abschiedsgeschenk bekommt er von der Hexe ein Buch überreicht. Irene warnt ihn. “Du darfst dieses Buch nicht öffnen. Du darfst es nicht. Niemals, Dory. Niemals, sag es!“
Dorian hat also eine Uhr, die an sein Leben gebunden ist. Ein Buch, das er unter keinen Umständen öffnen darf. Und den unterdrückten Liebeszauber von Irene. Dem Autor hat wohl eine Sache nicht gereicht, die dem Dämonenkiller zum Verhängnis werden kann. Der wacht jetzt aus diesem Erinnerungs-Traum auf und wundert sich, wieso ihm diese Geschehnisse gerade jetzt wieder einfallen. Also erstmal direkt im Buch lesen, vor dem er gewarnt wurde. Der Drang, es zu öffnen und zu lesen, war übermächtig. Er spürte, dass ihn etwas dazu trieb, und alle seine Vorsicht würde ihn nicht davon abhalten. Andererseits waren viele Jahre vergangen. Die Zeit neutralisierte vieles. Eben, wird schon nichts passieren. Darin befindet sich ein drohender Reim der Hexe, mit dem er wenig anfangen kann. Daher beschließt er, der Sache allein auf die Spur zu gehen.
Das alte Hexenhäuschen ist immer noch bewohnt. Dort trifft er auf Irene, die kein Jahr gealtert ist. Sie kann sich nicht mehr an Dorian erinnern. Kurz nach ihm treffen weitere Personen aus Dorians Internats-Vergangenheit im Hexenhaus ein. Dorian dämmerte, dass diese Zusammenkunft nicht zufällig war, sondern dass etwas ganz Bestimmtes diese Leute hierher geführt hatte – wie auch ihn. Sowas reicht mir notfalls schon als Erklärung gegen den üblichen Heftromanzufall. Irgendwer hat bei ihm und bei den anderen die Träume heraufbeschworen. Als hätte er nicht schon genug Probleme mit Hermes und Hekate. Irene offenbart ihnen, dass die Hexe nur hinter dem von ihnen her ist, der die größte Schuld aufgeladen hat. Also beginnt das übliche Rätselraten, wer von ihnen das ist. Außerdem hat jeder Anwesende eine Lebensuhr bei sich.
Bald gibt es weitere Geheimnisse und Enthüllungen. Das junge Mädchen ist die Tochter von Irene. Und ihr Vater ist Dorian, der sie damals mit Irene gezeugt hat, als er in ihrem Bann stand. Natürlich sterben jetzt nach und nach Leute, deren Lebensuhren stehen bleiben. Ein Wettlauf gegen die Zeit, schnell genug den wahren Schuldigen zu finden. Um ihre Lebensuhren herzustellen benötigte die Hexe menschliche Seelen, deren Körper zu Zombies wurden. Die treiben sich auch im Haus herum. Alles wird also nochmal eine Nummer dringender und bedrohlicher.
Im letzten Viertel geht deshalb nochmal richtig die Post ab. Man muss sich der Untoten erwehren und die eigenen Lebensuhren beschützen, während Dorian verzweifelt überlegt, wer der schuldige „Taffy“ ist. Am Ende hat die Hexe sie offenbar nur verarscht. “Ihr alle seid Welscher! Hört ihr mich? Ihr alle seid Taffy!“ Schade, hätte Hugh Walker das durchgezogen und logisch begründet, welche Person warum der schuldige Taffy ist, wäre das ein klarer Pluspunkt für mich gewesen. Ich mag es nicht, wenn man den Leser umsonst mitgrübeln lässt. Jedenfalls müssen sie alle sterben und die Untoten machen gute Arbeit. Dorian wird schließlich mit der Zombie-Irene konfrontiert und kann sie irgendwie nicht vernichten, weil der Liebeszauber immer noch wirkt. Macht für mich wenig Sinn, aber ok. Als die Untoten dann zum Finale auf einmal mehr als wankende Mörderzombies sind, wird es mir zu viel. Eigentlich kontrolliert die Hexe sie, aber Dorian kann sie gegen ihre Herrin aufbringen. “Tötet sie! Oder wollt ihr für alle Zeiten ihre Sklaven sein? Tötet sie! Damit ihr Ruhe findet in euren Gräbern. Ruhe und Frieden!“ Das war es dann für die Gruselhexe und mit den verfluchten Lebensuhren. Von Dorians Tochter fehlt jede Spur, aber später sucht sie ihn noch einmal an seinem Bett auf. Er dachte an das Mädchen und fragte sich, ob es je wirklich gewesen oder nur eine Ausgeburt seiner Träume gewesen war.
Ein neuer Autor, da bin ich immer gespannt. Das Erstlingswerk von Hugh Walker beim DK ist eher ein schauriges Mädchen, statt ein knallharter Horror-Schocker. Da kann ich auch die menschliche Darstellung der Zombies verschmerzen. Es passt irgendwie. Ding Dong, die Hex' ist tot und auch um seine Lebensuhr muss Dorian sich keine Gedanken mehr machen. Aber dass er eine Tochter hat, ist eine ordentliche Enthüllung. Vielleicht taucht sie irgendwann nochmal auf.
Was mich tatsächlich am meisten störte, beziehungsweise wofür ich am wenigsten stimmige Erklärungen finde, ist der durch dieses Abenteuer entstehende Widerspruch zum ersten DK. Da war Dorian nämlich absoluter Skeptiker. Seine wesentlich aufgeschlossenere Frau Lilian hielt er für hysterisch. Und plötzlich hat er schon als Kind okkulte Bücher gelesen, sich mit dem Teufel beschäftigt und ein Erlebnis mit zwei Hexen überstanden?
Einerseits bin ich wegen der aktuell ungenutzten Plot- und Figurendichte froh, dass keine neue Dauergegnerin eingeführt wurde. Andererseits ist die dämonische Uhrmacherin eine tolle Idee. Da sich spätere DK-Zaubermond-Abenteuer um eine solche Gestalt zu drehen scheinen, war ich mir sicher, dass sie überlebt und einfach vergessen wurde.
Es gibt ein paar Dinge, die mir nicht so gefallen. Und anfangs lässt sich der Roman sehr viel Zeit für Dialoge, den Einstieg würde ich fast schon als im Tempo misslungen bezeichnen. Dann nimmt das Abenteuer Fahrt auf und bekommt eine schöne düstere Märchenstimmung.
(7 von 10 Freaks). Ich schwanke, aber möchte hier mal mit Bonuspunkten für das Potential ein SEHR GUT vergeben. Wie ich gesehen habe, kommt da leider von Hugh Walker nicht mehr viel? Als Autor steigert man sich meistens, wenn man sich in eine Serie „reingefunden hat“, das hätte ich bei ihm sehr gerne gesehen.
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
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Zitat:
Original von Das Gleichgewicht
Was mich tatsächlich am meisten störte, beziehungsweise wofür ich am wenigsten stimmige Erklärungen finde, ist der durch dieses Abenteuer entstehende Widerspruch zum ersten DK. Da war Dorian nämlich absoluter Skeptiker. Seine wesentlich aufgeschlossenere Frau Lilian hielt er für hysterisch. Und plötzlich hat er schon als Kind okkulte Bücher gelesen, sich mit dem Teufel beschäftigt und ein Erlebnis mit zwei Hexen überstanden?
Das sollte eigentlich nicht wirklich stören, denn als 1973 der erste DK-Roman erschienen ist, wer hätte da schon vier Jahre in die Zukunft schauen können und wissen können, dass aus dem VHR-Zyklus "Die schwarzen Brüder" eine extrem erfolgreiche Serie werden würde, die nur durch eine Indizierung gestoppt werden konnte? Keine Serie wird über einen so langen Zeitraum konzipiert und in Details ausgearbeitet; noch nicht ein mal Perry Rhodan.
So überraschend kommt auch das Wissen von Dorians Interesse an Schwarzer Magie usw. nicht, denn bereits im ersten Dämonenkiller-Roman sagt er im Gespräch mit seiner Mutter, der Gräfin Anastasia von Lethian: "Ich habe mich mit unserer Vergangenheit beschäftigt. Ich habe alte Dokumente über Hexenjagden gesammelt und studiert". Es steht nirgends, dass er das nicht auch schon als Kind schon getan hätte. Auch hat man in diesem jungen Alter eine andere Wahrnehmung als Jahre später als Erwachsener, wo man das vor vielen Jahren Erlebte anders interpretiert und Mother Goose vielleicht nichts anderes war als eine exzentrische alte Frau. Schlussendlich steht es sinngemäß auch so im vorliegenden Roman selbst:
Wie hatte er [Dorian] all das nur vergessen können? ... Das alles war vor fast eineinhalb Jahrzehnten geschehen. Eine zu lange Zeit, um sich so plötzlich wieder darauf zu besinnen.
Wenn John Sinclair sich plötzlich völlig absurd und abgehoben als Reinkarnation von König Salom oder Richard Löwenherz (darunter war es wohl nicht zu machen) erweist, dann würde das eher Kritik rechtfertigen, und eine solche Entwicklung war von Helmut Rellergerd sicher auch nicht vorgesehen, als er Die Nacht des Hexers schrieb. Auch hier konnte sich Sinclair erst viele Jahre später "erinnern".
Das ist Straßls einziger Beitrag zum Dämonenkiller, weil der Autor eher Einzelkämpfer war und nur für die Fantasy (Mythor, Dragon) Serienromane schrieb. Auch wurde im vorliegenden Haus der Uhren der aktuelle Serienbezug so minimiert, dass der Autor sich recht ungezwungen innerhalb des Exposés bewegen konnte. Nur das Ticken der Uhren sollte später noch einen kleinen Nachhall erfahren...
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene