Autor: John Ball, Romantruhe, August 2023
Der Band besteht aus zwei Teilen: einem 50-seitigen Roman und einer 10-seitigen Kurzgeschichte.
Im Roman wird Cynthia Barrington gekidnappt und Lord Morton erpresst, einer Gruppe Bankräubern neue Gesichter zu verpassen. Cynthia wird während ihrer Gefangenschaft mit Elektroschocks gequält, was auf dem Titelbild zu sehen ist. Greenwood, Anführer der Bande, unterschätzt Dr. Morton: Grimsby kann Cynthia befreien, das geraubte Geld landet in Mortons Tresor und die Gangster in der unterirdischen Versuchsanlage. Morton versucht, mit einer Gehirnoperation aus den Verbrechern gute Menschen zu machen, aber diese waren von vornherein nicht so richtig böse, sodass kaum ein Wandel zu beobachten ist.
Cynthia spielt hier eine größere Rolle. Sie wird als selbstbewusst, nervenstark, klug und ausdauernd beschrieben. Letztendlich ist sie für den blutigen Tod eines Entführers verantwortlich, der Grimsby bedroht. Morton vermisst sie fast anrührend und Grimsby zollt ihr höchsten Respekt. In den 1970er-Jahren tauchen mehrere starke Frauenfiguren in deutschen Spannungsheftserien auf, nicht zuletzt Sandra King und Morna Ulbrandson. Ob John Ball für Cynthia größere Pläne hatte, werden wir wohl nie erfahren.
Die ganze Geschichte wird keck und munter erzählt und man fragt sich, was hier die eingeflochtene Kurzgeschichte zu suchen hat, statt den Roman noch etwas auszuschmücken.
Die Story um Juan Diaz, dem Unhold aus dem Rif, einem Gebirgszug in Nordafrika, wird zu 3 Seiten am Anfang, 3 Seiten genau in der Mitte und 4 Seiten am Ende des Bandes erzählt. Gleich zu Beginn wird mit drastischer Gewaltschilderung von zerplatzenden Kinderköpfen und Zielschießen auf hochgeschleuderte Kinderkörper berichtet. Am Ende ist er der Schlächter, bei dem sich besagte Gehirnoperation lohnen könnte. Auf der letzten Romanseite reist Team Morton nach Marokko, überwältigt ihn und seine Bande, nimmt ihn gefangen, schafft ihn nach England – der Band ist zu Ende, bevor der Eingriff überhaupt stattfindet.
Vielleicht entstammt die Diaz-Story einem nie vollendeten Exposé, das der Erber-Verlag hier verwertete, vielleicht hoffte man damals, mit einem reißerischen Splatter-Einstieg neue Leser zu gewinnen, vielleicht sind aber auch nach 50 Jahren in Herrn Luthers Keller nur ein paar Manuskriptseiten in den falschen Ordner gerutscht.
Alles in allem ist die Hauptstory unterhaltsam zu lesen. Sie stammt aus der vorletzten Phase der Serienlaufzeit, als Dr. Morton kaum noch eigene Experimente durchführt und sich gegen unbekannte, immer stärkere Gegner wehren muss, aber nicht von Geplänkel mit Scotland Yard gestört wird.
Das Titelbild wurde schon einmal für Der Lord 17 verwendet.