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In Göttingen geht eine legendäre Gestalt aus der Vergangenheit der Stadt um - der Rote Tod. Alexis Kroland, ein Arzt aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, der durch die Hilfe des Teufels Menschen geheilt hat und, nachdem er sich um seinen Lohn betrogen fühlte, gefoltert wurde und aus der Stadt geflohen ist, scheint nun zurückgekehrt zu sein und hat schon zwei Menschen erwürgt. Nach einem dritten Mord wird der Rote Tod von der 12-jährigen Hanna Kohler überrascht, doch statt sie zu töten, berührt er sie nur und verschwindet. __________________
John Sinclair wird von Lady Sarah Goldwyn auf die Mordserie in Göttingen aufmerksam gemacht und reist nach Deutschland, um Harry Stahl bei den Ermittlungen zu unterstützen. Dabei wird auch er mit Hanna konfrontiert, die die Tochter eines reisenden Schauspielers ist und weit mehr weiß, als sie den Ermittlern gegenüber zugibt ...
Dieser Roman hat mir richtig gut gefallen, vor allem, weil er einmal etwas vom üblichen Schema abweicht. Die eigentliche Hauptfigur ist diesmal die 12-jährige Hanna Kohler, die zudem die Tochter des Roten Tods ist, da Krolands Geist - wohl vom Teufel geleitet - in seinen Vater gefahren ist und dieser sich nun in eine Gestalt mit blutigen Augen und Wunden im Gesicht verwandeln kann. Häufig haben Jason Darks Beschreibungen aus der Sicht von Kindern überhaupt nicht funktioniert, aber diesmal sind sie der große Pluspunkt des Romans. Ich erinnere mich noch, dass damals, als das Taschenbuch erschienen ist, viel kritisiert wurde, dass Hanna zu erwachsen rüberkommt, aber ich finde, ihre spezielle Verhaltensweise wird ziemlich gut erklärt.
Dementsprechend bietet der Roman, abgesehen vom Finale, keinerlei Action, er lebt einfach von den Beschreibungen und der in der Vorschau erwähnten Familientragödie. Vielleicht einmal abgesehen von dem überraschenden Mord an Harrys deutscher, sehr skeptisch auftretender Kollegin Ulrike Dorn.
Bis kurz vor Schluss wollte ich dem Roman ein "TOP" geben, aber wie später bei Tb 281 'Die gläserne Gruft' wird Harry zum Finale hin noch eine völlig unvernünftige Verhaltensweise angedichtet, um noch etwas zusätzliche Spannung zu erzeugen. Dabei wäre das überhaupt nicht nötig gewesen. Außerdem muss man einfach sagen, dass der Roman sehr gut als Harry-Solo-Roman funktioniert hätte, denn was John hier macht, hätte er auch selbst erledigen können. Einmal abgesehen davon, dass dadurch noch einmal Lady Sarah Goldwyn eingebaut wurde und so zu ihrem letzten Auftritt vor ihrer Ermordung durch die Vampir-Monster des Schwarzen Tods kam (wobei sie durch die damalig verschobene Erscheinungsweise der Taschenbücher im Vergleich zur Heftserie zum Zeitpunkt des Erscheinens in den Heften schon tot war).
So gibt es letztendlich ein "sehr gut" von mir.
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