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Macabros Nr. 6 __________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Estrangain am 08.05.2014 15:47.
Horror-Trip: Ein nicht gerade origineller Titel für einen Gruselroman, aber dafür immerhin ein sehr ansprechendes Cover. Erstmals gekauft als Neuauflage in den Siebzigern, mittlerweile schon zum 4. Male gelesen und keine Spur langweilig. Warum?
Es ist wie eine Achterbahnfahrt in der Geisterbahn nach 5 Bier und aus den Lautsprechern dröhnt „Black Sabbath“. Man steigt aus und ist nur zu einem „Aha“ fähig.
Genauso ging es mir mit diesem Macabros. (Ich will von der Handlung nichts verraten, aber nur soviel: das gab es 1973 bis dahin wohl noch nicht im Heftftroman)…
Die Story selbst sprengt eigentlich den Rahmen eines einzelnen Heftromans, man hätte daraus locker einen Minizyklus mit 3-4 Bänden machen können. Ihn einzuordnen fällt schwer: eigentlich ist es ja ein Horror-Roman, andererseits kann man ihn auch der Fantasy zuordnen. Dan Shocker schreibt und schreibt aber so munter und phantasievoll drauf los, springt von einer Handlungsebene zur anderen und fängt mitten im Roman dann noch einen komplett neuen Erzählstrang an, dass man ganz schnell aufhört in Genres zu denken. Wozu auch, schließlich wird man bestens unterhalten.
Was den Band deutlich von anderen Shocker-Stories abhebt ist die deutlich-direkte und detaillierte Schilderung von Gewalt und Grausamkeit. Gerade die letzten 20 Seiten beinhalten starke Splatter- & Gore-Elemente: diesmal ist der Name „Shocker“ also wirklich Programm
Zum Cover: Es ist kein Lonati, das Bild stammt von Rafael Lopez Espi, einem spanischen Maler der insgesamt 5 Titelbilder der Macabros-Serie gestaltete.
Das Motiv zeigt eine Szene aus dem letzten Drittel des Romans und wurde IMHO gemalt, bevor der Roman geschrieben wurde.
Eine in den Siebzigern übliche Praktik bei den Verlagen war es, Bilder En Bloc bei Agenturen zu kaufen. Man versuchte dann die Romane an die bereits vorhandenen Bilder anzupassen. In der Dämonenkiller-Serie hätte es Figuren wie Unga oder Dula ohne diese Blind-Covers wohl nie gegeben.
Ernst Vlcek selbst hat mir einmal gesagt, dass die eingekauften Covers oftmals den verlauf der Serie beeinflussten.
Fazit:
Ein absolutes Highlight der Serie. Dan Shocker gibt mit diesem Roman bereits einen Vorgeschmack dessen, was später noch alles kommen würde und was seine Geschichten so typisch machte.
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Estrangain hat oben ja schon eine Menge zu dem Roman geschrieben, ein bisschen Spoilern will ich hier trotzdem:
Ein Kollege des oben im Klappentext erwähnten Paares wird versehentlich in eine Parallelwelt gezogen, die Shocker die vierte Dimension nennt. Dort gerät er sofort in die Gefangenschaft eines Schwarzen Priesters namens Quappa Orgep, der diesen Ankunftsort für sich vereinnahmt hat, und erlebt dessen Brutalität, als der einen miniaturisierten Menschen mit bloßer Hand zerquetscht.
Björn Hellmark, der im Vorgängerband den Rückweg aus der 4. Dimension nicht mehr geschafft hat, durchstreift als verschollener diese Welt. Bei der Überquerung eines Meeres lernt er John Fraksher kennen, den eine Priesterin eines New Yorker schwarzen Zirkels dort ungefragt zurückgelassen hat. Von ihm erfährt Hellmark von einem Inder namens Ajit Lekarim, der von einem versteckten Labor aus Menschen zurück in unsere Welt verhilft. Beide wissen jedoch nicht, dass dort schon der Schwarze Priester Quappa Orgep wartet und eine Falle für Björn Hellmark stellt.
Das ist zwar lange noch nicht alles, was im Roman passiert, aber mehr als genug des Spoilerns. Schaut man sich im einschlägigen Internet um merkt man schnell, dass dieser Roman Legende ist. Irgendwie ist er auch ein Bruch mit der bisherigen Serie, denn obwohl er thematisch und logisch einwandfrei die Macabros - Story fortführt, hat man beim lesen erstmals den Eindruck, dass die "Schwimmflügel und Flachwasser - Phase" der Serie vorbei ist und man selbstständig im Ozean schwimmt.
Was einem nun langsam sehr positiv auffällt ist Dan Shockers höchst variable Fähigkeit des Schreibens. In einer Zeit, in der Autorenteams zu Recht ein großes Willkommen genießen, befürchtete ich tatsächlich eine Art schriftstellerischer Monotonie in den Romanen - und, Asche auf mein bescheidenes Haupt, hätte ja nicht mehr daneben liegen können. Shocker kann locker Stilmerkmale und Genres wechseln, wie er es gerade braucht (s. Band 4), er ist durchaus in der Lage, einen Roman eher Horrorromantypisch zu schreiben (s. Band 1 / 3 / 5), wenn es zur Story passt, oder, wie hier, den Leser gar nicht merken zu lassen, dass er einen (sorry - nicht böse oder zynisch gemeint) Heftroman liest.
Und ich weiß wieder, was mich vor langer Zeit mal an Fantasy fasziniert hat - wenn Fantasy im Macabros vorkommt, ist diese nicht "Ritter - Sagen - Lanzen" - mäßig, sie ist auch kein blutiges Märchen für Heranwachsende - sie ist
tief verwurzelt im 70er Jahre (Roman) Horror - während in irgendeinem verborgenen Hirnwinkel sich noch der Rest des letzten Besuchs eines Psychedelic Konzertes austobt!
Genau mein Ding!