Band 514: Der Schädeltempel
Die Luft flimmerte in der Mittagshitze. Der Wind trieb rötliche Sandschleier über die Ebene. Das dunkle Gebilde unter dem brennenden Himmel schien auf den ersten Blick eine Fata Morgana zu sein, eine Luftspiegelung. Es war ein Schädel. In den tiefen Augenhöhlen glomm düsteres Feuer. Als der Wind durch die Öffnungen strich, begann der Schädel zu heulen. Die Kiefer bewegten sich auseinander, legten ein Tor frei, aus dem ein Mädchen hervortrat. Es hielt einen kleinen Drachen auf der ausgestreckten Faust. Mit einer kraftvollen Bewegung schleuderte es ihn in den glühenden Himmel hinauf. Der Drache entfaltete seine Schwingen und begann zu kreisen.
"Suche", befahl das Mädchen. "Und finde!" Der Drache gab einen schrillen, durch Mark und Bein dringenden Schrei von sich und raste wie ein Irrwisch davon.
Erscheinungsdatum: 08.02.1994
Autor: W.K. Giesa
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