Wie in der Einleitung schon geschrieben steht, Mr. Dillet hat sich bei seinem Stammantiquar als neustes außergewöhnliches Mitbringsel ein großes und erstaunlich detailliertes Puppenhaus gegönnt. Dort ist man froh, das Teil endlich los zu sein. Dillet und seine Frau erfahren auch bald, warum. __________________
Nach einem üblichen ruhigen Einstieg, der aber schon Andeutungen macht und gespannte Erwartungen schürt, hat Mrs. Dillet beim Anblick des Puppenhauses direkt ein starkes unbestimmtes Bauchgefühl. Ganz wie im Heftroman. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, aber das Mitbringsel wird ihnen noch Ärger machen.
Und tatsächlich, Punkt Mitternacht wachen sie auf. Da man das Haus zufällig im Schlafzimmer aufgebaut hat, bekommt das Ehepaar mit, wie die Puppen plötzlich lebendig werden. Was würde man in so einer unheimlichen Situation machen? Sich vor das Haus stellen und die Vorgänge so kommentieren, als schaute man eine Folge Lindenstraße im Fernsehen. Hallo, hier sind Puppen zum Leben erwacht. Was die machen ist da eher nebensächlich, würde ich meinen. Es wird aber noch seltsamer. Da kommt eine Kutsche angefahren und hält vor dem Haus. Woher kommt die überhaupt? Oder die Särge, in die die Toten gelegt werden? Ich finde es „logisch“, dass die Puppen aktiv werden und mit der Einrichtung des Hauses interagieren. Aber dass plötzlich Dinge auftauchen, sozusagen aus dem Nichts, ist komisch.
Ja gut, da wird ein alter Mann vergiftet und wir bekommen live mit, wie er als Puppen-Zombie aufersteht, um heimlich zwei Kinder in ihren Betten zu ermorden. Schlimm, aber das sind doch nur Puppen.
Das Schauspiel ist für die beiden Beobachter total ungefährlich, eher faszinierend. Und weil man nicht jede Nacht geweckt werden will, wird das Ding einfach auf den Dachboden verfrachtet. Ruhe ist! Wo bleibt da die Spannung, der Grusel?
Natürlich stattet der erboste Mr. Dillet dem Händler einen wütenden Besuch ab. Wie hätte man damit rechnen können? War ja eine ganz schlaue Idee, das nervige Puppenhaus an seinen „besten Kunden“ zu verkaufen. Und wo ist das Problem? Es hat um die 60 Pfund gekostet und kein Vermögen. Der Antiquar hat sogar nur 10 Pfund dafür bezahlt. Wenn es ihn stört, wieso nicht einfach in den Müll hauen oder an der nächsten Straßenecke hinstellen, statt ewig zu warten, ob es ihm endlich jemand abkauft. Zum Schluss tauschen sich die beiden über ihde Theorien zum Mord im Puppenhaus aus, wie über offen gebliebene Fragen nach einer soliden Folge Tatort.
Dass sich Titania Medien an Romanvorlagen orientiert und die nun einmal fest sind, ist für mich oft ein Grund, um schwächere Geschichten zu akzeptieren. Aber das ist hat so viele Logiklöcher, ist dermaßen spannungsarm und die Charaktere verhalten sich einfach nur seltsam. Wirklich wie ein schlechter Heftroman.
Und am Ende auch noch die passenden Zufälle. Mr. Dillet will jetzt unbedingt herausfinden, was dahinter steckt. Das unheimliche Puppenhaus an sich ist also abgefrühstückt und gar nicht mehr wichtig, nur noch die Geschichte dahinter. Rein zufällig findet er beim Rumgefrage eine Miniaturkirche, die vom Stil an das Puppenhaus erinnert. Und noch zufälliger kommt er so auf den Erbauer des Teils. Man fährt also dorthin, schaut sich die Sache an, macht sich seine beklemmenden Gedanken, weil die Morde wohl wirklich so passiert sind (ob der Oppa wirklich als Zombie wiederauferstanden ist bleibt eine unerklärte Schauergeschichte innerhalb der Schauergeschichte) und dann fährt man wieder nach Hause.
ENDE. Was jetzt mit dem Puppenhaus weiter passiert und welche Magie es zum Leben erweckt hat bleibt offen. Ist auch irgendwie egal.
Natürlich ist die Vertonung wieder ordentlich, aber auch nicht so überragend wie oft. Fast könnte man meinen, sich in der Produktion geirrt zu haben. Das ist schlichtweg nicht die Liga von Titania Medien.
(3 von 10 Punkten)
https://gruselroman.fandom.com/de
Aktuelle Lesereihenfolge:
1. John Sinclair
2. Maddrax
Ich höre ja gerne die Hörspiele beim Einschlafen.
Hier hat mich das Ende doch sehr gewundert. War ich eingeschlafen? Hatte ich etwas verpasst?
Ein offenes Ende, schön und gut. Aber hier war gefühlt überhaupt kein Ende.
Als ob da 1 oder 2 Tracks gefehlt haben.
Ok, für die Vorlage kann Titania nichts. Naja...aber sie haben die Geschichte ausgewählt.
Bei sowas wünschte ich mit dann eben ein "extra Ende", dass zumindest ein paar Dinge aufklärt.
Meinetwegen auch als "Hidden Tracks", "Bonus" oder Alternatives Ende.
Zumindest die literarische Vorlage von Montague Rhodes James aus dem Jahr 1925 gibt Auskunft über den weiteren Verbleib des Puppenhauses: __________________
"Das Puppenhaus indes, sorgfältig verpackt und in einem Verschlag über Mr. Dillets Stallungen verstaut, wohin es Collins sogleich nach der Abreise seines Herrn gebracht, harrt noch immer eines Angebots von der anderen Seite des Atlantiks."
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene