Eigentlich ist es ein spannender und origineller Roman, aber nach dem Aufspüren des Dämons driftet das Ende in einen totalen, unlogischen und vor allem verantwortunglos tödlichen Blödsinn ab. __________________
Schade, dass der herrlich doppeldeutige Romantitel der Erstauflage nicht verwendet worden ist. Aber dafür wird die interessante Amalfi-Sippe in die Serie eingeführt. Leider verhindert der vermurkste Schluss eine verdient höhere Bewertung als ein "mittel".
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Moinsen,
da muss man erst nach Italien fahren, um mal wieder hier schreiben zu können. :-)
Ein wunderbarer Roman! Hat mir sehr gut gefallen! Ich mag die Amalfi-Sippe! :-)
Was mir allerdings nicht gefällt:
Der Titel. In der Schlangengrube wäre besser gewesen. Warum muss man die Titel überhaupt ändern?
Aber, was viel schlimmer ist. Seit einigen Romanen gibt es keine Absätze mehr. Das ist ... unschön. Ich dachte, dass es irgendwann bemerkt wird, aber Pustekuchen. Vielleicht kann man da in Zukunft doch wieder etwas genauer sein. Ich brauche nicht unbedingt die originale Serie, weil DH bei Bastei sehr gut aufgehoben ist. Aber hier rächt es sich, dass es keine Sternchen für die Absätze gibt. Das schmälert - in meinen Augen - den Wert des Heftes ungemein.
DWB
Sehr guter Roman, wenn auch etwas sehr stereotyp. __________________
Ich fand den Roman spannend bis zum Schluss und muss hier Olivaro natürlich recht geben. Etwas unlogisch, aber was solls...
Etwas sehr dürftig jedoch fand ich die Tatsache, dass Coco einfach so ohne Erklärung selbstverständlich wieder mit on Board ist und es keinerlei Erklärungen über den gemeinsamen Sohn gab. Aber das kommt bestimmt zu einem anderen Zeitpunkt.
Das mit den fehlenden Absätzen sollte bereits wieder behoben sein, sicherte mir per Mail die Jugendstilvilla zu
Ich bin nicht der Messias - Doch, du bist es. Ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt.
Wieder ging es mir ähnlich wie Olivaro, obwohl die Münze dann knapp nach "gut" ausschlug. Allerdings musste ich wirklich lange in mich reinhören, nachdem mich ja bereits der letzte Roman maßlos enttäuscht hatte. Der hier ist ähnlich gelagert, fühlt sich aber mehr nach einem Dämonenkiller an, wenn auch mit Abstrichen.
Das mit Don ist so absurd, dass ich ich mir nur vorstellen kann, dass da jemand was geraucht hat beim Schreiben.
Eine Zigeunerwahrsagerin und eine Zirkustruppe, das urige Oktoberfest, sexuelle Belästigung einer Sechzehnjährigen. Der Einstieg macht nicht gerade Lust auf mehr. Dann geschieht der erste Mord und natürlich vertuschen die Zigeuner ihn. “Was die Sippe angeht, muss die Sippe unter sich ausmachen“, sagte er. „Der Täter wird nach unseren Gesetzen gerichtet. Kein Außenstehender darf davon erfahren.“ Dann zieht der Zirkus weiter. Nach London, wo Coco und Dorian ihn besuchen und von der Wahrsagerin gewarnt werden, dass eine Schlange ihr Kind bedroht. Dabei geraten sie mit der Zigeunersippe aneinander, vertragen sich im Endeffekt aber wieder. So beschäftigt Dorian sich mit den Typen und ihrer „Monstrositätenschau“. Natürlich haben die Zigeuner auch ihre obligatorische Freakshow. Darunter einen echten Freak aus der Schwarzen Familie. Warum sind das neuerdings immer verkrüppelte Liliputaner? Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. __________________
Später in der Villa soll Sullivan über seine Mystery Press mal recherchieren. “Amalfi, Amalfi ... Den Namen habe ich doch schon irgendwo einmal gehört.“ Mir entzieht sich weiterhin, warum man dafür eine Presseargentur braucht. Pascal Lafitte schafft das bei PZ schließlich auch so. Na gut, wenn man Sullivan damit eine Beschäftigung geben will, bekommt er eben eine unnötige Extrawurst. Es stellt sich heraus, dass überall wo die Zigeuner sind Menschen verschwinden. Die Polizei konnte ihnen nie etwas nachweisen.
Also will der Dämonenkiller die Bande am nächsten Tag unter die Lupe nehmen. Da passt ihn die Wahrsagerin vor der Villa ab. “Du bist der Dämonenkiller“, sagte die Alte und kicherte. „Aber diesmal greifst du besser nicht ein. Das ist unsere Sache. Freilich steckt hinter diesen Vorgängen ein Dämon, aber es ist Sache der Amalfi-Sippe, ihn zu erledigen.“ Das lässt sich ein Heftromanheld natürlich nicht so einfach sagen. Und so beginnt das Rätselspiel. Wer der verschrobenen bis freakartigen Zigeuner ist ein Dämon? Aber könnte es nicht auch ein Geschöpf von außerhalb sein, das der Sippe nur folgt? Natürlich ist unter den Zigeunern auch eine bildhübsche Schönheit. Sie mochte Dorian Hunter genauso, wie sie ihre Schlangen mochte, und sie setzte voraus, dass er ihr die gleiche Zuneigung entgegenbrachte. Mindestens eine attraktive junge Frau muss in jedem Roman erwähnt werden, die auf Dorian steht. Und auch die anderen Frauen aus der Zigeunersippe finden Dorian äußerst sexy. “Mich überläuft es, wenn ich ihn nur ansehe. Ach, bei mir prickelt es richtig!“ Das sehen die Männer natürlich gar nicht gern und greifen Dorian an. Erst mit Fäusten, so eine ordentliche Prügelei unter Männern ist doch was feines. Bei Messern hört der Spaß aber auf.
Die Befragung der Zigeuner ergab nicht viel. Immerhin konnte Dorian sich ein Bild der Sippe machen. Er stattet dem Rummel mit dem Puppenmann Don Chapman und dem Plothilfsorakel Phillip einen Besuch ab. Chapman kann mit seiner Größe gut herumspionieren und Phillip...ja, der wird vielleicht wie ein Trüffelschwein irgendwo anschlagen, wenn die Handlung in einer Sackgasse steckt. Als es wieder zu einem netten Messerstreit mit den Zigeunern kommt, greift er ein. Offenbar hat er nicht nur Visionen und schadet mit seiner Aura Dämonen. Sondern kann auch ganz andere Tricks aus dem Ärmel schütteln. Eine richtige Wunderwaffe eben. Normalerweise setzte Phillip seine zeitweilig auftretenden, unerklärlichen Kräfte nicht bewusst ein, und wenn, dann nur gegen Dämonen, nicht gegen normale Menschen. Aber aus ihm wurde man eben nie klug. Tja!
Als gesuchter Dämon stellt sich vorerst der Freak der Truppe heraus. Äh, natürlich reagiert der auf weißmagische Mittel. Weil er einst in der Schwarzen Familie war. Das hat Dorian aber auch schon vorher gewusst und beweist gar nichts. “Er muss sofort vernichtet werden. Dämonen sind heimtückisch und haben immer Überraschungen auf Lager.“ Also tötet Dorian ihn. Dumme Aktion, als erfahrener Dämonenkiller sollte er es besser wissen. Oder war er wirklich der Gesuchte?
Ihre Arbeit war getan, so glaubte der Dämonenkiller. Doch der Hermaphrodit sträubte sich und war nicht dazu zu bewegen, einzusteigen. Er wollte in eine bestimmte Richtung. Dorian ließ ihm den Willen. Natürlich wird es so wieder in die richtige Bahn gelenkt. Wegen Phillip kauft Dorian Karten für die Abendvorstellung. Während der Vorstellung gibt es den nächsten Vorfall. “Der Dämon hat wieder zugeschlagen“ Ach was? Und so langsam gegen Dorian die Verdächtigen aus. Neben der Theorie, dass der Dämon gar nicht aus dem Kreis der Zigeuner stammt, halte ich inzwischen das Sippenoberhaupt für den Killer. Es gab einige deutliche Anzeichen und verdächtige Momente, die Dorian aber alle irgendwie ignoriert hat.
Über die Wahrsagerin kommt man dann doch weiter. Die hat von allen Zigeunern einen persönlichen Gegenstand. Mit einem kleinen Ritual kann der Dämonenkiller sich in sie hineinversetzen und ihre Gedanken lesen. Wieso hat man das nicht direkt versucht? Und jetzt schließt man damit nur eine Verdächtige aus, statt es für alle hier durchzuziehen. Dann reist man auch noch mental in die Vergangenheit einer Zigeunerin, kurz vor Schluss. Ah ja, stimmt. Die obligatorische Beschreibung einer Schwarzen Messe fehlt dem Roman noch. Mit anschließender Vergewaltigung und Schwängerung, der eine Totgeburt folgt. Ein halbes Jahr später mordete der Dämon ein erstes mal. Inzwischen ist auch Coco hinzugestoßen. Es stellt sich heraus, dass die Prophezeiung der Wahrsagerin sich nicht auf ihr Kind, sondern auf ein anderes bezieht. Aha. Da wird auf den letzten Seiten nicht mit Enthüllungen gespart. Ich habe mir die Szene noch einmal durchgelesen, da wird wirklich nicht konkret von Cocos Kind gesprochen. Als zweites geht es jetzt in die Vergangenheit des toten Freaks. Und zum Finale wird es nochmal richtig abgedreht. Das Sippenoberhaupt schluckt Don Chapman hinunter. Dort holt der Puppenmann den gesuchten Dämon hervor, der sich im Magen des Zigeuners versteckte. Also ist es wirklich keiner von der Sippe. Ich lag mit dem Zigeuneranführer fast richtig. Dass sich der scheinbar totgeborene Sohn in ihm versteckt ist schon eine Nummer. Eine ziemlich „exotische“ Auflösung. Ich weiß nicht, ob mir das so gefällt. “Ein typischer Dämonenscherz“, sagte Dorian Hunter.
Und ein typischer Earl Warren, sage ich. Besonders bei den Zigeunern. Wie sie einfach alle alten Klischees erfüllen. Im Aussehen und in den Beschreibungen. Es sind leider eher die negativen Vorurteile gegenüber solchem Zigeunerpack. Für mich schwingt auch ein rassistischer Unterton mit, in gewissen Szenen, die den Umgang mit der Sippe zeigen. Dazu die Freakshow, die über mehrere Seiten ausführlich beschrieben wird. Jede Monstrosität darf mal ins Rampenlicht. Da hat der Autor mal wieder fleißig aus dem Lexikon angeschrieben, oder was auch immer seine Quelle war.
Die Zigeuner haben mich nicht interessiert. Dieser Teil des Romans ist extrem schlecht gealtert. Ich kann Earl Warren keinen Vorwurf machen. Damals hat man halt einfach drauflos geschrieben, ohne ein Politikum draus zu machen. Rassismus war kein großes Thema und das Klischee des Fahrenden Volkes war eben eher negativ behaftet. Beim DK steht der Grusel im Vordergrund, da hat sich keiner die Mühe gemacht, die Sippe vielleicht mal aus einem anderen gesellschaftlichen Blickwinkel zu zeigen. Bei Nostalgikern und Altfans kommt das sicher gerade gut an. Heutzutage muss man sich ja jeden Satz drei mal überlegen. Leider nehmen diese Beschreibungen der Zigeuner, ihres Lebens und der Interaktionen mit Außenseitern einen großen Teil der Geschichte ein.
Dann spielt noch Phillip mit. Ich bekomme jedes mal Zustände. Zwar setzt er auch hier seine Kräfte ein – die sich so ändern und zeigen, wie man es gerade braucht – aber weniger schlimm als gedacht. Die Auflösung mit dem Dämon kann mich nicht völlig überzeugen und ist mir irgendwie zu abgedreht. Aber gut. Allgemein stört mich, dass auf Lilian und Marvin nicht mehr groß eingegangen wird. Die wurden halt als Altlasten aus der Serie geschrieben. Fertig.
Wer hätte es gedacht, wie immer ein mittelmäßiger Warren. Das mit den Zigeunern (ich würde gern mal in die Basteiauflage reinschauen, ob da was geändert wurde) nehme ich ihm nicht wirklich übel. Also
(5 von 10 Freaks)
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
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Zitat:
Original von Das Gleichgewicht
Später in der Villa soll Sullivan über seine Mystery Press mal recherchieren. “Amalfi, Amalfi ... Den Namen habe ich doch schon irgendwo einmal gehört.“ Mir entzieht sich weiterhin, warum man dafür eine Presseargentur braucht.
Den Grund, wozu es die Mystery Press braucht, hat Ernst Vlcek im Exposé zum Roman "Das Kind der Hexe" erklärt:
"Damit wir nicht immer wieder neue Gründe erfinden müssen, wie der Dämonenkiller in Fälle verwickelt wird, in denen Dämonen eine Rolle spielen, lassen wir Trevor Sullivan eine Art Presseagentur gründen, die Berichte über mysteriöse Vorfälle aus aller Welt sammelt. Der DK piekt sich dann die interessantesten Fälle heraus. Natürlich können auch seine Gefährten - speziell Coco - so vorgehen wie Dorian Hunter."
Wie wir uns erinnern, ist die entsprechende Abteilung beim Secret Service und somit ein entsprechendes Netzwerk, das alles bündeln, organisieren und auch legimitieren konnte, längst Vergangenheit. Mit diesem Wissen ist es vielleicht verständlicher und auch eher zu akzeptieren, warum die Mystery Press gegründet wurde und wie das DK-Team an seine Fälle kommt. Dies auch im Hinblick, dass Ernst Vlcek im gleichen Exposé die neue Richtung vorgibt:
Wir machen es uns einfacher, indem wir unkompliziertere Storys bringen, auf gordische Handlungsknoten verzichten und noch mehr Einzelabenteuer forcieren. Die Autoren sollen dabei nicht mit eigenen Ideen sparen und Nebenfiguren und –handlungen in die Szene einbauen. Und - eine einfache Story braucht ja nicht unbedingt primitiv zu sein.
Ein fataler Einfall, der in der Erstauflage glücklicherweise nicht lange Bestand hatte, bei der Zweitauflage allerdings zu deren Einstellung geführt hat. Und in den Romanen ab "Gänsehaut" (aktuelle Nummerierung 59) war das Thema "Einzelabenteuer" auch schon wieder erledigt, und die Schwarze Familie bringt sich ohnehin laufend in Erinnerung, sodass die Mystery Press längst nicht so prominent in Erscheinung treten wird wie dies im Moment den Anschein hat. Es gibt natürlich nach wie vor Einzelromane, aber insgesamt bleibt der zyklische Charakter der Serie erhalten - auch ohne die MP.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
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Zitat:
Original von Olivaro
Den Grund, wozu es die Mystery Press braucht, hat Ernst Vlcek im Exposé zum Roman "Das Kind der Hexe" erklärt:
Nur, wie gesagt: PZ hat genau aus den gleichen Gründen als Plotinitiator eine Figur, die das einfach nebenher macht. Ohne Parapotential Press. War wohl einfach ein netter Einfall.
Zitat:
Original von Horror-Harry
Zitat:
Original von Das Gleichgewicht
Das mit den Zigeunern (ich würde gern mal in die Basteiauflage reinschauen, ob da was geändert wurde)
Du meinst, ob der Begriff "Zigeuner" auch im Bastei-Heft verwendet wird? Ja, wird er.
Das war mir relativ klar. Ist aich richtig so! Mich interessiert eher, ob einzelne Szenen so übernommen wurden. Die möchte ich aber nicht alle aufzählen und müsste selbst mal nachlesen...werde ich aber nicht.
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller