Der Autor, dessen Name - oder Pseudonym - so trefflich zum Genre passt, verfolgt hier einen originellen Ansatz. Im Grunde geht es um eine Rachegeschichte, aber die nimmt ihren Ausgang nicht - wie so oft bei Gruselromanen - im Mittelalter oder der frühen Neuzeit, sondern in der römischen Antike. Handlungsträger sind ehemalige Gladiatoren, die den Sprung in die Gegenwart schaffen. Das Ganze wird geschickt mit Elementen eines modernen Thrillers verwoben, indem sowohl der Protagonist als auch seine Gegner hinter etwas herjagen - ich will hier nicht zu viel verraten -, wobei es zu einigen Verwechslungen kommt. Gute Geschichte.
Im antiken Rom beschwören drei Gladiatoren einen Dämon. Er macht sie unbezwingbar, dafür sollen sie für ihn morden. Eigentlich wollen sie diese neuen Kräfte für ihre Flucht nutzen. Andererseits ist das Gladiatorenleben gar nicht so schlecht, wenn man nicht um den Tod fürchten muss. In den darauffolgenden Jahren werden sie zu gefeierten Helden der Arena. Es ist schließlich natürlich eine Frau, die ihnen zum Verhängnis wird. Als sie sich mit der Gattin eines Senators einlassen und erwischt werden, sind sie am Arsch. Gleich 40 Gladiatoren sollen sie niedermetzeln und irgendwie kann dieses mal selbst ihr Dämon sie nicht beschützen. Er holt ihre Seelen zu sich und schwört erbitterte Rache an dem Senator, der seine Diener und Blutlieferanten auf dem Gewissen hat. __________________
Der italienische Reporter Lorenzo De Luca ermittelt gegen einen korrupten Politiker. Gerade will er deswegen einen Informanten treffen, doch der wurde im Heftromantiming soeben tödlich angeschossen. Er ist dabei zu sterben, kann aber mit seinen letzten Worten noch auf belastendes Videomaterial hinweisen, das sich im Kolosseum befindet. Und kommen da die Killer zurück? Nein, es sind nur der englische Professor Marrington und seine hübsche Assistentin Linda, die seine Hilfe brauchen. Sie sind ihm hierher gefolgt und damit fast den Mördern in die Arme gelaufen. Wenn diese Ereignisse alle nur wenige Minuten eher oder später eingetroffen wären, hätte das ein nettes Blutbad gegeben. Das hätte Michael Schauer auch ein wenig anders einfädeln können. Vielleicht liegt es an den begrenzten Seiten, dass man direkt am Schauplatz von Thema 1 „korrupter Politiker“ auf die einleitenden Personen von Thema 2 „Professor braucht Hilfe“ trifft.
Die beiden Hauptgeschichten scheinen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben. Aber wie zu erwarten war, schickt der Dämon seine mittlerweile untoten Diener in der Gegenwart wieder auf Mordtour. Vor allem gegen die Nachkommen des Senators. Von denen Lorenzo De Luca einer ist, wie ihm Professor Marrington eröffnet. Indes entdeckt ein Reporterkollege die Zusammenhänge zwischen den Morden, als die Gladiatoren ihn erwischen. Wieder…mit seinen letzten Atemzügen…kann er Lorenzo auf die Mailbox sprechen und warnen. Einmal ist das schon klischeehaft und überdramatisch genug, zweimal muss man das auch im Heftroman nicht bringen.
Lorenzo glaubt die Spukgeschichte von irgendwelchen zeitreisenden Gladiatoren natürlich nicht, aber als er vom Tod seines Kollegen erfährt und die Handynachricht abhört, kommen ihm Zweifel. Und es gibt es ja noch den Politiker und seine Killer, die ihn beschatten und langsam ernst machen. Langweilig wird es also nicht. So dauert es nicht lange, bis Lorenzo und Linda von den Kerlen verfolgt werden, obwohl sie doch eigentlich damit beschäftigt sind, einen Plan gegen die Gladiatoren auszuhecken. Schließlich wird Linda entführt. Sie soll als Druckmittel herhalten, damit Lorenzo den Standort des Videos herausrückt.
Die Killer wollen sich mit ihm zufällig im Kolosseum zum Austausch treffen. Wo das Videomaterial sich befindet. Und wo Lorenzo laut Professor Marrington die besten Chancen gegen die Gladiatoren hat, weil sie damals dort getötet wurden oder so. Es passt also alles zusammen, um zum Finale alle drei Themen auf einmal abzuschließen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die mordgierigen Gladiatoren sich gegen die Killer wenden werden, damit die Protagonisten als lachende dritte hervorgehen können. Wäre jedenfalls das übliche Klischee und bisher ist der Roman extrem klischeehaft. Ein bisschen was muss auf jeden Fall noch passieren, es sind noch ganze 10 Seiten übrig, die mit Handlung gefüllt werden wollen.
Lorenzo De Luca und Professor Marrington haben sich kaum die DVD geholt, als die Killer erscheinen. Und die Gladiatoren direkt hinterher. Die Killer sind davon so erschrocken, dass sie den armen Professor anschießen. Schade, ich mag den alten Zausel. Hoffentlich überlebt er es. Als die Killer auf Lorenzo anlegen, greifen die Gladiatoren ein. Die wollen natürlich nicht, dass ihnen jemand anderes die Rache nimmt. Es folgt eine Vision, in der Lorenzo sich als sein Vorfahre in der antiken Arena sieht. Hier erfährt er, wie er seine untoten Verfolger vernichten kann. Durch ihre eigenen Waffen. Mal auf den letzten Seiten fix die Lösung aus dem Hut zaubern, das wäre auch anders gegangen. Dann passiert es auch direkt, dass ein Gladiator seine Waffe auf Lorenzo wirft und stattdessen seinen Kameraden trifft, der von der Höllenwaffe wie prophezeit erledigt wird. Puh, wie billig. Weil Linda eine echte Powerfrau ist, stößt sie einem der verbliebenen Gladiatoren überraschend das Schwert des soeben vernichteten Kriegers in den Kopf. Bleibt noch einer. Den holt sich der Dämon selbst, weil er nun in der Hölle als Versager dasteht, dessen Gladiatoren-Trio es nicht mit einem Sterblichen aufnehmen kann. Das ist gerade nochmal gut gegangen. Und wenn Michael Schauer auch Krimis schreiben würde, könnte man jetzt Lorenzo De Luca dabei begleiten, wie er mit dem Beweismaterial der DVD einen bösen Politiker zu Fall bringt.
Danke erstmal für dieses Finale. Es hat mir die Entscheidung erleichtert, wie ich den Roman bewerte. Bis dahin war es eine charmante und nett geschriebene Geschichte, an die man keine zu hohen Ansprüche stellen darf. Ein typischer Gespenster-Krimi für nebenbei eben. Genau das, was ich erwarte. Leichte Gruselkost mit einigen Perlen.
Diese Zeitreisethematik der Gladiatoren lässt die üblichen Kleinigkeiten-Fragen offen. Zum Beispiel, wie sich moderne Italiener und antike römische Gladiatoren sich problemlos verständigen können. Oder wie die Untoten sich in der modernen Welt so problemlos zurechtfinden können. Und handelt es sich nicht eher um direkte Wiedergeburt als simple genetische Nachkommen? Lorenzo ist die Wiedergeburt des Senators, deshalb hat er auch die Vision. Kein Nachkomme. Linda ist scheinbar die Wiedergeburt der Frau des Senators. Und Professor Marrington die Wiedergeburt des Druiden, der den Gladiatoren das Ritual zur Dämonenbeschwörung erst gezeigt hat. Seinen prominenten Part habe ich in meiner Rezi komplett rausgelassen. Ich hätte nicht erwartet, dass er noch so wichtig wird und dann war ich zu faul, die entsprechenden Stellen nochmal umzuschreiben. Tja, Schande über mich. So bleiben für den interessierten Gruselfan noch genug Details und Überraschungen in meiner wie immer sehr spoilernden Rezi.
Michael Schauer hätte einige Entwicklungen anders herbeischreiben können, um dem Gruselheftchen-Klischee auszuweichen. Vor allem im Finale. Nur dort muss ich meckern, denn es passiert auf den letzten Seiten sehr viel perfekt. Wie die Lösung dem „Helden“ fix in einer Vision präsentiert wird. Oder wie der Gladiator seinen Dreizack so doof wirft, dass es seinen Kollegen erwischt, der perfekt hinter dem ausweichenden Lorenzo steht.
Deshalb sind es am Ende keine knappen 7 Punkte für diesen GUTen Roman, sondern nur ordentliche
(6,5 von 10…äh…Gespenstern?) Von mir eine klare Leseempfehlung. Es war die richtige Entscheidung, genau hier reinzulesen. Ich freue mich schon auf Castor Pollux. Der Autor hat es offenbar mit dem Imperium Romanum. Soll mir Recht sein.
(Jetzt ist es für den GK doch mehr Text geworden als beabsichtigt, ich wollte hier eigentlich etwas entspannter rangehen, deshalb auch keine herausklabusterten Textstellen...)
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller