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Wenn die Süße des geringen Preises verflogen ist, die Bitterkeit minderer Qualität wird bleiben.
Handlung: Vivian Schmitt, eine ehemalige Studentin, die Zamorras Vorlesungen besucht hatte, kontaktiert den Professor per Mail. Darin prangert sie die Zustände eines Schlachthofes, der Asag Holding GmbH, in Traben bei Meppen an. Sie kündigt in der Mail einen Live-Stream an, den sie als Beweis mit ihrem Freund Roland Kramer vor Ort drehen will. Der angekündigte Live-Stream bricht allerdings zusammen bevor etwas enthüllt wird. Zamorra befürchtet das schwarze Magie im Spiel ist, zumal der Name des Betriebes mit dem eines Dämons identisch ist und überredet Nicole dazu unverzüglich ins Emsland zu fahren. In Traben nehmen sie ein Zimmer im einzigen Gasthof des Dorfes. Auch Vivian Schmitt und Roland Kramer wohnen dort. Als Vivian und Roland eintreffen kommt Zamorra seine ehemalige Studentin seltsam vor. Das Misstrauen wird bestätigt, als sich die überzeugten Veganer gierig auf wenig einladende Fleischteller stürzen und auch noch nach den Portionen der Dämonenjäger verlangen. Nicole sichert sich ein Stück Fleisch, mit dem sie nach Meppen fahren will, um es dort untersuchen zu lassen. Zamorra entschließt sich dazu dem Schlachthof einen Besuch abzustatten. Doch die Dämonenjäger merken schon bald, dass sich ihre Pläne nicht so einfach durchführen lassen und sie buchstäblich in ein Wespennest gegriffen haben. Aus den Jägern werden sehr schnell Gejagte. __________________
Meinung: Mit diesem Roman griff Ian Rolf Hill zwei Themen auf, die uns im letzten Jahr beschäftigt haben und uns auch heutzutage immer noch beschäftigen. Da wäre zum einen das Corona-Virus, welches unser Leben grundlegend verändert hatte und zum anderen das Thema Tierwohl, welches besonders durch skandalöse Zustände auf den Schlachthöfen zum Thema wurde. Aber auch durch Corona-Infektionen der Mitarbeiter dieser Schlachthöfe. Das wird vermutlich nicht jeder gut finden. Die Meinungen werden sicherlich auseinandergehen. Mir hat es auf jeden Fall gefallen, wie Ian Rolf Hill die realen Themen mit dem fiktiven Roman verknüpft hatte.
Bevor es richtig losging unterlief dem Autor, im ersten Kapitel mit Zamorra und Nicole auf den Seiten 9-11, erneut ein Fehler, der leider in letzter Zeit zur Gewohnheit wurde. Wieder einmal schickte Zamorra Nicole zum Koffer packen. Dabei ist dieses gar nicht nötig, weil schon seit langer Zeit, nämlich seit Band 250, stets gepackte Koffer im Château bereit stehen. Sie müssen diese also nur ins Auto packen. Seit Band 1100 gibt es zudem noch einen stets griffbereiten Überlebenstornister. Kurzfristiges Koffer packen ist daher gar nicht nötig, in der Welt des Professors.
Erwartungsgemäß kam es dann, wie in der Wirklichkeit, zu Unstimmigkeiten beim Tragen der Masken. Beim Betreten des Gasthofes trugen Zamorra und Nicole vorschriftsmäßig ihre Masken. Vivian und Roland dagegen nicht. Das Ganze hatte zwar einen triftigen Grund, wie sich später herausstellte. Aber aus Gründen der Tarnung wäre das Tragen von Masken geschickter gewesen. Vivian hatte Zamorra sogar noch, Masken los wie sie war, umarmen wollen. Zudem handelte es sich bei den Masken bekannter Weise um einen Mund- und Nasenschutz und nicht nur um einen Mundschutz wie es im Text, auf Seite 14, zu lesen gewesen war.
Gefallen hatte mir auf jeden Fall der Handlungsort Emsland im Umkreis von Meppen, auch wenn der Roman ebenso in jeder anderen Region Deutschlands hätte spielen können.
Eine große Überraschung war gewesen, dass auch die Ärztin Dr. Karen Seumer zu den von Kasaku infizierten Personen zählte. Rätsel gab mir aber der Zeitpunkt ihrer Verseuchung auf. Konnte es wirklich sein, dass sie schon vor der Begegnung mit Zamorra und Nicole infiziert wurde? War es überhaupt logisch gewesen, dass sie sich so gut verstellen Konnte? Den Journalisten war dass jedenfalls nicht gelungen. Es war natürlich eine spannende Wendung gewesen, auch wenn ich von der Logik her nicht restlos überzeugt gewesen war. Kasaku bestätigte dann auch, dass Karen Seumer schon seit längerer Zeit zu ihm gehörte. Der Name Kasaku war dann wiederum ein Anagramm für den akkadischen Dämon Asakku gewesen, der als die Personifikation für Krankheit und Schmerzen galt und tatsächlich in Legenden bekannt war. Dass er beabsichtigte von seinem Schlachthof aus ein neues Virus zu verbreiten, war sehr beängstigend gewesen. Ich wagte es nicht mir die Folgen vorzustellen was fleischfressende Bakterien alles anrichten könnten. Dagegen würde es wohl keine Impfung mehr geben.
Der Schluss war wie gewohnt, bei Ian Rolf Hill, sehr gewaltig gewesen. Es war für mich schon am Rand der Unglaubwürdigkeit gewesen, wenn man bedachte gegen welche Übermacht Zamorra und Nicole hier kämpfen und siegen mussten. Der Kampf wäre aber ein Fest für Sam McTaggert gewesen, der leider nicht dabei sein durfte. Es schien mir so als ob Ian Rolf Hill hier unbedingt noch einmal zuvor Versäumtes nachholen wollte. Der Roman hatte zuvor doch einige Längen und Durchhänger gehabt, die für mich durch zu lange Monologe über Corona oder Massentierhaltung verursacht wurden. Dass war schon teilweise zu Lasten der Spannung gewesen. Das Ende war nicht umsonst mit einem Fragezeichen versehen worden. Es wurden zwar keine Namen genannt, aber es war schon offensichtlich gewesen, dass Asakku nun bei der bekannten Fleischfirma eines ehemaligen Schalke Präsidenten in Rheda-Wiedenbrück anheuerte. Ein wirklich guter Clou am Schluss.
Was die Wirksamkeit des Impfstoffes betraf möchte ich mich aber nicht der Meinung aus dem Roman anschließen. Hier hinterließ Ian Rolf Hill den Eindruck zu den Impfgegnern zu gehören. Ich bin mittlerweile fertig geimpft und hoffe daher auch, dass der Impfstoff die Pandemie verdrängen und der gewohnte Alltag wieder zurückkehren wird.
Insgesamt hatte sich Ian Rolf Hill mit dem schwierigen und undankbaren Thema aber recht gut auseinander gesetzt. Vergleiche wie es andere Autoren machen würden, gab es ja derzeit noch nicht. Ich werde mal gespannt abwarten, wie es zum Beispiel Klaus-Peter Wolf machen wird, der das Thema Corona-Virus in seinen nächsten Ostfriesen-Krimi einbauen möchte.
Der Roman war für mich insgesamt etwas schwierig zu bewerten. Am Ende habe ich mich für die Note 3 = Befriedigend entschieden und vergebe daher 3 von 5 Amuletten. Nach der im Forum üblichen Wertung habe ich mit einem guten Mittel abgestimmt.
Nordsee oder Ostsee? - Hauptsache Meer !
Lieblingsfußballvereine: FC Schalke 04, Holstein Kiel, SV Meppen, FC Hansa Rostock, VfB Oldenburg, VfB Lübeck, Kickers Emden
Sympathien für VfL Osnabrück und FC Erzgebirge Aue.
__________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Sinclair am 12.06.2021 13:22.
Zitat:
Original von Redaktion Zamorra
Lieber Sinclair,
vielen Dank einmal mehr für deine ausführliche Kritik und dein waches Auge. Die "gepackten Koffer" gibt es nicht mehr. Gerade Nicole mit ihrem Modefimmel packt je nach Lust und Laune ein. Außerdem je nach Breitengrad kurzfristig bedarfsgerecht. Letzteres gilt auch für Zamorra.
Aha, das war einmal ein langer Standard in der Serie gewesen. Also auf diesem Gebiet auf zu neuen Ufern.
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Ich habe festgestellt dass es zu diesem Roman bereits vier Abstimmungen vor und eine nach mir gegeben hatte. Leider gab es noch keinen wörtlichen Text dazu. Es ist sehr schade dass scheinbar nicht jeder Abstimmende zumindest einen kleinen Text zum Roman schreibt. __________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Sinclair am 11.06.2021 15:54.
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Da ich ja sowieso dafür bekannt bin auf Kleinigkeiten zu achten, auf S 44 :… Nicole verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Ihr Blick flirrte zwischen Zamorra und dem Arzt hin und her. »Moment mal, die Asag Holding GmbH importiert doch ebenfalls Fleisch nach China.«
… aus oder nach China? und was hätte Obelix zu solch "kleinen" Schweinen gesagt ?
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Zitat:
Original von ufo-bote
Da ich ja sowieso dafür bekannt bin auf Kleinigkeiten zu achten, auf S 44 :… Nicole verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Ihr Blick flirrte zwischen Zamorra und dem Arzt hin und her. »Moment mal, die Asag Holding GmbH importiert doch ebenfalls Fleisch nach China.«
… aus oder nach China? und was hätte Obelix zu solch "kleinen" Schweinen gesagt ?
Sehr gut aufgepasst ufo-boote. Diese Stelle habe ich überlesen.
Ein Import nach China kann nicht funktionieren, weil es ja ein Export wäre. Also müsste das Fleisch aus China gekommen sein.
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