Luguri der Erzdämon liegt in seinem ewigen Bannschlummer. Dabei träumt er gar schreckliche Dinge, zum Beispiel muss er gute Taten vollbringen. Dann wird er von der Schwarzen Familie erweckt. Für ihn nur schwache Abziehbilder der alten Dämonen wie ihn. Wisst ihr, woran man gefährliche Gegner erkennt? Daran, dass sie ständig erwähnen müssen, wie gefährlich sie sind und was für gemeine fiese Taten sie geplant haben. __________________
Erstmal kommt er bei Hekate unter und lässt sich darüber aus, wie feige die Dämonen geworden sind. Agieren aus dem Verborgenen heraus und wollen nicht, dass die Menschheit von ihrer Existenz erfährt. Damals, zu seiner Zeit, war alles besser. Diese Jugend von heute, schlimm. “Wir werden der Welt ein Signal geben“, rief Luguri. „Ein Fanal des Bösen und der schwarzen Magie soll sich in die Schafsgehirne der Menschen einbrennen.“ New York soll das Ziel sein. Doch zuerst erfreut sich Luguri an einer Schwarzen Messe. Die natürlich viel schlimmer als sonst ist und sogar Hekate schockt. Der Leser darf nicht vergessen, dass Luguri nicht normal böse, sondern bitterböse ist, also muss er alles toppen.
Das New Yorker Starmedium Shirley La Motte hat heute eine ganz besondere Beschwörung geplant, denn die Sterne stehen günstig wie selten. In ihrer Selbstüberschätzung beschwört sie natürlich ausgerechnet Luguri. Der dreht den Spieß um und nutzt ihren Körper für ein Ritual, bei dem das Hotel, in dem sie sich befinden, von einer schemenhaften Aura umgeben wird. Wer das Hotel betreten will, der stirbt qualvoll. Das sollte reichen, um ein Zeichen zu setzen. Es folgen noch einige kurze Szenen, wo Hotelgäste den Tod finden.
Die Polizei ist jedenfalls ratlos. Was mit dem „Atlantic Palace Hotel“ los war, wusste Sergeant Bill Pattern nicht, aber es handelte sich hier eindeutig um einen Katastrophenfall, denn im Hotel befanden sich viele Hundert Menschen. Hier spielte sich vielleicht das größte Verbrechen ab, das New York je erlebt hatte. Dorian Hunter befindet sich gerade mit Magnus Gunnarsson und dem Steinzeitmensch Unga in New York. Sie haben im magischen Ys-Spiegel die New Yorker Skyline gesehen und sind sofort aufgebrochen, irgendwas muss das ja bedeuten. Unga macht in seiner Notgeilheit wieder etwas Ärger. Dorian sah sich mit dem Cro Magnon eine Show in einem Broadwaytheater an und hatte Mühe, Unga zurückzuhalten. Der Cro Magnon wollte unbedingt auf die Bühne zu den hübschen spärlich bekleideten Mädchen. Aber das macht ihn ja nur sympathisch, was? Man kann es ihm nicht übel nehmen.
Später erfahren sie von dem abgeschotteten „Geisterhotel“ und wissen, dass der Spiegel nicht gelogen hat. Inzwischen sind alle auf den Beinen. FBI, CIA, Presse und massig neugierige Passanten. Das war es dann wohl mit der jahrtausendelangen Geheimhaltungsstrategie der Schwarzen Familie und ihren strengen Regeln. Luguri weiß eh alles besser und scheißt darauf. Was kümmert es ihn, dass die Welt sich während seiner Abwesenheit weiter gedreht hat? Also macht er weiter, lässt ein riesiges Sauriermonster auf dem Hoteldach erscheinen oder hüllt das Gebäude in teerartige Schwärze. Dabei gehen auch ein paar Armeehubschrauber drauf und alles wird von Passanten und Fernsehzuschauern beobachtet.
Man will Dorian natürlich nicht in das abgeriegelte Gebiet vorlassen, logisch. Leider hat man wohl nur die Straßen abgesperrt und nicht die Häuser. Das Dämonenkiller-Trio betritt also einen Häuserblock vor der Absperrung und verlässt es hinter der Absperrung. Bei so einem Szenario kann man schonmal etwas nachlässig sein. Es gibt schlimmeres. Zum Beispiel wenn am Montagmorgen in der Dienststelle der Kaffeeautomat spinnt. Dorian fragte sich, was vorgefallen sein mochte, dass die Schwarze Familie sich zu einem derart spektakulären Coup entschlossen hatte. Bisher hatten die Dämonen größtenteils im Verborgenen agiert.
Shirley La Motte erwacht in ihrem Hotelzimmer und stellt fest, dass ihr jemand das Herz herausgerissen hat. Dafür pocht nun eine kristallene Masse in ihrer Brust. Von Luguri fehlt jede Spur, doch die Tarotkarten lassen schlimmes erahnen. Shirley versucht das Hotel zu verlassen. Überall werden Gäste von grausigen Monstern gejagt. Am Hoteleingang hält die magische Barriere sie ebenso auf, wie die anderen Gefangenen. Shirley La Motte schrie auf, als sie merkte, dass ihre Glieder ihr nicht mehr gehorchten, dass ihre Beine sie in die Hotelhalle zurücktrugen.
Die Dämonenkiller haben das Hotel eine Weile aus der Ferne beobachtet und wollen jetzt eingreifen. Zwar ist das Gebäude von der Armee umstellt, aber damit hält sich Earl Warren nicht lange auf. Magnus Gunnarsson war eine bekannte Persönlichkeit. Man wusste, dass er ein Fachmann für Übernatürliches und Okkultes war; es wurden ihm geheimnisvolle Kräfte und Fähigkeiten nachgesagt. General Lewis D. Mathers, vollkommen ratlos, wollte nur zu gern seinen Rat einholen. Dass man nichts von der Existenz des Okkulten weiß, gilt wohl nur für die Schwarze Familie und ihr Treiben. Allgemeine Magie ist akzeptiert und niemand hält Magnus Gunnarsson für verrückt, weil er ein Experte auf dem Gebiet ist. Keine Ahnung. Normalerweise wird gerade die Army in solchen Belangen als extrem skeptisch dargestellt, aber was weiß ich. Wie gesagt, der Autor lässt sich von solchen Details nicht beirren, der Plot muss fix weiter voranschreiten.
Aber nicht zu schnell. Es folgen einige vergebliche Versuche, den Schleier um das Hotel zu durchbrechen, alles von der Presse festgehalten. Gunnarsson reckte die Hände empor. Wieder umgleißte ihn grelles Licht, kam es zu statischen Entladungen, und leuchtete das Elmsfeuer. Das Bild, mit Teleobjektiven aufgenommen, ging um die Welt. Magnus Gunnarssons Ruhm erhielt neue Nahrung. Ich verstehe es echt nicht, aber darüber kann ich mich später auslassen.
Indes versuchen die Gefangenen weiter, das Hotel auf verschiedenen Wegen zu verlassen. Einer Gruppe, die es über die Kanalisation probiert, gehört ein Freak mit magischem Wissen an. “Ich glaube, es gibt einen Weg, den Bereich hier zu verlassen“, sagte der Freak nun. „In den Kleidern der beiden Männer, die in der magischen Sperre umgekommen sind.“ Die anderen starrten ihn an. „Diese Kleider sind magisch aufgeladen“, erläuterte der Freak. Ah, ja, völlig logisch. Ich freue mich schon darauf, wenn das nach dem Roman vergessen wird, falls man mal wieder magische Barrieren durchdringen will. Man braucht also nur „magisch aufgeladene“ Klamotten, die man vorher dagegen geworfen hat. Der Freak schafft es so, die magische Wand zu durchschreiten, doch Luigis Magie ist zu stark und er stirbt kurz darauf. Für Dorian ist die Sache klar, jetzt sind die Klamotten sogar doppelt magisch aufgeladen und es sollte funktionieren. “Keine Angst, ich werde schon ins Hotel kommen. Ich spüre es.“ Unga begleitet ihn , als magisch begabter Steinzeitmensch ist er ziemlich robust gegen schwarze Magie.
Sie schaffen es, lebend ins verwüstete Hotel zu kommen. Da greifen die Dämonen an. Duzende. Der Ys-Spiegel ist aber mächtig genug, um sie zu vernichten oder zu vertreiben. Bevor sie Luguri erreichen, stellt sich ihnen Hekate in den Weg. Sie wollte Unga hinter sich herlocken, von dem Dämonenkiller fort. Es gelang ihr. Dorian Hunter blieb allein zurück. Auch weil er inne hält, um ein paar verängstigten Kindern zu helfen. Er ist nun auf sich gestellt und den mächtigen Spiegel darf er nicht zu oft einsetzen, weil er von seiner Lebenskraft zehrt.
Endlich treffen die beiden aufeinander. Im Zentrum des Hochhauses lauerte der Erzdämon in einem aufgerissenen Liftschacht. Er hatte sein Ziel erreicht und den Menschen die Existenz der Dämonen vor Augen geführt. Jetzt wollte er als Krönung seines Unternehmens den Dämonenkiller hinrichten und den Ys-Spiegel an sich bringen. Das scheint ihm tatsächlich zu gelingen, denn durch die mehrmalige Benutzung des Artefaktes ist Dorian zu geschwächt, um Gegenwehr zu leisten. Das Heftromantiming muss zuschlagen. Unga erreicht bei seiner Verfolgung Hekates zufällig ein Loch im Hotel über Dorian und Luguri. Gerade dann, als der Erzdämon sich den Spiegel krallen will. Todesmutig springt Unga ihm entgegen. Es war ein Todessprung, aber Unga schaffte ihn. Er flog durch die schwarze Wolke hindurch, die Luguri darstellte, und traf La Papesse wie ein Geschoss. Mit ungeheurer Wucht schmetterte sie der Körper des herabstürzenden Cro Magnons auf den Boden. Shirley La Motte brach sich das Genick und schlug sich den Schädel ein. Viel wichtiger aber war, dass ihr kristallines Herz in unzählige kleine Fragmente zerbarst. Das Kristallherz war nämlich der Katalysator für die magische Barriere, die nun zusammenbricht. Durch diese Heldentat ist Dorian plötzlich motiviert und hat doch noch Kraftreserven, um sich Luguri zu widersetzen. Schließlich will Dorian sogar den Spiegel einsetzen, auch wenn er seinen Tod bedeuten würde. Luguri verzieht sich lieber und ist im Endeffekt damit kein Stück besser als die „feigen Dämonen“, die er so verlacht. Am Ende kracht das gewaltige Hochhaus noch zusammen und die Dämonenkiller werden auf unbekannte Weise gerettet, was aber ein Problem für einen späteren Roman ist.
Uff. Was sollte das denn? Ist dieser Roman wirklich nach fast 100 Romanen ein Wendepunkt für den DK? DIE große Offenbarung. Dämonen existieren tatsächlich! Hat das Versteckspiel der Schwarzen Familie ein Ende und die Regeln werden neu geschrieben? Könnte man meinen und falls das von großer Hand geplant war und jetzt dauerhaft umgesetzt wird, finde ich diesen Schritt sehr beachtenswert. Jedoch…es liest sich irgendwie anders. Zumal dieses Thema „Öffentlichkeit weiß nichts von Magie“ wie in vielen anderen Heftromanserien beim DK von Anfang an nicht wirklich ernst genommen wurde. Hier zum Beispiel ist Magnus Gunnarsson global bekannter und anerkannter Experte für Zauberei und Okkultes, obwohl ja angeblich niemand an sowas glaubt.
Dann haben wir da den neuen Überdämon Luguri. Er konnte mit diesem Einstiegsroman bei mir nicht überzeugen. Earl Warren bemüht sich zu übertrieben ihn als bitterbösen fiesen Dämon darzustellen, der so viel schlimmer ist als die anderen. Im Endeffekt meckert er aber meistens über die neue Generation und fantasiert sich irgendwelche bösen Pläne zusammen. Nur damit er beim Finale vor Dorian abhaut, wie alle anderen zuvor. Der perfekt passende Modebegriff für ihn ist „Boomer“. Ich verstehe total, warum Hekate so genervt von ihm ist.
Der Roman an sich ist solide. Zu viele unwichtige Nebenpassagen. Zum Beispiel die ganzen kleinen Absätze über von Dämonen geplagten und gejagten Hotelgäste. Kann man vielleicht unter „subjektive Präferenz“ abtun. Dass Earl Warren es sich stellenweise extrem einfach macht, kann ich aber nicht so einfach übersehen. Wie die Dämonenkiller durch die Straßensperre kommen ist einfach dämlich und die Erklärung mit den magisch aufgeladenen Kleidungsstücken fragwürdig.
Für mich gibt es zwei Möglichkeiten und beide gefallen mir nicht. Wenn dieser Roman für den Rest der Reihe Folgen haben wird und man Luguri noch vernünftig ausbauen will, wieso hat diesen so wichtigen Schlüsselband keiner der Serienschöpfer geschrieben? Ich als Fan von Neal Davenport behaupte einfach mal, dass er dieses Handlungskonzept besser umgesetzt hätte. Und Ernst Vlcek wäre es sicher besser gelungen, Luguri darzustellen. Als andere Möglichkeit ist dieser Roman vielleicht gar nicht so wichtig, wie er erscheint, und da kann man auch mal einen „Co-Autoren“ ranlassen.
Earl Warren hat neutral betrachtet einen ordentlichen Job gemacht, der für einen netten DK der Woche reicht. Wirklich GUTe
(6 von 10 Freaks).
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
Da will ich ganz ehrlich sein, dass mir der Roman so gar nicht zusagt. Zu viel Bombast und Action, und ähnlich wie bei Tangaroa stört hier, dass die Weltöffentlichkeit von der Existenz von Dämonen erfährt. Luguri als dämonischer Haudrauf und großmäuliger Rabauke war ein absoluter Fehlgriff und Rückschlag in der Serie; zudem lesen sich die Schilderungen von Exklusiv-Interviews mit und Liveschaltungen zum Erzdämon wie eine Persiflage, die der Serie die Ernsthaftigkeit nehmen. __________________
Lediglich der mysteriöse Anruf, dessen Ursprung man erst viele Wochen später erfahren wird, war ein feiner Einfall - und die Titeländerung gegenüber der Erstauflage eine große Verbesserung.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Ok, ich muss zugeben, dass ich manche Zwischen-Szenen beim DK nur überfliege. Inzwischen weiß ich schon, wohin die Reise in manchen Absätzen geht. Wie bei Darks aktuellen JS tut das dem Lesespaß nur gut. Ist vielleicht falsch für eine gute Rezi, aber man muss Abstriche machen. __________________
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller
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Zitat:
Original von Tulimyrsky
Zitat:
Original von Das Gleichgewicht
aber man muss Abstriche machen.
Dann bist du also Dämonologiker
Als Dämon fängt man sich öfter Geschlechtskrankheiten ein, als du denkst. Irgendwer muss den Job ja machen.
Ein Höllenjob für Gleichgewicht sozusagen...
Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller