Band 87: Im Schloß des teuflischen Zwerges
Schwefelgelbe Blitze zuckten aus dem wolkenverhangenen Himmel. Gleich darauf rollte berstender Donner über das Land. Bäume und Sträucher bogen sich unter dem peitschenden Wind. Gewaltige Wassermassen prasselten auf die Erde. Graue Gemäuer ragten düster empor, schienen von den jagenden Wolken umschlungen zu werden.
Das Schloß stand auf einer riesigen Felsklippe, unter der das Meer brandete. Die meterhohen Wellen kletterten gischtsprühend an den steilen Felsen hoch. Im Südturm des Schlosses brannte Licht. Über fünfzig brennende Kerzen erhellten einen großen Raum und warfen zuckende Schatten über die unverputzten Wände, an denen Bilder und Waffen hingen. Verstaubte Ritterrüstungen, von Spinnweben überzogen, lehnten in den Ecken.
In der Mitte des Zimmers stand ein Altar aus schwarzem Stein, von dem ein unheimliches Glühen ausging. Ein großes, in Leder gebundenes Buch lag auf dem Opfertisch. Es sah sehr unansehnlich aus und mußte schon uralt sein. Dahinter stand eine kleine bucklige Statue. In dem verzerrten Gesicht funkelten zwei rotglühende Augen. Sie strahlten ein teuflisches Feuer aus. Die Arme des höchstens einen halben Meter großen Standbildes waren gekrümmt, und die Hände endeten in Krallen.
Mitternacht. Dumpf hallten Glockenschläge durch den Turm. Knarrend schwang die große Portaltür zurück, die in das Turmzimmer führte. Ein eisiger Luftzug brachte die zuckenden Kerzen fast zum Erlöschen.
Erscheinungsdatum: 18.10.1977
Autor: Jürgen Duensing
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