Es geht rund in Berwick-upon-Tweed, auch kurz nur Berwick genannt, einem englischen Städtchen direkt an der schottischen Grenze. Mehrere Menschen begehen Selbstmorde und sind wenige Tage später wieder voll da, mit neuem Lebensmut ausgestattet und besser drauf als zuvor. Was sind das bloß für tolle Ärzte in der Klinik? Was die Menschen jedoch nicht einmal ahnen: Hinter ihnen steht ein Dämon, der sich Olbaid nennt. Er verleiht ihnen die Macht, kurz zuvor freiwillig aus dem Leben Geschiedene wiederzubeleben in des Dämons Sinn. Speziell Edward Jenkins wird sein Statthalter, denn der skrupellose Geldhai passt perfekt in des Dämons Pläne. Es scheint nichts zu geben, was ihn daran hindern könnte, die Stadt voll und ganz zu übernehmen. Die drei Ärzte schaffen sich mit Olbaids Hilfe auch einen »Golem«, aber nicht aus Ton, sondern mit einem Skelettgerüst und einer Haut, beides härter als Titan. Und dieses Wesen verwüstet eine Bank, trägt einen Tresor mit 15 Zentnern Gewicht auf seinem Rücken davon, lässt Polizeikugeln an sich abprallen, tötet gewissenlos ihm im Wege stehende Menschen und entkommt spurlos. __________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Shadow am 12.08.2024 23:56.
Bald darauf gehen in Berwick die Uhren anders, ohne dass die meisten Menschen das bewusst mitbekommen. Olbaid wähnt sich bereits am Ziel, wäre da nicht das kleine Team der »Ghost Squad«, das sich aufmacht nach Berwick, um vor Ort nach dem Rechten zu sehen ...
Meinung: Hm, ja. Ein recht toll beginnender Roman, der genau bis zur Seite 32 ohne die »Ghost Squad« agiert. So haben die einzelnen Begebenheiten in Berwick beinahe epische Aufbereitung, und der Leser folgt immer gespannter dem Agieren des Superdämons Olbaid, der sich Person um Person für seine Zwecke holt. Dieses Handlungsgerüst ist beinahe in jedem Roman bisher dasselbe. Mit dem Auftauchen der Geisterjäger fällt meistens die Spannung etwas ab, was auch diesmal passiert, allerdings sind die Aktionen McAllisters und Sergeant Neville Ashleys (Gaby O'Connors musste diesmal im Yard bleiben!) plausibler in die restliche Handlung eingebaut. Meines Erachtens hätte dieser Plot beinahe einen Zweiteiler abgeben können, so komplex war der Beginn, aber McAllister weiß immer zu schnell Bescheid über alles und benötigt auch kaum ein paar Schweißtropfen, um dem dämonischen Treiben ein Ende zu bereiten.
Das ist für mich der Knackpunkt: Wie ich den vielen Rezensionen und Kommentaren zu den Sinclair-Heften eines bestimmten Autors in diesem Forum entnehme, geschieht auch dort beinahe jedes Ende auf dieselbe Weise, nämlich der Geisterjäger zückt sein Kreuz – und alle Dämonen sind futsch. Es sieht fast so aus, als hätten beide Autoren voneinander gelernt, denn auch hier ist der Showdown wieder äußerst kurz. Neville Ashley beseitigt den unzerstörbaren »Golem« mit links und McAllister vertreibt Olbaid einfach mit der Nennung dessen richtigen Namens!
Somit werden wir es wieder mit Olbaid zu tun bekommen, spätestens in SGK 129 »Olbaid, der Knöcherne«. Hoffentlich hat er bis dahin gelernt, der »Ghost Squad« mehr Paroli bieten zu können ...
Fazit: Guter Beginn, gute Entwicklung der Handlung, schlechtes, viel zu hastig heruntergespultes Ende. Speziell das mühelose Austreiben des Oberdämons empfinde ich als großes Ärgernis. Da hätte sich der Autor ruhig etwas mehr einfallen lassen können (siehe Spoiler, wer es genau wissen möchte).
Deshalb gibt es von mir nur 2 von 5 Punkte.
Das Titelbild stammt von Meister Lonati, und es ist wieder recht unheimlich anzusehen. Hat aber diesmal mit der Handlung rein gar nichts zu tun. Es sei denn, man sieht in der komischen gelben Spinne Olbaid und die in dem gelben Netz hängenden Menschen als seine Opfer. Aber das ist sehr weit hergeholt. Die Burg dahinter ist eindeutig eine Burg und keine Klinik. Handwerklich aber in Ordnung, deshalb gibt es dafür 2,5 von 5 Punkte (in der Anzeige halt 3).
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.