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Zamorra Zamorra ist männlich
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Dabei seit: 03.06.2011
Beiträge: 162

06.06.2011 11:53
VHR Band 11: Die Nacht der Affen von James R. Burcette
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Dr. Ragors Experimente sind genial und grausam zugleich. Er verwandelt Menschen in Affen, indem er intelligente Gehirne in Gorillaschädel verpflanzt. Ein Rudel von dienstbaren Ungeheuern schafft dem besessenen Forscher immer neue Opfer heran. Auf den Spuren der verschwundenen Vicky Fairland gerät auch ein junger Privatdetektiv in die Fänge des Teufels mit dem Skalpell. In einer einsamen Moorgegend erlebt er am eigenen Körper das furchtbare Experiment ...



Verfasst von James R. Burcette (= Kurt Luif)

Nach einer Idee von Hans Gamber

Titelbild von Carolus Adrianus Maria Thole

Erschienen am 30.01.1973

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Talis Talis ist männlich
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Dabei seit: 30.07.2016
Beiträge: 4509

12.08.2016 16:28
RE: VHR Band 11: Die Nacht der Affen von James R. Burcette
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Das Lesen von Kurt Luifs erster Grusel-Roman ist auch nach über 43 Jahren ein Genuß.
Kurt Luif hat seine eigene Art eine Geschichte zu schildern.
In einem Interview mit mir, hat er mal geschildert, wie er Gruselromanautor wurde und Autor dieses Roman wurde...
Frage: Wie kam Herr Bernhardt auf dich?
Kurt Luif: Für Bernhardt war ich eine Art Horror-Spezialist, denn ich hatte für ihn drei Horror-Anthologien für HEYNE zusammengestellt. Hugh Walker, dessen Agent ich damals war, machte mit. Sein erster Roman gefiel so gut, dass er als Band 1 erschien. Einige Autoren schickten mir Exposés, die aber alle von Bernhardt abgelehnt wurden. Bernhardt schrieb mir da einige empörte Briefe, die ich den Fans nicht vorenthalten will.
Am 3.2.72:
„Ich möchte Ihnen heute ein offenes Wort sagen: Ich habe die Horror-Serie begonnen unter der Voraussetzung, daß Sie als Spezial-Horror-Agent mir bei der Programm-Gestaltung helfen. Aber ich muß sagen, ich bin enttäuscht. Sie haben mich bisher im Stich gelassen. Ich möchte Sie bitten, mich unter allen Umständen zu unterstützen und Ihre Autoren für diese neue Reihe zu aktivieren.“

Am 8.3.72:
„Ich habe es noch nicht aufgegeben, mit Ihnen auf dem Gebiet des Horror-Romanes zusammenzuarbeiten. Bisher haben mir Ihre Autoren Exposés zugeschickt, die für mich aber nicht akzeptabel waren. Nun mache ich es umgekehrt. Nun sende ich Ihnen ein Exposé, das ich hier habe anfertigen lassen und von dem ich überzeugt bin, daß nach ihm ein guter Horror-Roman geschrieben werden kann, wenn es in den Händen eines guten Autoren liegt.“
DIE NACHT DER AFFEN war dieses Exposé. Ich fertigte Kopien an und schickte das Ding einigen Autoren zu. Alle lehnten empört ab, diesen „Schwachsinn“ zu schreiben.

Bernhardt am 15.4.72:
„Bitte rufen Sie mich unbedingt an. Ich habe sehr wichtige Fragen an Sie zu stellen, u.a. über das Exposé, das ich Ihnen vor einigen Wochen zugeschickt habe. Leider erhielt ich keine Antwort.“

Am 19.6.72:
„Ich möchte jetzt eine ganz kurze und schnelle Entscheidung. Wenn Sie das Affen-Exposé nicht endgültig bei einem guten Autor unterbringen, und mir einen Ablieferungstermin nennen können, bitte ich Sie, mir das Exposé zurückzuschicken, da ich es für eine Presseaktion benötige.“

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Pabel-Verlag keine Ahnung, dass ich selbst schon etliche Romane und Kurzgeschichten verbrochen hatte. Nun wurde mir die Sache zu blöd. Ich setzte mich am selben Tag hin, las mir das Exposé durch, hockte mich an meine Schreibmaschine und klopfte in zwei Stunden die ersten zehn Manuskriptseiten herunter, versah das Ding mit dem Pseudonym James R. Burcette, das ich einmal für eine Story verwendet hatte, steckte die Seiten in einen Briefumschlag und sandte sie noch am gleichen Tag an Bernhardt. Ehrlich gesagt, ich erwartete, dass es abgelehnt werden würde. Aber es sollte anders kommen…

Schon am 22.6.72 antwortete Bernhardt:
„Ich danke Ihnen sehr für die prompte Bedienung. Die Leseprobe aus DIE NACHT DER AFFEN hat uns ausgezeichnet gefallen und ich bitte Sie das Manuskript in Auftrag zu geben. Ich würde mich freuen, wenn ich das Manuskript möglichst bald bekommen würde, damit ich es gleich unter die ersten Nummern bringen kann. Bitte teilen Sie mir noch den Namen des Autors mit, ich schicke Ihnen dann umgehend den Vertrag zur Unterschrift zu. Noch eine Kleinigkeit: Sagen Sie dem Autor doch bitte, er möge seinen Helden nicht so viel ‚knurren‘ und ‚grunzen‘ lassen. Das war das einzige, was uns an seinem Stil ein wenig gestört hatte.“

Na, da hatte ich den Scherm auf, wie man bei uns sagt. Fluchend schrieb ich den Roman fertig und sandte ihn am 7.7.72 nach München. Niemals mehr schreibe ich so einen Quatsch, schwor ich.

Aber der gute Bernhardt hatte anderes im Sinn. Sein Brief vom 13.7.72 löste bei mir zwiespältige Gefühle aus.
„Lieber Herr Luif, ich danke Ihnen für die Übersendung des Manuskriptes James R. Burcette DIE NACHT DER AFFEN. Unser Lektorat hat den Roman gelesen, und ich habe ihn ebenfalls überflogen. Der Autor hat meiner Meinung nach seine Aufgabe ausgezeichnet gelöst, und ich bitte Sie, ihn auf alle Fälle für unsere neue „Vampir-Reihe“, die wir im September starten, zu reservieren. Ich schicke Ihnen in den nächsten Tagen ein neues Exposé zu, und bitte Sie, denselben Autor mit der Ausarbeitung zu beauftragen.“

Der Roman schien Bernhardt tatsächlich gefallen zu haben, denn er zahlte freiwillig um 200,-- DM mehr, als vereinbart gewesen war.
Ich versuchte mich zu drücken, und antwortete: „Der Autor schreibt für zwei Krimi-Serien, gelegentlich SF, aber hauptsächlich Kurzgeschichten. Ich hoffe aber, dass er auch Zeit finden wird, an Ihrer VAMPIR-Reihe ständig mitzuarbeiten.“

Doch Bernhardt ließ nicht locker. Sein Brief vom 27.7.72 und das beigelegte Exposé rief bei mir Magendrücken hervor.
„Ich habe wieder ein Exposé anfertigen lassen. Es soll eine Serie unter dem Titel „Der neue Frankenstein“ werden. Ich habe die Absicht, dieses Frankenstein-Thema in wenigstens 4 –- 5 Romanen erscheinen zu lassen und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Ihr Autor, der schon für uns DIE NACHT DER AFFEN geschrieben hat, nach diesem Exposé einen zünftigen Frankenstein-Roman und auch die weiteren Folgen schreiben würde. Das Ende des Romanes muß so gestaltet werden, daß der Leser weiß, die Serie wird vorgesetzt.“

Also schrieb ich Band 1 und 2 von DER NEUE FRANKENSTEIN. Dann hatte ich endgültig genug und brachte die Mini-Serie mit dem dritten Band zum Abschluß.
Peinlich wurde die Angelegenheit für mich, als Bernhardt diesen James R. Burcette endlich einmal kennenlernen wollte. Er sollte auf Verlagskosten nach München fahren. Ich überlegte ziemlich lange, dann griff ich zum Telefon und gestand Herr Bernhardt, dass ich dieser geheimnisvolle Autor bin. Im Herbst war ich dann in München und wurde von Herr Bernhardt bekniet, weitere Romane zu schreiben. Müller-Reymann wollte, daß ich FLEDERMAUS-Krimis schreibe, was ich auch tat.


Hier der Link zu gesamten Interview
http://www.zauberspiegel-online.de/index.php/durchblick-hintergrnde-mainmenu-15/-im-gesprch-mit--mainmenu-179/6739-kurt-luif-ber-leben-schreiben-sf-vampire-und-dmonen-teil-2

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dark side dark side ist männlich
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Dabei seit: 10.01.2010
Beiträge: 10413

12.08.2016 19:42
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@Talis
Toller Service Daumen_hoch . Die Geschichte bzw. der Schriftverkehr zwischen Bernhardt und "Phantom" James R. Burcette .....einfach nur herrlich Daumen_hoch . Diese kleinen Anekdoten sind wie das Salz in der Suppe ..danke. Ach übrigens, das Sahnestückchen befindet sich schon mal in meiner Schatzkammer (Z1 natürlich Love ) .

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Talis Talis ist männlich
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Dabei seit: 30.07.2016
Beiträge: 4509

14.08.2017 12:16
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Hier mal der Anfang vom Roman. Viel Spaß beim Lesen...

Die Nacht der AffenDie Nacht der Affen
Vampir-Horror-Roman Nr. 11
von James R. Burcette
Dr. Ragors Experimente sind genial und grausam zugleich. Er verwandelt Menschen in Affen, indem er intelligente Gehirne in Gorillaschädel verpflanzt. Ein Rudel von dienstbaren Ungeheuern schafft dem besessenen Forscher immer neue Opfer heran. Auf den Spuren der verschwundenen Vicky Fairland gerät auch ein junger Privatdetektiv in die Fänge des Teufels mit dem Skalpell. In einer einsamen Moorgegend erlebt er am eigenen Körper das furchtbare Experiment...

***

Die Scheinwerfer des Wagens erfaß­ten eine halbverfallene Scheune. Der alte Morris ratterte über eine Stange, die quer auf der Straße lag, kam ins Schleudern und raste genau auf ein Ge­bäude zu.

Das Mädchen schloß ängstlich die Au­gen, doch der Fahrer bekam den Wagen wieder unter Kontrolle. Er gab Gas, lenkte zurück auf die Straße, schoß allerdings nur wenige Zentimeter an einem Brunnen vorbei.

„Das ist noch mal gutgegangen“, keuchte das Mädchen. „Fahr schnel­ler!“

Der Fahrer grunzte etwas Unver­ständliches.

Sie fuhren eine schmale Landstraße entlang, links und rechts lagen Felder.

„Wir haben es geschafft!“ sagte das Mädchen triumphierend. „Wir haben sie abgeschüttelt.“

Sie sah zurück, und ihre Freude er­losch. Das Scheinwerferpaar hinter ihnen kam rasch näher.

„Schneller!“ keuchte sie. „So fahr doch!“

Sie biß sich in die Hand und begann aufgeregt an ihren Nägeln zu knabbern.

Der Fahrer knurrte nur.

„Wir schaffen es nicht“, sagte das Mädchen.

Vor ihnen tauchte eine Tafel auf, die anzeigte, daß nach einer Meile eine Bau­stelle kam, mit einer Geschwindigkeits­beschränkung auf fünfzehn Meilen.

Die Scheinwerfer des Verfolgerfahr­zeugs blendeten im Rückspiegel. Als sie die Baustelle erreichten, kam ihnen ein Lastwagen entgegen.

„Du mußt bremsen!“ schrie das Mäd­chen.

Doch der Fahrer hörte nicht auf sie, sondern raste verbissen auf den Lkw zu und drückte auf die Hupe. Immer grö­ßer wurde der Kühler vor ihnen.

Jetzt ist es aus, dachte das Mädchen. Sie konnte den Blick nicht von dem Lastwagen losreißen. Automatisch drückte sie sich tiefer in den Sitz.

Der Lastwagen wich aus und stürzte beinahe die Böschung hinunter. Um Haaresbreite rasten sie an der Schnau­ze des Ungetüms vorbei.

Ein großes Insekt klatschte gegen die Windschutzscheibe, und das Mädchen erschrak. Sie drehte sich um. Ihr Verfol­ger war nicht mehr zu sehen.

„Wir müssen von der Straße 'runter“, sagte sie.

Links und rechts von der Straße war ein tiefer Graben. Und dann tauchten ein paar Häuser auf. Eine scharfe Rechtskurve führte in den Ort. Beinahe streiften sie einen Radfahrer, der wü­tend hinter ihnen herfluchte. Nach einer kleinen Steigung hatten sie den Ort wieder verlassen.

* * *

Lester Pyes trat aus Helens Inn und setzte sich seinen Sturzhelm auf. Er war seit fünf Jahren bei der Polizei und seit einem halben Jahr bei der motorisierten Streife eingesetzt.

Pyes ging gerade auf sein Motorrad zu, als der klapprige hellgrüne Morris an ihm vorbeiraste.

„Der ist wohl wahnsinnig geworden!“ knurrte er ungehalten.

Er startete das Motorrad und wollte losfahren, als ein zweiter Wagen in ihm vorbeischoß, ein schwarzer Bent­ley, der mit mehr als achtzig, Meilen dahinraste.

Pyes fuhr dem Wagen nach. Er löste das Mikrofon aus der Verankerung und meldete sich.

„Ich fahre den Zubringer zur B 54 ent­lang. Verfolge einen Morris und einen Bentley, die weit mehr als achtzig Mei­len fahren. Wahrscheinlich Teenager, die eine Verfolgungsjagd veranstal­ten.“

Er befestigte das Mikrofon und dreh­te stärker auf. Vor sich sah er die Stopp­lichter des Bentleys. Immer näher kam er, aber er konnte die Nummer nicht er­kennen. Sie war total verschmutzt.

Er schaltete die Sirene ein und schick­te sich eben an, den Wagen zu überho­len, als der Bentley nach rechts aus­scherte.

Pyes war so überrascht, daß er fast die Gewalt über seine schwere Maschi­ne verlor.

Der Bentley raste weiter.

Pyes fiel etwas zurück. Er setzte sich erneut mit der Zentrale in Verbindung.

„Das ist keine einfache Geschwindig­keitsüberschreitung“, sagte er grimmig. „Sie wollten mich in den Straßen­graben abdrängen. Ich empfehle, eine Straßensperre zu errichten.“

„Wo befinden Sie sich derzeit?“ frag­te eine harte Stimme.

„Ungefähr zwei Meilen nach Bloom­stown“, sagte Pyes. „Und zwei Meilen von der B 54 entfernt.“

„Verfolgen Sie die Wagen weiter. Wir werden den beiden den Weg abschnei­den.“

Der Bentley war jetzt ungefähr zwei­hundert Meter vor Pyes. Die Sirene heulte durchdringend durch die Nacht. Als Pyes wieder näher dran war, zog er seine Waffe und schoß auf die Reifen. Die erste Kugel fuhr in den Koffer­raum.

Er war nur noch zwanzig Meter hinter dem Wagen.

Ein Fenster des Bentley wurde her­untergekurbelt und der Lauf einer Maschinenpistole sichtbar.

Pyes sah den roten Feuerstrahl und spürte den Einschlag in seiner Brust.

Das Motorrad brach nach links aus, raste ziellos weiter, kam von der Straße ab und schoß eine Böschung hinauf. Die Maschine fiel zur Seite und begrub den Polizisten unter sich.

* * *

„Polizei!“ sagte das Mädchen. „Hinter uns ist ein Polizist. Hörst du die Sire­ne?“

Der Fahrer nickte.

„Hoffentlich knöpft er sich unsere Verfolger vor.“

Sie waren nur noch wenige hundert Meter von der B 54 entfernt. Immer wie­der sah sich das Mädchen um.

„Sie haben den Polizisten erschos­sen“, sagte sie plötzlich.

Sie hatte gesehen, wie sich die Maschi­nenpistole aus dem Fenster geschoben hatte. Ihr Gesicht war bleich, die Augen waren weit aufgerissen.

„Womit haben wir das verdient?“ fragte sie leise, doch der Fahrer gab keine Antwort.

Eine scharfe, leicht ansteigende Linkskurve lag vor ihnen. Der Fahrer stieg stärker aufs Gaspedal. Als er die zwei Streifenwagen vor sich sah, brem­ste er zwar sofort, doch es war zu spät. Der Wagen brach nach rechts aus, schlitterte auf die zwei Funkstreifenwa­gen zu, krachte gegen den Kühler des näher stehenden Wagens und drehte ihn zur Seite. Der Morris wurde herumgerissen und prallte mit dem Koffer­raum auf den zweiten Streifenwagen. Dann schleuderte er quer über die Stra­ße und gegen einen Markierungsstein. Wie im Zeitlupentempo überschlug er sich, legte sich auf die rechte Seite und kullerte schließlich den Abhang hinunter. Ein Baum stoppte ihn. Er blieb auf dem Dach liegen, nur die Räder drehten sich noch.

Inzwischen war auch der schwarze Bentley herangerast. Die Maschinenpi­stole ratterte los, und die Polizisten brachten sich hinter den Funkstreifen­wagen in Deckung. Die Kugelgarbe zer­fetzte die Reifen eines Wagens und eine der Motorhauben. Benzin rann heraus, und wenige Sekunden später stand der Wagen in Flammen.

Der Bentley hatte es geschafft.

* * *

Polizeileutnant Steve Barr schoß hinter dem Bentley her, traf jedoch nur die Rückscheibe.

„Verfluchter Mist!“ knurrte er, als er den einen Streifenwagen in Flammen aufgehen sah.

Ein Polizist holte einen Feuerlöscher hervor.

„Geben Sie sofort eine Meldung an die Zentrale durch!“ rief Barr einem Sergeanten zu. „Sie sollen auch einen Krankenwagen schicken. Ich kümmere mich mal um die Insassen des verun­glückten Wagens. Kommen Sie mit, Sergeant Collins!“

Ein magerer Polizist ging mit Barr über die Straße. Barr drehte seine Stab­lampe an. Aufmerksam leuchtete er die Böschung hinab und entdeckte die Spur, die der Wagen hinterlassen hatte.

Der Schein der Lampe fiel auf das Mädchen. Sie lag auf dem Rücken, ein Bein angewinkelt, Rock und Bluse zer­rissen.

Der Leutnant glitt weiter die Bö­schung hinab.

„Gehen Sie zum Wagen!“ rief er Ser­geant Collins zu.

Er selbst eilte auf das Mädchen zu und leuchtete ihr ins Gesicht. Es war bleich, und das blonde Haar in Blut ge­tränkt.

Barr ging in die Knie und griff nach dem rechten Handgelenk des Mädchens. Er spürte ganz schwach den Puls­schlag. Die Ernsthaftigkeit der Verlet­zungen konnte er nicht feststellen. Sie hatte Glück gehabt, daß sie aus dem Wa­gen geschleudert wurde, sonst hätte sie wohl kaum überlebt.

Das Mädchen atmete schwach. Wenn die Ambulanz bald eintraf, würde sie wohl noch eine Chance haben.

Der Leutnant wandte den Kopf. Das Feuer war gelöscht worden. Das beste war wohl, wenn er und Collins das Mäd­chen hinauf zur Straße trugen.

Als Barr Schritte näher kommen hörte, sah er auf, hob die Lampe und leuch­tete Sergeant Collins ins Gesicht.

„Was ist mit Ihnen?“ fragte er.

Collins' Gesicht war bleich wie ein frisch gewaschenes Bettuch.

„Da - ist“, stammelte er, „da - un­ten...“

„Reißen Sie sich zusammen, Mann!“ fauchte der Leutnant wütend.

Collins preßte hervor: „Kommen - Sie mit, Sir! Sie würden es mir ja doch nicht glauben.“

„Wenn es ein Blödsinn sein sollte, Sergeant, dann können Sie was erleben!“ schnauzte Barr wütend.

Collins ging vor, Barr folgte ihm.

Der Sergeant richtete seine Lampe auf den auf dem Dach liegenden Wagen. Der Lichtstrahl glitt über die hintere Tür, das zersplitterte Fenster und blieb zitternd stehen.

Barr schaltete nun auch seine Lampe ein und trat einen Schritt näher. Die vordere Tür war aufgesprungen und gab den Blick auf den Fahrersitz frei.

„Das kann es doch nicht geben!“ sagte Barr. „Da hat sich einer einen Scherz ge­macht.“

Er trat noch näher.

Hinter dem Lenkrad saß ein Affe.

„Ein Kostüm wahrscheinlich“, mein­te Barr schließlich.

Er griff nach dem Arm des Fahrers. Es war kein Kostüm. Am Steuer saß ein ausgewachsener Gorilla, fast zwei Me­ter groß.

Barr blieb wie erstarrt stehen. Das war gegen jede Vernunft. Wie war es möglich, daß ein Gorilla einen Wagen steuerte? Was hatte das zu bedeuten?

Er hörte die Sirene der Ambulanz und riß sich von dem ungewöhnlichen Anblick los.


* * *


Dave Merrick war den gurrenden Tauben am Trafalgar Square einen bösen Blick zu. Er war unausgeschlafen. Seine Augen waren stark gerötet, und sein Kopf dröhnte, als nistete ein Hor­nissenschwarrn darin.

Er war die Charing Cross Road ent­langgeschlendert, an der National Gallery vorbei. Vor einem der steinernen Löwen blieb er stehen und sah den Strand entlang. Dann überquerte er knurrend die Straße und bog in den Chandos Place ein, der eine schmale Gasse war und nicht ein Platz, wie der Name vermuten ließ. Vor dem Haus Nummer 45 blieb er angewidert stehen.

Er war sich noch immer nicht schlüs­sig, ob er nicht doch lieber nach Hause gehen und sich unter die Dusche stellen sollte. Aber sein Pflichtgefühl siegte.

Langsam stieg er die schmale Treppe hinauf. Im ersten Stock befand sich eine Presseagentur, im zweiten Stock lag sein Büro. Vor der braungestriche­nen Tür, auf der ein Messingschild ange­bracht war, auf dem Dave Merrick - Privatdetektiv stand, blieb er stehen. Er zog die Tür auf und trat ein.

Sandra war schon da. Er hörte sie flei­ßig auf der Schreibmaschine tippen.

In der Diele sah er kurz in den Spie­gel. Sein Anblick gefiel ihm gar nicht. Er zog den Schlips gerade und ging ins Büro.

Sandra hörte mit dem Schreiben auf und sah ihn an.

Dave blieb in der Tür stehen.

„Sagen Sie nichts, Sandra“, sagte er schwach. „Gar nichts.“

Sie stand auf und ging auf ihn zu.

Dave sah sie schwach lächelnd an. Sie war ein appetitlicher Anblick. Das war auch der Hauptgrund, warum er gerade sie engagiert hatte. Sie sah frisch wie der junge Morgen aus.

„Ihr Anblick erfreut mein müdes Herz“, sagte er.

„Kaffee?“ fragte sie.

Dave nickte und setzte sich hinter sei­nen Schreibtisch.

„Nicht viel reden“, sagte er und griff nach dem Telefonhörer und legte ihn ne­ben den Apparat. „Du schweigst!“ droh­te er dem Telefon.

Fünf Minuten später kam Sandra mit einer Kanne Kaffee zurück.

Nach der ersten Tasse fühlte sich Dave halbwegs wieder als Mensch.

„Sie müssen ja ganz schön getankt ha­ben“, sagte das Mädchen und setzte sich Dave gegenüber.

Ihr kurzer Rock ließ alles von ihren gutgewachsenen Beinen sehen.

„Das kann man wohl sagen“, knurrte Dave. „Heute wird Biermangel in Lon­don herrschen.“

Sandra lachte.

„Geben Sie mir mal die Zeitung!“ bat er.

„Das Mädchen griff nach dem Daily Express und hielt ihn Dave hin. Er schlug die Zeitung auf und legte sie vor sich auf den Schreibtisch.

„Haben Sie das gelesen, Sandra?“ fragte er und deutete auf eine Schlagzei­le.

„Ja. Lesen Sie den Bericht! Er wird Sie sehr interessieren.“

Dave sah sie mißtrauisch an. Kopf­schüttelnd las er den ersten Absatz.

„So ein Blödsinn“, murmelte er schließlich. „Ein Gorilla am Steuer. Den Zeitungen fällt auch nichts als Blöd­sinn ein. Dabei haben wir gar nicht den ersten April.“

Aber er las trotzdem weiter. Die Fort­setzung des Berichts stand auf Seite drei. Sein Blick fiel auf das Bild eines blonden Mädchens. Wer kennt dieses Mädchen? stand unter dem Foto.

Und plötzlich war sein Riesenkater wie weggeblasen, plötzlich war Dave hellwach. Das Mädchen kannte er. Es handelte sich um Vicky Fairland. Sie war eine Klientin von ihm. Vicky war eine schlechtbezahlte medizinisch-tech­nische Angestellte und mit einem jun­gen Arzt, der gerade mit dem Studium fertig war, verlobt. Sie wollten in drei Wochen heiraten, doch ihr Verlobter war auf einmal spurlos verschwunden. Deshalb hatte sie Dave beauftragt, ihn zu suchen. Doch Dave hatte keinen Er­folg gehabt.

Vor einigen Tagen hatte ihn dann Vic­ky atemlos aus ihrem Apartment ange­rufen und gesagt, sie sei in höchster Ge­fahr. Zwei Männer hantierten bereits an ihrer Tür herum. Das Gespräch war abrupt abgebrochen worden. Als Dave Merrick in ihre Wohnung kam, war Vic­ky weg gewesen. Die Wohnung war durchwühlt worden, Kästen und Schub­laden waren herausgerissen und alle persönlichen Papiere und Fotos von Vic­ky verschwunden.

Dave hatte den Behörden davon be­richtet, aber seitdem nichts mehr von dem Fall gehört.

Und nun las er, daß Vicky in einen Un­fall verwickelt war und daß ein Gorilla am Steuer des Unfallautos gesessen ha­ben sollte.

Gedankenverloren sah er auf den Tra­falgar Square hinaus. Das tat er immer, wenn er nachdachte. Dann fiel sein Blick auf den Kalender. Heute hätte Vic­kys Hochzeitstag sein sollen.

Dave las nochmals den Zeitungsbe­richt durch. Vicky war in ein Hospital in der Nähe von Basingstoke gebracht worden.

Dave angelte sich eine Zigarette aus einer Packung und zündete sie an, aber er bekam einen Hustenanfall und drückte die Zigarette nach zwei Zügen wieder aus.

„Sandra, beschaffen Sie mir die Tele­fonnummer vom Hospital, in dem Vic­ky Fairland liegt!“

Dave stand auf und ging im Zimmer auf und ab.

Sandra schnappte sich das Telefon und rief die Auskunft an. Dave hörte nur mit halbem Ohr zu. Er überlegte, ob er der Polizei Bescheid sagen sollte, zu­erst brauchte er noch mehr Informa­tionen.

„Die Nummer habe ich“, sagte San­dra. „Soll ich Sie verbinden?“

Dave runzelte die Stirn. „Später“, sag­te er. „Zuerst werde ich mal John His­lop anrufen.“

John Hislop war einer der Kriminal­reporter des Daily Express und ein guter Freund.

Dave wählte die Nummer der Zei­tung und verlangte Hislop. Ein Mädchen meldete sich.

„Hier Dave Merrick. Ist John in der Nähe?“

„Tut mit leid, Mr. Merrick, er ist nicht da.“

„Wo kann ich ihn erreichen?“

„Er ist nach Basingstoke gefahren.“

„Hat er den Fall mit dem Gorilla über­nommen?“ fragte Dave.

„Genau“, sagte das Mädchen. „Soll ich Mr. Hislop etwas ausrichten?“

„Das ist nicht notwendig, ich werde ihn in Basingstoke treffen.“

Dave legte den Hörer auf.

„Sie fahren ins Spital?“ erkundigte sich Sandra.

„Das ist doch wohl meine Pflicht“, meinte Dave. „Sie ist schließlich noch immer meine Klientin.“

„Sollten Sie nicht die Polizei anrufen und sagen, daß Sie wissen, daß es sich bei dem unbekannten Mädchen um Vic­ky Fairland handelt?“

Dave grunzte. „Eigentlich schon, aber ich habe nicht besonders viel Lust dazu. Das kann ich noch immer von Basing­stoke aus tun. Verbinden Sie mich mal mit dem Hospital, Sandra!“

Das Mädchen am Telefon verweiger­te jede Antwort bezüglich der Unbekannten; sie sagte nicht einmal, ob das Mädchen noch im Spital war.

„Ich fahre los“, sagte Dave. „Ich melde mich später bei Ihnen. Sollte mich je­mand verlangen, dann sagen Sie, Sie hätten keine Ahnung, wo ich mich herumtreibe.“

Er nickte Sandra zu, als er hinaus­ging.

Fünf Minuten später war Dave unter­wegs. Er kämpfte sich durch den dich­ten Verkehr und fuhr The Mall entlang. Seine Gedanken kreisten immer wie­der um Vicky Fairland.

In seiner Laufbahn hatte er es schon mit einigen seltsamen Fällen zu tun ge­habt, aber ein Gorilla hinterm Steuer - das war neu. Allerdings hielt er das Ganze immer noch für einen Irrtum. Nur eines war ihm klar: Vicky Fairland mußte in eine ganz üble Sache verwic­kelt sein. Ein Polizist war erschossen worden, ein Funkstreifenwagen in Flammen aufgegangen.

Endlich hatte er London hinter sich gelassen. Jetzt kam er rascher vorwärts. Der frische Luftzug, der durch die Fenster blies, machte ihn vollends nüchtern. Bald kam er an die Abzwei­gung nach Basingstoke, einer kleinen Stadt mit ungefähr 25 000 Einwohnern. Vor einiger Zeit hatte er einmal geschäftlich hier zu tun gehabt. Daher wußte er, wo das Victory Hospital lag. Er mußte quer durch die Stadt fahren.

Das Victory Hospital war ein uraltes Spital. Es mußte vor mehr als hundert­fünfzig Jahren gebaut worden sein und ähnelte einer Festung. Eine gut zwei Meter hohe Steinmauer schloß das Areal ein.

Dave schlenderte langsam auf den Haupteingang zu und sah gleich die Meute: Mehr als zwanzig Reporter und ein Dutzend Fotografen. Nach den fin­steren Mienen der Reporter zu schlie­ßen, war es ihnen verwehrt worden, das Spital zu betreten.

John Hislop unterhielt sich mit einer Kollegin. Hislop war Mitte dreißig und sah sehr englisch aus: hager, streng kon­servativ gekleidet, mit Melone und Re­genschirm. Hislop wußte, daß er lächer­lich wirkte, aber gerade deshalb zog er sich weiterhin so an.

„Hallo, John!“ sagte Dave.

Hislop drehte sich um und zog die lin­ke Braue überrascht hoch.

„Sieh mal einer an!“ sagte er. „Der Schnüffler vom Dienst ist auch da. Nun sag aber nicht, daß du rein zufällig hier bist.“

Dave schüttelte den Kopf.

John legte ihm die rechte Hand auf die Schulter. „Heraus mit der Sprache, alter Freund!“

„Gehen wir etwas trinken“, meinte Dave.

„Ums Eck ist ein Pub“, sagte John.

„Wer leitet die Untersuchung?“ frag­te Dave auf dem Weg ins Lokal.

„Inspektor Robert Crumb“, sagte John.

Dave verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Das hat mir gerade noch gefehlt. Der bekloppte Crumb! wie hat es denn den nach hierher verschlagen?“

„Keine Ahnung.“ John lachte. „Wahr­scheinlich war er Scotland Yard in London zu dumm und da haben sie sich ge­dacht, für Basingstoke wird es schon rei­chen.“

Dave bestellte sich Schinken mit Ei­ern und ein kleines Bier.

„Heraus mit der Sprache!“ drängte der Reporter. „Was führt dich her?“

„Später“, sagte Dave. „Zuerst habe ich ein paar Fragen an dich. Was ist an der Sache wirklich dran? Stimmt das mit dem Gorilla?“

„Es stimmt“, sagte Hislop. „Ein ausge­wachsener Gorilla saß hinter dem Steuer. Sein Schädel wurde total zerquetscht. Er wurde so zusammenge...“

„Bitte, keine Details!“ bat Dave. „Wie erklärt sich die Polizei das Ganze?“

„Keine Ahnung“, meinte Hislop unge­halten. „Die Brüder hüllen sich in Schweigen. Keine Antwort. Sie haben eine große Suchaktion gestartet.“

„Wonach?“

John Hislop kicherte. „Sie fragen her­um, ob ein Gorilla aus einem Zoo ent­sprungen ist.“

„Das ist doch Unsinn! Die glauben doch nicht, daß ein Gorilla ausbricht, sich einen Wagen stiehlt und in eine Straßensperre fährt?“

„Wahrscheinlich eine Idee von Crumb. Der hat immer so tolle Einfälle. Aber jetzt Schluß mit dem Herumgerede! Sag, was du hier suchst?“

Dave bekam den gebratenen Schin­ken mit Eiern serviert.

„Das unbekannte Mädchen ist meine Klientin“, sagte er und griff nach dem Besteck.

„Name, Adresse?“ sagte Hislop und beugte sich interessiert vor.

Dave schüttelte den Kopf. „Das sage ich dir nicht. Ich kann mich noch immer irren. Ich muß das Mädchen erst sehen, dann sage ich dir alles.“

„Hm“, machte der Reporter. „Aber wie willst du hineinkommen? Die Poli­zei läßt niemanden ins Spital.“

„Streng mal ein bißchen dein Köpf­chen an, John, dann wirst du merken, daß es für mich keine Schwierigkeit ist, zu dem Mädchen zu kommen.“

Hislop runzelte unwillig die Stirn. Es war ihm wirklich nicht klar; wie Dave Merrick das schaffen wollte.

Genußvoll aß Dave weiter. „Nun, hat es noch immer nicht gefunkt, Dave?“

„Nein, ich kann mir...“

Dave seufzte: „Und so was nennt sich nun Reporter.“ Kopfschüttelnd griff er nach dem Bierglas. „Die Polizei weiß nicht, wer das Mädchen ist, ich kann es ihr aber sagen. Hat es jetzt Klick ge­macht?“

„Verstehe“, sagte Hislop. „Aber du kannst mir trotzdem etwas erzählen“, maulte er.

„Nein, geht nicht. Berufsethik. Meine Lippen sind versiegelt. Wenn ich das Mädchen gesehen habe, gebe ich dir Be­scheid.“

John Hislop wußte aus langjähriger Erfahrung, daß es vollkommen sinnlos war, weiter in Dave Merrick zu drin­gen.

„Iß rascher, alter Freund!“ sagte er.

„Nur mit der Ruhe! Hast ist schädlich. Davon bekommt man Magengeschwüre.“

Aber er aß dann doch rascher.

Sie zahlten und gingen zum Kranken­haus. Die Reporter standen noch immer vor dem Eingang.

Hislop unterhielt sich mit einem Mäd­chen und kam dann zu Dave zurück. „In­spektor Robert Crumb ist eben einge­troffen.“-

Dave grinste. „Den wird wahrschein­lich der Schlag treffen, wenn er mich so auf nüchternen Magen sehen muß.“

Zielstrebig steuerte Merrick auf den Eingang zu.

Ein Polizist in Uniform vertrat ihm den Weg.

„Wohin wollen Sie, Sir?“ fragte er höf­lich.

„Zu Inspektor Crumb.“

„Ihr Name, Sir?“

Dave zog seine Brieftasche hervor, fischte eine Visitenkarte heraus und drückte sie dem Polizisten in die Hand.

„Privatdetektiv“, sagte der Polizist, und alle Verachtung dieser Welt schwang in dem einen Wort. „Ich glau­be kaum, daß Inspektor Crumb mit Ihnen sprechen wird.“

„Mein Bester“, sagte Dave näselnd, „wie wäre es, wenn Sie Ihre Knochen zu­sammenreißen und den Inspektor fra­gen würden?“

Der Polizist sah ziemlich böse drein. „Sie haben mir überhaupt keine Vor­schriften zu machen. Sie sind...“

Dave sah den Inspektor. Er war ein mürrischer vierschrötiger Typ mit zu langen Armen und zu kurzen Beinen. Wenn man es recht bedachte, war Crumb eigentlich nur die Karikatur eines Menschen. Sein Schädel wirkte viereckig und war vollkommen kahl, im krassen Gegensatz zu den schwar­zen buschigen Brauen.

„Inspektor!“ rief Dave und winkte.

Crumb sah auf. Sein Gesicht war eine gleichgültige Maske gewesen, doch als er Merrick erblickte, ging eine erschrec­kende Veränderung damit vor. Plötz­lich sah das Gesicht diabolisch aus.

Er stürzte auf Merrick zu. „Was ma­chen Sie hier? Sie kommen nur über meine Leiche hier herein, Sie schäbiger, aufgeblasener Schnüffler!“

Dave lachte. „Denken Sie an Ihren Blutdruck, Inspektor! Und schwingen Sie keine großen Töne, das könnte mal ins Auge gehen.“

Crumb stellte sich in Positur. „Sie sind ein frecher Kerl, Merrick. Ich habe mich redlich bemüht, daß Ihnen die Li­zenz weggenommen wird, leider ist es mir nicht gelungen. Aber...“

„Dazu gehört ein Mann mit Niveau, aber Sie...“

Der Inspektor lief rot an.

„Hauen Sie ab“, sagte er gefährlich lei­se. „Aber rasch!“

Dave zündete sich eine Zigarette an und blies Crumb den Rauch ins Gesicht.

„Tut mir leid, Inspektor“, sagte er. „Sie müssen mich hinein lassen. Ich bin gekommen, um das Mädchen zu identifi­zieren.“

Crumb sah ihn durchdringend an. „Sie kennen das Mädchen?“

„Ja.“ Dave nickte. „Ich glaube, sie ist eine Klientin von mir. Miß Vicky Fair­land. Aber das Foto in der Zeitung war nicht besonders gut. Wenn ich sie sehen dürfte, dann...“

„Ich traue Ihnen nicht, Merrick“, sagte Crumb böse. „Sie haben immer eine Menge Tricks auf Lager.“

„Die braucht man, wenn man mit der Polizei zu tun hat.“

Der Inspektor wollte wieder aufbrau­sen, überlegte es sich aber anders.

„Kommen Sie mit! Aber Gott sei Ih­nen gnädig, wenn es sich als Irrtum her­ausstellt!“

Crurnb ging vor. Dave drehte sich kurz um. Die Reporter sahen ihm neid­erfüllt nach.

Sie gingen an der Aufnahme vorbei auf die breite Treppe zu. Dave war noch nie ein Freund von Krankenhäusern ge­wesen. Der Geruch schlug sich auf sei­nen Magen. Es dauerte immer einige Zeit, bis er sich daran gewöhnt hatte.

Der Inspektor ging ziemlich rasch. Er nahm zwei Stufen auf einmal. Endlich hatten sie das zweite Stockwerk er­reicht. Die rechte Wand war ganz mit Glas verbaut, eine kleine Tür stand halb offen.

Crumb trat ein. Ein Polizist sprang auf und nahm Haltung an. Er warf Mer­rick einen neugierigen Blick zu.

Dave sah kurz aus einem Fenster in den Hof hinunter.

„Ist jemand drinnen?“ fragte Crumb.

„Ja, Sir“, sagte der Cop. „Eine Schwe­ster und ein Arzt. Niemand darf jetzt hinein.“

Der Inspektor brummte unwillig. „Sind die schon lange drinnen?“

„Seit zehn Minuten, Sir.“

„Da kann es ja nicht mehr lange dau­ern.“

„Seit wann sind Sie in Basingstoke?“ erkundigte sich Dave.

„Seit einem halben Jahr. Warum fra­gen Sie?“

„Sie sind mir schon abgegangen.“ Dave grinste. „Es ist jetzt so ruhig in London. Sie sollten zurückkommen.“

„Mir gefällt es hier besser“, sagte Crumb.

Die Tür wurde geöffnet, und ein hage­rer Assistenzarzt trat heraus, gefolgt von einer dicken Krankenschwester.

„Was wollen Sie?“ fragte der Arzt in barschem Ton Crumb.

„Die Verletzte sehen.“

„Das wird nicht gehen. Niemand darf zu ihr.“

„Nur einen Augenblick!“ flehte Crumb. „Wir werfen nur einen Blick auf ihr Gesicht, dann gehen wir.“

„Es geht nicht“, sagte der Arzt unge­duldig. „Das Mädchen liegt unter einem Sauerstoffzelt. Niemand darf hinein.“

Crumb resignierte. „Wann dürfen wir sie dann sehen?“

„In zwei, drei .Stunden, nicht früher. Schwester Anne, Sie bleiben bei der Pa­tientin! Ich komme sofort wieder.“

Die Schwester nickte.

Der Arzt warf Crumb einen hochmü­tigen Blick zu, drehte sich um und stol­zierte den Gang entlang.

„Widerlicher Hammel!“ schnaufte Crumb und hob dann die Schultern. „Aber man kann nichts machen. Kom­men Sie um drei Uhr wieder her, Mer­rick! Und sehen Sie zu, daß Sie mir in der Zwischenzeit nicht über den Weg laufen. Ihr Anblick verursacht mir Ma­gendrücken.“

„Komisch“, sagte Dave näselnd, „da geht es Ihnen ja so wie mir. Habe gar nicht gewußt, daß wir etwas Gemein­sames haben.“

Dave sah, daß der Inspektor vor einer Explosion stand, und empfahl sich. Miß­mutig stieg er die Stufen hinunter.

„Hast du sie gesehen, Dave?“ erkun­digte sich Hislop.

„Nein, die haben uns nicht zu ihr gelassen. Um drei Uhr dürfen wir es noch­mals versuchen.“

„Da müssen wir eben warten.“

Kurz nach zwei Uhr fand eine Presse­konferenz statt. Sie wurde im Aufent­haltsraum im Erdgeschoß des Spitals abgehalten. Dave war ungeniert mit den Reportern mitgegangen. Er wußte genau, daß Inspektor Crurnb nichts dage­gen machen konnte, da er einen Presse­ausweis besaß und gelegentlich für eine Presseagentur arbeitete.

Inspektor Crumb hatte an der Stirn­wand des Saales Platz genommen. Ne­ben ihm saß ein korpulenter Mann mit eisengrauem Haar und einem traurig herabhängenden Schnurrbart. Dave Merrick setzte sich zu John Hislop.

Crumb stand auf und räusperte sich.

„Meine Herrschaften“, begann er stoc­kend und rieb nervös die Hände anein­ander. „Darf ich Ihnen Dr. Steve Norton vorstellen. Er ist der Gerichtsmedizi­ner.“

Dr. Norton nickte und sprang in die Höhe. „Ich kann Ihnen den Obduktions­befund bekanntgeben. Ich konnte meh­rere Brüche feststellen, die aber nicht tödlich waren. Doch der Schädel wurde bei dem Unfall vollkommen zertrüm­mert.“

„Von wem redet er eigentlich?“ fragte Dave.

„Von dem Gorilla“, sagte Hislop leise.

„Aber der spricht ja, als würde es sich um einen Menschen handeln.“

„Herz und Lungen“, sprach der Patho­loge weiter, „waren tadellos in Ordnung. Im Übrigen keine merkwürdigen Symptome. Wenn Sie Einzelheiten wis­sen wollen, stehe ich Ihnen gern zur Ver­fügung.“

Der Reporter stand auf.

„Auf Einzelheiten lege ich keinen ge­steigerten Wert“, sagte er. „War es nun ein Gorilla oder nicht?“

„Ja, es war ein Gorilla. Ich würde sa­gen, ungefähr acht Jahre alt. Ein Männ­chen, falls Sie das interessiert.“

„Sie müssen doch irgendetwas Unna­türliches festgestellt haben, Doktor. Es ist doch unmöglich, daß ein Affe einen Wagen steuert, noch dazu mit einem Tempo von hundert Meilen.“

„Ich sagte Ihnen schon, daß ich nichts Merkwürdiges feststellen konnte“, er­widerte der Pathologe.

„Eine Frage an Sie, Inspektor Crumb“, meldete sich eine junge Repor­terin zu Wort. „Suchen Sie noch immer nach einem entsprungenen Gorilla?“

Einige lachten, und Crumb lief rot an.

„Ja, wir suchen noch immer. Viele von Ihnen finden das lächerlich, aber von irgendwo muß doch der Affe herge­kommen sein. Allerdings wird nirgends ein Gorilla vermißt, weder in einem Zoo noch in einem Zirkus. Wir wandten uns auch an alle Tierhandlungen und Pri­vatbesitzer.“

John Hislop fragte: „Ist das verletzte Mädchen schon identifiziert worden? Welche Verletzungen hat sie? Wird sie hierbleiben oder nach London gebracht werden?“

„Sie ist noch nicht identifiziert“, sagte Crumb. „Wir haben einige Hinweise be­kommen, es wurden aber mehr als zehn verschiedene Namen genannt. Wie Ih­nen wahrscheinlich bekannt ist, be­hauptet Dave Merrick, das Mädchen zu kennen. Doch er hatte noch keine Gele­genheit, sie zu sehen. Verletzungen - na ja - einige Brüche, ein Schädelbasis­bruch - es steht ziemlich ernst um das Mädchen. Wahrscheinlich wird sie noch heute mit einem Hubschrauber nach London gebracht werden.“

„Wem hat der grüne Morris gehört?“ fragte Brubeck von der Times.

„Der Wagen wurde gestern gestoh­len.“

„Wo?“

„In der Nähe von Plymouth.“

„Und der zweite Wagen? Es war doch ein Bentley? Hat man da nähere Hin­weise?“

„Nein, leider noch nicht. Die Num­merntafeln waren mit Schmutz bedeckt und nicht zu erkennen.“

„Können Sie sich ein Bild über den Hintergrund dieses Falls machen oder tappen Sie vollkommen im dunkeln?“ erkundigte sich Warburton von den Evening News.

„Wir haben eine Spur, aber darüber darf ich nichts sagen.“

Schallendes Gelächter.

„Das sagen Sie uns doch immer, wenn Sie keinen Anhaltspunkt haben“, mein­te Warburton. „Geben Sie uns einen Tip!“

„Das darf ich nicht.“

Die Pressekonferenz hatte nichts Neues gebracht. Die Reporter wurden immer unruhiger. Ihre Zeitungen er­warteten von ihnen Berichte, aber was sie zu melden hatten, war recht dürftig.

Um drei Uhr stand Dave Merrick mit Inspektor Crumb wieder vor der wei­ßen Tür, hinter der das Mädchen lag. Der hagere Assistenzarzt ließ sie aber wieder nicht ein.

„Tut mir leid, Sie sind nochmals um­sonst gekommen“, sagte er. „Wir berei­ten eben alles für den Flug nach Lon­don vor. Ich kann Sie nicht zu ihr lassen.“

„Wann fliegen Sie los?“ fragte Crumb.

„In ein paar Minuten. Ich fliege mit. Bitte, halten Sie mich nicht mehr län­ger auf.“

Doch Dave dachte nicht daran, aufzu­geben. Er würde warten, bis sich eine Gelegenheit bot, das Mädchen zu sehen.

Der Inspektor sprach kurz mit dem Polizisten, und Dave verdrückte sich in­zwischen unauffällig. Als er an den Toi­letten vorbeikam, blieb er stehen. Ihm war eine Möglichkeit eingefallen, von wo aus er alles recht gut beobachten konnte. Er zog die Tür auf und sperrte sie hinter sich ab. Innen blickte er sich kurz um, stieg auf die Klosettmuschel und öffnete das Fenster, das sich in Kopfhöhe befand. Neugierig streckte er den Kopf hinaus.

Es war so, wie er es sich gedacht hat­te. Er sah auf den Gang und gleichzeitig auf den Hof. Crumb sprach noch immer auf den Polizisten ein, ging dann aber schließlich.

Nach einigen Sekunden hörte Dave das Geräusch eines Hubschraubers. Er blickte durch das andere Fenster. Der Hubschrauber war im Hof des Spitals gelandet. Ein weißgekleideter Mann stieg aus. Wahrscheinlich ein Arzt, vermutete Dave. Ihm folgte eine Frau in Schwesterntracht.

Sie kamen rasch näher.

Die Krankenschwester sah bild­hübsch aus. Glattes blondes Haar sah unter ihrem adretten Häubchen her­vor. Der Mann neben ihr wirkte düster. Er hatte eine ungesunde Gesichtsfarbe, schmale Lippen und einen stechenden Blick. Die beiden verschwanden im Ein­gang des Spitals. Dave sah wieder auf den Gang. Der Polizist ging langsam auf und ab. Nach einigen Minuten tra­fen der Mann und die Krankenschwe­ster aus dem Hubschrauber ein. Sie verschwanden im Zimmer des Mädchens. Wieder vergingen einige Minuten. Dann erschienen zwei Spitalshelfer mit je einer Bahre. Sie blieben vor dem Zim­mer stehen.

Was soll das? fragte sich Dave. Wieso zwei Bahren?

Die Tür öffnete sich und der Mann aus dem Hubschrauber sagte etwas zu den Helfern, die Pakistani waren. Einer der Farbigen nickte und schob seine Bahre ins Zimmer.

Zwei Minuten später schob er die Bah­re wieder raus. Darauf lag ein mensch­licher Körper, der mit einem Leintuch bedeckt war.

So bringt man nur Tote fort, schoß es Dave durch den Kopf. Da stimmt doch etwas nicht!

Der Helfer blieb kurz stehen und unterhielt sich mit seinem Kollegen. Dann wurde die zweite Bahre in den Raum gebracht, und die Tür schloß sich wieder.

Der Pakistani war sich nicht ganz schlüssig, was er tun sollte diesen Eindruck gewann zumindest Dave, der be­schloß, seinen Beobachtungsposten auf­zugeben und der Sache nachzugehen. Er trat aus der Toilette. Der Helfer mit der Bahre kam auf ihn zu. Der Pakista­ni schob die Bahre langsam vor sich her und warf Dave einen kurzen Blick zu.

Dave sah ihm nach. Das Leintuch war zur Seite gerutscht, und Dave konn­te einen schwarzen Herrenschuh erken­nen.

Es war doch sehr ungewöhnlich, daß ein Toter in einem Spital Schuhe trug. Rasch eilte er dem Helfer nach.

„Wen führen Sie da weg?“ fragte er scharf.

„Ich nicht wissen, Sir“, sagte der Far­bige erschrocken. „Ich nur Auftrag be­kommen. Ich nichts wissen.“

„Bleiben Sie stehen!“ sagte Dave hei­ser.

Er trat an das Kopfende der Bahre und griff nach dem Tuch. Es war unter dem Kopf des Toten verknotet worden. Mit einem einzigen Ruck zog er es weg und fuhr überrascht zurück.

Er sah das bleiche Gesicht des Assi­stenzarztes, der das Mädchen auf dem Transport nach London hätte begleiten sollen. Die Augen waren halb geöffnet, der Blick starr.

Seine Ahnungen hatten Dave nicht getäuscht.

„Ist was, Sir?“ fragte der Helfer.

Dave gab ihm keine Antwort. Er durf­te keine Sekunde mehr verlieren. Wie ein Irrer rannte er den Gang zurück, stieß fast eine Krankenschwester um, stammelte im Weiterlaufen eine Ent­schuldigung und erreichte atemlos die Tür, hinter der das Mädchen gelegen hatte. Er riß sie auf. Das Zimmer war leer. Auch der Polizist war verschwun­den.

Dave drehte sich um, stürzte ans Gangfenster und sah, wie eben ein Helfer eine Bahre aus dem Tor in den Hof schob. Der Mann und die Krankenschwester aus dem Flugzeug folgten ihm. Sie hatten den Aufzug genommen, der ganz am Ende des rechten Trakts lag.

Jetzt kam es auf jede Sekunde an. Dave flog geradezu die Treppe nach un­ten. Schweiß rann ihm übers Gesicht. Nur noch wenige Stufen, dann hatte er es geschafft. Er achtete nicht auf die verwunderten Blicke, die ihn trafen.

Endlich hatte er die große Eingangs­halle erreicht. Er durchquerte sie und riß die Tür zum Hof auf. Der Spitalhelfer kam mit der leeren Bahre zurück, der Polizist ging neben ihm.

Dave schrie ihnen etwas zu, doch sie schüttelten den Kopf, sie verstanden ihn nicht.

Der Hubschrauberpilot ließ den Mo­tor anlaufen.

Es gab nur eine Möglichkeit, das Mäd­chen zu retten. Dave mußte versuchen, den Helikopter aufzuhalten.

Er sprintete los.

Der Lärm wurde zu einem Tosen. Noch hundert Meter. Der Hubschrauber bewegte sich schon leicht und konn­te jeden Augenblick abheben.

Daves Atem kam rasselnd. Nur noch wenige Meter, da hob der Hubschrau­ber ab. Sekundenlang schien er einen halben Meter über dem Boden zu schwe­ben, dann stieg er langsam höher und kam etwas auf Dave zu.

Für Dave gab es kein Zögern. Als der Hubschrauber sich genau über ihm be­fand, schnellte er sich in die Höhe. Seine linke Hand glitt ab, doch die Rechte erwischte eine der Querverstrebungen. Er packte fest zu, dann wurde er ruck­artig in die Höhe gerissen. Er biß die Zähne zusammen. Der Hubschrauber stieg steil in die Höhe. Er brauste knapp über das Spital hinweg. Unwillkürlich zog Dave die Beine an.

Unter sich sah er immer kleiner wer­dend das Spital. Im Hof erkannte er den Polizisten und den Helfer. Doch die konnten ihm jetzt nicht helfen.

Er mußte sich mehr in die Höhe zie­hen, andernfalls würde er bald abstür­zen. Der Fahrtwind zerrte an seiner Jac­ke. Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit. Er spürte, wie ihn langsam die Kräfte ver­ließen.


* * *


Wer weiter lesen möchte, hier der Link zum kompletten Roman:

http://www.zauberspiegel-online.de/index.php/romane-mainmenu-210/26800-kurt-luifs-werkausgabe-4-teil-die-nacht-der-affen

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My Dying Bride My Dying Bride ist männlich
Eroberer




Dabei seit: 03.12.2018
Beiträge: 56

06.12.2018 21:01
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Wie Talis´ umfangreiche Ausführungen schon schließen lassen, erlebt man hier einen Trash - Murks - Kult, wie er heutzutage wohl kaum noch zu finden sein sollte. Die Tatsache, wie ich nun erfahren habe, dass sein Autor Kurt Luif ihn eigentlich zur Abschreckung verfasst hat, und der zeitgenössische, heute irgenwie verdammt charmante Ansatz aus dem Jahr 1973, ergeben eben aus HEUTIGER Sichtweise und Lesart eine fast schon surrealistisch - avantgardistische Leseerfahrung. Gut möglich, dass ich seinerzeit keine 5 Pfennige auf den Roman gegeben hätte.


Immerhin taucht ein tödliches Säurebad im Roman auf, wie es einige Jahre später im momentan wieder von der Romantruhe neu aufgelegten Dr. Morton in einem Romantitel verwendet wurde.

Dazu (leichter Spoiler), einen psychedelisch - abgedrehten Zombie - Traum, und zum Schluss die verblüffende Erkenntnis, dass ein Gehirn, das der Fähigkeit des Flugzeug fliegens mächtig war, diese Fähigkeit behält, auch wenn es zwischenzeitlich in einen Gorillakörper transplantiert wurde.


Ernsthaft - die Einmaligkeit dieses Romans dürfte wahrscheinlich auf ewig numerisch basiert sein. Wer darin aber die Chance zu einem einmaligen Leseerlebnis sieht und weiß, worauf er sich einlässt - der sollte, wenn er die Möglichkeit hat, ohne zu zögern zugreifen. Wow!!!!!

__________________
wicked waiting of the torturer wicked waits the torturer reads history truth seething believed

(Ohgr - Skinny Puppy)

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