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Band 276
"Dr. X - Das Gift des Vergessens"
von Dan Shocker
Eine weiße Jacht schaukelt sanft auf der kaum bewegten See. Vier junge Menschen sind an Bord: Oliver Bond, seine Freundin Priscilla, Clark und Eve Hangdon. Sie sehen es alle: aus dem Meer schiebt sich eine bizarre, mit Tentakeln versehene riesige Kugel. Ein künstlicher Riesenkrake.
In den hell erleuchteten Bullaugen sieht man die scherenschnittgleichen Silhouetten zweier Gestalten: Dr. X und "Thomas", das wie Frankenstein geschaffene Monstrum aus Leichenteilen, das erneut zum Leben erweckt wurde...
Es ist die erste und gleichzeitig letzte Begegnung der vier jungen Menschen mit den Boten des Unheils. Dr. X ist zurückgekehrt und hat das Gift des Vergessens mitgebracht.
Auf Larry Brent, Morna Ulbrandson und Iwan Kunaritschew warten nicht nur die weißen Strände Honolulus, sondern auch das Gift des Vergessens, das jeden ins Verderben führt, der damit in Berührung kommt...
( Subserie: Larry Brent 134 )
Erscheinungsdatum: 01.01.1980
Cover: Lonati
Dieser Roman erschien NICHT in der eigenständigen "Larry Brent"-Serie.
Auf der Hauptinsel von Hawaii geschehen mehrere seltsame Unfälle, die die PSA auf den Plan rufen. Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7 wird hinbeordert, um dem nachzugehen. Am Strand von Waikiki wird er Zeuge eines Jagdbomberabsturzes. Gleich darauf versuchen zwei Motorradfahrer den PSA-Agenten mit ihren Maschinen zu töten, was ihnen nicht gelingt. Als X-RAY-7 einen überwältigen kann, sieht er, nachdem er ihm den Helm öffnet – nichts! In der kompletten Montur steckt nur heiße Luft!
Zusammen mit dem hawaiianischen Captain namens Tankou begibt er sich in das nahe gelegene Dorf Waitu, denn von dort kommen alle Personen, die in die Unglücksfälle verwickelt waren. Aber dort ist niemand mehr zu sehen, alle Bewohner sind scheinbar spurlos verschwunden! Da braucht es erst einmal einen ordentlichen Schnaps von Iwans Privatvorrat. Der Captain japst nach Luft, trinkt einen Schluck Leitungswasser – und löst sich unaufhaltsam auf. Er wird unsichtbar wie alle Bewohner Waitus. Da ahnt Iwan, dass nur Dr. X, die unheimliche Menschenfeindin, dahinterstecken kann.
Und er hat recht damit. Es ist ihr gelungen, mit der »Schwimmenden Höhle«, dem stählernen »Krakenmonster«, von Hongkong nach Hawaii zu entkommen, ihr Faktotum »Thomas« halbwegs zu regenerieren, um nun zum endgültigen Todeshieb gegen die Menschheit auszuholen. Dies will sie mithilfe des Gifts des Vergessens erreichen, einer Substanz der Yaphon-Blüte, die nur in den tiefsten Tiefen des Ozeans wächst, in den Gärten der »Alten in der Tiefe«, von denen Dr. X ihre Macht bezieht. Dies alles erfährt Iwan Kunaritschew von Dr. X höchstselbst, nachdem sie ihn in ihre Fänge bekommt und ihm offenbart, dass ein Drittel seines Gehirns für die vollständige Regeneration von »Thomas« verwendet werden wird. Bevor sie damit beginnen kann, muss sie sich noch um die vielen »Geisttoten« von Honolulu kümmern, die aufgrund der indes durchgeführten Wasserverseuchung der Stadt zu ihrer »Schwimmenden Höhle« unterwegs sind. Mittendrin auch zwei Personen, die X-RAY-7 sehr gut kennt: Larry Brent und Morna Ulbrandson! Sie wollten ihm zu Hilfe kommen, sind jedoch unwissentlich mit dem verseuchten Wasser in Berührung gekommen – und starben einen grausamen Tod.
Iwan Kunaritschew dämmert es langsam, dass diesmal die gnadenlose Menschenfeindin Dr. X auf der ganzen Linie gewonnen zu haben scheint. Sie wird sich die ganze Welt unterwerfen, was ihr erklärtes Ziel ist, denn wer soll sie noch aufhalten können ...?
Meinung: Hier haben wir den fünften Versuch von Dr. X, sich die Menschheit zu unterwerfen beziehungsweise diese zu vernichten, um Platz zu schaffen auf der Erde – für was eigentlich? Egal, darum wird sie sich danach kümmern. Vorerst ist es ihr wichtig, ihr gestecktes Ziel zu erreichen, das sie diesmal perfide genug angeht: mittels Brunnenvergiftung. Wer mit dem Wasser in Berührung kommt, stirbt in kürzester Zeit, löst sich stückweise auf und verschwindet in der 4. Dimension. Von dort kann Dr. X sie jederzeit holen, damit sie ihr zu Diensten stehen. Obwohl Geister, können sie alles machen, wozu sie von der Menschenfeindin genötigt werden. Na ja, das finde ich wieder einmal sehr weit hergeholt. Denn einerseits nicht angreifbar, da Geist, andererseits alles tragen und tun können, was sie wollen, obwohl Geist, das ist wieder einmal ein spezielles Mysterium der Gruselroman-Literatur!
Doch was soll sie sonst machen? Ständig funken ihr die PSA-Leute dazwischen, verhauen ihr einen schönen Plan um den anderen, das ist ja wirklich kaum noch auszuhalten. Aber diesmal schwimmt sie ganz oben ... äh ... mit der »Schwimmenden Höhle« vorm Waikiki-Strand von Honolulu. Und Dan Shocker löscht gleich wieder beim Auftakt des Romans knapp fünfhundert Menschen mit einem Fingerschnippen aus! Das kann er wirklich gut. Denn zum Ende des Romans bleiben diese Leute alle im Jenseits. Zumindest nach dem, was Dr. X so an X-RAY-7 zum Besten gibt, kann es nicht anders sein. In ihrer maßlosen Überzeugtheit, auf der ganzen Linie gewonnen zu haben, erzählt sie dem gefangenen PSA-Agenten alles haarklein und brühwarm, was sie besser für sich behalten sollte.
Und so kann der schönste und todsicherste Plan der ganzen Dämonenwelt wiederum den Bach hinuntergehen, obwohl sich alles im Pazifischen Ozean abspielt. Das Schwatzhafte der Dämonenriege liegt vielleicht daran, dass sie in den dunklen Jenseitswelten, in denen sie zu hausen haben, viel zu wenig Gelegenheit haben für einen gepflegten Tratsch miteinander ...
Irgendwie scheint auch bei Jürgen Grasmück alias Dan Shocker die Luft heraus gewesen zu sein, denn entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, anfangs für ordentlich Dramatik zu sorgen, dümpelt das Ganze etwas vor sich hin. Speziell der Solopart von Iwan Kunaritschew will meiner Meinung nach nicht so recht zünden. Obwohl er sich redlich Mühe gibt. Aber der Autor streut viel zu viel an Erklärungen und Erläuterungen ein, die den Lesefluss etwas hemmen und einfach ermüdend wirken. Klar, es ist wieder zwölf Romannummern her, dass wir von Dr. X lesen durften, aber hier kaut er mehrmals bereits Bekanntes durch, sobald ein neuer Protagonist/Antagonist die Bühne betritt. Das hätte schon ein wenig anders behandelt werden können oder sollen. Die Sache mit der Verseuchung des Trinkwassers ist zwar dramatisch, aber für einen Gruselroman zu wenig, finde ich. So ist man irgendwie doch froh, wenn endlich die letzte Seite vor einen liegt und dieser Roman sein Ende hat.
Es scheint, als ob auch der Autor von Dr. X genug hatte, zumindest vorerst, denn er lässt sie zwar halbherzig mittels Torpedo-Rettungsboot (was die schon alles vor Jahrhunderten entwickelt hatten, aber das wird wohl alles auf die Kappe der »Alten in der Tiefe« gehen) entkommen, aber ich bin überzeugt davon, dass auch bei ihm die Luft raus war für ein weiteres Abenteuer mit der Frau Doktor mit der Halbmaske! Für mich fühlt es sich einfach wie ein Abgesang an.
Was mich zudem sehr stört, ist, dass Dr. X' Faktotum »Thomas« zum Schluss von X-RAY-7 wieder so mir nichts, dir nichts erledigt werden kann. Er stürzt in ein Retortenrohr, dieses zersplittert, und ein scharfer Glassplitter bohrt sich in den Nacken des Frankensteinwesens – und er ist tot! Wie soll das denn gehen bei einem Wesen, das von Dr. X aus Leichenteilen zusammengebaut wurde? Tote Materie kann normalerweise nicht so einfach wieder getötet werden. Aber wenn es dem Zweck, einen längeren Schlusskampf zu vermeiden, dient, dann steht dem wohl wenig im Wege ...
Fazit: Der fünfte und in der SGK-Reihe letzte Dr.-X-Roman (in der Larry-Brent-Reihe kamen die Romane nicht mehr zum Abdruck, weil die Serie vom Pabel-Verlag vorher eingestellt wurde) hat zwar ein dramatisches Leitthema, kann aber nicht so recht punkten bei mir. Ob es an der derzeit allgemeinen Terrorgefahr in Europa liegt, kann ich nicht genau sagen, aber es könnte durchaus damit zu tun haben, dass einem solche Anschläge auf die Menschheit nicht mehr bewegend genug erscheinen im Gegensatz damals zu den beginnenden 1980er-Jahren.
Ich vergebe 3 von 5 Smith & Wesson Laser mit Tendenz zu 2½.
Das Titelbild zeigt die Dr. X mit ihrem Yaphon-Blüten-Serum und einen Mann, bei dem sich wohl gerade die Wirkung einstellt. Ein typischer Lonati, gekonnt in Szene gesetzt, mehr aber auch nicht. Was mir am Gesicht der Frau Doktor dennoch gut gefällt, ist ihr geringschätziger Ausdruck gegenüber dem tödlichen Ergebnis ihrer Anwendung des Serums.
Ich vergebe 3 von 5 Smith & Wesson Laser.
__________________ Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.
Original von Shadow
Das Titelbild zeigt die Dr. X mit ihrem Yaphon-Blüten-Serum und einen Mann, bei dem sich wohl gerade die Wirkung einstellt.Ein typischer Lonati, gekonnt in Szene gesetzt, mehr aber auch nicht
Mehr aber auch nicht ? .
Zitat:
Original von Shadow
Was mir am Gesicht der Frau Doktor dennoch gut gefällt, ist ihr geringschätziger Ausdruck gegenüber dem tödlichen Ergebnis ihrer Anwendung des Serums.
Der bzw. Ihr Blick war es auch, der mich regelrecht faszinierte. Die Wangenknochen gepaart mit dem verachtenen/grausamen/zynischen Blick ....einfach oberstes Kino .
Original von Shadow
Das Titelbild zeigt die Dr. X mit ihrem Yaphon-Blüten-Serum und einen Mann, bei dem sich wohl gerade die Wirkung einstellt.Ein typischer Lonati, gekonnt in Szene gesetzt, mehr aber auch nicht
Mehr aber auch nicht ? .
Eigentlich hast Du recht, dark side: Diesen letzten Drittelsatz hätte ich weglassen sollen. .
Aber wenn ich ihn jetzt entferne, dann ist unsere Korrespondenz irgendwie überflüssig, hängt gewissermaßen unnötig "in der Luft herum".
Gemeint habe ich damit, dass Lonati solche Sachen des Öfteren mit mehr Raffinesse auf die Leinwand gezaubert hat ...
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Die Nr. 5 der 5-bändigen Dr.-X-Reihe von Dan Shocker im Zauberkreis-Verlag.
Meines Wissens gab es nicht mehr als diese 5 Heftromane um die gefährlich-tödliche Frau Doktor.
Im BLITZ-Verlag wurde in den Hardcover-Bänden Nr. 5, 6 und 8 die Story um Dr. X und Dr. Tschang Fu weitergeführt, diesmal von Christian Montillon und Susanne Wilhelm.
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