Asche zu Asche, Stein zu Stein
Den Abschluss des Bandes schreibt ausgerechnet Uwe Voehl. Der einfach kein guter Autor ist und natürlich die Vorlage vermasselt. Es ist eine Schande. Die Ausgangssituation für Coco und ihre Familie ist schlimm. Man hätte auch mit wenig Geschick eine spannende Finalgeschichte schreiben können. Stattdessen zieht sich die Handlung gar furchtbar und wie erwartet ergeben gleich mehrere Sachen keinen Sinn. Voehl könnte man wirklich mit Dark vergleichen, aber Dark verzichtet auf irgendwelche Sadismusfantasien in seinen Werken.
Da die Zamis' ohne Verbündete einem unbekannten Feind gegenüber stehen, sucht man in Wien Verbündete. Gern hätte ich Georg und Michael bei den Verhandlungen, Erpressungen und Bestechungen begleitet. Jedoch ist der Leser an Coco gebunden, die Onkel Enrico durch Wien führt. Ja danke, das ist jetzt der wievielte als Horrorroman getarnte PR-Reiseführer von Voehl? Wien ist geil, hat eine interessante Vergangenheit und viele Sehenswürdigkeiten. Und der Autor kennt sich ganz doll aus. Ich habe es verstanden. Gibt eine 1+ mit Sternchen in Lokalhistorie. Der Rabendämon ist ein kleiner Pluspunkt der Geschichte. Endlich mal eine bekannte Figur, die wieder aufgegriffen wird, deren Potential aber ungenutzt bleibt. Ich nehme es ihm einfach nicht ab, dass er sich in dieser Lage erstmal auf Sightseeing Tour begibt.
Der Gorgonendämon indes erweckt Statuen zum Leben und versteinert Gebäude. Einen Angriff auf die Zamis-Sippe gibt es bis zum Finale schlichtweg nicht. Der Hüter des Hauses wird entführt, das erwähnt Voehl aber auch nur indirekt, statt den Leser daran teilhaben zu lassen. Und dann zerspringen noch einige Kristallkugeln im Zamis-Anwesen in gefährliche Splitter. Schockierend! Dann lieber beschreiben, wie Coco am späten Vormittag ihr Frühstück zu sich nimmt und mit ihrem Bruder Smalltalk betreibt. Wo er denn gestern feiern war und ob er jemanden aufgerissen hat. Solche Szenen passen perfekt, wenn man gerade in Todesgefahr schwebt.
Dann begibt sich die Hexe aber doch noch zu einer Wahrsagerin. Die zeigt Coco eine Zukunftsvision, nach der sie unbedingt aus Wien verschwinden muss. Sofort. Sonst besiegelt sie das Ende ihres Clans. Wieder bleibt dem Leser der Inhalt dieser Szene verborgen. Coco aber ist vollkommen überzeugt und macht sich umgehend auf dem Weg zum Flughafen. Was zwei Seiten später aber wieder vergessen ist. Sie will ihrer Familie nun doch weiter helfen. Wenn Voehl nur die Charaktere so realistisch und nachvollziehbar schreiben könnte wie harte Vergewaltigungsszenen.
Es gibt schließlich ein offizielles Duell der Kontrahenten im Wiener Prader. In verschiedensten Attraktionen werden die Zamis' angegriffen und überleben alle nur knapp. Ich weiß jetzt also auch, dass es auf dem Prader ein Spiegelkabinett, Riesenrad, Boxstand und Fahrgeschäfte gibt. Danke für die Werbung. Ließt sich wieder wie ein Reiseführer bei dem die handelnden Charaktere nur unliebsames Beiwerk sind. Das eigentliche Finale findet dann bei einem vom Xenos-Clan ausgerichteten dämonischen Ball statt. Coco schnüffelt im Gebäude der Gastgeber umher und erhält eine weitere Vision der Hellseherin. Die Xenos' haben tatsächlich den Ur-Dämon Gorgos beschworen und Coco ist der Schlüssel zu seiner Vernichtung. Wie jetzt? Vorher hieß es noch, sie soll aus Wien verschwinden, weil sie der Untergang ihrer Familie ist. Und jetzt ist sie die Rettung? Als Gorgos dann auftaucht kann nur Coco seinem Blick mittels Zeitmagie entfliehen, alle anderen werden versteinert. Ich als aufmerksamer Leser erinnere mich zurück an mehrere Bände in denen erwähnt wurde, dass Cocos Bruder und Vater die Zeitmagie mindestens genau so gut, vermutlich sogar besser, beherrschen. Egal, Voehl macht eh alles, wie es ihm gerade passt.
Und wie besiegt die Hexe nun einen uralten Dämon? Was hat Voehl sich da in tagelangem Gegrübelt einfallen lassen? Klar, sie überredet ihn. Richtig, Coco hält ein Pläuschen mit Gorgos und überzeugt ihn, sich gegen die Xenos' zu stellen. Ich widerstehe dem Drang, meinen Kopf in rhythmischer Anmut mehrmals gegen den Tisch zu hämmern und bringe die letzten Seiten hinter mich. Gorgos versteinert nun also auch seine Verbündeten und Coco flieht aus Wien. Im Epilog erfahren wir noch, dass Asmodis die Xenos' angestiftet hat und ein Kopfgeld auf Coco aussetzt...zum gefühlt zehnten mal.
Eine kopflose Flucht bringt Coco eigentlich nichts. Sie muss jetzt irgendwo jemanden auftreiben, der ihr gegen Gorgos helfen kann und die versteinerten Leute wiedererweckt. Die reine Entwicklung der Serie gefällt mir. Wien versteinert, Coco auf der Flucht. Nur hätte man das besser schreiben können und müssen. Und warum die Anschläge auf Cocos Mitschüler? Haben die Autoren vielleicht schon wieder vergessen, ich aber nicht. Dass Gorgon einen Hypnoseblick und Klauen besitzt würde eventuell gehen, aber funktionierende Vampirzähne bezweifle ich eher. Wie befürchtet ergibt die erste Geschichte des Buches keinerlei Sinn.

(4 von 10 Freaks), vor allem wegen dem Grundkonstrukt der Handlung.
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4. Dämonenkiller